Hallo @Muellermilch,
ich versuche, meinen Gedanken an einem Zahlenbeispiel zu erklären. Die Zahlen haben nur den Zweck, zu beschreiben, was du messen sollst. Alle Zahlen in diesem Post sind zu diesem Zweck von mir frei erfunden.
Außerdem fasse ich im folgenden die kinetische Energie der Translation und der Rotation einfach unter dem Begriff Bewegungsenergie zusammen.
Deine Kugel startet irgendwo und läuft dann durch den Punkt A und den Punkt B. Du möchtest wissen, wie viel Energie der Kugel auf dem Weg von Punkt A zu Punkt B verloren gegangen ist. Dazu misst du die Energie an beiden Punkten und erhältst z.B. die folgenden Werte.
- Punkt A: Bewegungsenergie Ekin = 10J, Lageenergie Epot = 20J
Die Kugel hat also eine mechanisch nutzbare Gesamtenergie von 30J.
- Punkt B: Bewegungsenergie Ekin = 15J, Lageenergie Epot = 10J
Die Kugel ist schneller geworden (Ekin größer) und hat potentielle Energie verloren (umgewandelt u.a. in Ekin). Ihre Gesamtenergie beträgt aber nur 25J. Die Kugel hat durch die unterschiedlichen Verluste also 5J an nutzbarer Energie abgegeben. (Damit hat sie Luftmoleküle bewegt, einen Ton erzeugt, sich selbst und die Bahn erwärmt usw.)
So könnte deine Auswertung aussehen, wenn du alles messen könntest, was du wissen willst.
Ich ändere jetzt das Setting ein bisschen ab. Die Kugel startet wieder irgendwo, kommt dann am Punkt A vorbei, rollt beschleunigt am Magneten vorbei, wird danach vom Magneten gebremst, wird immer langsamer bis zum Stillstand, kehrt dann um, wird wieder zum Magneten hin beschleunigt und wird wieder hinter dem Magneten langsamer, kommt auf dem Rückweg ein zweites Mal an Punkt A vorbei, kehrt dahinter um usw. Wir messen aber nur an Punkt A, dafür zweimal, einmal auf dem Hinweg und einmal auf dem Rückweg. Passend zu der „erfundenen Messung“ oben erfinde ich jetzt auch wieder ein paar Werte.
- Hinweg: Bewegungsenergie Ekin = 10J, Lageenergie Epot = 20J
Die Kugel hat also eine mechanisch nutzbare Gesamtenergie von 30J.
- Rückweg: Bewegungsenergie Ekin = 5J, Lageenergie Epot = 20J
Die Kugel hat also eine mechanisch nutzbare Gesamtenergie von 25J. Das heißt, dass die Kugel zwischen den beiden Durchgängen an Punkt A (also auf dem Weg bis hin zum Umkehrpunkt und wieder zurück) 5J an nutzbarer Energie verloren hat.
Und jetzt der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Messungen:
Bei der ersten Messung oben musst du an den Punkten A und B die Bewegungsenergie und die potentielle Energie ermitteln. Das ist problematisch, weil du kaum an die potentielle Energie kommst.
Bei der zweiten Messung musst du nur die Bewegungsenergie ermitteln. Denn die potentielle Energie ist in beiden Fällen gleich (meine erfundenen 20J) und der Verlust kommt ausschließlich von der Bewegungsenergie (meine erfundenen Werte von 10J auf dem Hinweg und 5J auf dem Rückweg).
Deswegen schlage ich vor, immer am gleichen Punkt zu messen. Jetzt kommt @DrStupid mit einer weiteren guten Idee: Für die potentielle Energie ist nur der Abstand vom Magneten entscheidend. Du kannst also wie in meiner ersten erfundenen Messung mit zwei Punkten A und B arbeiten, wenn die nur beide gleich weit vom Magneten entfernt sind, z.B. einer 3cm davor und einer 3cm dahinter.
Und noch ein Hinweis zu dem Formeln. Die kinetische Energie der Translation beträgt Ekin = 0.5 m v^2. Die kinetische Energie der Rotation beträgt Erot = 0.5 J w^2. Dabei ist w = v/r die Winkelgeschwindigkeit (omega) und J = 0.4 m r^2 das Trägheitsmoment der Vollkugel. Hier sind m die Masse und r der Radius der Kugel. Wenn du alles einsetzt, ergibt sich insgesamt die Bewegungsenergie Ekin = 0.7 m v^2.
Wenn du nur einen Punkt betrachtest oder gleichwertig zwei Punkte im gleichen Abstand zum Magneten, dann brauchst du ja nur die kinetische Energie. Darin ist der Faktor 0.7m immer gleich, weil die Kugel ja immer gleich schwer bleibt. Entscheidend ist die Änderung dere Geschwindigkeit, die quadratisch eingeht. Deswegen schrieb @DrStupid, du sollest die Quadrate der Geschwindigkeiten im gleichen Abstand vor und nach dem Magneten vergleichen.
Macht das unsere Gedanken klarer?
L.iebe Grüße
vom Namenlosen