Berufs- bzw. Ausbildungsalternative

Hallo,

ich schreibe hier da ich derzeit sehr verzweifelt bin. Ich scheine selbst nicht mehr weiter zu kommen und wollte dementsprechend einmal die Hilfe von Außen suchen.

Zu meinem Problem:
Ich bin derzeit 26 Jahre alt und studiere derzeit Wirtschaftsingenieurwesen auf den Master mit Vertiefung Energietechnik /-management. Einen Bachelor als Wi-Ing habe ich bereits. Meine Noten sind sehr gut und ich habe bereits neben dem Studium berufliche Erfahrungen (Praktika, Werktsudententätigkeiten…) in großen Firmen sammeln können (insgesamt über ca. 2 Jahre).

Soweit alles schön und gut. Leider merke ich immer mehr, wie unzufrieden bzw. unglücklich ich und (fast alle) Kollegen im Büro eigentlich sind. Die Aussicht auf einen gut bezahlten Job ist ganz gut, aber die Opfer die dafür zu bringen sind, lassen mir keine Ruhe.

Viellicht erst noch einmal meine Definition für Glück: Ich habe herausgefunden, dass Glück gleichbedeutend mit Begeisterung ist und dementsprechend Langeweile das Gegenteil von Glück ist und nicht etwas Traurigkeit oder Ähnliches.

Mir wird richtig mulmig im Bauch wenn ich daran denke, nach dem Studium Tag ein Tag aus von 9 bis 17 Uhr oder noch länger meine Lebenszeit zu vergeuden. Ich merke, dass die Begeisterung fehlt und ich mich wie gefangen fühle. Der Gedanke macht mich krank meine besten Jahre mit sinnlosen Meetings, Emails und Gesprächen zu vergeuden. Man ist nicht ewig auf dieser Welt.

Ich frage mich, warum spielen alle dieses Spiel mit? Nur um sich einen BMW kaufen zu können? Irgendwann… und dann nach 3 Wochen muss es ein Mercedes werden.

Mir fehlt der Sinn hinter all dem und ich befinde mich derzeit in einer kleinen Lebenskrise, da ich keinen Ausweg sehe.

Ich spiele mit dem Gedanken, einer Beruflichen Neuorientierung oder einem Zweitstudium. Aber was???
Lehrer, Gärtner, Revolutionär, Unternehmer?? Ich finde einfach keinen Ausweg… Geht es jemandem ähnlich?

Vielen Dank für Eure Zeit!

Hansi

Hi,

nee, da wird andersrum ein Schuh draus. Wenn du dir einigermaßen ein Leben finanzieren willst (also elementares wie wohnen, essen, Hygiene plus den Batzen für „Begeisterung“, also für dein Glück), dann musst du arbeiten gehen. Wenn du einigermaßen Bescheiden lebst, kommst du vllt. auch mit ner halben Stelle über die Runden, dann bleibt mehr Zeit für Zufriedenheit. Aber um einen Arbeitalltag ansich wirst du nicht drumrum kommen. Der Schlüsssel liegt also darin, sich für den Arbeitsalltag etwas zu suchen, was einen begeistert. Wo du also nicht deprimiert von der Arbeit nach Hause läufst, sondern schon während der Arbeit sowas wie „Begeisterung“ verspürst. Was das für DICH ist, kann dir hier wohl keiner sagen. Jedenfalls führt weder „Lehrer“ noch „Gärtner“ noch „Wirtschaftsingenieur“ für sich genommen zum begeisterten Berufsausüber, sondern du musst für dich ergründen, was dich interessiert.

Gruß

Hallo,

vielen Dank für die schnelle Antwort! :smile:

Ja, du hast vollkommen recht. Es ist ja auch nicht so, dass ich nicht arbeiten möchte - ganz im Gegenteil, ich mag es mich in eine Sache zu vertiefen und etwas voranzubringen, hinter dem ich den Sinn erkenne.

Was mich stört ist, dass man abends wie betäubt nach Hause geht, sich fragt was man überhaupt geschafft hat. Man erinnert sich an den ganzen geistigen Dünnsch**ss mit dem man sich rumgeplakt hat.

