Ausdehnung des Universums im Verhältnis zum Alter?

Wo liegt mein Denkfehler? Das Alter des Universums wird i. Allg. auf 13,7 Milliarden Jahre geschätzt. Nun wurde mit dem HST die entfernteste Galaxie noch so in ca. 13 Mrd. Lichtjahren entdeckt – also zeitlich gesehen ganz nah dem Urknallgeschehen. Mal abgesehen von allen möglichen & unmöglichen Hawkinschen mehrdimensionalen Raum- & Denkverkrümmungen, Zeitdilatationen, Quantenfluktua- & inflationen , wird ja damit, in irgendeinem Zeitraum eine Überlichtgeschwindigkeitsausdehnung des Universums/der Materie am Anfang stillschweigend nahegelegt – zumal die Galaxien sich ja heute stets nur mit (weit) Unterlichtgeschwindigkeit voneinander entfernen?

M.a.W.: wir schauen 13 Mrd. (Licht)-Jahre zurück und was wir in dieser Entfernung sehen - bei angenommenen punktuellen Urknallgeschehen – muss sich zu einem Zeitpunkt notwendigerweise mit Überlichtgeschwindigkeit relativ von uns (bzw. dem nicht lokalisierten Urknallpunkt) wegbewegt haben? Mir ist schon klar, dass bei großen Gravitationsmassen die Zeit langsamer geht, bis nahezu stillsteht etc. trotzdem erklärt dies nicht (für mich einsichtig) die enorme Ausdehnung in dieser geringen Zeit!

Für den Fall, dass wir räumlich gekrümmt zurücksehen würden, ergäbe sich m.E. nur ein weiteres Problem, nämlich dass wir an einem Ort mehrere Objekte gleichzeitig sehen müssten = scheint mir ebenso absurd und mir ist da auch nichts derartiges bekannt.

Nun haben die Cern-Forscher ja angeblich eine minimal höhere Lichtgeschwindigkeit von Neutrinos gemessen und wundern sich ausgesprochen heftig darüber. Und hier beim Universum wird Alter und Ausdehnung nicht (für mich evident) in Verhältnis gebracht zur (Licht)Geschwindigkeit?

Also ich bin eher in der Theologe „zuhause“ und diese astronomischen Realitäten interessieren mich nur so am Rande – ohne zugegebenermaßen (leider) in höherer Mathematik & Physik mithalten zu können. Von daher würde ich mich über in einfachen Worten & Vergleichen nachvollziehbare Erklärungen freuen (ohne Hawkinsche Verrenkungen etc.:smile:).

Vielen Dank an alle, die Lust & Freude haben, mir das mal ganz einfach zu erklären!! Gruß und schönen Abend noch… Norbert Haupt

Tach,

Wo liegt mein Denkfehler?

Nun haben die Cern-Forscher ja angeblich eine minimal höhere
Lichtgeschwindigkeit von Neutrinos gemessen und wundern sich
ausgesprochen heftig darüber. Und hier beim Universum wird
Alter und Ausdehnung nicht (für mich evident) in Verhältnis
gebracht zur (Licht)Geschwindigkeit?

der Denkfehler liegt darin, dass bei der Ausdehnung des Universums nicht (nur) irgendwelche Teilchen sich mit voneinander wegbewegen sondern der Raum selbst „dehnt“ sich. Diese Dehnung kann, so zumindest die aktuellen Theorien, eben „sehr schnell“ sein, auch ueberlichtschnell.

Gruss
Paul

Besten Dank, Paul, für Ihre superschnelle und kompetente Antwort!

ein ausgezeichnetes Forum hier… Lange schon hab ich mich mit diesem Gedankenproblemen von Ausdehnung und Geschwindigkeit „gequält“. In der Zwischenzeit fand ich im anderen Thread folgenden aufschlussreichen Artikel:
http://homepage.univie.ac.at/Michael.Berger/lit/urkn…

Sicher werd ich demnächst noch ein paar Fragen hier stellen, die mich so schon lange beschäftigen. Danke und schönen Abend! Norbert H.

