Hallo Diskutanten,
für ein politisches Zugeständnis bei der Erfindung eines „österreichischen“ Dialektes spricht, daß Dialekte sich erfreulicherweise weitgehend unabhängig von den Delirien der Grenzenfestleger und -„verteidiger“ entwickeln. Wenn man eine bairische Dialektgruppe definiert, dann schließt das natürlich nicht aus, daß im Einzelnen ein Mostviertler anders redet als jemand aus dem Herrgottswinkel.
Österreich oder gar Österreich-Ungarn ist kein kulturell einheitliches Gebiet, sondern eine geschickt zusammengeheiratete Sammlung von Ländereien.
Hauptstädtische Dialekte entwickeln sich wahrscheinlich systematisch anders als die der umgebenden Landstriche, möglicherweise ist der Grad der Differenzierung abhängig vom Grad der Dekadenz der jeweiligen Hauptstadt (Sehr große Unterschiede in den Fällen Wien und Berlin, sichtbare in den Fällen Paris und Rom, wenig dramatische in London).
Für die besondere Wiener Ausprägung einschließlich aller Bereicherungen durch Menschen aus allen Provinzen des K.u.K. Vielvölkerstaates incl. die allerjüngst wieder „national souveränen“ Schlawiner, Krawotn usw. schlage ich vor „Kakanisch“ - das ist jetzt nicht Schlammschleuderei eines Piefkes, sondern meines Wissens von Musil geprägt.
Interessant übrigens hier: Erratisches Vokabular findet man im Kakanischen zwar aus einer dem Bairischen so fern liegenden Sprache wie dem Ungarischen, wohl aber nicht aus dem Tschechischen und auch nicht aus dem Triester Italienischen - oder irre ich mich, bitte um Horizonterweiterung.
Vorsicht Rasta! Entsprechende Äußerungen betreffend Träume von der Wiederholung von +++'36 wurden von einem unserer d’ailleurs politisch und ökonomisch im Gegensatz zu Stoiberland vorbildlichen Nachbarn kommentiert mit den Worten: „I glaab mir miasn Eich wüda an Führa ausleihn“…
Schöne Grüße
MM