Benotung von 5-Minuten-Tempocheck

Hallo, zum Zweiten Mal bringt mir meine Tochter (5. Klasse Hauptschule) einen 5-Minuten-Tempocheck mit nach Hause, der nicht sehr gut ausfiel. Es handelt sich um einen Test von 120 einfachen Multiplikations- und Divisions-Aufgaben. Vor dem Test wurde gesagt (laut meiner tochter und ihrer Freundin) das die Anzahl der gelösten Aufgaben wohl nicht so wichtig wäre, dafür aber dass sie richtig sind. In diesen 5 Minuten schaffte meine Tochter 65 Aufgaben, machte allerdings 2 Leichtsinnsfehler =63 richtige Aufgaben. Die Note ist eine 4. Da die Lehrerin bekannt ist, dass sie Noten nicht immer sehr fair vergibt (hat auch in unserem Fall mal versucht nachträglich eine mündliche Note von 1- auf 2 zu ändern, was die Zeugnisnote beeinträchtigt hätte), wollte ich mir zuerst mal hier einen Rat holen. Es muss doch eine bestimmte Rechnung für diese Benotung geben. leider konnte ich so nichts im Internet finden und hoffe hier auf Hilfe.
vielen Dank
lg
Yvonne
PS: Es ist momentan sehr wichtig, da unsere Tochter im Mai das Übertrittszeugnis bekommt und bisher die nötigen Noten für den Übertritt hatte. Jetzt hat man natürlich ein wenig Angst das es sich dadurch nun noch wendet :frowning:

Hi,

ich weiß, die Antwort ist langweilig, aber: Frag die Lehrkraft. Sie hat die Aufgabe benotet. Sie muss jederzeit darüber Auskunft geben können, welche Note warum zustandegekommen ist (und auch darüber, wie sich Zeugniosnoten aus Einzelnoten ergeben). Tip: Frage „Wie haben Sie die Aufgaben bewertet, und wie sieht die Notenskala aus?“ und nichtz „Wie konnten Sie unserer Tochter…, das ist unfair, jetzt wird das mit dem Übertritt nichts…“. Dann ergibt sich ein geschmeidigeres Gespräch.

Nebenbemerkung zu „unfair“ und

hat auch in unserem Fall mal versucht nachträglich eine mündliche Note von 1- auf 2 zu ändern, was die Zeugnisnote beeinträchtigt hätte

Ich darf jederzeit die Noten, die ich vergeben habe, ändern. Auch kurz vor der Zeugnisvergabe. Ausschlaggebend ist, dass sowohl die Einzelnote, als auch die Zeugnisnote, den tatsächlichen Leistungsstand widerspiegeln und muss vor allem sachlich korrekt sein - es muss für richtige Antworten Punkte geben, für falsche darf es keine geben, und Antwort xyz darf nicht bei einem Schüler so und bei einem anderen wieder anders bewertet werden. Auch, wenn ich mich verzählt habe, die falsche Note draufgeschrieben und die Arbeit bereits herausgegeben habe, darf ich die note noch ändern - muss es sogar, wenn ich den Fehler nachträglich bemerke. Egal, ob ich mich zu Gunsten des Schülers geirrt habe oder zu seinen / ihren Ungunsten.

die Franzi

Hallo Franzi,

mir hat mal eine befreundete Lehrerin folgende Formel zum errechnen der Noten genannt : 6- (erreichte Punkte *5 : zu erreichende Punkte)

Wenn ich bei meiner Tochter Realschule nachrechne stimmt das meistens. Ist das Zufall oder wird so gerrechnet oder macht das jeder Lehrer wie er will? Oder Schulform abhängig?
Gibt es da eine Regel?
Vielleicht kannst du was dazu sagen.

Gruß
J

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Guten Abend.