Hi Norbert!

Wo liegt mein Denkfehler?

Vorwegnehmend gesagt hast du noch nicht mal deutlich gemacht, wo dein Problem liegt.

Das Alter des Universums wird i. Allg. auf 13,7 Milliarden Jahre geschätzt.

So isses. Zu meiner Zeit wurde da noch eine deutliche Spanne angegeben.

Nun wurde mit dem
HST die entfernteste Galaxie noch so in ca. 13 Mrd.
Lichtjahren entdeckt – also zeitlich gesehen ganz nah dem
Urknallgeschehen.

Das ist unpräzise formuliert. Wobei ich nicht sicher bin, dass dies nicht genau ein Ausdruck deines Problems ist.

Wir sehen die Galaxie, wie sie vor 13 Mrd. Jahren war, also 700 Mio. Jahre nach dem Urknall. Das sind schon umgerechnete Werte, auf die Zeit, und zwar anhand der Rotverschiebung.

Nach heutigem Maßstab ist sie grob 75 Mrd. LJ von uns entfernt. Wenn du DAMIT ein Problem hättest, könnte ich deine Frage verstehen. Vielleicht hat mein Vorposter seine richtige Antwort ja deshalb gegeben, weil er deine unscharfe Formulierung in deinem Sinne interpretiert hat.

Dann ist auch der von dir verlinkte Artikel lehrreich.

Mal abgesehen von allen möglichen &
unmöglichen Hawkinschen mehrdimensionalen Raum- &
Denkverkrümmungen, Zeitdilatationen, Quantenfluktua- &
inflationen

Davon abgesehen, dass die ersten Sekundenbruchteile des Urknall (also etwa der Urknall selbst) nicht verstanden sind, spielen solche Denkverkrümmungen :wink: danach keine wichtige Rolle mehr. Wo genau die Grenze liegt, kannst du rausfinden, aber laut meinem Hinterkopf deutlich unter 1 Sekunde.

wird ja damit, in irgendeinem Zeitraum eine
Überlichtgeschwindigkeitsausdehnung des Universums/der Materie
am Anfang stillschweigend nahegelegt – zumal die Galaxien sich
ja heute stets nur mit (weit) Unterlichtgeschwindigkeit
voneinander entfernen?

Ab hier redest du wirr, oder beginnt dein Denkfehler. Manchmal besteht der Denkfehler auch darin, überhaupt - oder zuviel - zu denken. Zumindest dann, wenn das Denken auf’s Verstehen gerichtet ist.

M.a.W.: …

Davon wird’s auch nicht besser.

Mir ist schon klar, dass bei großen Gravitationsmassen die
Zeit langsamer geht, bis nahezu stillsteht etc. trotzdem
erklärt dies nicht (für mich einsichtig) die enorme Ausdehnung
in dieser geringen Zeit!

Deine Ausführungen zeigen, dass du mehr als oberflächliches Wissen hast.

Trotzdem ist es nicht zielführend. Nach allem, was wir über schwarze Löcher wissen - o.k., was ich weiß - war auch unser Universum einst eines (zumindest sowas ähnliches), und hat sich trotzdem ausgedehnt.

Für den Fall, dass wir räumlich gekrümmt zurücksehen würden,
ergäbe sich m.E. nur ein weiteres Problem, nämlich dass wir an
einem Ort mehrere Objekte gleichzeitig sehen müssten = scheint
mir ebenso absurd und mir ist da auch nichts derartiges
bekannt.

Nach allem, was mir bekannt ist, ist das All erstaunlich flach. Quantitativ hab ich das noch nicht recherchiert, aber die sich in letzter Zeit rauskristallisierende beschleunigte Expansion des Alls ist nicht wirklich spielentscheidend.

Als Daumenregel gilt: Seit dem Ende der Inflationsära dehnt sich unser All gleichmäßig aus.

