Hallo zusammen!
Unter „häufige Fragen“ bei religiösen Themen fand ich hier ein FAQ zu „Aug um Aug“.
Die Links sind nicht mehr ganz aktuell und ich möchte das Thema wegen neuer Erkenntnisse in der Textforschung zur Diskussion stellen.
Man vermutet durch die schreckliche Formulierung (Aug um Aug) in Kombination mit einem Befehl Gottes oder Mose, dass es in der Antike eine Rechtsauffassung gab, die gleiches mit gleichem vergalt. Vorstellen kann ich mir das nicht so richtig, denn die Leute liefen nicht gern ohne Augen, Arme und Beine - und es wäre bei solcher „Strafe“ keinem gedient. Allerdings wurde mir von Seiten des jüdischen Rechtswesen versichert, dass so etwas nie gehandhabt wurde.
Leider fand ich auch in den Seiten des Judentums (über das FAQ) keine richtige Aufklärung mit „aha-Effekt“ sondern nur Vermutungen und Nebenhinweise, die diesen Fall keineswegs klären können. Man bewegt sich nur in Vermutungen, nicht aber in korrekten Textanalysen.
Hier ist der Text der Interpretation vom FAQ:
„Die Fehlinterpretetation eines Grundsatzes der israelitischen (und später jüdischen) Rechtsprechnung in 2 Moses 20-27 als Manifestation einer Rache-Ethik hat eine Geschichte, die möglicherweise bereits zur Zeit der Verfassung neutestamentlicher Texte ihren Anfang hat. Daß insbesondere die christliche Fehlinterpretation ihren Ausgangspunkt in Matth. 5.38-42 hat …“
Matthäus 5:38 ist auch nicht besser:
„Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
39 Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar.“
Das ist noch dümmer. Es gibt keine Stellungnahme zum unmöglichen „Aug um Aug“ aber ein weiteres Problem mit einer Ohrfeige:smile:. Alles Übel soll man mitmachen. Das finde ich gar nicht gerecht, selbst wenn es Jesu Worte sind. Es wäre die Basis zu grenzenlosem Chaos.
Zur Aufklärung!
Das AT ist Hebräisch. Zu der Zeit, als das NT entstand, kannte man die Auslegung von „Aug um Aug“. Ain (Auge) ist auch Quelle, Masche, Blickweise.
Man sagte: Eine Blickweise gegen eine andere austauschen.
Es gibt noch 6 weitere Möglichkeiten für tachat. Die Kombinationen für alles über ain, gäbe eine zu lange Geschichte für hier.
Aber der unterschiedliche Blick auf die Regel verdeutlicht schon mit den einfachsten Worten das Talionsprinzip. Das war nicht dazu da, gleiches mit gleichem zu vergelten, sondern um ein ausgewogenes Urteil in allen Blickrichtigungen zu finden.
Sehe ich das richtig von juristischer Seite?
In einigen Lehrbüchern steht es zwar anders. Die behaupten „grundlos“ grausige Überlieferungen. Etwas anderes als Blickweisen verändern macht juristisch wenig Sinn. Das Andere ist nur Vorurteile und Gemeinheiten schüren.
Die scheinbar grausamen Gesetze finden sich auch im Codex Hammurapi. Auch in Gortis (Kreta) wurde eine solche Sammlung gefunden. Jedoch, die „Gesetze“ sind auf der Rückseite eines Theaters! eingraviert. Leider hatte ich bisher keine Gelegenheit, den griechischen Dialakt näher anzusehen - ob damit eine ähnliche Verwechselung der humorvollen Ansichten bei ähnlichen Wörtern geht. Im Codex Hammurapi vermute ich es, wegen der Ähnlichkeit der Wörter.
Um den Gedanken auf weitere Beispiele auszudehnen:
2. Mose, 21.24: „Zahn um Zahn“?
Fleißig lernen, statt ein Brocken sein.
regel tachat ragel? (soll man das nicht gleich sprechen?)
Fuß um Fuß …
Nein, auskundschaften - statt sich gewöhnen.
Chabura tachat chabura
- nicht Freundschaft gegen Beulen -
sondern Beulen gegen Freundschaft tauschen.
Das muss man schon s e h r überlegen zwecks „richtiger“ Auslegung!
Aus diesem humorvollen Umfeld entstanden die Verse von Matth. 5. 38
Von wegen - nicht dem Übel wiederstreben!
Es ist natürlich nicht nachzuvollziehen, wie das gesagt wurde - weil es keine mündliche Aufzeichnung gibt - auch kein schriftliches Dokument. Erst der deutsche Gelehrte Delitzsch hat das NT in Hebräisch übersetzt. Nimmt man statt Übel, Freundschaft (das Wort lautet fast gleich) so ergibt sich:
Nicht bei Freundschaft mokkieren, sondern sie mit Frische noch besser machen.
Wenn ich ein paar Lücken mit Worterklärungen habe, bitte zu Wort melden. Wange, laxi, würde sich mit Frische und Lebenskraft „reimen“.
Aug um Aug ist also kein „gefährliches“ Gesetz sondern ein guter Ansatzpunkt, alle Sichtweisen durchzugehen.
Magda