In unseren Schulsystemen dürfen die Lehrer prinzipiell bewerten, wie sie wollen. Bedingung: Sie müssen im Vorfeld jedoch vollständig transparent erklären

  • welche Formen der Leistungskontrolle es gibt (z.B. Klassenarbeit, schriftliche Leistungskontrolle, mündliche Leistungskontrolle, Diktat, Satzanalysearbeit, Aufsatz, Grammatikkontrolle, Kurzarbeit, Lesekontrolle, tägliche Übung usf.)

  • wie die einzelnen Formen der Leistungskontrolle bewertet werden (z.B. Punkteskale, Teilnoten usw.)

  • welches Gewicht den verschiedenen Formen der Leistungskontrolle zugesprochen ist

  • wie die Jahreszensur gebildet wird

Weil im Gegensatz z.B. zur Schulzeit meiner Kinder heutzutage diffuse mündliche Zensuren erteilt werden, und weil dafür eine gesonderte Kopfnote „Mitarbeit“ fehlt, fließen in den Zensurenstand des Faches außerdem „mündliche Mitarbeitsnoten“ ein. Wie dieser fragwürdige Ansatz genau heißt, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden.

Überzeichnet gesagt, die Lehrerin kann „unfaire“ Zensuren erteilen, sofern sie darlegt, wie diese Zensuren entstehen.

Manche Schulen lassen aber von der Lehrerkonferenz Richtlinien erarbeiten, um den Lehrern ein schulinternes Geländer für die Leistungsbewertung zu bieten und ein wenig mehr Einheitlichkeit unter den Lehrern zu schaffen. Des weiteren gibt es von Bundesland zu Bundesland verschiedene Richtlinien für die Leistungsbewertung.

Das Kultusministerium Sachsens z.B. empfiehlt für die Mittelschule/Realschulbildungsgang/Hauptschulbildungsgang und die mittleren Klassen des Gymnasiums eine Richtlinie, die beinahe identisch ist mit der früheren DDR-Zensurenrichtlinie für POS/ EOS (nur die Zensur 6 fehlte damals, weil die schlechteste Zensur die 5 war und die 5 der heutigen 6 entsprach, die Prozentsätze sind gleich).

heute 5.-10. Klasse (früher: 1.-12. Klasse, inklusive Prüfungen)

Zensur 1 mindestens 96% der Punkte

Zensur 2 mindestens 80% der Punkte

Zensur 3 mindestens 60% der Punkte

Zensur 4 mindestens 40% der Punkte

Zensur 5 mindestens 20% der Punkte

Zensur 6 weniger als 20% der Punkte

Für das Punktesystem der gymnasialen Oberstufe gelten im allgemeinen andere Empfehlungen. Bspw. 15 NP (1+) mindestens 95%, 14 NP (1) mindestens 90%, 13 NP (1-) mindestens 85% usw. usf.

Dein erster Anlaufpunkt sollte deswegen die Lehrerin sein. Sprich in einem gesitteten Ton mit ihr und lasse Dir ihr Bewertungssystem erläutern.
Darüber hinaus solltest Du Dich an das Kultusministerium Deines Bundeslandes wenden und Informationen zur Leistungsbewertung recherchieren. Eventuell findet sich eine detaillierte Richtlinie oder Du findest andere Auskünfte.

Bringt Dich das sachliche Gespräche mit der Lehrerin nicht weiter, solltest Du höflichen Kontakt entweder zum zuständigen Fachbereitsleiter (oder wie es bei euch heißt) oder zum Schulleiter suchen. Vielleicht hat die Lehrerkonferenz der Schule Richtlinien ausgearbeitet.

Was mich wundert: Hierzulande hat sich die alte Sitte gehalten, daß zum 1. Elternabend, den die Eltern dringend besuchen sollen und der unmittelbar nach dem Schuljahresbeginn stattfindet, diese Regelungen den Eltern in voller Ausführlichkeit von der Klassenleiterin erklärt werden und daß entsprechend schön komprimiertes Informationsmaterial ausgehändigt wird.
Die Eltern sind demnach in allen Fächern für das Schuljahr voll im Bilde und haben die Richtlinien schriftlich. Mit der Klassenleiterin hat man darüber hinaus d e n Verantwortlichen, wenn es Fragen von elterlicher Seite gibt.