Nun haben die Cern-Forscher ja angeblich eine minimal höhere
Lichtgeschwindigkeit von Neutrinos gemessen und wundern sich
ausgesprochen heftig darüber. Und hier beim Universum wird
Alter und Ausdehnung nicht (für mich evident) in Verhältnis
gebracht zur (Licht)Geschwindigkeit?

Liest du keine Zeitung? Ist alles längst als Messfehler entzaubert. Und gerade hier könnte die vorherige Antwort den entscheidenden Hinweis geben.

Also ich bin eher in der Theologe „zuhause“ und diese
astronomischen Realitäten interessieren mich nur so am Rande –
ohne zugegebenermaßen (leider) in höherer Mathematik & Physik
mithalten zu können. Von daher würde ich mich über in
einfachen Worten & Vergleichen nachvollziehbare Erklärungen
freuen (ohne Hawkinsche Verrenkungen etc.:smile:).

Dazu gibt’s dreierlei zu sagen:

Gewichtige Teile der Theologen, darunter die katholische Kirche, sträuben sich nicht gegen die moderne Physik. Immerhin.

Hawking und seine Theorien, soweit ich sie kenne, sind mir ausgesprochen unsympatisch. Heute wurde vermeldet, dass er die Wette verloren hat, wonach das Higgs-Boson nie gefunden wird.

AAAABER: All das ist vollkommen unwichtig. Wenn du das nicht begreifst, ist dir nicht zu helfen. Alles lässt sich nachmessen und nachrechnen, das ist einer der Vorzüge der Physik. Einen Dinosaurier kannst du nicht mal eben nachbauen und testen.

… mir das mal ganz einfach zu erklären!!

Du wirst das ganze immer nur bis zu einem gewissen Punkt verstehen. Dahinter bleibt nur glauben, was jeder vernünftige Mensch tut, oder in Verschwörungstheorien (oder speziell für dich :wink: religiösen Wahn verfallen.

Gruß, Zoelomat, und bleib unromantisch

Danke Zoelomat,

ja Paul und der Artikel haben einen bzw. mehrere gedankliche Knoten/Widersprüche (für mich) gelöst, nämlich, dass durch die Ausdehnung des Raumes diese hohen Entfernungen und damit Geschwindigkeiten tatsächlich erreichbar sind (und max. c für Teilchen & Photonen dennoch gilt).

Und ja, auf diesem Gebiet habe ich leider wirklich nur unzureichendes Halbwissen aus der Schule. Lasse mich darum gern belehren - nur logisch muss es schon sein!

Ich hab da noch ein paar spezielle Fragen, die ich gern später mal stellen würde bei Euch kompetenten Astronomen :smile:

Gerade als Theologe suche ich die absolute Wahrheit!

Gruß Norbert

Hi.

Gerade als Theologe suche ich die absolute Wahrheit!

Dann gehe eher in die Analytik da gibts ne Menge.-)

Gruß Norbert

Balázs

Sei bes

Und ja, auf diesem Gebiet habe ich leider wirklich nur
unzureichendes Halbwissen aus der Schule. Lasse mich darum
gern belehren - nur logisch muss es schon sein!

Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Du machst dich dermaßen lächerlich, dass mir fast die Worte fehlen. Millionen Menschen studieren Physik, ich hab’s nur zu Biologie und Chemie gebracht, und du - Lachanfall - meinst allen Ernstes - Lachanfall setzt sich fort - dass deine Auffassung von Logik - Lachanfall ermüdet - irgendwas zu sagen hätte.

Die moderne Physik, also die nach Planck und Einstein, verschließt sich der Logik des (naiven) Menschen. Also entweder du lernst Bescheidenheit und stellst nie wieder unerfüllbare Forderungen an die Natur (von der DU doch behauptest, zu wissen, wer sie erschaffen hat) bzw. die, die sie verstanden haben, bis zum heutigen Stand.

Ich hab da noch ein paar spezielle Fragen, die ich gern später
mal stellen würde bei Euch kompetenten Astronomen :smile:

Würd gern was schreiben, was aber wohl zensiert würde.

Gerade als Theologe suche ich die absolute Wahrheit!

