Hallo exc,
deine Argumentation ist sehr utilitaristisch. Doch funktioniert die Souveränität als Ordnungskonzept so gut? Nehmen wir die beiden Beispielfälle Irak und Kosovo:
Unter Achtung der Souveränität:
- Der Irak wird nicht aus lächerlichen Gründen angegriffen
- Im Kosovo darf munter Völkermord betrieben werden
Unter Missachtung der Souveränität:
- Der Irak wird Angegriffen
- Im Kosovo wird eine Eskalation verhindert.
Das einzige, was Souveränität legitimiert, nämlich die Nützlichkeit scheint nicht (mehr?) uneingeschränkt zu gelten. Nur noch mit dem Menschenbild von Hobbes ist die Souveränität besser als die Willkür.
Derzeit sehe ich, abgesehen von deiner darwinistischen These, nur ein Ordnungsprinzip, dass sich anschickt die Souveränität als Ordnungskonzept abzulösen.
Dieses Ordnungskonzept ist ein moralisches. Es umfasst die Idee der universellen Menschenrechte und ist damit im Gegensatz zur Souveränitätslehre ein Kind der Moderne.
Theoretisch halte ich diese Konzept auch für erhaben gegenüber dem Souveränitätsgedanken. Ob dieses Ordnungskonzept sich in der Praxis besser bewähren wird, vermag ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall wird schon jetzt das Problem der Trittbrettfahrer in diesem Konzept (siehe Irak-Krieg) deutlich.
Derzeit, und ich glaube das wird auch die nächsten Jahrzehnte prägen, befinden wir uns in einer Übergangsphase. Das Souveränitätskonzept löst sich zusammen mit der Vorstellung des Nationalstaates auf.
Die Frage stellt sich also nicht, ob es uns gefällt (oder nicht), sondern ob und wie sich ein neues Konzept so festigen kann, wie es die Souveränität geschafft hat? Und wenn ja, welches Konzept wird es sein?
Gruß,
Hannes