Ist das bei euch anders? Wer ist Dein Anprechspartner? Wie werdet ihr informiert? Gibt es keinen Klassenleiter bei euch, der das Organisatorische bündelt und aufbereitet?

Viele Grüße

Hi,

das ist abhängig von Bundesland, Schultyp, Jahrgangsstufe und Fach.

folgende Formel zum errechnen der Noten genannt : 6- (erreichte Punkte *5 : zu erreichende Punkte)

Das würde bei 40 von 100 Note 4 ergeben - wäre bei mir in Englisch aber eine 5-, in Mathe würde es noch für die 4 reichen, im Russischanfangsunterricht wäre es eine 6+.

Also: Immer den Lehrer fragen.

die Franzi

Hallo,

hat das einen tieferen Sinn, dass z.B. 40% der erreichbaren Punkte in Englisch eine andere Noten ergeben als in Mathe oder Russisch?

Gruß,
Markus

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Hallo zusammen,

also so ganz verstehe ich das auch nicht. Es muss doch irgendeine allgemein gültige Benotungsregelung geben. Wenn das jeder Lehrer macht wie er will, wo bleibt den da die Vergleichsmöglichkeit zwischen den Klassen oder Schulen. Beim einen Lehrer bleibt man sitzen weil er streng benotet, in der Paraklasse wäre mann versetzt.
Tut mit Leid, aber wo ist da die Linie. An irgendetwas müssen Schüler und Eltern sich doch orientieren können.
Bei allem Respekt für die Lehrer ein bisschen Transparenz für die Schüler sollte doch da sein und nicht immer erst nach höflichem äußerst diplomatischem Nachfragen beim Lehrer, damit sich dieser auch auf gar keinen Fall angegriffen fühlt.

Gruß
J

Hallo!

Es gibt keine endgueltige Benotungsrechnung, erst recht nicht in Bayern, wo nach Gausscher Normalverteilung benotet wird.

LG, Sarah

Hallo J.

Es muss doch
irgendeine allgemein gültige Benotungsregelung geben.

An irgendetwas müssen
Schüler und Eltern sich doch orientieren können.

Na klar gibt es die, nachzulesen z.B. hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Schulnote#Unter-_und_Mi….

Wie genau eine Leistung aussieht, die „im Allgemeinen den Anforderungen entspricht“ (das wäre die Note 3), das hängt 1. von der gestellten Aufgabe, 2. dem behandelten Unterrichtsstoff, 3. dem anzustrebenden Niveau der Schulklasse, 4. dem Standpunkt des Lehrers und 5. der tatsächlichen Leistung des Schülers ab. (Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)