Da würd ich nochmals was zu schreiben, was zenzurwürdig wäre.

Tatsache ist mutmaßlich einfach, dass du verlogen bist. Bei 10.000 Religionen und 100.000 ausgestorbenen ist es recht unwahrscheinlich, dass deine Religion irgendwas zur Wahrheit beiträgt.

Und noch viel unwahrscheinlicher ist es, dass du du die Tatsachen verstehst - es sei denn, du sattelst um und studierst Physik.

Gruß, Zoelomat

Ich verstehe nicht, was an der Suche nach Widerspruchsfreiheit verwerflich bzw. so lachhaft ist? M.E. ist ein treibender Motor wissenschaftlicher Forschung die Erreichung von immer höherer Konsistenz der Arbeitshypothesen, auch & gerade in der noch weitestgehend unerforschten Quantenmechanik.

Paradigmatisches Bsp.: bis Kopernikus konnte man auch schon recht exakt Planetenbahnen vorhersagen, mittels kompliziertester Schalenmodelle. Durch die relative Heliozentrik vereinfachte sich alles und wurde logischer und irgendwie auch evidenter. Allerdings erforderte dies eine Erweiterung des Bewusstseinshorizontes.

Off-topic: Wenn die Gottesexistenz sich nicht mit Quantenphysik vereinbaren ließe, verwundert es doch, dass große Physiker kein Problem damit hatten, im Gegenteil. Das „Tempolimit“ Lichtgeschwindigkeit könnte(!) ein Hinweis auf die göttliche Urheberschaft von allem Existenten sein, denn die Bibel schreibt vom Wesen Gottes: „Gott ist Licht und keine Finsternis ist in ihm“ (1 Joh 1,5) Es würde mich also nicht verwundern, wenn die Analogie des geschaffenen Lichtes, als symbolhaftes Attribut etwas vom Schöpfer widerspiegelt. Sie können darüber lachen, wenn´s Ihnen beliebt – ist mir egal. Wer zuletzt lacht…

Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Du machst dich
dermaßen lächerlich, dass mir fast die Worte fehlen.

Tatsache ist mutmaßlich einfach, dass du verlogen bist.

Gruß, Zoelomat

Geht´s eigentlich noch?

Da stellt hier jemand höflich seine Fragen, gesteht sogar noch sein Halbwissen ein, und bekommt dann so eine infame und beleidigende Antwort?
Was soll das?

Es braucht sich jedenfalls niemand zu wundern, wenn hier immer weniger gefragt wird.

Cugel

3 Like

Hi,

„Gott ist Licht und keine
Finsternis ist in ihm“

Wenn Gott Licht ist, dann ist es aber ein sehr beschränkter Gott (300 000 Km/s)

Gruß, C.

Danke für Ihre netten Worte, cugel - ich freue mich wirklich über die Antwort in diesem Forum zu meiner ersten Frage, die mich lang beschäftigt hat…

nochmals off-topic: Sie haben natürlich Recht, Gott ist nicht mit dem natürlichen Licht wesensgleich, geschweige denn identisch. Wenn dann nur analog. Da Gott als Schöpfer nicht zugleich Geschöpf sein kann.

Jedoch ist es m.E. eben naheliegend, dass die Schöpfung abbildhaft, symbolisch, irgendwelche sinnvollen Spuren des Schöpfers innehat. Mich würde es also von daher nicht allzu sehr wundern, wenn das natürliche Licht (=nicht Gott) dennoch einen Verweis auf das übernatürliche Wesen Gottes - als Stempel gleichsam - trägt. Das ist nur meine persönliche Meinung/Ahnung und ich habe kein Problem damit, wenn es nicht so wäre bzw. eine höhere Geschwindigkeit als c irgendwann einmal (wider Erwarten) gemessen würde. Für mich ist es nur verblüffend, dass dieses unerklärliche c-Limit anscheinend tatsächlich besteht und die Bibel gerade dem Lichtsymbol solches Gottvergleichs-Gewicht verleiht.

