Aus dem Nichts: Politischer Film und Popkornkino

Hallo,
der Film „Aus dem Nichts“ lehnt sich mit seiner Handlung an die NSU-Morde an, erzählt diese aber nicht nach.


Katja ist mit dem Kurden Nuri Sekerci verheiratet, mit dem sie gemeinsam einen 5-jährigen Sohn hat. Sie leben in Hamburg.
Warum bedient Fatih Akin das Klischee des Alltags-Sexismus/Alltags-Rassismus ausgerechnet in einem Film mit politischer Botschaft? Ausgerechnet ein blonder Hollywood-Star wurde auerkoren, den weiblichen Part in dem Film zu spielen.
Wäre eine Fatih Akin eine dunkelhaarige kurdische Frau mit Kopftuch vielleicht nicht geeignet erschienen, den Film international erfolgreich zu vermarkten und seine politische Botschaft unters Publikum zu bringen? Warum hat er keine kurdische Frau für die Rolle gewählt?
Wie wäre mal ein Sozialdrama über die Kurden-Szene für dieses Ereignis? https://www.derwesten.de/panorama/frau-hinter-auto-hergeschleift-14-jahre-haft-fuer-taeter-id210756683.html

Zum Prozessauftakt hatte der Angeklagte gestanden, dass er Ende November in Hameln die 28-Jährige auf grausame Weise töten wollte. Nach Faustschlägen, Messerstichen und Axthieben band er die Frau laut Anklage an die Anhängerkupplung und fuhr schnell los. Nach rund 200 Metern löste sich das Seil, das Opfer überlebte schwer verletzt. Während der Tat saß der damals knapp dreijährige Sohn der beiden im Auto. Hintergrund des Gewaltexzesses war ein Streit um Unterhaltszahlungen.
Um den Stoff besser an den Mann zu bringen, könnte er auch wieder frei erzählt werden. Welche blonde Hollywood-Ikone könnte dann z.B. das Opfer spielen?
Gruß
rakete

Sind denn nun alle Kurden geistesgestört? Oder was sollte ein solcher Film sonst für eine Aussage haben?

Hallo Torsten,

jede Antwort auf so einen sinnentleerten Beitrag ist vergebene Liebesmühe.

Ehrenmorde, kulturell motivierte Eifersuchtsdramen, Blutrache.: Es bedarf leider nicht immer einer Geistesstörung für solche Dramen.
Nach Einschätzung des psychiatrischen Gutachters ist der Angeklagte zwar psychisch gestört, aber voll schuldfähig.
Gruß
rakete

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Hier hat ja gerade jemand geschrieben, man sollte jeden Beitrag ernst nehmen und den Verfasser nicht gleich in irgendeine Ecke stellen, egal welches Klischee er gerade bedient haben möchte.

Völlig richtig. Ich halte die Frage für berechtigt, warum es für Film und Fernsehen überweigend notwendig erscheint, bei Kriminalstorys „politisch korrekte“ Fallkonstellationen zu konstruieren. Mörder sind in der Regel Deutsche. Man denke z.B. auch an die absurden Realitysoaps von Polizeistreifen im Privat-TV.
Gruß
rakete

Aber eben auch nicht immer:

https://de.wikipedia.org/wiki/Tatort:Br%C3%BCder(2014)

Exzellenter Tatort mit realem Bezug. Jeder, der aus Bremen und Umgebung stammt, wusste, wer da gemeint war. Montags wird bei SPON stets der Tatort vom Vorabend bewertet. Interessant waren hier die Kommentare, insbesondere einer ist mir im Gedächtnis hängengeblieben:„Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hetzt gegen Migranten.“ Was soll man dazu noch sagen.

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Hallo!

Was die bis heute in etlichen Details ungeklärten Verbrechen der NSU-Gang und ihrer Unterstützerszene mit dem Gewaltexzess einer Beziehungstat zu tun haben, erschließt sich mir nicht.