Zu 1.: Wenn die Aufgabe lautet: „Löse das Gleichungssystem nach dem Gauß’schen Eliminationsverfahren“, und der Schüler benutzt das Gleichsetzungsverfahren, dann entspricht das auch dann nicht den Anforderungen, wenn die Lösung richtig ist.
Zu 2.: Habe ich im Unterricht die p-q-Formel nicht behandelt, erwarte ich, dass der Schüler quadratische Gleichungen durch quadratische Ergänzung löst. Wenn er dann die p-q-Formel trotzdem verwendet, muss ich als Lehrer entscheiden, ob er mehr kann als erwartet (weil er sich diese Formel selbst herausgesucht und sie auswendig gelernt hat) oder weniger (weil er sie evtl. gelernt hat, weil er die quadratische Ergänzung nicht verstanden hat). Meist werde ich dann „in dubio pro reo“ entscheiden.
Zu 3.: Wenn die Aufgabe nur lautet: „Löse das Gleichungssystem“, und es handelt sich um eine Real- oder Hauptschule, dann entspricht eine richtige Lösung schon vollkommen den Anforderungen, während auf dem Gymnasium nur der effizienteste Lösungsweg den Anforderungen voll entspricht. (In diesem Fall sollte man allerdings nicht den Lösungsweg direkt bewerten, sondern die Aufgaben so stellen, dass die Schüler sie im Allgemeinen nur dann in der vorgegebenen Zeit lösen können, wenn sie den effizientesten Rechenweg benutzen.)
Zu 4.: „Wer (a+b)²=a²+b² rechnet, besitzt kein mathematisches Verständnis.“ Dieses Argument kann in bestimmten Klassenstufen durchaus legitim sein. Dann müsste es auf die derart versemmelte Aufgabe null Punkte geben, da die Grundkenntnisse lückenhaft sind.
Zu 5.: Hierzu muss ich mal das Fach wechseln: Wenn das Gedicht „Frische Fahrt“ von Eichendorff analysiert werden soll und ein Schüler tut dies aus psychoanalytischer Sicht („kommt blau geflossen“, „magisch wilder Fluss“ „in die schöne Welt hinunter / lockt dich dieses Stromes Gruß“ usw. usf. lassen sich schön als Anspielung auf sexuelle Handlungen verstehen), dann hat die Lehrkraft das wahrscheinlich nicht erwartet; wenn die Analyse dann konsequent und nachvollziehbar zu Ende geführt wird, muss der Lehrer wohl die Note 1 geben, obschon genau genommen seine Erwartungen überhaupt nicht erfüllt wurden.

Liebe Grüße
Immo

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Hallo,

Es muss doch irgendeine allgemein gültige Benotungsregelung geben.

Ein völlig identisches Benotungssystem wäre vielleicht leichter zu begreifen - ein Vorteil für die Schüler wäre es nicht. Wenn ich alle pädagogischen Spielräume außen vor lassen würde, käme die Mehrzahl der Schüler schlechter weg. Vermutlich hätten wir dann allerdings nur noch die Schüler auf weiterführenden Schulen, die einfach nur Leistung bringen. Die individuelle Entwicklung oder die Berücksichtigung akuter Krisen blieben beispielsweise komplett außen vor.

wenn jeder Lehrer macht wie er will, wo bleibt den da die Vergleichsmöglichkeit zwischen den Klassen oder Schulen. Beim einen Lehrer bleibt man sitzen weil er streng benotet, in der Paraklasse wäre mann versetzt.

Es ist durchaus nicht so, dass zwei Klassen, in denen ich identisch unterrichte, die selbe Leistung zeigen. Es kann vorkommen, dass die selbe Klausur in der einen Klasse bis zu einer ganzen Notenstufe schlechter ausfällt als in der anderen. Das hängt von einer Menge Faktoren ab, die zu einem Großteil nichts mit der Art der Vermittlung und dem vermittelten Stoff zu tun haben. Diese wäre ganz zuvorderst die Klassenstruktur. Gibt es in einer Klasse einen oder mehrere Störer, leidet die gesamte Klassenleistung darunter. Gibt es viele Animositäten unter den Schülern, bleibt ebenfalls die Leistung auf der Strecke. Leider lassen sich auch an sich arbeitswillige Schüler meist dazu verleiten, sich auf Dauer dem schlechteren Niveau der Auffälligen in einer Klasse anzupassen. Die sind es nämlich, die die Aufmerksamkeit kriegen.

Bei allem Respekt für die Lehrer ein bisschen Transparenz für die Schüler sollte doch da sein

Da gebe ich dir Recht: Noten müssen in ihrer Entstehung für Schüler und Eltern nachvollziehbar sein. Das wird allerdings nie ganz verhindern, dass sich Schüler ungerecht benotet fühlen. Nach meiner Erfahrung besteht das Problem kaum, wenn eine gute Beziehung zwischen Schülern und Lehrern herrscht, es wird aber verstärkt, wenn der Erwartungsdruck der Eltern sehr hoch ist. Kinder sehen häufig gar keinen anderen Ausweg, als die Schuld dem Lehrer zuzuschieben, um dem elterlichen Donnerwetter zu entgehen.

nach höflichem äußerst diplomatischem Nachfragen beim Lehrer, damit sich dieser auch auf gar keinen Fall angegriffen fühlt.