Moin,

Gerade als Theologe suche ich die absolute Wahrheit!

die mag es in Deiner Fakultät geben (wenn Du daran glaubst :wink:
In den Naturwissenschaften wirst Du den Begriff ‚Wahrheit‘ vergeblich suchen, da sie beschreibende Wissenschaften sind.
Es mag Theorien und Gesetze geben, Wahrheit aber nicht und absolute schon gar nicht.

Gandalf

Mahlzeit :smile: grauer Gandalf! Die Realität ist notwendig nur eine Einzige. Somit auch die Wahrheit … Sie (als einendes Prinzip + Wahrheits-Suche) aufzugeben, gleicht schon einer wissenschaftlichen Resignation. Einen objektiven Wahrheitspluralismus kann es nicht geben, ungeachtet der empfundenen & verstandenen unzähligen subjektiven Wahrheiten & Irrtümer. Alle Hypothesen, Beschreibungen streben die real existierende Wahrheit an, auch wenn sie noch soweit von ihr entfernt sind …

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: ich kleines Würstchen beanspruche keinen Wahrheitsbesitz. Allerdings ist es ein erkenntnistheoretisches Axiom – quasi außerhalb unseres Fassungsvermögens – die Realität wahr und objektiv (und nur eine einzige!) existiert, ungeachtet der (Un)möglichkeit für uns begrenzte Menschlein, jemals alles bis ins Letzte zu verstehen - oder wie Sie richtig sagen, zu „beschreiben“.

Einen kognitiven Pessimismus teile ich schon aufgrund meines Gottes-Glaubens nicht, aber das ist ja off-topic, weil rein experimentell+reproduzierbar nicht zu entscheiden.

Hallo,

Sie (als einendes
Prinzip + Wahrheits-Suche) aufzugeben, gleicht schon einer
wissenschaftlichen Resignation.

nein, das hat mit Resignation nichts zu tun, es ist eine Selbstbeschränkung.
Naturwissenschaften sind ein Beschreibungsmodell.
Man macht Experimente, erhält Ergebnisse und die werden ausgewertet, kategorisiert, generalisiert etc.

Nun habe ich aber in keiner Weise die Gewissheit, daß morgen diese Experimente genau die gleichen Ergebnisse liefern müssen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr groß und mit jedem Experiment, das vergleichbare Werte liefert wird sie größer, aber das ist immer nur eine Verfeinerung eines Modells.
Keine Wahrheit.

Gandalf

Laufzeitentfernung vs Mitbewegte Entfernung
Hallo,

Wo liegt mein Denkfehler? Das Alter des Universums wird i.
Allg. auf 13,7 Milliarden Jahre geschätzt. Nun wurde mit dem
HST die entfernteste Galaxie noch so in ca. 13 Mrd.
Lichtjahren entdeckt – also zeitlich gesehen ganz nah dem
Urknallgeschehen. […] wird ja damit, in irgendeinem Zeitraum eine
Überlichtgeschwindigkeitsausdehnung des Universums/der Materie
am Anfang stillschweigend nahegelegt – zumal die Galaxien sich
ja heute stets nur mit (weit) Unterlichtgeschwindigkeit
voneinander entfernen?

Wieso? Denken wir doch mal kurz gemeinsam darüber nach:

Angenommen das Universum würde sich gar nicht ausdehnen.
Eine Galaxie die vor 13 Mrd Jahren, also kurz nach dem Urknall, von uns 13 Mrd. Lichtjahre entfernt ist, deren Licht braucht genau 13 Mrd. Jahre um uns zu erreichen. Wir können es also sehen. Für eine Entfernung von unserer Galaxie von 13 Mrd. Lichtjahren muss es überhaupt keine Ausdehnung gegeben haben. Das Licht erreicht uns doch problemlos in dieser Zeit, selbst ohne irgendeine Ausdehnung.

Wenn du jetzt nur eine minimale Ausdehnung des Universums annimmst, dann *muss* die heutige Entfernung dieser Galaxie größer als 13 Mrd. Lichtjahre sein. Denn die Galaxie hat sich ja in der Zeit, in der das Licht unterwegs war und dabei 13 Mrd. Lichtjahre zurückgelegt hat, von uns entfernt.

