Es bedarf ein wenig Erfahrung, um Papers kritisch zu lesen. In besagtem Fall muß man vorausschicken, daß der „alte Hut“ vom geschlossenen Universum, desses Expansion langsamer wird, nicht mehr richtig viel eingebracht hat an Neuem, sprich Gelder.
In den letzten Jahren konnte man in der Astrophysik einen gewissen Trend hin beobachten, daß plötzlich alle observierten Daten „consistent with“ einem flachen Universum in einer modernen Variante, nämlich einem Inflation-Modell (das für sich ja nichts neues ist und gegen das man zunächst nichts einzuwenden hat) und der vielbeschworenen dunklen Materie in Form von WIMPS. Zuguterletzt gibt es jetzt auch noch den Begriff der „dunklen Energie“, mit dem im wesentlichen eine von Null verschiedene kosmologische Konstante bezeichnet wird. Alles zusammen haben wir also einen Salat trendiger Begriffe, die allesamt den Eindruck erwecken, in der Astrophysiker stehe eine Revolution bevor. Und dieser Eindruck wird auch medial vermittelt.
Man kann es den Leuten nicht wirklich vorwerfen: sie brauchen Gelder, und die kriegen sie nur, wenn sie den Geldgebern (letzlich der Steuerzahler) von Zeit zu Zeit was bahnbrechendes vorwerfen wie den Wölfen rohes Fleisch. Das zieht. In Forschungsprojekten, wo es unspektulär zugeht, fießt auch wenig. Aber Astrophysik, die ist gewaltig teuer, da muß man auch mal was bieten.
In der Praxis läuft das so: aus tausend Kurven werden fünf ausgewählt, die „consistent with“ dem gewünschten Ergebnis sind, wenn der Best Fit einem geschlossenen Universum entspricht, wohlgemerkt alles im Rahmen des favorisierten Modells, das ja gar nicht vollständig genug sein muß, dann erfahren wir in der Zeitung von diesen Kurven nichts.
Mich würde es übrigens nicht wundern, wenn in 20 Jahren „spektakuläre Daten“ geliefert werden, die auf geradezu „revolutionäre Weise“ für ein geschlossenes Universum sprechen. Denn ab da wird es wohl für das dann ausgelutschte flache Modell wieder keine Gelder mehr geben.
Das Grundproblem in der Astrophysik ist einfach dieses: es ist von der Methodik her eine experimentelle Wissenschaft, sprich Ex-Physik. Das Problem ist nur, daß man keine Versuche präparieren kann, sondern man das messen muß, was da ist. Und das liefert einem halt einen sehr begrenzt auszuwertenden Datenpool.
Ich denke, einige Geheimnisse des Universums werden uns aus Prinzip verschlossen bleiben, mangels Beobachtbarkeit.
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