So funktioniert Evolution gewiß nicht. Vielleicht meinst Du
das richtige, aber man kann hier nicht von einem Räuber
sprechen, der sich über die Zeit verändert.
Ich meinte mit dem Räuber nicht das Individuum, sondern die ganze Art. Ein Beispiel ist der Gepard, welcher im Verlauf seiner Evolution in einem regelrechten Wettrüsten mit seiner Beute schneller und schneller wurde (und dabei offenbar in eine Sackgasse geraten ist).
Für eine Erklärung eines Gesamtorganismus
kann dies jedoch nicht gelten.
Denn wenn man von solchen Entwicklungsmaxima ausgeht,
dann hieße das, daß ein Ende der Evolution absehbar wäre. Die Erdgeschichte beweist genau das Gegenteil.
Warum gleich die ganze Erde bemühen? Wenn man einzelne Spezies betrachtet, dann stellt man fest, daß manch eine Art auf einem lokalen Maximum der Fittnessfunktion festsitzt (z.B. Skorpione, die sich seit 600 Mill. Jahren kaum verändert haben). Für diese Arten ist die Evolution tatsächlich zum Stillstand gekommen.
Global gesehen würde die Evolution nur dann zum Stillstand kommen, wenn die Fittness-Funktion unveränderlich wäre (was sie, wie wir an hand des Räuber-Beute-Beispiels bereits gezeigt haben, nicht ist) und wenn all ihre lokalen Maxima (von denen es möglicherweise unendlich viele gibt) bereits realisiert wären.
Mich würden übrigens noch einige Deiner Ansichten
interessieren: Was verstehst Du unter Fitness? Ich würde also
gerne wissen, in welchem Sinne Du diesen Begriff benutzt
(evtl. mit Beispiel).
Unter Fittnes verstehe ich die Fähigkeit der Selektion zu entgehen. Selektion bedeutet dabei nicht unbedingt, daß ein Individuum ausgemerzt wird. Sie kann auch zuschlagen, indem ein Individuum seine Erbinformationen nicht so effektiv weitergeben kann, wie andere Individuen derselben Population.
Als Beispiel einer Bakterienkolonie in einer mangelsituation bedeutet das folgendes: Angenommen, die Bakterien sind normalerweise nur in der Lage geradzahlige Kohlenwasserstoffe zu fressen, es sind aber nur noch wenige geadzahlige, dafür aber viele ungeradzahlige Kohlenwasserstoffe verfügbar. Dann wird sich die Fittness einer Bakterie, bei der durch eine Mutation ein Gen aktiviert wird, welches den Konsum ungeradzahliger Kohlenwasserstoffe ermöglicht, gegenüber dem Rest der Population erhöhen. Die Todesrate seiner Nachkommen wird gegenüber denen der übrigen Population verringert und ihr Erbgut wird nach einigen Generationen die Population Donimieren. Die Bakterienkolonie hätte sich damit an die veränderten Umweltbedingungen angepaßt.
(Das ist übrigens ein beliebeter Praktikumsversuch für Biologen.)
Wie sollte die schlechte Fitness erkannt werden, wenn nicht
durch Ausmerzung durch Selektion?
Die Frage erübrigt sich damit von selbst.
Welche sonstigen Faktoren außer der Selektion sind Deiner Meinung nach noch tätig?
Die beiden wesentlichen Faktoren sind Mutation und Selektion.
Die Artbildung erfordert zudem Isolation.
Bei mehrgeschlechtlichen Organismen kommt die Rekombination und bei vielen Einzellern der horizontale Genaustausch hinzu.
Es fehlt dabei die Erklärung, weshalb das Optimum nicht bei allen Organismen eintritt.
Weil die Evolution in Artenreichen Biotopen infolge der vielfältigen Wechselwirkungen zwischen den Arten sich oft chaotisch verhält (die Fittness-Funktion ist dort dynamisch) und weil die Entscheidung darüber welches von mehreren lokalen Optima erreicht wird zufällig fällt (wegen der zufälligen Mutation) oder vom Ausgangspunkt abhängig ist.
Die Ähnlichkeiten beruhen in erster Linie auf der gemeinsamen Ahnenschaft.
Auch die Entwicklung von Hautflügeln bei Säugetieren und Flugsauriern oder die Bildung stromlinienförmiger Körper wbei Wahlen und Haien oder die Bildung von Grabschaufeln beim Maulwurf ound der Maulwurfsgrille (ein häufig strapaziertes Beispiel)? Die Natur wimmelt nur so von Beispielen dafür, daß verschiedenste Organismen dasselben Optimierungsproblem auf dieselbe Weise lösen, was ohne ein Optimierungsverfahren mit definierter Abstiegsrichtung nicht möglich wäre.
Es gibt natürlich auch Beispiele, daß es für dasselbe Optimierungsproblem unterschiedliche Lösungen gibt. Ein derartiegs beispiel ist der Schwingenflug, der von Säugetieren, beuteltieren und ursprünglich auch von Sauriern übereinstimmend mit Flughäuten gelöst wurde. bei einem zweiten Anlauf haben die Saurier dann aber (offenbar von einem anderen Startpunkt ausgehend) mit den Federn ein weiteres lokales Maxiumum gefunden.
Jedenfalls gibt es bisher noch
keinen einzigen Fall, in dem die Auswirkung eines Einschlages
eines Meteoriten auf eine Biosphäre beobachtet wurde.
Zum Glück.
Desweiteren wird stets davon
ausgegangen, daß die gesamte Energie des Einschlages auf die
Erde eingewirkt hat. Ein großer Teil dürfte sich denn auch
seinen Weg in das Weltall gesucht haben.
Das müßten dann aber sehr primitive Modelle sein. Bei der Simulation der Einschläge wird üblicherweise der Energieeintrag in Boden, Luft und Wasser genauso berücksichtigt wie die Rückstrahlung ins All.
Eine Unterbrechung der Nahrungsnetze fand jedenfalls nicht statt, wie man aus den Überlebenden schließen kann.
Das schließt nicht aus, daß große Löcher ins Netz gerissen wurden oder das Netz nur lokal halbwegs stabil war und in großen Teilen der Welt total Zusammengebrochen ist. Dann hätten nur die Arten übelebt, die zufällig in den weigen intakten Ökosystemen lebten.
Dann ist es auch sehr verwegen, einen kausalen Zusammenhang
mit einem „Massenaussterben“ zu formulieren. Entweder habe ich
durch die Datierung einen engen Rahmen umgrenzt und kann dann
wirklich einen Zusammenhang in Betracht ziehen, oder man
bleibt besser mit Hypothesen im Hintergrund.
Zumindest ist das Argument, es gäbe für das im Vergleich zur K/T-Grenze viel größere Massensterben an der P/T-Grenze keine Impakstruktur bis zur genauen Datierung des Kraters auch nicht mehr haltbar.