Und in der Tat ist der Rand des beobachtbaren Universums nicht 13 Mrd Lichtjahre entfernt, sondern hat jetzt eine Entfernung von etwa 47 Mrd. Lichtjahren von uns. Wie das genau zustande kommt, ist ein bisschen kompliziert, da das Licht ja durch einen expandierenden Raum fliegt. Hier gilt es zwischen der Laufzeitentfernung (auch Lichtlaufdistanz genannt, engl. proper distance) und der mitbewegten Entfernung (auch Eigendistanz genannt, engl. comoving distance) zu unterscheiden.

Ich versuche mal die Unterschiede zwischen diesen verschiedenen Entfernungen an einem Beispiel zu verdeutlichen:

Die am weitesten entfernte, beobachtete Galaxie (UDFj-39546284) hat z.B. eine Laufzeitentfernung von etwa 13 Mrd. Lichtjahren. Die Laufzeitentfernung ist grob gesagt die Entfernung, die das Licht in Bezug aus seine jeweils *lokale* Umgebung zurückgelegt hat. Das ist aber weniger ein wirkliches Entfernungsmaß (weil die Galaxie weder heute noch damals 13 Mrd. Lichtjahre von uns entfernt war), sondern eher ein Maß für die Zeit, die seit der Aussendung des Lichts inzwischen vergangen ist.

Die mitbewegte Entfernung ist dagegen die Entfernung, die angibt wie weit diese Galaxie *heute* von uns entfernt ist (so als wenn du jetzt einfach die Zeit anhalten würdest und einfach mit einem Maßband die Entfernung messen würdest). Diese beträgt etwa 31,7 Mrd. Lichtjahre, also in diesem Fall deutlich mehr als die Laufzeitentfernung.

Und dann gibt es noch die Winkeldurchmesserentfernung (auch Winkeldistanz genannt, engl. angular diameter distance). Das ist grob gesagt die Distanz, die das Objekt zu uns *damals* hatte, als das Licht ausgesandt wurde. In diesem Fall beträgt die Winkeldistanz 2,8 Mrd. Lichtjahre. Diese Galaxie war also vor rund 13 Milliarden Jahren nur 2,8 Mrd. Lichtjahre von uns entfernt. Die Entfernung ist seither, während das Licht zu uns unterwegs war, auf die zuvor genannten 31,7 Mrd. Lichtjahre angewachsen.

Eine Artikel der das zwar kurz, aber halbwegs gut erklärt wäre z.B. folgender:
http://kosmologie.fuer-eilige.de/entfernung.htm

In der Wikipedia findet sich etwas dazu im Artikel „Entfernungsmaße“:
http://de.wikipedia.org/wiki/Entfernungsma%C3%9F

Und vielleicht ist auch dieser Artikel hier, der die Größe des beobachtbaren Universums erklärt und sich damit primär auf die mitbewegte Entfernung bezieht, ebenfalls für dich interessant:
http://www.scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2010/…

Für den Fall, dass wir räumlich gekrümmt zurücksehen würden,
ergäbe sich m.E. nur ein weiteres Problem, nämlich dass wir an
einem Ort mehrere Objekte gleichzeitig sehen müssten = scheint
mir ebenso absurd und mir ist da auch nichts derartiges
bekannt.

Das ist nicht zwangsweise so und auch nicht absurd. Und vor allem irrelevant, weil wir aller Voraussicht nach in einem flachen Universum leben. Ich würde das also mal völlig ausklammern, weil es mit deinem grundlegenden Verständnisproblem gar nichts zu tun hat.

Nun haben die Cern-Forscher ja angeblich eine minimal höhere
Lichtgeschwindigkeit von Neutrinos gemessen und wundern sich
ausgesprochen heftig darüber. Und hier beim Universum wird
Alter und Ausdehnung nicht (für mich evident) in Verhältnis
gebracht zur (Licht)Geschwindigkeit?