Hier stecken wohl eher die Ängste der Eltern vor dem Umgang mit dem Lehrer dahinter. Es ist völlig selbstverständlich, dass ich Eltern auf Anfrage Einblick in die Noten ihres Kindes gebe. Ich erwarte dabei auch keine speichelleckenden Eltern - allerdings durchaus solche, die mir und meiner Arbeit gegenüber Respekt zeigen.

Schöne Grüße,
Jule

Hi,

willkürlich ist das nicht. Innerhalb der Fachschaft spricht man sich ab, damit in einem Fach in einer Jahrgangsstufe gleich bewertet wird. Je nach Schulart und bundesland gibt es sogar Vorgaben vom Ministerium.
Zu den Fächern (ich spreche jetzt, außer Mathe, über die Fächer und Jahrgangsstufen, die ich selbst unterrichte). Im Anfangsunterricht Russisch wird sehr viel auswendig gelernt: das Alphabet schreiben, lesen (sowohl Druckschrift als auch Schreibschrift), Internationalismen, anhand derer das lesen und schreiben gelernt wird, einige wenige Formulierungen (Was ist das? Wer ist das? Das ist… Das Buch ist hier. guten Tag. … usw.) Große Kreativität/Varianz ist nicht möglich. Das ist eine zwar zeitaufwändige, aber dennoch leichte Aufgabe. Um dort als „ausreichend“ aufzufallen, muss man mehr bringen. Es ist ja auch nicht zu vergessen, dass all das die Grundlage für späteres Lernen bildet.
Englisch im 5. Lernjahr bestht darin, den leuten beizubringen, wie man völlig neue Texte liest, die man noch nie hatte und die sehr viel Vokabular und Inhalt enthalten, die man noch nie hatte. Der Anteil an neuem Stogf in einer Schulaufgabe ist sehr hoch, man kann nicht wirklich viel gezielt uswendiglernen oder vorhersehen. Deswegen wird man schon mit „ausreichend“ bewertet, wenn mann die Hälfte richtig hat.
In Mathe ist es noch schlimmer. Man kann die Formeln nachschlagen und der Taschenrechner übernimmt das reine REchnen, aber das logische Denken muss man selber machen - und das kann man auch nicht auswendig llernen, das muss man in jeder neuen Aufgabe wieder neu lernen. Daher ist man noch früher als in Englisch bei „ausreichend“.

die Franzi

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Hi,

entschiedenes Jein. entweder gibt es die noten 5 und 6 für 50 resp 33% oder für 60 resp 40%. Anders geht nicht. Die Zwischenräume kann ich dnn so setzen, dass sie Gauss freut. Oder auch nicht, wenn ich meinen Schülern eine freude machen will oder nicht. Oder wenn die Fachschaft vorgeschrieben hat, wie es in dem Fach vor sich zu gehen hat.

die Franzi

Ah okay.
Ich habs halt nur von einer Freundin gehoert, die gerade im Referendariat eine sehr leistungsfaehige zweite Klasse hat und nur dabei ist, die Ergebnisse an Herrn Gauss anzupassen…
LG, Sarah

Hallo!

Das verstehe ich nicht. Heißt das, dass es in Bayern IMMER 5en und 6en geben muss? Der Bewertungsschlüssel also entsprechend des Besten und des Schlechtesten angepasst wird?!

Grüße!

Hi,

kurze und genaue Antwort: Nein.

Jede Note hat ein Wortgutachten (eine 1 ist „sehr gut“, eine 2 „gut“ usw., eine 5 „mangelhaft“). In allererster Linie muss das Wortgutachten zur Leistung passen. Auch darf niemand, der eine mangelhafte Leistung erbracht hat, eine 4 („ausreichend“) auf der Arbeit stehen haben. Darüber, also ab der 4- und besser, habe ich einen gewissen Spielraum.