Den Film „Aus dem Nichts“ hab ich (noch) nicht gesehen, kann deshalb nichts dazu sagen. Aber zu Gewalt gegen Frauen, auch zu häuslicher Gewalt, kann ich etwas beitragen. Dies insbesondere, weil meine Erinnerung über ein halbes Jahrhundert zurück reicht. Darüber hinaus bewahre ich aus einer Erbschaft Schriftverkehr auf, der Schlaglichter auf das hierzulande gepflegte Frauenbild enthält. So wurden Ende der 40er/Anfang der 50er Behörden- und Bankbriefe „an den Haushaltsvorstand“ oder „an Eheleute Hans Müller“ gerichtet, obwohl es um Angelegenheiten der Ehefrau ging. Ich beobachtete, wie Frauen nicht berufstätig sein durften, weil es der Ehemann verbot - alles im Einklang mit der Gesetzgebung. Frauen waren i. d. R. wirtschaftlich abhängig, mussten sich wie Dreck behandeln lassen, Vergewaltigung inbegriffen. Mädchen wurde Bildung vorenthalten und noch Ende der 60er erhielten Jungen Physik- und Chemieunterricht, während für Mädchen Kochen und Nadelarbeit vorgesehen war. Jungs sollten sich austoben, während für Mädchen die Jungfräulichkeit eine Frage von Ehre oder Flittchen war. Manche zukünftigen Schwiegerväter ließen forschen, ob der Schwiegersohn in spe auch wirklich ehelich gezeugt war. Vorstrafen wegen irgendwelcher Vermögens- oder Gewaltdelikte wären aber entschuldbar gewesen.

Soll heißen: Die bis heute in vielen Ländern (übrigens unabhängig von der Glaubensrichtung) gängigen Ehrvorstellungen und Frauenbilder gab es in ähnlicher Ausprägung bis vor gar nicht langer Zeit auch hierzulande. Gewalt gegen Frauen ist in D bis heute unabhängig von Herkunft und sozialer Schicht ein Massenphänomen. Die Arschlöcher sind in jeder Gesellschaft normalverteilt.

Gruß
Wolfgang

Und den Film hast Du auch noch nicht gesehen…

Alle was Du gegen Akin vorbringst ist so hanebüchen an den Haaren herbei gezogen, dass es mich schüttelt. So was nennt man in informierten Kreisen künstlerische Freiheit!
Es gibt kein Propagandaministerium mehr.

Nur der Zuschauer entscheidet, ob der Film gelungen ist oder nicht.
Jedenfalls ist er für mich sehr relevant.
Nach allem was man bisher hört liefert Frau Kruger auhc eine beindruckende Vorstellung ab.

Gottseidank sind Stimmen wie Deine bisher nur randständig und man kann schon am Usernamen von weitem riechen, was gleich kommt.

Inwiefern?

Wenn du ihn noch nicht gesehen hast…

Irgendwie scheinen dir die Fragen im UP entgangen zu sein. Aber für ein abschließendes Statement der Voreingenommenheit genügt es.

Seltsam.

Franz

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Der Film ist Kino, Popkultur. Er pflegt eine Hollywood-Ideologie, bekannte Darsteller, irgendeine Mischung aus Doku bis Fiktion zusammengeführt, der am Ende ein Genre Unterhaltung und Kohle verdienen bestmöglich bedient.

Es ist kein (gesellschafts-) politischer Film. Auch wenn er über Medien so dargestellt wird. Er behandelt auch nicht ein bestimmtes Thema, sondern zwei und mehr voneinander unabhängige. Die auf irgendeine Weise miteinander verknüpft werden müssen. Diane Kruger als weiße Frau scheint hier dem Filmemacher passend.

Mehr ist da nicht.

Franz

Relevant im Sinne von Wichtig, bedeutsam.

Kann man bereits sagen, wenn man den Film noch nicht gesehen hat, weil Fachleute ihn für bedeutsam und gut umgesetzt finden.
Der UP stellt aber eine Frage, die gar nichts mit dem Film zu tun hat, er möchte einen irgendwie anderen Film, mit einem anderen Thema, er prangert den Mainstream, das politisch-korrekte an.
Über dieses Stöckchen springe ich nicht.

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Hallo,

Kannst du das erläutern? Ich habe nur über den Film gelesen, aber das was ich gelesen habe, bedeutet für mich, dass es darum geht, dass ein Mann und ein Kind getötet werden, die Polizei sich aber in eine falsche Richtung verrennt (wobei die falsche Richtung darauf hinausläuft, dass dem Opfer selbst Schuld unterstellt wird), wodurch die Mörder entkommen und die Witwe dann zur Selbstrache greift.

Welche weiteren Themen meinst du?

Grüße
Siboniwe

Den ersten Satz kann ich unterschreiben,
Der Rest voreingenommen und abwertend, es sei denn Du hast den Film gesehen.

Mehr ist da nicht.

