Ausweitung der Videoüberwachung: Das Ende des Postfaktums ?

Hallo,
warum ziert sich der Berliner Senat trotz des Terroranschlags weiterhin, einer Ausweitung der Videoüberwachung auf öffentliche Plätze zuzustimmen?


Wo Kameras vorhanden sind, zeigt sich doch, dass diese für die relative Sicherheit oder zumindest für die Täterergreifung und Aufklärung schwerer Straftaten in den großen Städten inzwischen unverzichtbar sind.
Zweifellos wird die Kamera einer U-Bahn im Zusammenhang mit der Öffentlichkeitsfahndung auch zur Ergreifung von sieben wegen Mordversuchs gesuchten Rotzlöffeln beitragen, die während der Feiertage einen wehrlosen Obdachlosen abfackeln wollten.

Bislang wäre von solchen Taten wohl kaum vielmehr als ein paar Zeilen im Polizeibericht der Tageszeitung (in der Regel ohne genauere Täterbeschreibung) zu lesen gewesen. Bedenken von Datenschützern oder Freiheitsutopisten kann ich nicht teilen. Die Veränderung der Gesellschaft hat auch Ländern wie GB schon lange eine Überwachung der öffentlichen Plätze aufgezwungen, ohne das Bürger die Einschränkungen dieser Rechte im Datenschutz irgendwie als nachteilig empfunden hätten.
Wie seht Ihr das?
Gruß
rakete

Ich habe gestern eine Vertreterin der Linken in den Nachrichten gesehen die meinte dass mehr Kameras keine Straftaten verhindern würden (was ja korrekt ist, aber sie helfen sie aufzuklären) und gerade bei Attentaten dazu führen könnten dass das wiederholte Zeigen des Materials in den Medien nur den Sympathisanten des Attentäters in die Hände spielt.

Nebenbei: http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/sieben-tatverdaechtige-festgenommen-feuerattacke-an-schoenleinstrasse-verdaechtige-stellen-sich/19179296.html

Man kann jeden Euro nur einmal ausgeben.

Da Videokameras lediglich passiv beobachten würde ich das Geld lieber in aktives Sicherheitspersonal investieren.

Gruß,
Steve

Für die 24 Stunden-Überwachung eines Ortes durch Sicherheitspersonal brauchst du mind. 6 Personen (3-Schicht-System, 2er Streife). Diese Menschen werden aber auch krank, verletzt, haben Urlaub etc. Also braucht man mehr Personal.

Das kostet auf’s Jahr gerechnet ein Vielfaches mehr als ein vernünftiges Kamerasystem welches einfach nur aufzeichnet oder, noch besser, auf eine Zentrale geschaltet ist die im Notfall Personal schicken kann.

Beim Terror ist das mit Sicherheit ein Aspekt.
Ein zweischneidiges Schwert. Genauso gerne, wie sich die islamistische Community anhand dieser Bilder an ihren Massakern immer wieder ergötzen, würden Politiker und Bürger zu schnell vergessen, wenn sie nicht wiederholt werden würden.
Gruß
rakete

Natürlich ist aktives Personal teurer als passive Kameras, das ist doch klar.

Aber bis eben jemand aus irgendeiner Zentrale kommt ist häufig schon wertvolle Zeit vergangen.
Personal hat zusätzlich den Vorteil, das es proaktiv sein kann.

Ja, aber so funktioniert es eben. Auch bei der 110 und 112. Und ich persönlich kann bis jetzt damit leben. 100% Sicherheit kann es eben nicht geben.

Wenn du wirklich flächendeckend 24h Personal haben willst zahlst du eben auch mehr Steuern und eine Einzelfahrt mit dem Bus in deiner Stadt kostet das Mehrfache von dem was sie jetzt kostet.

Hallo,

Vorgeschobenes Argument: es verhindert keine Verbrechen.

Natürlich ist das postfaktisch. Mit gleicher Begründung könnte man die Abschaffung der Polizei oder die ihrer Bewaffnung fordern. In GB bspw. sind angeblich die Kriminalitätsraten in überwachten Gebieten stark zurückgegangen. Im Nachgang ist wohl nichts so hilfreich wie eine Aufnahme, um Täter zu identifizieren. Bei Terroranschlägen aus dem religiös-grünen Milieu machen die das allerdings schon automatisch mit hinterlegtem Ausweis.

Natürlich ist das faktisch, da ein Teil der kriminellen Handlungen aus dem Affekt heraus passiert oder sich vorsätzlich handelnde Täter nicht bewusst sind, dass gerade Bilder gemacht werden. Auch Terroranschläge liessen sich so (derzeit) nicht verhindern.

Tatsächliche Gründe:

  1. Ein paranoider oder krimineller Teil der Anhängerschaft befürchtet den (faschistischen) Überwachungsstaat. Dieser Teil ist durch Populismus leicht verführbar und bevorzugt einfache Antworten, die die Rattenfänger liefern. Ausserdem könnte man ja selbst bei einem Brandanschlag gefilmt werden :wink: .

  2. Wer Aufnahmen hat, kann sie auch veröffentlichen. Und man muss doch auf Biegen und Brechen Minderheiten schützen vor etwaigen Ressentiments. Da ist es um der guten Sache willen auch besser, ein paar Verbrechen hinzunehmen.

