Hallöchen,
ich finde es immer toll, wenn Leute, die noch nie außerhalb des universitären Betriebes gearbeitet haben, anderen Leuten die praktische Welt erklären wollen. Die Gründe, warum allein die Vorstellung, die Kreditinstitute würden vorsätzlich größere Beträge in Bargeld tauschen, um sie nicht als Guthaben halten zu wollen, gelinde gesagt abenteuerlich ist, habe ich bereits dargelegt. Auf die Theorie, die EZB habe den 500 Euro-Schein deswegen abgeschafft, will ich gar nicht näher eingehen.
Im übrigen läßt sich die Theorie ja ganz leicht belegen bzw. widerlegen: man besorge sich die Jahresabschlüsse von rd. 50 Kreditinstituten der Jahre 2009-2018 und vergleiche die Höhe der Bargeldbestände der Jahre 2014-2018 mit denen der Jahre 2009-2013 - absolut und im Verhältnis zu Bilanzsumme und Notenbankguthaben. Zwar müßte man das ganze um Sondereffekte bereinigen - wie z.B. die Lage der Feiertage bzw. des 31.12. -, aber im Grunde sollte das schon reichen.
Ich habe das mal anhand der Jahresabschlüsse des Rheinischen Sparkassen und Giroverbandes (enthält die Zahlen von etwas über 30 Sparkassen) für die Jahre 2010 - 2017 (2009 und 2018 waren nicht mehr bzw. noch nicht verfügbar):
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
0,556% 0,513% 0,723% 0,688% 0,710% 0,688% 0,738% 0,741%
29,22% 23,51% 38,56% 37,31% 38,48% 30,02% 20,36% 15,77%
Das erste ist der Anteil der Barreserve an der Bilanzsumme, das zweite der Anteil der Barreserve an der Summe aus Barreserve und Guthaben bei der Notenbank. Dann kann man spaßeshalber die Zeiträume vor und nach Einführung des Strafzinses gegenüber stellen - also 2010-2013 und 2014-2017. Das habe ich für die zweite Größe - also den Anteil der Barreserven an den Liquiditätsreserven (also Summe aus Barreserve und Guthaben bei der Notenbank):
2010-2013: 32,15%
2014-2017: 26,15%
Das heißt, in der Zeit vor Einführung des Negativzinses war der Anteil der Barreserven an der gesamten Liquiditätsreserve um gut 20% höher als danach. Anders formuliert: es wurde nach Einführung des Negativzinses weniger Bargeld gehalten als davor. Und noch ein Faktum : den geringsten Anteil hatte die Barreserve 2017, den zweitniedrigsten 2016 - also just in den beiden Jahren, die auf die Erhöhung des negativen Zinssatzes auf 0,4% folgten.
Theorie widerlegt, Thema hoffentlich erledigt.
Gruß
C.