Bachelorstudium

Hallo,

nach Medienberichten von ARD glauben 54% der Studenten, der Bachelorstudiengang bereitet nicht ausreichend auf das Arbeitsleben vor.

Tut das denn der Masterstudiengang? 

Finde diese Aussage merkwürdig.

Gruss
René

Moin,

nach Medienberichten von ARD glauben 54% der Studenten, der
Bachelorstudiengang bereitet nicht ausreichend auf das
Arbeitsleben vor.

in ‚meinem‘ Studienfach glauben das weit mehr.

Tut das denn der Masterstudiengang? 

Nach bisheriger Erfahrung ja.

Finde diese Aussage merkwürdig.

Warum?
Ein Masterstudium ist von der Struktur her deutlich anders aufgebaut als ein Bachelor.
Als Master hat man weit stärker gelernt, selbständig zu arbeiten und man hat sich in einem Teilgebiet seiner Disziplin vertieft.
Hat den Vorteil, daß man dort Spezialist wurde, hat den Nachteil, daß man sich spezialisiert hat und in den Nachbargebieten weniger.

Gandalf

Hi,

meiner Erfahrung nach versuchen viele Bachelor-Absolventen gar nicht erst herauszufinden, ob man auch mit dem Bachelor schon ins Arbeitsleben starten könnte, sondern düsen einfach gleich weiter in den Master. Kommt der „Angst vorm Absprung“ aus dem Unileben ja auch irgendwie entgegen, wenn man bedenkenlos noch 2 Jahre dranhängen und es mit besserer Vorbereitung begründen kann.
Nicht in allen Studienfächern macht es der Master allerdings signifikant besser. Gerade bei Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Wirtschaft würde es durchaus lohnen, nach dem Bachelor erstmal auf den Arbeitsmarkt zu gehen, Praxiserfahrungen einzusammeln und evtl. später nochmal einen Master dranzuhängen, der nicht einfach nur den Bachelor dem Namen nach fortsetzt, sondern stärker in eine Richtung spezialisiert, die man auf Basis der praktischen Erfahrungen favoriert.

Gruß

Hi

Von welchen geisteswissenschaftlichen Fächern sprichst du denn da? Das würde mich jetzt mal brennend interessieren, denn a) sind dort die Masterplätze am knappesten bemessen relativ zu den Interessenten b) gibt es bei Unterbrechungen immer das Problem, dass es dann an finanzieller Förderung mangelt und c) sind insbesondere geisteswissenschaftliche BA Abschlüsse auf dem Arbeitsmarkt nutzlos. In den geisteswissenschaftlichen Arbeitsfeldern merk ich grade sehr gut, dass ich schon mit dem Master fast nutzlos bin weil jede Stelle von der man seine Miete bezahlen kann eine Promotion vorausetzt!
Bei mehreren Bewerbungsverfahren an denen ich auf der anderen Seite des Stuhls saß habe ich mitbekommen wie selbst vielversprechende BA’s aussortiert wurden, weil die _Vorgaben_ nunmal mindestens MA Abschluss sind und da auch noch so viel Talent einfach keine Rolle spielt.

Und in der freien Wirtschaft? Mit dem BA geisteswissenschaftlichen Abschluss? Ich lach ich tot! Da muss man schon fantastische exotische Sprachkenntnisse mitbringen um dann irgendwo völlig fachfremd unterzukommen.

Also wenn mit BA Abschluss abschließen oder unterbrechen, dann eher bei den Studiengängen mit offensichtlich praktischer Anwendung. Das schützt aber auch nicht, ich sitze gerade im Maßnahmenknast mit u.a. einer BA in Maschinenbau, in SFG Metallurgy (wasauchimmer das sein mag) und einem BA Ingenieur. Hilft nicht wirklich.