Ich habe auch schon mit einigen Freunden über dieses Thema gesprochen. Mir scheint, dass ich nicht der einzige bin der so denkt. Klar, es gibt immer ein paar aufgeblasene Lackaffen, die meinen je dicker der Stapel Akten unterm Arm und je größer das Armani-Zeichen am Anzug, desto mehr Sinn mache Ihr Leben.
Ich jedoch habe erkannt: Das ist nicht meine Welt!

Du hast außerdem völlig recht, dass ich selbst herausfinden muss was mich begeistert. Das schwierige ist da nur den Spagat wischen eben jener Beschäftigung und einem Einkommen zu ermöglichen mit dem man die von dir genannten Dinge abdecken kann…

Das mit der Teilzeitbeschäftigung ist ein guter Kompromiss. Den Gedanken hatte ich auch schon. Nur habe ich Bedenken, als Hochschulabsolvent und Ingenieur eine solche Stelle zu bekommen- mir erscheint das nahezu unmöglich. Oder gibt es da andere Erfahrungen?

Letzte Frage: Hast du einen Job, der dich größtenteils „begeistert“? Sprich, einen bei dem du an Summe der Tage > als 1/2 aller Tage gern morgens aus dem Bett steigst um zu arbeiten? Wenn Ja, wie hast du ihn gefunden?

Moin,

es gibt Menschen, die gehen malochen und sehen die Bezahlung als Schmerzensgeld. Andere sind soweit zufrieden und wieder andere sehen ihren Beruf als Berufung.
Letztere sehen einen Sinn in ihrem Tun und es macht ihnen (meistens) Spaß.

Glücklicherweise gehöre ich (meistens) zur dritten Gruppe und Du must Dir etwas suchen, daß Du auch in diese Gruppe gelangst.

Was das ist, das kannst nur Du für Dich herauskriegen.

Zufriedenheit hat nur bedingt etwas mit dem Verdienst zu tun. Gehen guter Verdienst und Spaß an der Arbeit zusammen, dann ist es optimal, aber meist muss man Kompromisse in eine Richtung machen.

Frag Dich also streng, was Du gut kannst und was Dir Spaß macht, dann gehe in diese Richtung.

Gandalf

Hi,

ich bin sozusagen Berufsanfänger, ich habe mein Studium im März beendet. Der Job den ich jetzt habe, ist eine Assistenzstelle mit mal mehr, mal weniger Stress. Aber ansich nichts, woran mein Herzblut hängt. Als Student habe ich jahrelang in der Studienberatung gearbeitet, da bin ich wirklich gern auf Arbeit gegangen, weil einfach eine nette Atmosphäre herrschte und ich einen Chef hatte, der mich an der langen Leine ließ. Da konnte ich in vielen Dingen mein eigener Herr sein und da hat man am Ende des Arbeitstages auch mal das Gefühl, wirklich viel geschafft zu haben. Ansonsten habe ich aber auch da gelernt, dass die Mühlen meistens langsamer mahlen, als man sich das so ausmalt. Prozesse wickeln sich im allgemeinen eben nicht in Minuten oder Stunden ab, sondern sind relativ zäh. Da kann schnell der Eindruck entstehen, es ginge nichts vorwärts.
Wenn ich „Begeisterung“ und „Glück“ in einem Beruf packen müsste, wäre ich Tanzlehrer. Davon können aber die wenigsten leben. Für mich ist das allerdings in meiner Freizeit ein Ausgleich zum oft zähen Arbeitsleben - wenn ich sehe, welche Fortschritte ich über die Jahre im Tanzen gemacht habe, wenn ich sehe, welche Fortschritte Leute gemacht haben, denen ich das Tanzen anfangs mal beigebracht habe und wenn ich mich 3-4 Stunden an 2-3 Abenden die Woche ohne Ende begeistern konnte. Das ist ein guter Ausgleich und gibt Puffer für die nächste Arbeitswoche. Und so (Freizeit als Ausgleich zur Arbeit) sollte das ja auch funktionieren. Deshalb könnte der einfachere Weg zum Glück auch sein, dass du dir ein Hobby suchst, was dich voll und ganz erfüllt. Dann fällt dir auch die Arbeit leichter, denke ich.

