Auf der Brennsuppe schwimmen

Hallo zusammen,

es gibt eine bayerische Redensart, die wie folgt lautet:

„Ich bin nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen.“

Es bedeutet so viel wie „Ich bin ja nicht dumm.“
Mich interessiert, worauf dieses Sprichwort zurückzuführen ist.
Ich habe schon alle mir bekannten Online-Enzyklopädien und
Suchmaschinen durchforstet, bin aber nicht fündig geworden.

Kann mir jemand helfen?

MfG Andreas Nagel

Hallo, Andreas,

„Ich bin nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen.“
Mich interessiert, worauf dieses Sprichwort zurückzuführen
ist.

Schwerschwerschwer!
Auch Röhrich schweigt sich aus; weder unter brennen noch bei Suppe und auch nicht bei schwimmen ein Hinweis. Und auch meine anderen kleinen schlauen Büchlein geben nichts her.

Man muss also spekulieren:

Die Brennsuppe ist ein sehr einfaches, karges Mahl, ein Arme-Leute-Essen. In der Brennsuppe schwimmen armselige Zutaten - man denke jetzt nicht an die heutigen Verfeinerungen - Graupen, Kartoffelstücke, alte trockene Brotbissen, taubes Zeug, also nichts Wertvolles.

Wer also auf der Brennsuppe daherschwimmt, ist ein fader, nichtiger, tauber, dummer Zusatz, auf den man gut verzichten kann.

Und in der Form: Ich bin NICHT …
meint es eben: Ich bin nicht so dumm, dass …

Aber wie gesagt: reiner Spekulatius!

Fritz

Hallo Andreas,

ich habe auch noch eine schöne Erklärung !
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sich meine Mutter (von ihr stammt die Erklärung) das nicht nur ausgedacht hat, aber es ist auf jeden Fall lustig :

Angeblich hat man den bayrischen Kindern früher auf die Frage, wo denn die kleinen Babys herkämen erzählt, dass diese auf der Brennsuppe daher schwimmen(wahrscheinlich wurden sie dort vom lieben Gott in einem Weidenkörbchen ausgesetzt oder so…)
Wenn also einer von sich behauptet , er sei nicht auf der Brennsuppe daher geschwommen, so will er damit sagen, dass er (schon) Bescheid weiß und sich eben keinen Bären mehr aufbinden lässt.

Gruß

Heidi

Hallo Fritz,

„Ich bin nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen.“
Mich interessiert, worauf dieses Sprichwort zurückzuführen
ist.

Schwerschwerschwer!
Auch Röhrich schweigt sich aus; weder unter brennen noch bei
Suppe und auch nicht bei schwimmen ein Hinweis. Und auch meine
anderen kleinen schlauen Büchlein geben nichts her.

Man muss also spekulieren:

Die Brennsuppe ist ein sehr einfaches, karges Mahl, ein
Arme-Leute-Essen. In der Brennsuppe schwimmen armselige
Zutaten - man denke jetzt nicht an die heutigen Verfeinerungen

  • Graupen, Kartoffelstücke, alte trockene Brotbissen, taubes
    Zeug, also nichts Wertvolles.

Wer also auf der Brennsuppe daherschwimmt, ist ein fader,
nichtiger, tauber, dummer Zusatz, auf den man gut verzichten
kann.

Und in der Form: Ich bin NICHT …
meint es eben: Ich bin nicht so dumm, dass …

Aber wie gesagt: reiner Spekulatius!

Zum besseren Verständnis hilft das überlieferte Rezept der Brennsuppe. Sie ist eigentlich eine dünnere Abwandlung des Mehlmuses.
Zutaten: eine grosse Pfanne, Mehl, Wasser. Eine Prise Salz. Und wenn man hatte Schmalz (der pure Luxus für arme Waldarbeiter).
Das Mehl wurde trocken in die Pfanne geschüttet und geröstet (gebrannt), dann mit Wasser angerührt und zu einer dicklichen Suppe verkocht.

So man Schmalz zum Rösten hatte, schwammen auf der Brennsuppe einige Fettaugen. Die waren aber meist so wenig, dass man sie zählen konnte. Andere Zutaten kamen dort absolut nicht hinein. Also nix mit Gemüseteilchen.

