Nun ja, unser derzeitiges Geld ist in der Praxis auch nicht unendlich stückelbar. DIe kleinste tauschbare Menge ist 1ct.
Daher kannst Du auch mit Gold bezahlen. Du musst Dich nur auf eine Stückelung einigen, die klein genug ist - z.B. 10 mg.
Du kannst praktisch alles als Wertaufbewahrung verwenden. Du musst Dich nur mit deinen Geschäftspartnern einigen, dass Ihr alle der Sache den gleichen Wert zuweist. Es gibt Inseln, da sind Muschelschalen Zahlungsmittel. Als Kind dachte ich in meiner infantilen Einfalt, dass zum Beispiel zwei Muscheln ein Brötchen wert wären und 10 ein Brot. Heute weiß ich, dass es auch da eine Stücklung gibt: einzelne Muschel, viele Muscheln auf einem Faden, viele Fäden zu einem Seil gebunden, viele Seile zu einem Rad gebunden. Und mit 10 Rädern bezahlst Du dann ein Fischerboot beim Bootsbauer des Dorfes.
Und noch zu den Checks: auch die kann man kleiner stückeln. Wenn Du mir ein selbst gemaltes Bild verkaufst, bezahle ich Dich mit 500 Checks über 1 €. Dann kannst Du für 14 Checks bei Edeka einkaufen, für 11 Checks ins Kino gehen. Für 98 Checks tanken…
Aber warte mal… Woher weiß Edeka, dass jeder Check 1€ wert ist? Achso, ja, richtig! Die Bank, die mir die Checks ausgegeben hat, steht dafür gerade. Also auch hier keine Wertweitergabe ohne Dritte.
Oder anders gesagt: Geld wird etwas deshalb, weil ihnen die Menschen einen ideellen Wert zuweisen. Entweder einigen sich alle von sich aus darauf, was aber bei größeren Gemeinschaften immer schwieriger wird. Oder man hat eine zentrale Stelle, die versucht, dem ideellen Tauschgut eine bestimmte Wertigkeit zu verleihen und zu erhalten.
Und genau da fangen die Probleme bei Bitcoin und Co. an. Die haben keine stabile Wertigkeit. Der Handel der Nutzer mit ihnen bestimmt de facto im Sekundentakt ihren Wert neu. Wenn Du mir für mein Bild, das ich Dir gemalt habe, heute 500 € gibst und ich die in meinem Portemonnaie vergesse, sind sie im nächsten Jahr auch 500 € wert (ja, ich kann mir dann etwas weniger davon kaufen). Wenn Du mir heute BTC im Wert von 500 € gibst, können die im nächsten Jahr 1.000 € Wert sein oder auch nur noch 5. Da steht keine zentrale Instanz hinter, die das auch nur halbwegs regelt. Zudem ist eine Deiner wichtigen Forderungen nicht erfüllt: wir bräuchten beide Unterstützung von Dritten. Wir brauchen beide einen Internetzugang, Strom, Fachwissen und vor allem viel Strom und elektronische Ressourcen, um den Handel in der Blockchain einzutragen.
Es gab mal ein Konzept von Nokia, bei dem man das Handy als Portmonee benutzen sollte. In Afrika war das recht weit vorangeschritten, zum derzeitigen Status kann ich nichts sagen. Aber auch da gab es die Bank als zentralen Wächter der Währung. Denn abgerechnet wurde nicht in „Nokia-Coins“, sondern in der Landeswährung. Achso, auch das System krankt an dem Punkt, dass Du Strom brauchst…
Also, Dein Gedankenexperiment ist ganz schön, endet aber damit, dass die Papier/Baumwollläppchen und die runden Blechdinger, die wir heute benutzen, gar nicht mal soooo schlecht sind.