Diese höher Geschwindigkeit hat sich inzwischen als Messfehler herausgestellt. Es gibt also nichts mehr zu wundern und auch dieses Thema ist für deine Kernfrage irrelevant und ich würde sie ebenfalls ausklammern, weil es nur vom eigentlichen Kern der Frage bzw ihrer Antwort ablenkt.

Also wie gesagt:
Dein Problem scheint mir zu sein, dass du hier die verschiedenen Entfernungsmaße einfach durcheinander schmeißt. Dein Verständnisproblem sollte sich daher klären, wenn du dir im klaren wirst, was diese verschiedenen Maße sind und was sie bedeuten.

vg,
d.

Weiterhin off-topic, aber interessant:
Gandalf, der weis(s)e:

Selbstbeschränkung.
Naturwissenschaften sind ein Beschreibungsmodell.
Man macht Experimente, erhält Ergebnisse und die werden
ausgewertet, kategorisiert, generalisiert etc.
…Verfeinerung eines Modells.
Keine Wahrheit.
Gandalf

Was Sie mit Eigenbeschränkung zurecht beschreiben, ist eine notwendige Voraussetzung der analytischen Methode. Als Synthese hingegen ist es zu niedrig gegriffen, nur Rechenmodelle generalisieren zu wollen.
Es ist eine Frage der Epistemologie. Ist die treibenden Kraft allen Erkennenwollens nur ein rein utilitaristisches Interesse, oder auch und vor allem - für den leidenschaftlichen Forscher - nicht auch die gesunde Neugier des Entdeckenwollens eines Stückes der uns umgebenden Realität und damit objektiven Wahrheit? Wie schon erwähnt, reichte das Geozentrische Schalenmodell bereits meist völlig aus, um die Planetenbahnen (z.T. anfänglich sogar korrekter) zu beschreiben – jedoch begnügte sich der Wissenschaftseifer großer Entdecker eben nicht darauf. Gerade Einstein (Weltformel) und Planck trieb mehr voran, als bloßes analytisch-sammelndes Interesse.

PS: Manche Wahrheiten lassen sich besser in unwissenschaftlicher Form ausdrücken (Zoelomat darf wieder drüber herzhaft schmunzeln):
(Gandalf)„Der graue Regenvorhang dieser Welt zieht sich zurück und alles verwandelt sich in silbernes Glas. Und dann siehst du es.“ (Hobbit) „Was, Gandalf? Was sehe ich?“ (Gandalf) „Weiße Strände. Und dahinter ein fernes grünes Land unter einer rasch aufgehenden Sonne.“

Moin,

Ist die treibenden Kraft
allen Erkennenwollens nur ein rein utilitaristisches
Interesse, oder auch und vor allem - für den
leidenschaftlichen Forscher - nicht auch die gesunde Neugier
des Entdeckenwollens eines Stückes der uns umgebenden Realität
und damit objektiven Wahrheit?

ich kann den Begriff der Wahrheit auch hier nicht erkennen.
Du (in diesem Forum ist das ‚Du‘ üblich) schreibst daß Neugierde mit Wahrheit zusammenhängen soll.
Warum?
Neugierde hat mit Erkenntnisgewinn zu tun und ich erkenne hierin keine Wahrheit, sondern eine verbesserung der Präzision eines Modells, eben der Naturwissenschaften.
Wahrheit hieße ja auch, daß ich wüßte warum etwas geschieht und genau das kann ein Wissenschaftler nicht sagen.
Er kann sagen wie es passiert.
Ich weiß nicht, warum sich das Licht im Vakuum mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt, ich kann nur den Wert dieser Geschwindigkeit messen.
Ich kann auch nicht sagen, warum die Hyperfeinstrukturkonstante ihren Wert hat etc.

Ich kann diese Werte messen, sie ggf. in Zusammenhang bringen und aus diesen Zusammenhänge andere postulieren und per Experiment verifizieren oder falsifizieren.
Wahrheit finde ich hier immer noch keine.

