Die Methoden der Hamas verurteile ich genau wie du. Und das Israel darauf reagieren kann und wird, ist auch verständlich. Doch die Art der Reaktion kann sehr wohl variieren. Nach dem Grundsatz der „Verhältnismäßigkeit“ ist ein derart massiver Militärschlag nicht zu rechtfertigen (selbst wenn nach einer Kosten-Nutzen-Analyse der Ergebnisse der Militäroperation und der Opfer).
Es gibt angemessenere Mittel (Ja, auch den Dialog, auch wenn das der israelische Generalstab manchmal nicht wahrhaben will).
Das die Hamas durch Obama „zahmer“ wird, wie du sagst, würde ich nie behaupten. Ich schrieb im Gegenteil, dass die israelische Offensive zwar zur Schwächung der Hamas angetreten ist, aber dieses Ziel wohl nicht erreicht hat (wie man auch an dem weiter erfolgenden Raketenbeschuss von Sterod u.a. sehen kann).
Ja, der Gaza-Steifen ist kein Staat. Im Übrigen auch deshalb nicht, weil eine Zwei-Staaten-Lösung (Gaza + Westjordanland & Israel) seit Jahrzehnten von Radikalen auf BEIDEN SEITEN (auch vom Ausland, wie Iran, Syrien…) verhindert wird.
Der Militärschlag hat eine solche Lösungsoption auch NICHT begünstigt.
PS: Ja, die Methoden der Hamas sind menschenverachtend und sie trägt u.a. auch dafür den Titel „Terrororganisation“, aber gibt dies Israel das Recht, mit ähnlich grausamen Mitteln auch gegen die Zivilbevölkerung (im übrigen mit mehr „Wirkung“ wenn man die Zahl der Toten betrachtet) zu antworten? Wieso muss man sich denn auf dieselbe Stufe mit denen stellen, denen man (nicht nur militärisch, sondern auch moralisch - nach eigenen Angaben) haushoch überlegen ist?
Meine Äußerung bezüglich der westlichen Orientierung der Türkei bezieht sich selbstverständlich auf das politische System und die herrschende Klasse. Ja, die Landbevölkerung ist wesentlich weniger vom „Kemalismus“ erfasst worden, als die Stadtbevölkerung, aber das hat sich bislang nicht so stark auf die Politik der Türkei ausgewirkt. Die Justiz, das Militär (als größter potentieller Machtfaktor) und der größte Teil des sonstigen Staatsapparates sind (als Erbe Atatürks) eher dem Westen zugewandt, als den südöstlichen Nachbarn. (Bsp: Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO, bemüht sich um den Beitritt zur EU, usw…)
Erst die Machtübernahme der AKP hat auch im Staatsapparat dem Kemalismus einen gewissen Gegenpol entgegengesetzt. Und das die AKP überhaupt die Wahlen (vor allem in den ländlichen Gebieten) gewinnen konnte, zeigt die unterschiedliche Mentalität von Stadt- und Landbevölkerung (insoweit hast du recht). Das dies den säkularen Eliten ein Dorn im Auge ist, zeigen das Verbotsverfahren gegen die AKP und die Drohungen des Militärs (dem selbsternannten Wächter über Atatürks Erbe).
Diese Trendwende habe ich zu beschreiben versucht (von einem kemalistisch regierten Staatswesen, hin zu einem mehr an islamischen Grundwerten orientierten Staat)inklusive der daraus resultierenden außenpolitischen Prozesse.
Gruß
Thomas
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