Auf der Brennsuppe daher geschwommen sein deutet im Bayerischen Wald und auch bei mir zu Hause in Oberfranken noch immer dezent eine ganz arme Herkunft an. Wer also behauptet, dass er das eben nicht ist, will damit sagen, dass er durchaus „etwas darstellt“ und man soll ihm bitte nicht die Ehre abschneiden (vor allem im Altbaierischen ein empfindliches Teil), indem man das Gegenteil behauptet.

Und als Nachsatz: Brennsuppe aus geröstetem Gries und Fleischbrühe schmeckt tatsächlich ganz ordentlich. Ein Schuß Sahne, ein Eigelb und Muskatnuss machen sie fein. Rezept meiner Großmutter.

viele Grüße
Angelika

4 Like

Hei, Heidi,

das ist eine sehr schöne Erklärung. Die übernehme ich!

So non e vero, e bene trovato!

Fritz

Hallo, Angelika!

Und als Nachsatz: Brennsuppe aus geröstetem Gries* und
Fleischbrühe schmeckt tatsächlich ganz ordentlich. Ein Schuß
Sahne, ein Eigelb und Muskatnuss machen sie fein. Rezept
meiner Großmutter.

*Den Gries mit Schmalz dunkel anbrennen? Ja? Also statt Mehlschitze eine Griesschwitze. Dann Fleischbrühe drüber, Sahna, Eigelb und würzen. Fertig? Ja?

Das probiere ich demnächst!

Ich bekam als Kind wenigsten einmal pro Woche Brennsuppe mit Kartoffeln, verührtem Ei und Brot eingebrockt! Und wurde rund und dick davon! :wink:

Viele Grüße
Fritz

Hallo,

allerdings kenne ich als Ausdruck für die ungeborenen Kinder eigentlich „Abrahams Wurs(ch)tkessel“.
Mit was man die Kinder nicht alles verwirrt

–> beliebtes Zitat aus Schüleraufsätzen
„Seit drei Generationen hat es in unserer Familie keine normale Geburt mehr gegeben“ :smile:

gerhard

*Den Gries mit Schmalz dunkel anbrennen? Ja? Also statt
Mehlschitze eine Griesschwitze. Dann Fleischbrühe drüber,
Sahna, Eigelb und würzen. Fertig? Ja?

Ja also dunkel sollte der Grieß nicht werden, halt schön goldbraun. Wenn man will kann man auch vorher Zwiebelstücke anrösten.
Bei uns kam dann keine Sahne, Ei oder sonstiges dazu. Nur Zwiebel und Grieß, evtl. Petersilie oder Schnittlauch darüber, das war dann eine „geröstete Grießsupppe“.

gerhard

Hallo Fritz!

Hierzulande ist die einfache Mahlzeit als „Einbrennsuppm“ bekannt (naja, den Jüngeren vielleicht nicht).
Aber: Dahergeschwommen wird bei uns auf der „Nudlsuppm“. Eine Erläuterung dazu fehlt mir allerdings auch.

Zur Grießsuppe: Ich nehm Butter und röste etwas Zwiebel und Grieß (meist frisch aus der eigenen Getreidemühle) goldgelb, dann weichkochen. Gerne tu ich ein Ei hinein.
Gewürze:
Thymian (sparsam!) kommt bei mir in (fast) jede Suppe.
Grünkern und Roggen kriegen Kümmel und Koriander.
Gerste kriegt Majoran und einen Schuß Milch.
Dinkel (und Weizen) einen Hauch Muskatnuß.

Beste Grüße
Barney

Da schau her! So macht man also aus
einem Sprachbrett ein Rezept- und Plauderbrett! :wink:

*ggg*
Fritz

Hallo,

als Nichtbayer könnte ich mir aber auch eine vermittelnde, dritte Auslegung nach den bisherigen Antworten vorstellen. Die Brennsuppe ist doch ein Essen gewesen, das man früher insbesondere in den etwas abgelegenen Gegenden gegessen hat. Der Bevölkerung dieser Gegend sprach und spricht man ja oft eine höhere Intelligenz ab und tatsächlich gibt es ja auch sichtbare Folgen der Fortpflanzung in kleinen Populationen (Inzucht). Der auf der Brennsuppe Dahergeschwommene könnte also eben dieser Hinterwäldler mit eingeschränktem Verstand sein.