Gruß

Hallo,

ich schätze, an deiner Stelle würde ich tatsächlich über eine berufliche Neuorientierung nachdenken. Du wirst aller Voraussicht nach den weitaus größten Teil deines Lebens mit Arbeit verbringen. Und auch wenn man im Job natürlich nicht ständig Partylaune haben kann und muss, so halte ich persönlich es für enorm wichtig, sich dort grundsätzlich wohlzufühlen.

Darin liegt sicher auch einer der Gründe, warum ich in verschiedene Richtungen studiert und später immer mal wieder die Jobs gewechselt habe. Ich brauche Herausforderungen und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Und wenn es grade mal nicht so sinnvoll ist, muss es wenigstens Spaß machen.

In meinem Fall hat das durchaus auch finanzielle Einbußen bedeutet. Ich verdiene derzeit einen Bruchteil von dem, was ich verdient habe, als ich in der Forschung gearbeitet habe und immer noch weniger als ich an einer staatlichen Schule kriegen würde. Dafür sind die Tage, an denen ich morgens drüber nachdenke, ob ich heute Lust zu arbeiten habe, extrem selten. Ich liebe es an dieser Schule zu unterrichten, mit all den Möglichkeiten und Freiheiten, die ich an einer staatlichen nie hätte. ich finde die meisten meiner Kollegen klasse und wenn ich nach Hause komme, bin ich meistens gut gelaunt.

Da lassen sich die Aussichten auf weitere 15 Jahre ausstehende Berufstätigkeit - wenn ich bis zum Rentenalter arbeiten kann und will - recht locker nehmen.

Bei dir sind es mal locker 40 Jahre, die arbeitstechnisch vor dir liegen. Mich nach dem Studium in einen Job quälen, der mich anödet, hätte ich vermutlich nur getan, wenn man mich dazu gezwungen hätte.

Schöne Grüße
Jule

Moin auch,

Mann, Energietechnik/-management. Das Ding der Zukunft. Klar, damit kannst du in einer Firma einsteigen, den ganzen Tag malochenund dich abends fragen, ob das nicht für die Katz war. Du kannst aber auch dein Wissen z.B. in der Forschung einbringen, was zur Zeit dringend Not täte, Stichwort Energiewende. Du könntest Unternehmen in der dritten Welt beraten, wie sie trotz der dort vorkommenden schlechten Energieversorgung ihre Ding machen können. Du könntest in Umweltschutzorganisationen mitarbeiten…

Wenn dir das Zeug an sich Spaß macht, schau dich mal um, was man damit alles anfangen kann. Du kannst damit Karriere machen und dick Asche verdienen, du kannst aber auch eine Stelle aussuchen, die dich ausfüllt und zufrieden macht.

Ralph

Hallo Gandalf,

du hast völlig recht!
Ich habe nur leider den Eindruck, dass es nicht so leicht ist herauszufinden was einem wirklich Spaß macht.

Ich habe schon dutzende Berufsbeschreibungen, Stellenausschreibungen etc. gelesen jedoch bin ich inzwischen der Meinung, dass man ohne alles Auszuprobieren das (nie) wirklich herausfinden wird?!
Leider geht es ja auch nicht, 3 verschiedene Dinge zu studieren, jedes Jahr den Job zu wechseln um dann vlt. mit ende 40 etwas gefunden zu haben was passt…

Darf ich fragen, was du machst? und wie du dazu gekommen bist?
Und zudem was dir an deinem derzeitigen Job gefällt? Vielen Dank

Vielen Dank für die Antwort.
Darf ich fragen, was du studiert hast?
Wenn du in der Studienberatung gearbeitet hast, kommst du ja quasi „vom Fach“.

Wie wird denn dort hin zum passenden Studiengang beraten? Ich finde die klassische Berufszuordnung anhand von Stärken und Schwächen irgendwie unpassend. Ich will ja nichts machen wo ich Gut drin bin bzw. nicht das machen worin in schlecht bin. Vielmehr möchte ich das machen was mich begeistert, auch wenn ich nicht High-performer in diesem Gebiet wäre.