Gaußsche Normalverteilung heißt, dass sich die meisten in der Mitte sammeln - es ist zu erwarten, dass bei einer hinreichend großen Gruppe von Schülern die Mehrheit im bereich von 4+ bis 2- landet, und dann eine starke Abnahme in Richtung der besseren und schlechteren Ergebnisse. Einser, Fünfer und vor allem Sechser sollten selten sein. Das entspricht auch dem Bauchgefülhl: guck dir eine Gruppe Leute an, die singen, malen, tanzen, Kuchen backen oder was du willst. du meisten sind mittelmäßig, machen das meiste richtig, hauen einen nicht vom Hocker, machen das aber „ok“. Nur wenige stechen da heraus, und ganz wenige sind so richtig sppitze, wow, super - eben Einser. Und ähnlich wenige fallen völlig durch.
Beim Benoten geht man auch davon aus, dass das Talent für das jeweilige Fach in einer Klasse genauso verteilt ist. An der Grenze zwischen 4 und 5 (Bestehen und Nichtbestehen) sowie 5 und 6 kann ich nichts verändern, wohl aber an den übrigen Grenzen, damit es etwas gleichmäßiger wird. Man kennt natürlich seine Klassen. Eine gute Klasse darf eine gute Klasse bleiben. Wenn meine gute klasse aber plötzlich statt einem 2erschnitt einen schlechten Dreierschnitt produziert, dann muss ich mir die sache anschauen. Wenn ich zB auf den zweiten Blick erkenne, dass ich die Aufgaben doch etwas schwer gestellt habe, dann kann ich die Punkteverteilung verändern (die 3 und 4 schmaler machen, dann ist der Weg zu den besseren Noten kürzer), um die Noten zu verbessern: bei einer schwereren Aufgabe sind ja bereits weniger Richtige eine befriedigende, gute, sehr gute Leistung als bei einer leichteren Aufgabe. Und umgekehrt - wenn eine schlechte Klasse ein zu gutes WErgebnis produziert, und es liegt an meiner aufgabenstellung, dann kann ich die Verteilung so ändern, dass das Ergebnis schlechter ausfällt. Bei einer leichten Aufgabe muss man ja mehr bringen, bis das Ergebnis als „gut“ empfunden wird.
Wenn das Ergebnis natürlich schlechter / besser als erwartet ist, weil die Schüler besonders schlecht / besonders gut gelernt haben, dann wird nix geändert.
Bei mir an der Schule ist das Bewertungsschema festgeschrieben, da kann ich nicht o ohne weiteres daran herumschrauben. An anderen schulen ist das nicht so. Aber wie gesagt, in Bayern ist das mit den 40/60 bzw 33/50 vorgegeben, also zumindest für die Fremdsprachen.Was „ausreichend“ ist, ist nicht verhandelbar.

die Franzi

Hallo zusammen,

die große Resonanz auf og. Frage zeigt einfach wie undurchsichtig die Benotung für Nichtlehrer ist. Was nicht heißt das Lehrer nicht ihr Bestes geben um möglichst gerecht zu beurteilen. Jedoch ist es für die viele Eltern nicht immer nachvollziehbar.
Liebe Franzi du bist sicherlich einen Lehrerin die sich die größte Mühe gibt alles genau zu erklären. Sieht man ja auch hier- aber- auch wenn du es nicht gerne hörst- es sind nicht alle Lehrer so.

Grüße
J

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Hallo!

Gaußsche Normalverteilung heißt, dass sich die meisten in der
Mitte sammeln - es ist zu erwarten, dass bei einer hinreichend
großen Gruppe von Schülern die Mehrheit im bereich von 4+ bis
2- landet, und dann eine starke Abnahme in Richtung der
besseren und schlechteren Ergebnisse.

Da gehe ich theoretisch mit.