Gruß vom Wiz

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Servus Fritz,

wie Barney schon geschrieben hat, wird in Ösitanien
„nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen“

Dann gibts noch „In der eigenen Suppe schwimmen und nicht über den Tellerrand sehen können“.

Für mich bedeutet dass, engstirnig oder nicht engstirnig sein.

„Nudel“ wird in Ö sehr oft verwendet, ob „Dumme Nudel“ oder „Nudelauge“ oder „Nudeldrucker“. Die Nudelsuppe ist ein Nationalgericht und steht auch für „hausbacken“
sein. Noch so ein Spruch: „Außer Nudelsuppe, kennt/frisst DER nichts!“

Herzliche Grüße von
Kerbi

leider alles auf der falschen Spur
Hallo Andreas,

es gibt eine bayerische Redensart, die wie folgt lautet:

„Ich bin nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen.“

Es bedeutet so viel wie „Ich bin ja nicht dumm.“

Das ist leider falsch. „Auf da Brennsuppn daherg´schwomma sei“ hat nichts mit gescheit oder dumm zu tun, sondern mit dem sozialen Status. Wenn jemand deutlich machen will "Ich bin wer - mir kann man nicht so kommen als ob ich aus armen / einfachsten / evtl auch assozialen Verhältnissen komme.

Brennsuppe war ein Armeleute-Essen.

Man könnte synonym auch sagen „I bin net aus`m Glosschermviartl“ (Ich bin nicht aus dem Glasscherbenviertel".

siehe auch: Neues Bayerisches Wörterbuch von Franz Ringseis.

Viele Grüße

Iris

Hallo, Iris!

Es bedeutet so viel wie „Ich bin ja nicht dumm.“

Das ist leider falsch. „Auf da Brennsuppn daherg´schwomma sei“
hat nichts mit gescheit oder dumm zu tun, sondern mit dem
sozialen Status.

Du hast sicher Recht mit deiner Feststellung. Diese Herkunft und die ursprüngliche Bedeutung leuchten mir ein.
Aber sicher ist auch, dass dieses Sprüchlein heutzutage fast nur noch in der von Andreas genannten Bedeutung gebraucht wird.

siehe auch: Neues Bayerisches Wörterbuch von Franz Ringseis.

O, bitte! Könntest du den ganzen Artikel zitieren? Bitte!

Gruß Fritz

Zum Glasscherbenviertel
Hi Iris,

die (Ein-)Brennsuppe ist ein Arme-Leute-Essen; das Glasscherbenviertel hat in erster Linie mit Unordnung zu tun, nicht zwangsläufig mit Armut - der Volksmund weiß das besser: „Arm, aber reinlich“. Bei den Eisentandlern und Lumpensammlern sah es immer am schlimmsten aus, obwohl da niemand arm war. Synonym sind die beiden Redensarten also keineswegs.

Mit dem Begriff „sozialer Status“ kann ich mich überhaupt nicht anfreunden, weil „sozial“ im Sinne von „besitzend“, „wohlhabend“ eingesetzt wird (zur Erinnerung: sozial heißt die Gesellschaft betreffend [Duden]). Unter Politikern wird gern von den „sozial Schwachen“ gesprochen, obwohl gerade hier oft mehr an sozialer Kompetenz zu finden ist als in den gehobenen Kreisen.

Gruß Ralf

1 Like

Leider…
… kann man nur EINEN Stern vergeben!!!
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Schön, …
Alexander, geb ich ihm auch eins!

Fritz

Errata im Nebenbach
So geht’s, wenn der Mensch ins Hudeln kommt!

früherer Kolumnist

Sigi Sommer war’s, ? bis 1996: Für das Web kam er ein wenig zu spät, weshalb über ihn fast nichts zu finden ist. Von seinen Wortschöpfungen haben bei weitem nicht alle überlebt, geblieben sind uns die Schnittlauchlocken und der Knödlfriedhof.

der Süddeutschen Zeitung

der Münchner Abendzeitung

(Blasius, der Spaziergänger?)

so hieß die Figur, die er erzählen ließ

Gruß Ralf

Danke+Gruß, ohrenglühendrot (owT)