lg
Kate

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Hi,

die Studiengänge mit der ungünstigsten Zahl von Bachelor-Absolventen im Verhältnis zu Masterplätzen sind die Wirtschaftsstudiengänge, meiner Erfahrung nach.
Ansonsten hast du mit deinem Beitrag gerade eigentlich nur geschrieben, dass es der Master auch nicht besser macht, weil er genauso wenig wert zu sein scheint wie der Bachelor. Kurzum war die Rechnung „Geisteswissenschaften = brotlose Kunst“. Da kann man drüber diskutieren. Darum ging es aber nicht.
Ich bin einfach gegen ein undurchdachtes Dranhängen eines Masters an quasi egal welches Studium. Erstmal sollte klar sein, was der Master zusätzlich zum Bachelorabschluss noch leisten soll. Nach nem Soziologie-Bachelor noch nen Soziologie-Master dranzusetzen: Was genau bringt dir das an Fähigkeiten, ohne die du auf dem Arbeitsmarkt absolut unterqualifiziert wärst? Wo genau schafft der Arbeitsmarkt da eine klare, logische Abgrenzung?
Das Problem heutzutage ist, dass keiner mehr so richtig weiß, a) welche Arbeit es auf dem Markt eigentlich zu tun gibt, b) was ein Bewerber für eine Stelle eigentlich alles mitbringen muss und c) welche Abschlüsse in die gewünschte Richtung Wissen vermitteln. Guck dir mal Stellenausschreibungen an, die nicht in die naturwissenschaftlich-technische Richtung zielen. Größtenteils ist da Larifari gefordert, welches durchscheinen lässt, dass die Abteilung eigentlich gar nicht weiß, wen und was sie braucht. Da herrscht dann auch keine klare Vorstellung, was nun inhaltlich den Bachelor vom Master abgrenzt außer „is irgendwie qualifizierter“.

Gruß

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Hi

Du zäunst das Pferd nur leider von hinten auf. Nicht dem Studierenden muss klar sein was sein Master ihn an Skills bringt - das heißt, klar, SOLLTE es sein - aber das ist nicht der springende Punkt.

Dem ArbeitGEBER ist nicht klar, was ein Bachelor bringt. Der Arbeitgeber will immer noch Diplom und Magister Artium sehen, nur natürlich nicht offiziell. Also wird ein Master als Mindestabschluss vorausgesetzt, mit einem Bachelor kann niemand etwas anfangen, darum werden diese gar nicht erst eingestellt, da kann der Exstudent noch so sehr philosophieren.

Und leider ist es tatsächlich so, dass gerade in den geisteswissenschaften kaum markttaugliches Wissen vermittelt wird. Obwohl man es vermitteln könnte, wenn die Studiengänge anders strukturiert wären.

Der Master soll eigentlich in die Wissenschaft führen und sonst nicht von Nöten sein, aber die Realität sieht anders aus. Die Arbeitgeber wollen einen Master sehen, viele Bachelorabsolventen der GW sind ohne Master auch vollkommen unterqualifiziert.
Obwohl dieses Problem bekannt ist, sind die Master dann aber doch so akademisch gehalten wie es für eine wissenschaftliche Karriere auch gedacht wäre. Dadurch entsteht für den Arbeitsmarkt ein Qualifikationsvakuum.

Ich habe neben meinen eigenen vier BA Studiengängen ja noch einige andere mitbekommen (schon weil einer von meinen mit sieben anderen interdisziplinär war). Sprachbezogene Studiengänge vermitteln gerade so das Minimum und leider ist viel zu oft gar kein Auslandssemester vorgesehen (in Bochum z.B.), was zu mangelnder Sprachpraxis führt.
In anderen Fällen ist das Bachelorstudium ein verkapptes, verlängertes Grundstudium in dem die Studenten primär lernen Fakten zu reproduzieren aber nicht eigenständig zu denken - oder sie werden nach 5 Semestern Reproduktion plötzlich mit einem knallharten Theoriekurs konfrontiert den sie kaum meistern können.

Anderswo ist es eine Sache des Prestige. Ein Mathematik Bachelor kommt kaum irgendwo unter - die, die ich kenne, haben dann eine Ausbildung gemacht und hätten sich das Studium auch schenken können. Eigentlich bringt ein Mathematik Bachelor alles wichtige mit aber wenn es ums Einstellen geht dann… ist die mathematische Spezialisierung meist unwichtig aber ein Master „macht sich“ halt besser.