Ich nehme an, du beziehst dich auf

Wobei - es nun einmal eine Tatsache im Filmgeschäft ist, dass man nicht in internationale Bereiche vorstoßen kann, wenn man sich nicht bis zu einem Mindestmaß an Hollywood anpasst.
Es gibt Filme, die den „foreign language Oscar“ kriegen und zu einem internationalen Erfolg werden - aber es gibt auch solche, die dann zwar in kleinen Häusern kurz durchgereicht werden und das war’s dann. Und da Filmemachen so ein sauteures Geschäft ist, kann ein finanziell erfolgreicher Film die Arbeit des restlichen Arbeitslebens garantieren. Abgesehen davon, dass es auch eine Art von Befriedigung für einen Künstler ist, wenn nicht nur ein paar tausend, sondern Millionen Menschen deinen Film sehen - unabhängig davon, was dann in Interviews über künstlerische Autonomie erzählt wird. Gerade Film - wo Kunst und Finanz sich treffen - ist ein Ausbalancieren zwischen diesen beiden Polen.

Grüße
Siboniwe

Hallo,

der Film hat nichts mit häuslicher Gewalt zu tun. Das war nur eine Nebelkerze, die in den Raum geworfen wurde. Was deinen Erinnerungen keinen Abbruch tut - so war es nun mal.

Grüße
Siboniwe

Rassismus, Terrorismus, Selbstjustiz, Rechtsstaatlichkeit.
Das halbe Lexikon der Psychologie der Gewalt ist da reingepackt. Keines dieser Themen ist im Ansatz bearbeitbar bei dieser Gesamtfülle - und wohl auch nicht beabsichtigt.

Das Gesamte vereinsamt, wenn man sich Trailer ansieht und Kritiken liest, offensichtlich zu einer Hommage an DK (sie ist ja auch eine gute Schauspielerin). Akin hat in einem TAZ-Interview auch dargelegt, dass es ihm um eine möglichst große Identifikation des Publikums geht, was er einer nichtweißen Frau nicht zugetraut hätte.
Künstler kennen halt keinen Rassismus oder Sexismus, sie sind da frei

Wenn ich mir den Film ansehe, dann wohl der Unterhaltung wegen. Vielleicht auch, um nachzusehen, ob aus dem gehobenen Anspruch Akins - ein filmischer Beitrag zu „es muss zukünftig den Opfern mehr Beachtung zuteil werden“ - nicht eher eine Rechtfertigung von Selbstjustiz geworden ist.

Franz

Nun ja, aber das sind Themen, die natürlich miteinander verwoben sind. Ein Film - vor allem einer, der ein bisschen Anspruch hat - ist mehrschichtig. Würde man sich nur auf ein Thema konzentrieren, wäre der Vorwurf sofort da, der Film sei eindimensional. Sogar Filme von Charles Bronson, von denen einige im Bereich Selbstjustiz zu Ikonen wurden, haben andere Themen mithineingepackt.
Was den Film von Akin betrifft, kann ich das nicht beurteilen, ob ich deiner Analyse zustimmem ich habe ihn nicht gesehen. Du aber offensichtlich auch nicht. Und nur von Trailern oder Interviews (die der Reklame dienen) zu urteilen, ist gefährlich.
Was er über eine weiße (bekannte) Frau als Hauptdarstellerin sagt, habe ich oben auch angedeutet. Und latenten Rassismus für sich arbeiten zu lassen, bedeutet nicht, selbst rassistisch zu denken, jedenfalls nicht notgedrungen.

Grüße
Siboniwe

Dann ist ja alles in Ordnung, wenn es die Fachleute gesagt haben. Ich ärgere mich gerade, dass ich dir im letzten Thread ernsthaft geantwortet habe.
Und nein, das heißt nicht, dass ich Rakete in Schutz nehmen oder seiner Meinung bin.
Im Prinzip ist der Thread komplett überflüssig, weil hier gerade Leute diskutieren, die den Film nicht gesehen haben und sich trotzdem eine Meinung bilden.

Data

Stimmt, den Tatort hatte ich auch gesehen.
Ein weiterer mutiger Film, der sich mit dem Thema Migrantenkriminalität auseinandersetzte war


der auch in youtube verfügbar ist

Ansonsten war in der Vergangenheit das Verhältnis „Opfer-Täter-Verdächtiger“ eher von Einseitigkeit geprägt.
Beste Grüße
rakete