Badener und Schwaben

Hallo zusammen;

da ich kein passendes Brett gefunden habe, sich die beiden o.g. Gruppen aber auch im Dialekt unterscheiden :wink:, stelle ich die Frage hier:
Warum können sich Badener und Schwaben (angeblich) nicht leiden???
Ich kann das nicht nachvollziehen und konnte bisher von keinem eine Erklärung bekommen, also HELFT MIR bitte! :wink:

Vielen Dank;
A:stuck_out_tongue::smile:

„Auf amtlichen Befehl lauft a wütender Hund rum. Wer ihn sieht, soll ihn nüberjagen ins Bad’sche, damits koi Unheil gibt“.

*SCNR*

da ich kein passendes Brett gefunden habe,

Das passt hier schon!

sich die beiden o.g. Gruppen aber auch im Dialekt unterscheiden :wink:,

Weniger als du denkst. Ein Hamburder oder Bremer oder Berliner - alle drei übrigens essbar - hören den Unterschied nicht.

Warum können sich Badener und Schwaben (angeblich) nicht leiden???

Das ist das alte Lied vom Minderwertigkeitskomplex und Großkotzigkeit.

Und angefangen hat das erst 1806, als der Wirtemberger vom Napolium vom Herzig zum König gequetscht wurde und sich daraufhin in Württemberger umbenannte, während der Badener es grad vom Markgrafen zum Großherzog brachte - immerhin „Groß-“!

Das hat der Badener nie verwunden.

Da begann es also. Als nun im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jhdts die wirtschaftliche Entwicklung es mit sich brachte, dass das Schwabenlände durch den pietistischen Bienenfleiß seiner Bewohner prosperierte, blieben den Badensern nur die Kuckucksuhren, die Schäufele, das Kirschwasser, die Pflaumen und der erst nach dem Zweiten Weltkrieg trinkbar gewordene Wein (der Württemberger ist nach Meinung vieler heute noch nicht so weit) und so kam es, dass die Badener mit ihrer Kindern, die gerade zu laufen begonnen hatten, zum Grenzberg gingen, sie dort an den Ohren hoch hielten und ihnen Baden zeigten mit den Worten: Dess isch dai Haimat! und dann zeigten sie ihnen Württemberg und sagten: Und dort verdiensch dei Geld!

So übertrug sich der Ärger der Großherzogs auf alle Gelbfüßler; während die Württemberger auf die Habenichts runtersahen und im dicken Mercedes, mit Jacht und Ferienwohnung am Bodensee urlaubten.

Noch heute liest man nahezu in jedem „Mucki“-Kommentar im hiesigen Käsblättle, dass die bösen Stuttgarter den armen Karlsruhern auch noch die letzten Mittel abzweigen, z. B. Karlsrher Messegelände und Messe auf den Fildern.

Und das Bundesverfassungsgericht, dass man den Karlsruhern als schlechten Ersatz für die verlorenen Hauptstädtlichkeit zuschusterte genügt einfach nicht und wenn man sich noch so sehr und laut „Hauptstadt des Rechts“ schimpft.

Ein Beleg für meine Meinung; Es gibt von Badenern erzählte Schwabenwitze die Legion!
Aber keinen einzigen Bedenerwitz von Schwaben.

Gruß Fritz

Ich merke davon nichts.
Hi,

bin Schwabe und arbeite in Baden.
In beiden Fällen deutlich weg von der „Grenze“.
Was entgeht mir?

Gruss,

Hallo Fritz,

ich fang mal hinten an:

Ein Beleg für meine Meinung; Es gibt von Badenern erzählte
Schwabenwitze die Legion!

Das ist natürlich falsch. Es gibt keine Schwabenwitze,
das sind alles Tatsachen.

Zusätzlich möchte ich aber die Sache noch dahingehend
verwirren, dass Baden-Württemberg durchaus nicht bipolar ist,
sondern schon ein bissl vielschichtiger.
Da gibt es noch hoch oben im Norden die Kurpfälzer, die
politisch Badenser sind, geographisch eher Hessen und
sprachlich Pälzer. Aber dazu gehören tun tun wir schon.

Wollt ich bloß mal gesagt haben.

Um etwas ernster zu sein - in der Kurpfalz werden selbst
die feuilletonistischen Anspielungen (die ja meist von
Feuilletonisten stammen, die weder das eine noch das andere
sind, nur zufällig für eine ansässige Zeitung schreiben, und
meist nicht wissen, was sie schreiben sollen ,weshalb sie auf
die Klichés zurückgreifen) kaum bemerkt. Sollte es die
Animosität zwischen Badenser und Schwobe wirklich geben,
so ist sie im Vergleich zur fränkisch/bayrischen oder
gar schottisch/englischen Problematik nur minimal.