Wenn ich zB auf den

zweiten Blick erkenne, dass ich die Aufgaben doch etwas schwer
gestellt habe, dann kann ich die Punkteverteilung verändern
(die 3 und 4 schmaler machen, dann ist der Weg zu den besseren
Noten kürzer), um die Noten zu verbessern: bei einer
schwereren Aufgabe sind ja bereits weniger Richtige eine
befriedigende, gute, sehr gute Leistung als bei einer
leichteren Aufgabe. Und umgekehrt - wenn eine schlechte Klasse
ein zu gutes WErgebnis produziert, und es liegt an meiner
aufgabenstellung, dann kann ich die Verteilung so ändern, dass
das Ergebnis schlechter ausfällt. Bei einer leichten Aufgabe
muss man ja mehr bringen, bis das Ergebnis als „gut“ empfunden
wird.

Ich bin bisher immer so rangegangen, dass ich schon die Aufgaben so angelegt habe, dass sie „leicht“ oder „schwer“ sind. So sind Aufgaben, die nur Wissen wiedergeben (Anforderungsbereich 1) leicht, während eine Aufgabe, in der problematisiert und beurteilt werden soll (AFB 3), schwerer. Die Verteilung der AFB bei der Planung einer Arbeit sind ja nicht gesetzlich festgeschrieben - in unserer Fachschaft wurde sich aber geeinigt, dass man mit AFB 1 eine 4 erreichen können sollte (Sek I), wobei AFB 1 ja auch in die 3-er Aufgaben reinspielt (indem man bspw. etwas definieren oder erklären muss, ehe man es diskutiert usw.). In Klasse 9 bspw. werden eher weniger Punkte über AFB 3 vergeben, sie werden quasi an die „schwere“ dieser Aufgaben herangeführt. Der Bewertungsschlüssel aber ist eine Vereinbarung innerhalb der Fachkonferenz. Wenn also eine Arbeit mit 30 Punkten geplant ist, wird ab 15 Punkten (50%) eine 4 gegeben, wobei diese 15 Punkte mit der „perfekten“ Wiedergabe des AFB 1 erreicht werden können. Die anderen 15 Punkte verteilen sich auf die beiden anderen Anforderungsbereiche, wobei die für AFB 3 im Laufe der Jahre steigen und am Ende sogar mehr als die für AFB 1 ausmachen sollen (Sek II).
Natürlich liegt es in meinem pädagogischen Ermessen, nachträglich etwas am Bewertungsschlüssel zu ändern, z.B. wenn ich feststelle, dass die Schüler zeitlich nicht hinkamen und deshalb keine guten Noten möglich waren oder irgendetwas einfach zu schwer war. Aber eine Klasse schlechter machen, weil das Ergebnis nicht meiner Erwartung entspricht - das würde ich niemals tun! Die Verantwortung für die Planung einer Arbeit liegt doch bei mir - und wenn ich zu leicht plane, dann muss doch ich damit leben!

Aber wie
gesagt, in Bayern ist das mit den 40/60 bzw 33/50 vorgegeben,
also zumindest für die Fremdsprachen.Was „ausreichend“ ist,
ist nicht verhandelbar.

Ich stehe tatsächlich auf dem Schlauch: Was genau sagt diese 40/60-Regel? Ich verstehe es nicht :frowning:

Übrigens habe ich auch gern Arbeiten, die einfach mal mit 2,2 o.ä. ausgehen, einfach weil die Schüler gut sind und man sie nicht immer schlecht rechnen muss. Aber es gibt halt auch mal 3,8. Da ist mir der Gauß egal :wink:

Grüße!

Hallo Franzi,

mir hat mal eine befreundete Lehrerin folgende Formel zum
errechnen der Noten genannt : 6- (erreichte Punkte *5 : zu
erreichende Punkte)

Hallo,

diese Formel gilt in Baden-Württemberg. Früher habe ich in NRW unterrichtet, da wurden die Noten ganz anders gebildet (50% richtig = 4-).
Gruß
SingSang

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Hi,

ich glaube, wir reden vom gleichen.