Darf ich zudem fragen wie alt du bist? Wenn du grade das Studium beendet hast, dürften wir ja alterstechnisch höchstwahrscheinlich nicht allzuweit voneinander entfernt sein?! Ich habe nämlich schon oft das Gefühl zu alt zu sein um noch einmal einen ganz anderen Weg einzuschlagen. Wie z.B. bei dir eine Selbstständigkeit als Tanzlehrer?! Wäre das nichts für dich? Klar, selbst und ständig wird es dann wohl in der Anfangszeit heißen, aber zumindest machst du es für dich und nicht für irgendwelche Aktionäre, Firmen oder andere derern Taschen schon voll sind um sie noch voller zu machen.

Hallo Jule,

deine Schilderung hört sich sehr interessant an. Es hört sich für mich so an als wärest du recht zufrieden mit deiner Art das notwendige Geld zu verdienen.
Nun interessiert es mich natürlich besonders, was du alles studiert hast, und was das für eine Schule ist, an der du mittlerweile gelandet bist.

Ich habe ebenfalls schon einmal über den „Ausweg“ Berufsschullehrer nachgedacht. Jedoch nach einigen Gesprächen mit eben solchen erschien mir das Berufsschullehrerdasein als nicht sehr erstrebenswert. Veilleicht waren das ja aber auch nur Einzelfälle?!

Ich fühle mich mit meinem nun endenen Studium, trotz der eher breiten Aufstellung, nicht wohl. Und kann mich mit dem Gedanken in einem Büro meine Zeit abzustizen und diese ganze Ineffizienz und schlechte Effektivität ertragen zu müssen absolut nicht anfreunden.

Ich bin generell ein schneller Arbeiter und dementsprechend immer schnell fertig mit meinen Aufgaben. Wenn ich blöd wäre würde ich dies auch immerzu sagen, jedoch würde ich dann nur noch mehr aufgedrunsen bekommen. Somit heißt es dann eher Zeit-absitzen, da das System mich quasi dazu zwingt und keine entsprechenden Anreize stellt.

Was hat dich denn dazu bewogen als Lehrerin zu arbeiten? Und darf ich auch fragen wie dein Alltag in etwas aussieht?
Dankeschön… :smile:

Hallo,

danke für deinen Beitrag.
Du hast schon recht, die Richtung passt gut in die aktuelle Zeit.
Ich habe auch schon intensiv nach Stellenausschreibungen gesucht, doch irgendwie zieht mich dieses Thema nicht sonderlich in den Bann. Klar, verglichen mit Buchhaltung oder Ähnlichem ist es schon intressant, aber es fehlt einfach die schon angesprochene Begeisterung für das Thema. Und nur weil es ein aktuelles, auch in der Politik und den Medien häufiges Thema ist, heißt es ja nicht gleichzeitig, dass ich es mögen muss.

Ich glaube, meine Unzufriedenheit kommt hauptsächlich aus einer anderen Richtung:

Ich denke, dass wir Menschen nicht dazu gemacht sind, kontinuierlich volle Leistung zu erbringen. Dies wird allerdings im Arbeitsleben verlangt. Die 20-30 Tage Urlaub im Jahr sind ein Witz.
Vielmehr ist es die Abwechslung zwischen Zeiten der leistung (Arbeit) und der Erholung. Im Studium bzw. in der Schule ist es entsprechend geregelt. Man Studiert, und wenn man es ernst nimmt, hat man auch 2-3 Monate ordentlich was um die Ohren, dann hat man allerdings auch 1 Monat frei. Das ganze dann noch einmal im Jahr. In der Schule ist das Ähnlich. Im Berufsleben allerdings ist es anders. Warum eigentlich?!
Immer mehr Menschen bekommen Burn-Our und andere Psych. Probleme. Hängt das vlt. auch damit zusammen?!