Allah d’onn
Elke

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Chaire Athene,

noch ein paar Splitter dazu, ohne rechte Erklärung:

Nicht nachprüfbar, aber nicht unplausibel, die im Badischen umgehende Version, dass der Unmut badischerseits gegenüber den württembergischen Nachbarn ziemlich konkret datierbar sei: Nämlich auf den Juni 1849, wo mit Auflösung des von Frankfurt nach Stuttgart umgezogenen Parlamentes durch württembergisches Militär quasi der Startschuss für die in Baden ziemlich blutige Beendigung der 1948er verpassten Revolution gegeben wurde: Eine Aktion des zunächst eher liberal und fast republikanisch gesinnten Zaunkönigkreiches Württemberg, die von den Badenern als definitiver Verrat an ihrer Sache erlebt wurde - von Preuszen hatte man nichts anderes als Kartätschen erwartet, von den Schwaben schon.

Dass württembergisches Militär in Rastatt und im Südbadischen an der Seite der preussischen Truppen eingesetzt worden sei, ist wohl eher im Reich der Volkslegende zu suchen - ich kenne keine Quelle dafür.

Interessant aber allemal, dass mir badische Animositäten ggü. den Sauschwoben stärker ausgeprägt zu sein scheinen als umgekehrt. Bei den Sieben Schwaben war ja sogar der Gelbfüaßler mit von der Partie.

Zuletzt dazu gesehen eine Karikatur aus der Stuttgarter Zeitung aus der Zeit der Gründung des Südweststaates, wo Leo Wohlleb von der „Gefahr aus dem Osten“ gesprochen hatte: Zwei mongolische Reiter mit eindeutigen Gesichtszügen überrennen als letztes Bollwerk den Schwarzwald, getitelt ist dies mit „'S Attilale Maier und 's Dschingiskhanle Müller“…

Mir selber sind solche Stereotypen bloß im eigentlichen Großherzogtum Baden begegnet, nicht im artifiziellen „Neubaden“ - im kurpfälzischen Monnem weiß man schon, was man am (Seehas) Lanz gehabt hat. Ab Karlsruhe südlich scheint mir das zuzunehmen - was für die 1849er-Legende spräche: Richtig blutig war das in Rastatt und im Dreyeckland.

Weil man als Süddeutscher jeder Couleur mit einem Rucksack voll Geschichte unterwegs ist, allerdings auch das Gegengift: Als es mir bei einem Freiburger richtig ernst zu sein schien mit der Aversion gegen die Sauschwobe, habe ich mich als Vorderösterreicher geoutet, was ihn - als Freiburger ebenfalls Maria Theresia untertan - versöhnt hat. Unabhängig vom vorderösterreichischen nie richtig arrondierten Flickenteppich gibts da im Süden der beiden Gebiete natürlich auch noch das verbindende Element des alemannischen Sprachraumes, der sich quer über bayrisches, neuwürttembergisches und zähringer = „neubadisches“ Territorium zieht.

Noch ein Letztes, was auch die 1849er Legende wieder relativiert und das Thema wieder aufs Niveau gewöhnlicher Frotzelei unter Nachbarn bringt: Im Schwarzwald nimmt die württembergisch-badische Grenze einen bisweilen seltsamen Verlauf. Es kommt vor, dass grad ein Dorf vor der Passhöhe noch württembergisch ist. Dort wurde für die Sauschwobe der Spottname „Käfzgeschneller“ (= ungefähr „Apfelkernhausschnipper“) geprägt - niemand weiß, was daran ehrenrührig sein soll, aber er hat schon viele gebrochene Nasenboiner nach sich gezogen.

Noch zum Bau der Schwarzwaldbahn Offenburg - Donaueschingen hat man es vorgezogen, von dem Ingenieur, der auch die Albulabahn in Graubünden entworfen hat, eine dramatisch schöne Gebirgsbahn mit vielen schönen Kehrtunneln, Serpentinen, Viadukten bauen zu lassen, als dass man sich mit Württemberg auf die viel einfachere und billigere Führung über einige Kilometer württembergisches Territorium hätte einigen wollen.

Und noch einer aus der Zeit der Südweststaatgründung: Es gab ein in Monnem verbreitetes Plakat, auf dem verkündet wurde, durch die Globalisierung in Württembergs Namen würde der Monnemer Arbeiter seine Existenz verlieren, weil der Stuttgarter Neckarhafen Monnem den Rang ablaufen würde, falls der Südweststaat zustande käme.

Persönlich mag ich ja den baddischen Citoyen z.B. des Karlsruher Typus (bitt um Vergebung, Fritz) viel lieber als den ewig transmontanen Untertan aus dem Neuwürttembergischen. Aber seine Ressentiments sind mir völlig schleierhaft.