Und einen Nachteil sehe ich im Fehlen der Wahrheit nicht.

Gandalf

immer noch off-topic:
Gern – also „Du“, weiser Gandalf schreibst:

Neugierde hat mit Erkenntnisgewinn zu tun und ich erkenne hierin
keine Wahrheit, sondern eine verbesserung der Präzision eines
Modells, eben der Naturwissenschaften.
Wahrheit hieße ja auch, daß ich wüßte warum etwas geschieht und
genau das kann ein Wissenschaftler nicht sagen.
Er kann sagen wie es passiert.

Die Modelle sollen aber doch schon noch möglichst nah an die Realität (Was-Wahrheit) reichen und kein völlig losgelöste Eigendaseins fristen oder?
Gut ist Deine Nuancierung der Wahrheitsfrage. Die materiell gegebene Realität erfassen zu wollen, dürfte noch allg. Konsens finden, oder?

Die Zweck, Ziel oder „Warum“-Frage geht schon ins philosophische und hängt entfernt auch mit der Gottesfrage oder eben einer sinnvollen, zweckmäßigen Schöpfung zusammen. Ein Bsp. zur Veranschaulichung: Warum gibt es die Anomalie des Wassers? Der Atheist weiß es wohl nicht. Gut ist es aber allemal, da auf diese Weise die Flüsse und Seen von oben zufrieren und Gewässerflora & fauna fröhlich überwintert.

Vielen Dank für Ihre/Deine Mühe! Eine wunderbare Erklärung in einfacher, anschaulicher Sprache. Sehr lesenswert auch für künftige Leser, die evtl. ein ähnliches Geschwindigkeits/Distanz-Dilemma vermuten. Mir ist diese Sache jetzt endlich einmal klar(er) geworden. Super Forum.

Gruß Norbert

Moin,

Die Modelle sollen aber doch schon noch möglichst nah an die
Realität (Was-Wahrheit) reichen und kein völlig losgelöste
Eigendaseins fristen oder?

die Modelle sollten so präzise und zugleich so einfach wie möglich sein (Stichwort Ockhams Rasiermesser)- Präzision hat aber mit Wahrheit nichts zu tun.

Gut ist Deine Nuancierung der Wahrheitsfrage.

Das ist nicht meine Sichtweise, sondern die der Wissenschaftstheorie, speziell der Machschen Denkrichtung.

Die Zweck, Ziel oder „Warum“-Frage geht schon ins
philosophische und hängt entfernt auch mit der Gottesfrage
oder eben einer sinnvollen, zweckmäßigen Schöpfung zusammen.

Nun ja, das käme Dir als Theologe natürlich entgegen :wink:
Aber seit Kant die Gottesbweise ad absurdum geführt hat, haben ‚Warum‘-Fragen bzw. Fragen nach wissenschaftlichen Wahrheiten keinen Bezig mehr zu Gott.
An Gott zu glauben ist für jeden einzelnen völlig in Ordnung, aber das hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Ein Gott bleibt eine individuelle Geschichte und das ist auch gut so. Du glaubst an einen Gott, ich nicht.

Ein Bsp. zur Veranschaulichung: Warum gibt es die Anomalie des
Wassers? Der Atheist weiß es wohl nicht.

Die Anomalie des Wassers läßt sich über bestimmte Eigenschaften des Moleküls Wasser erklären. Das hat mit Atheismus nun so gar ncihts zu tun.

Gut ist es aber
allemal, da auf diese Weise die Flüsse und Seen von oben
zufrieren und Gewässerflora & fauna fröhlich überwintert.

Andersherum wird ein Schuh daraus. Leben in der uns bekannten Form ist in Gegenden mit regelmäßigem Frost eben nur möglich, weil es die Anomalie des Wassers gibt.
Aber was hat das Mit ‚Wahrheit‘ zu tun?!

Wie gesagt, ich kann die Masse des Protons mit einiger großen Präzision messen, kann aber nicht sagen, warum es diese Masse hat.
Die ist einfach so, da kann mein Modell noch so präzise sein.

Gandalf