Form oder Inhalt?
Hallo Fräulein Smilla,
(darf ich das noch schreiben? )
Findest Du auch den Ausspruch „Mein liebes Fräulein“ höflich.
Ich mein jetzt mit entsprechenden Ton.
Da ich das nur im Zusammenhang „Mein liebes Fräulein, räum endlich dein Zimmer auf!“ kenne, eher nein.
Ich schließe mich der Meinung an, dass Fräulein in lezter
Konsequenz sexistisch ist. fräulein implizierte früher
Jungfräulichkeit.
Früher! Wie schon gesagt: Für mich zeigt heutzutage der Begriff „Fräulein“ eher das junge Alter als die Jungfräulichkeit an.
Sprache und ihre
Verwendung sind ein starkes Mittel um Dinge zu verändern oder
eben zu zementieren.
Da stimme ich zu.
Allerdings gilt das auch anders herum: Wenn nur über Begrifflichkeiten (z.B.: Heißt es jetzt „Leser und Leserinnen“ oder „LeserInnen“? Warum ist „Mädchen“ sächlich? Muss wirklich überall erwähnt werden, dass natürlich Angehörige beider Geschlechter gemeint sind?) und weniger über Inhalte gestritten wird, dann kann es m. M. nach sein, dass die reale Emanzipation der Frauen (und der Männer!) dabei auf der Strecke bleibt.
Um auf das Fräulein-Beispiel in der Urkunde zurückzukommen: Eine Kurzumfrage unter den Bekannten, die ich in den letzten Tagen getroffen habe, ergab, dass die meisten im Großen und Ganzen das Wort so verstehen, wie ich in meinem vorherigen Beitrag schrieb: Eine Anredeform, die antiquiert erscheint, sich bei Benutzung aber eher auf das Alter als auf die Jungfräulichkeit bezieht. Den Leuten, die das Wort deswegen ohne bösen Hintergedanken wählen (evtl. auch besagtem Trainer), die Benutzung des Wortes als „sexistisch“ um die Ohren zu hauen, ruft wahrscheinlich eher Reaktionen wie „Jetzt spinnen die Emanzen völlig“ hervor und weniger „Ja, über die gesellschaftliche Bedeutung der Ehe für die Frau sollten wir uns unterhalten“.
Mir ist natürlich klar, dass ich mich aufgrund meines Alters ins gemachte Nest setze, was Frauenrechte angeht, denke aber, dass ich gerade deswegen einen Standpunkt haben kann, der sich an heutigen Gegebenheiten orientiert und weniger daran, was alles schon erreicht wurde und wie das geschafft wurde.
Viele Grüße
Kati