Natürlich liegt es in meinem pädagogischen Ermessen, nachträglich etwas am Bewertungsschlüssel zu ändern, z.B. wenn ich feststelle, dass die Schüler zeitlich nicht hinkamen und deshalb keine guten Noten möglich waren oder irgendetwas einfach zu schwer war.

Das meinte ich. Man plant ja nicht immer richtig. Wobei ich auch den umgekehrten Fall kenne (also „schrauben“ um den Schnitt runterzukriegen, wenn man die Aufgabe zu leicht gemacht hatte). Aber unterm Strich muss man das selten, weil in der REgel die Schnitte gut sind, weil die Schüler ordentlich vorbereitet sind, oder schlecht, weil sie sich nicht gut vorbereitet haben - oder die Aufgabe eben schwer ist. Schließlich unterrichte ich ja nicht Mathe :wink: .Wie gesagt: Das Wortgutachten, das hinter der Note steht, muss zur Leistung passen - unter Berücksichtigung dessen, was die Schüler zu dem Zeitpunkt können sollten.

Ich bin bisher immer so rangegangen, dass ich schon die Aufgaben so angelegt habe, dass sie „leicht“ oder „schwer“ sind.

Ich erstelle so, dass sie der Stufe entsprechen. Wir kennen hier keine AFBs, unterscheiden aber schon, ob eine Aufgabe schwerer oder leichter ist. Daher fällt es mir jetzt ein bisschen schwer, Deine Begriffe auf meine Situation anzuwenden.
Am Gymnasium werden bereits im ersten Lernjahr in Englisch in Schulaufgaben textproduktive Aufgaben gestellt, so dass bereits da das „Wissen abfragen“ nur einen Teil der Gesamtleistung ausmacht. Ähnliches gilt für mündliche Leistungen. Spätestens in der 8. Klasse tritt das Wiedergeben auswendiggelernten Wissens (Grammmatik, gelernte TExte) in den Hintergrund. Soweit ich mich erinnere, reicht der Anteil spätestens (allerspätestens!) da nicht mehr, um die 4 zu erreichen - es ist nicht mal eine sichre 5 möglich.
Jetzt bin ich nicht mehr am Gymnasium, sondern auf dem zweiten bildungsweg. Hier, genau wie spätestens ab der 11. Klasse Gymnasium, gibt es Leseverstehen unbekannter Texte in der Schulaufgabe sowie Textproduktion. Da ist nichts mehr mit auswendiglernen und wiedergeben. Das Grundwissen darf auch nicht ausreichen, um mehr als eine 6 zu bekommen.

Ich stehe tatsächlich auf dem Schlauch: Was genau sagt diese 40/60-Regel? Ich verstehe es nicht :frowning:

Das hatte ich weiter oben im Thread schon geschrieben. In Englisch gilt, dass man mehr als 33% richtig haben muss, um eine 5 zu bekommen, und mindestens 50% für die 4. Grund ist der geringe Anteil an Grundwissen und der geringe Anteil an Auswendiggelerntem, die eingebracht werden können.
Für Russisch kann ich auch verlangen, dass mehr als 40% für die 5 und mind. 60% für die 4 gebracht werden, weil alles bzw weit über drei Viertel auswendiggelernt werden können.

die Franzi

Hi,

du bist sicherlich einen Lehrerin die sich die größte Mühe gibt alles genau zu erklären. Sieht man ja auch hier-

Ich nehm das als Kompliment und freu mich :smile:

aber- auch wenn du es nicht gerne hörst- es sind nicht alle Lehrer so.

Das weiß ich. Man bekommt genug erzählt… Aber erstens muss ich transparent sein, zweitens will ich (nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“), und ich muss ja auch selber tun, was ich predige.

die große Resonanz auf og. Frage zeigt einfach wie undurchsichtig die Benotung für Nichtlehrer ist

Mittlerweile ist es in eine Fachdiskussion unter Lehrern ausgeartet.

Jedoch ist es für die viele Eltern nicht immer nachvollziehbar.

Den Lehrer fragen… (mein neues MAntra)

die Franzi