Hallo,
soweit ich das am Rande mitbekommen habe, hatte auch nichtmal
einer der misshandelten Rekruten Anzeige erstattet, sondern
irgendein unbeteiligter Denunziant.
ich bin immer wieder beeindruckt, wie selbstbewußt sich Personen, die niemals der Bundeswehr angehörten, bei solchen Themen zu Wort melden.
Bei uns ging es seinerzeit nur darum, daß der neue Dienstplan gewisse Einschränkungen im Privatleben mit sich brachte, d.h. all jene, die einen weiteren Weg als ~ 200 km bis nach Hause zurücklegen mußten, praktisch nur alle vier Wochen hätten heimfahren können (d.h. regelmäßige Wochenenden gab es nicht, das längste Wochenende im Schichtturnus dauerte von Freitag abend bis Sonntag mittag, bei bis zu acht Stunden Fahrzeit zwischen Wohnort und Kaserne ein Unding), ohne sich Urlaub zu nehmen.
Bei einigen kam der Gedanke auf, sich darüber beim Wehrbeauftragen zu beschweren. Nachdem ich meine Beschwerde eingereicht hatte, durfte ich ein Gespräch mit dem Batallionskommandeur führen, in dem thematisiert wurde, daß man das doch hätte besser einheitsintern hätte klären sollen. Nachdem ich den Herrn darüber aufklärte, daß ihn die Beschwerde überhaupt nichts anginge und ich nur meine Rechte als Soldat wahrnahm, war das Gespräch schnell vorbei.
Andere Kollegen, die nicht ganz so selbstbewußt auftraten, wurden über Wochen hinweg übel drangsaliert und wie gesagt: hier ging es nur um eine Beschwerde über einen divisionsübergreifenden Dienstplan, für den unser direkter Vorgesetzer gar nichts konnte.
Nun stelle man sich vor, ein Soldat reicht eine Beschwerde über körperliche Mißhandlung innerhalb der eigenen Einheit über den normalen Dienstweg ein. Der Kollege wäre aus den Folterkellern auf absehbare Zeit gar nicht mehr herausgekommen.
Woher Du daher das Recht nimmst, die Soldaten hinzustellen, als seien sie schuld an dem Umstand, daß die Vorgänge über einen relativ langen Zeitraum nicht aufgedeckt wurden, bleibt mir ein Rätsel.
Sauer,
Christian