Kurzgesagt, eigentlich sollten nur angehende Wissenschaftler den Master studieren und der Bachelor sollte der Standardabschluss sein.
Das hat bisher aber nicht funktioniert, weil viele Studiengänge ihre Studierenden gar nicht im 6. Semester auf Abschlussniveau gebracht haben und davon ausgehen, dass diese ihre Kenntnisse sowieso im Master vertiefen.
In der freien Wirtschaft ist der Bachelor eine Überraschungstüte, man weiß nie was drin steckt oder rauskommt, beim Master redet man sich zumindest ein, das zu wissen.

Und so kommen wir zu Notprestige Mastern wie es auch Prestigedoktoren gibt, deren Doktorarbeiten null mit ihrer späteren Karriere zu tun haben. Wenn man die Wahl zwischen einem Master und einem Bachelor hat, wird der Master genommen um „auf Nummer sicher“ zu gehen.

lg
Kate

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Hallo,

ich stamme noch aus der Diplom-Ähra und kann berichten, dass auch ein Diplom nicht immer wirklich auf die Arbeitswelt vorbereitete - man muss sich in jeden Job noch einarbeiten. Das ist allerdings mit breitem Wissen möglich.

Bachelor entspricht m.W. in etwa dem, was früher ein Vordiplom war. Das ist dünn. Da wird man sich bei Berufseinstieg wesentlich mehr neu aneignen müssen, sicher auch vieles nach Feierabend. Je nach Beruf und Fachrichtung mehr oder weniger.

Was mich an der Studienreform mehr stört ist die Verschulung des Systems. Früher hat man im Studium auch gelernt, sich selbst Wissen anzueignen. Die Diplomarbeit war in der Hinsicht durchaus wichtig. Eine Übung, die immer sinnvoll ist.
Wenn das beim derzeitigen Bachelorstudium nicht mehr der Fall ist, sind die Absolventen nat. am Arbeitsplatz überfordert und nicht so leicht in der Lage, in andere Banchen zu wechseln (was etliche meiner Studienkollegen mangels Jobangeboten im Studienfach erfolgreich gemacht haben).

Gruß, Paran

Bachelor entspricht m.W. in etwa dem, was früher ein Vordiplom
war.

Seit wann hat ein Vordiplom 6-8 Semester mit Abschlußarbeit? Noch dazu ist ein Bachelor berufsbefähigend.

In den meisten Bereichen reicht ein Bachelor aus. Nur wenige müssen einen Master haben. Ausnahmen sind u.a. Lehrer, Architekten, Psychologen. Nicht zu vergessen die Chemie-Bachelors, die oft als Laboranten eingesetzt werden.

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Bachelor entspricht m.W. in etwa dem, was früher ein Vordiplom
war.

Aber ein Bachelor dauert zwischen 3 und 4 Jahren.

Also wenn mit BA Abschluss abschließen oder unterbrechen, dann
eher bei den Studiengängen mit offensichtlich praktischer
Anwendung. Das schützt aber auch nicht, ich sitze gerade im
Maßnahmenknast mit u.a. einer BA in Maschinenbau, in SFG
Metallurgy (wasauchimmer das sein mag) und einem BA Ingenieur.
Hilft nicht wirklich.

Ein Maschinenbauer arbeitslos. Also das liegt mit Sicherheit nicht am Abschluss. Wusste nicht, dass so was möglich ist.

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Moin auch,

Noch dazu ist ein Bachelor berufsbefähigend.

Das war (früher) ein Diplom auch. Frag mal herum, wieviel nicht-promovierte Diplom-Chemiker von entsprechenden Firmen früher eingestellt wurden. Und daran krankt doch das System: Auf dem Papier ist ein Bachelor berufsbefähigend, den Firmen ist das aber egal. Hier geht einfach das Gesetz an der Realität vorbei.

Übrigens : Im Rahmen einer Pflichtexkursion an der Uni bin ich anno dunnemals zu einer Chemiefirma gefahren. Im offenen Gespräch „beschwerte“ sich der Gastgeber über die langen Studienzeiten in D und darüber, dass doch nicht jeder Hansel promovieren müsste. Auf unsere Rückfrage, wieviele nicht-promovierte Chemiker pro Jahr bei dieser Firma anfangen würden kam die Antwort: „Wir stellen ausschließich promovierte Leute ein“.

Noch Fragen?