  3. In der Zweiten und Dritten Welt leiden die Menschen an noch höherer Kriminalität. Also haben wir es doch als böse Ausbeuter und Unterdrücker nicht verdient, dass es uns besser geht. Sollen wir mal die Medizin schmecken, die wir anderen zumuten. #seigefaelligstempathischer

Ich habe auf Anführungszeichen verzichtet, weil es zu viele hätten werden müssen, um meine Distanz zu diesen „Gründen“ zu demonstrieren. Und natürlich wird nicht jeder Grund bei jedem Wähler tatsächlich eine Rolle spielen. Aber Parteien bedienen die Interessen ihrer Wähler und werden erst abgestraft, wenn sie dies nicht mehr tun. R2G kann sich seine Position leisten, weil sie so die Wähler bei der Stange zu halten denken und erst bei der nächsten Wahl ihre Quittung erhalten. Bei der Frage der Videoüberwachung setzen sich eben die Ideologen vor den Realisten durch.

Da Du hier die Gesuchten von Berlin überhaupt zur Sprache bringst, werden Dir einige im Forum „Stimmungsmache“ vorwerfen. Entweder offen geäußert oder nur gedacht. Falls Du ehrlich zu Dir selbst bist, wirst Du ihnen wohl auch zustimmen müssen.

Andererseits muss man einfach auch mal Ross und Reiter nennen, damit es anderen noch schwerer fällt, den Kopf in den Sand zu stecken. Auch was Verbrechen von Migranten/MiHiGrulern anbelangt.

Exakt dieser Fall zeigt, dass das Verbrechen zwar nicht verhindert wurde, mit der Ergreifung der Täter aber über kurz oder lang zu rechnen sein wird.

Ich sehe keinen hinreichenden Grund, warum nicht viel mehr VÜ erfolgen sollte, falls die so gesammelten Daten nach Fristablauf (bspw. 96h) gelöscht werden, sollte es keine Anzeigen gegeben haben.

Gruß
vdmaster

Den Punkt teile ich. Die Gesellschaft verändert sich und unser Leben eben auch. Und diejenigen die ganz laut „Datenschutz“ schreien haben vermutlich gerade ihr Frühstück auf Facebook gepostet, benutzen ein iPhone oder Android, haben 4 Kundenkarten mit denen sie beim Einkauf „sparen“, schreiben Emails, zahlen mit EC-und Kreditkarte etc…

Das habe ich doch überhaupt nicht gesagt.
Ich habe gesagt, ich würde die gleichen Euros lieber in Personal statt Kameras investieren.

2 Polizisten kosten im Jahr wahrscheinlich soviel wie der Betrieb von 20 aktiven Kameras (incl. zeitgleicher Beobachtung durch 1 Polizisten) oder der passive Betrieb von 50 (?). Samt der Anschaffung über ein paar Jahre abgeschrieben.

Gruß
vdmaster

Nein, nein - dafür hat(te) man doch andere edle Gründe:

„Dies soll nicht zu einem Weniger, sondern zu einem Mehr an Sicherheit für die Beamten führen. Unbewaffnete Streifenpolizisten können bürgernäher agieren, da sie von der Bevölkerung weniger bedrohlich wahrgenommen werden. Ebenso wird so die Gefahr vermieden, dass Schusswaffen den Beamten entwendet werden“, begründet Juso-Landeschef David Ittekkot den Vorstoß." http://www.weser-kurier.de/bremen_artikel,-Jusos-wollen-Polizei-ohne-Schusswaffen-_arid,1472749.html

:+1:

Genau! Und Notwehr für sich oder andere können die Polizisten dann auch viel unbeschwerter vortanzen, um sich durchzusetzen.

Also z.B. auf einsamen U-Bahnhöfen wäre zumindest ein echter Zugabfertiger oder Wachmann auf dem Bahnhof schon schön. Was nützt einem Mädchen, das von einer Gruppe junger Männer belästigt wird, eine Kamera, die erst später ausgewertet werden kann. Es sollte beides geben.
Gruß
rakete

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Oder EIN Wachmann…?

Das würde ein DNA-Abstrich und Fingerabdruck bei allen Bürgern oder Bewohnern auch und viel wirksamer.

Das es mich wurmt, wenn manche Bevölkerungsteile scheinbar häufiger „vor der Kamera stehen“ als andere, ist kein Geheimnis. Der Terror und die Feuerteufelei sind halt zwei brandaktuelle Fälle, die zum Thema passen.

Datenschützer zitieren gern B. Franklin:
„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“
Es gilt daher bei einer Videoüberwachung für eine strenge Zweckbindung zu sorgen. Sonst bestünde in der Tat die Gefahr, dass jetzt wegen der Vorfälle angeschaffte VÜ später für Bewegungsprofile, gezielter Überwachungsmaßnahmen zu irgendwelchen (politischen) Zwecken missbraucht werden könnten, obwohl evtl. keine rechtfertigende Bedrohungslage vorliegt.
Gruß
rakete

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Ich würde mich da sicherer fühlen. Der hat zumindest Funkgerät, etwas Equipment. Besser als NUR eine Videoaufnahme.

Und bei genau diesen Fall sehen wir doch dass sich was tut. Die Tat wurde in der Nacht vom 24. zum 25.12, begangen. Die Aufnahmen wurden am 25. veröffentlicht und am 27. morgens kam die Meldung dass sich sich die Tatverdächtigen den Behörden gestellt haben.

Das ist doch ein riesiger Schritt in die richtige Richtung!

Man muss natürlich die Frage stellen, warum bei diesem Fall scheinbar alle anderen Fahndungsmittel ausgeschöpft waren , womit üblicherweise erst viel später erfolgende Öffentlichkeitsfahndungen regelmäßig begründet werden. Die Polizei hätte doch -wie üblich- monatelang die üblichen Treffpunkte beobachten, mit örtlichen Streetworkern, Szenetreffs, Schulen oder Glaubenszentren sprechen und Fotos zeigen können.
Man sieht, - sie können auch anders - und es ist gut so.
Gruß
rakete

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