Naja, auf jeden Fall scheint irgendetwas nicht richtig zu funktionieren in unserer Gesellschaft und ich sehe die vielen unglücklichen Menschen die Tag ein Tag aus mitspielen aber tod-unglücklich sind. Ich habe beschlossen nicht dazuzugehören.

Ich bin etwas abgeschweift, tut mir leid. Zurück zum Thema: Angenommen, du würdest dich für mein Studium interessieren wie eine durchschnittliche Mittelstufenschülering für Mathematik, was würdest du an meiner Stelle tun?

Danke für deine Zeit mir zu antworten…

Moin! Moin!
Die Frage nach dem Sinn kann man sich in jedem alter stellen!
Ich bin jetzt 62, seit langem Rentner. Mein Spruch war immer: „Ich brauche die Arbeit nicht, um mich zu beschäftigen…“ So einfach ist das aber nicht! Ich werde nicht mehr gebraucht, nicht mehr gefordert und werde jeden Tag blöder!
Einen allgemeingültigen Tipp? Hab ich leider nicht!
Jeden Tag glücklich? Gibt´s nicht!
Such Dir etwas, was Dich anspricht, wo das Arbeitsergebnis Dich befriedigt!
Viel Glück dabei wünscht Dir
Dino

Vielen Dank für die Antwort.
Darf ich fragen, was du studiert hast?

Ich habe Lehramt studiert und kurz vor Studienende gedacht: „Das isses nich.“ :wink:

Wie wird denn dort hin zum passenden Studiengang beraten? Ich
finde die klassische Berufszuordnung anhand von Stärken und
Schwächen irgendwie unpassend. Ich will ja nichts machen wo
ich Gut drin bin bzw. nicht das machen worin in schlecht bin.
Vielmehr möchte ich das machen was mich begeistert, auch wenn
ich nicht High-performer in diesem Gebiet wäre.

Genau so habe ich immer beraten, wenn mich jemand gefragt hat, und das geht auch in etwa in die Richtung dessen, was die „richtigen“ (ich war ja nur Hiwi) Studienberater sagen. Passion führt fast immer zu besseren Ergebnissen als wenn man einem Trend hinterherläuft. Wenn ich es mal mit dem Tanzen vergleiche: Ich bekomme oft gesagt, dass ich richtig gut wäre. Das wird man nur, wenn man bei einem Thema nie müde wird zu fragen, zu üben, zu probieren und drüber nachzusinnen. Ich mache wahnsinnig oft abends totmüde trotzdem nochmal den Rechner an und vertiefe mich in irgendein tanztheoretisches Problemchen, weil es mir keine Ruhe lässt. Tanzen ist immer bei mir, rund um die Uhr. Idealerweise sähe so auch jedermanns Traumjob aus: Etwas, was einen nicht belastet und womit man sich freiwillig 24/7 beschäftigen würde. Dass die Rechnung nicht für jeden aufgeht, sollte klar sein. Fraglich ist nur, wieviel Abweichung vom Ideal man für sich selbst noch für praktikabel hält und ab wann es anfängt, vor allem eine psychische Belastung zu werden (weil der Job eben so ganz und gar nicht dem entspricht, was man kann und mag). Hier musst du dich selbst prüfen und dabei im Hinterkopf behalten, dass die Luft immer dünner wird, je näher du ans Ideal heranwillst.

Darf ich zudem fragen wie alt du bist? Wenn du grade das
Studium beendet hast, dürften wir ja alterstechnisch
höchstwahrscheinlich nicht allzuweit voneinander entfernt
sein?! Ich habe nämlich schon oft das Gefühl zu alt zu sein um
noch einmal einen ganz anderen Weg einzuschlagen.

Ich bin 25. Und als mich im 8. von 11 Semestern die Erkenntnis ereilte, das Falsche studiert zu haben, habe ich auch deshalb durchgezogen, weil ich nicht nochmal 5 Jahre investieren wollte. Ich dachte mir, mit einem Lehramtsabschluss und „Berufserfahrung“ im Beratungs- und Studienorganisationsbereich komme ich schon irgendwie in die Ecke, in die ich gern möchte (Organisationsberatung im pädagogischen Kontext und Studienberatung). Die Stelle, die ich jetzt habe, ist nichts zum damit alt werden, aber sie ist ein Anfang, sie ist ok und sie belastet mich nicht. Ich habe mir für den Anfang die Messlatte nicht zu hoch gehängt. So schnell wie möglich selber über die Runden kommen und keine großartige Lücke im Lebenslauf zu produzieren, war mir erstmal wichtiger als gleich einen Volltreffer zu landen.