Ralph

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Moin,

Aber ein Bachelor dauert zwischen 3 und 4 Jahren.

echt?! Wo?
Hier dauern (formal) alle sechs Semester.
Wenn man gewisse Extras wie Auslandsemester etc. einbaut schon mal länger.

Gandalf

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Hi,

an Fachhochschulen sind es oft reguläre 7 Semester, weil ein verpflichtendes Praxissemester im Studienplan vorgesehen ist.
Pädagogikbachelor für die Grundschule gehen oft 8 Semester.

Gruß

Moin,

Noch dazu ist ein Bachelor berufsbefähigend.

In den meisten Bereichen reicht ein Bachelor aus…

man merkt, Du hast einen sehr direkten Draht zur gegenwärtigen Bildungsmaschine und vor allem zu den gegenwärtigen Einstellern der Industrie und des öffentlichen Dienstes!

Ich sehe jedes Jahr viele junge Menschen durch ein BA-Studium gehen und einige wagen es sich auch als solcher in den Berufalltag.
Vor einiger Zeit zeigte mir ein solcher eine Anzeige:
Gesucht wird Laborant/Techniker/Bachelor
Und nach seiner Ausssage war das keine Ausnahme.
Zumindest Techniker und Bachelor konkurrieren nicht selten um die gleichen Stellen und meist werden die Techniker genommen, weil sie praktisch versierter sind als die Bachelor.
Will man Theoretiker, sucht man mindestens Master, oft aber promovierte.

Wie Du siehst, ist der Markt für die Bachelor riesengroß.

In den USA und in GB sieht es tatsächlich anders aus, aber hier werden diese Verhältnisse in absehbarer Zeit nicht eintreten.

Gandalf

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Moin,

an Fachhochschulen sind es oft reguläre 7 Semester, weil ein
verpflichtendes Praxissemester im Studienplan vorgesehen ist.

ich arbeite an einer Fachhochschule und irgendwie scheinen dann wir was anderes zu sein.

Gandalf

Seit wann hat ein Vordiplom 6-8 Semester mit Abschlußarbeit?

Bei einem Grossteil der Studenten, allerdings in der Tat ohne Abschlussarbeit.

Moin,

an Fachhochschulen sind es oft reguläre 7 Semester, weil ein
verpflichtendes Praxissemester im Studienplan vorgesehen ist.

ich arbeite an einer Fachhochschule und irgendwie scheinen
dann wir was anderes zu sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bachelor#Vergleich_mit_…

Hi,

Moin,

an Fachhochschulen sind es oft reguläre 7 Semester, weil ein
verpflichtendes Praxissemester im Studienplan vorgesehen ist.

ich arbeite an einer Fachhochschule und irgendwie scheinen
dann wir was anderes zu sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bachelor#Vergleich_mit_…

Ich zitiere teilweise aus der Tabelle im oben verlinkten Kapitel:
6 Semester […] (häufigste Variante)
7 Semester […] (seltenere Variante)
8 Semester […] (seltene Variante)

Nach meiner Interpretation sind damit 6 Semester die Regelstudienzeit im konsekutiven Bachelorstudium, mehr Semester sind mit entsprechender Variation im MAsterstudiengang möglich, aber wird selten gewählt.

Barbara

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Hi

Das DACHTE ich auch immer, so wie jedem der ein Fitzelchen Chinesisch konnte immer Maschinenbau angebiedert wurde und so viele Programme wie die DAAD da gestartet hat. Während meines Studiums galt Maschinenbau als DER Job v.a. im Bezug auf China. Naja. Nüx da.
Die Maschinenbauer machen da wohl andere Erfahrungen.

lg
Kate

Schmalspurstudium Bachelorstudium
Hallo,
Bachelor ist ein Schmalspurstudium für Leute, die sich weder in der Praxis noch in der Wissenschaft richtig einbringen können / wollen.

Das mag ein Vorurteil sein, es ist aber das Vorurteil, das in den Köpfen vieler einstellenden Personaler herrscht.

Das wird sich ändern, wenn die ersten Bachelor-Absolventen in Positionen sitzen, in denen sie die neuen Mitarbeiter einstellen. Die nehmen dann auch Bachelors.

Bis dahin wird den Bachelor - Absolventen nichts anderes übrig bleiben, als harte Überzeugungsarbeit zu leisten.

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