Schöne Grüße

MM

Sauschwobe
Hallo Martin,

das war jetzt schön zu lesen (trotz der späten Stunde).
Aber eine Frage blieb mir.
Den Ausdruck „Sauschwob“ hab ich eigentlich nie im
Zusammenhang mit richtigen Schwaben gehört, ich kenn
ihn eigentlich nur aus dem Schwyzerdütschen, wo damit
aber alle Deutschen bezeichnet werden.

Saget die Badener do unne bei Freiburg wirklich Sauschwobe
zu denne Schwobe?

Grüße
Elke

Hallo A:stuck_out_tongue::

Warum können sich Badener und Schwaben (angeblich) nicht
leiden???

das gibt es nicht nur dort.
Die Düsseldorfer und die Kölner können sich (angeblich) auch nicht riechen, genausowenig wie die Westfalen und die Rheinländer.

Wenn Du dann den Maßstab verkleinerst, haben die Kölner die auf der linken Rheinseite wohnen Probleme mit denen, die auf der rechten Seite leben.

Unser Dorf lebt in Konkurrenz mit einem Nachbardorf, aber zusammen leben wir in Konkurrenz mit einem weiteren.

Das ist alles nur menschlich und sicher in den meisten Fällen symbolisch, man muß sich ja irgendwie ‚abgrenzen‘.

Gandalf

Hallo Elke,

Den Ausdruck „Sauschwob“ hab ich eigentlich nie im
Zusammenhang mit richtigen Schwaben gehört, ich kenn
ihn eigentlich nur aus dem Schwyzerdütschen, wo damit
aber alle Deutschen bezeichnet werden.

die bösen Bayern benutzen dieses Unwort auch … :smile:

Gruß
vom Schwaben aus Bayern
Bolo2L

Servus Elke, servus Bolo,

aus CH kenn ich eher die „Chaibedütsche“ - während z Friburg in dr Stadt die Souschwobe durchaus vorkommen.

Wenn man noch ein bissel weiter nach Westen ins Elsässische geht, ist „Schwowe“ ohne „Sou-“ schon pejorativ genug. Irgendwo zwischen Haguenau und Hunspach werden dann, wie an anderer Stelle berichtet, die „Schwowe“ durch „Honne“ abgelöst.

Hie gut Wirtemberg allewege!

MM

Vielen Dank an alle für die tollen Antworten - endlich weiß ich, woher diese Witze und Sprüche kommen! :smile:

Missverständnis.
Es stimmt nicht, dass sich Badenser und Schwaben nicht leiden können!

Die Schwaben sind normalerweise sehr tolerant gegen Minderheiten, Behinderten, etc.

Wenn es von außen scheint, als ob Schwaben und Badenser nicht können, dann liegt das meistens am Minderwertigkeitskomplex vieler Badenser.

Gruss, Marco

Es stimmt nicht, dass sich Badenser und Schwaben nicht leiden
können!

Die Schwaben sind normalerweise sehr tolerant gegen
Minderheiten, Behinderten, etc.

Genau, bei uns gibts keinen Rassenhass :smile:

Wenn es von außen scheint, als ob Schwaben und Badenser nicht
können, dann liegt das meistens am Minderwertigkeitskomplex
vieler Badenser.

Das heisst übrigens nicht „Badenser“ sondern Gelbfüßler.

Nick

Moin moin,

ich bin eine dieser „essbaren“ Hamburger(innen)
und kannte bis vor kurzem diese ganzen Unterschiede
tatsächlich nicht. (und kenne sie immer noch nicht genau…)
War ein Jahr im Saarland und jetzt in Wiesbaden,
wohne aber in der Pfalz
und hätte nie gedacht, daß Süddeutsch nicht gleich
Süddeutsch ist.
Pälzer, Mosellaner, Hessen, Baden, Schwaben,…
Mittlerweile habe auch ich bemerkt, daß die alle andere
Dialekte haben, aber zugegeben, es hat ein Weile gedauert.

Lese derartige Beiträge mit Begeisterung und einem
stillen Lächeln, weil es mir zwar sehr im Süden gefällt;
aber das ist mir zu kompliziert, ich bin Hamburger
und meinetwegen noch essbar und dann punkt.

:wink:

Ganz liebe Grüße

Lena

Moin moin,

ich bin eine dieser „essbaren“ Hamburger(innen)

Also „Hamburger“ kennst du. Dann weißt du wohl auch das Bremer fast dasselbe sind; sie werden bloß aus Fisch - welchem auch immer - statt aus Hackfleisch - welchem auch immer - gemacht.

und kannte bis vor kurzem diese ganzen Unterschiede
tatsächlich nicht. (und kenne sie immer noch nicht genau…)

Als ich vor langer Zeit für kurze Zeit in Hamburg und Harburg und bei Lüneburg war, hörte ich bald auf, die Leute zu belehren, dass ich keineswegs ein Bayer sei; auch wenn man mir bescheinigte, dass man mein „Bayrisch“ kaum bemerkte, wenn ich sprach.

War ein Jahr im Saarland und jetzt in Wiesbaden, wohne aber in der Pfalz

Da hast du einige Unterschíede und Feinunterschiede und Feinstunterschiede vor dir. Und ein reiches Feld für Feldforschungen.

Achte bloß auf die sorgsam gepflegten Animositätchen und Boshaftigkeitchen!

Pälzer, Mosellaner, Hessen, Baden, Schwaben,.

Oberschwaben, Unterländer, Älbler, Allgäuer, Seealemannen, Hotzenwälder, Markgräfler, Briganten … oh, es gibt kaum eine Ende!

aber das ist mir zu kompliziert, ich bin Hamburger und meinetwegen noch essbar und dann punkt.

Ein guter Punkt! :wink:

Ganz liebe Grüße auch dir

Fritz

Ein PS: Weißt du, wann auf welcher Autobahn der Autofahrer eine Kehrtwendung von 180° machen darf?

Vor dem Schild: Herzlich willkommen im Saarland!

Moin moin,

jo, die Bremer kenne ich, die sind aus Seehecht, Seelachs und
Kabeljau gemacht, die verkauf ich jeden Tag :wink:

Ich halte die Ohren offen für weitere „Feldforschungen“,
aber eins mußt du mir noch erklären,
wo finde ich einen: Seealemannen ???

Liebe Grüße
Lena

P.S. Ich war nicht ganz unglücklich, als die Versetzung
von Saarbrücken nach Wiesbaden kam :wink:

Servus!

wo finde ich einen: Seealemannen ???

Am Bodensee?? nur mal so aus meinem hohlen (bayerischen) Ärmel geschüttelt…

VG
Christian

Moin moin,

ich bin eine dieser „essbaren“ Hamburger(innen)
und kannte bis vor kurzem diese ganzen Unterschiede
tatsächlich nicht. (und kenne sie immer noch nicht genau…)
War ein Jahr im Saarland und jetzt in Wiesbaden,
wohne aber in der Pfalz
und hätte nie gedacht, daß Süddeutsch nicht gleich
Süddeutsch ist.
Pälzer, Mosellaner, Hessen, Baden, Schwaben,…
Mittlerweile habe auch ich bemerkt, daß die alle andere
Dialekte haben, aber zugegeben, es hat ein Weile gedauert.

Hessen gehört nicht mehr zu Süddeutschland.

Gruss, Marco

Seehasen und Seealemannen

wo finde ich einen: Seealemannen ???

Am Bodensee

Treffer! Der Kandidat hat 99 Punkte.

Nachdem das Bistum Konstanz aufgelöst wurde, zu dem einst halb Süddeutschland und noch einstiger die Nordschweiz,

und auch das Kloster Salem, dem die andere Hälfte Süddeutschlands gehörte,

fielen die Ufer des Bodensees und die angrenzenden Gebiete

z. T. an das Großherzogtum Baden - daher ist jetzt Salem ein großherzoglich-badisches Weingut, und in der Nähe gibt es ein Ludwigshafen * -,

zum anderen Teil an Württemberg - daher finden sich in und um Friedrichshafen ** königlich-württembergische (Lust)schlösschen.

Die schwäbisch-württembergischen Anrainer erhielten - in Erinnerung an den ruhmvollen Anführer der Sieben Schwaben - den Ehrentitel „Seehasen“ ***; den badisch-alemannischen blieb leider nur die weniger ruhmreiche Bezeichnung „Seealemannen“.

Beste Grüße
Fritz

* Ludwigshafen
Ludwigshafen, als „Sernatingen“ 1145 erstmals urkundlich erwähnt, wurde 1294 für 95 Mark von Überlingen gekauft. 1808 wurde Sernatingen königlich württembergisch. Aber bereits zwei Jahre später erhielt Baden im Pariser Vertrag Nellenburg wieder zurück und damit war auch Sernatingen, der nellenburgische Seehafen, wieder badisch.
Bei der Einweihung des neu gebauten Hafens (1826) erhielt dieser vom Großherzog Ludwig von Baden den Namen „Ludwigshafen“. Kurz danach wurde der Name des Hafens auf Wunsch der Gemeinde auf die gesamte Gemarkung ausgedehnt und der Ort Sernatingen wurde in Ludwigshafen umbenannt.

** Eine Gründung Friedrichs I. von Württemberg an Stelle des alten Reichsstädtchens Buchhorns.

*** Dazu wäre noch viel zu erzählen.

1 Like

*Stolz*
…haben sich die langen Studienjahre in Tübingen doch noch mal ausgezahlt!

VG
Christian