Wie z.B. bei
dir eine Selbstständigkeit als Tanzlehrer?! Wäre das nichts
für dich? Klar, selbst und ständig wird es dann wohl in der
Anfangszeit heißen, aber zumindest machst du es für dich und
nicht für irgendwelche Aktionäre, Firmen oder andere derern
Taschen schon voll sind um sie noch voller zu machen.

Meine Gesundheit ist jetzt schon grenzwertig für dieses Hobby und das wird nicht besser. In spätestens 10 Jahren wäre die Nummer gelaufen… und dann? Das ist mir zu unsicher. Da lieber tanze ich noch 20 Jahre nur als Hobby und geben mal den ein oder anderen Kurs nebenher. Mir reicht das für mein Glückslevel. Außerdem machen einen Dinge fast nie bis in alle Unendlichkeit gleich glücklich… wenn Tanzen als Beruf also in Existenzstress ausartet und ich dann mit dem Tanzen nur noch Druck verbinde, hab ich gar nichts mehr.

Gruß

Hallo,
das kann so sein, muss aber nicht. Es gibt Menschen, die viel arbeiten, diese Arbeit öde finden und sich damit ihr (Freizeit)Glück finanzieren.

Andere Menschen suchen in der Arbeit ihr Glück und da wird nix aus dem Schuh, denn die Arbeit erfüllt dann nicht den Zweck des Lebensunterhalts, sondern ist die Leidenschaft, Begeisterung.

Wenn der UP das Bedürfnis nach Gärntern etc. hat, dann fehlt ihm womöglich der Sinn seiner Tätigkeit. Nicht umsonst gelten die schöpferischen Berufe als etwas erfüllendes - wo man am Ende des Arbeitsprozesses ein schönes Endprodukt vor sich hat, das einem mit Freude erfüllt - der Tischler einen schönen Tisch, der Zeichner einen Film oder das fertige Buch. Ich kenne auch Menschen, die gerne putzen gehen und sich über das was sie am Ende geschafft haben freuen.

Managerberufe haben mit dieser schöpferischen Tätigkeit oft nicht viel zu tun. Vielleicht hilft da ein Genrewechsel (bspweise Entwicklungshilfe oder im Kulturbereich). Als Testphase kann man sich auch eine Auszeit nehmen und ein Jahr beispielsweise als Berater tätig sein oder eben in einer Gärtnerei oder auf einem Bauernhof aushelfen. Ich kannte mal einen Manager, der ein Jahr lang in Belgien Schafe gehütet hat - er kam zurück und machte seinen Job weiter. Dabei hatte er sich aber eine ganz andere Lebensphilosophie angeeignet und ist dabei sowohl erfolgreich als auch geschätzt und glücklich geworden.

Ich denke auch, dass man mit einer so überdurchschnittlichen Qualifizierung keine Angst davor zu haben braucht dem Lebenslauf einen Schlenker zu geben - im Gegenteil!

Viele Grüße

Arbeit als Beschäftigung braucht man wirklich nicht (ein Kumpel sagte mir neulich: „lieber Harz IV und nebenbei Schwarzarbeit“). Wichtig ist allerdings das, was einem die Arbeit (außer Geld) gibt. Du musst herausfinden, welche Bedürfnisse (Motive) Du während und durch die Arbeit befriedigt hast. Es kann sein, dass die Arbeit Dir das Gefühl gegeben hat, ein (wichtiges) Mitglied eines Teams oder einer Gemeinschaft gewesen zu sein (Zugehöringkeitsmotiv). Vielleicht konntest du auch bestimmte Dinge nach Deinen Vorstellungen beeinflussen und hattest wichtige Digen zu tun (Macht- und Kontrollmotiv). Es ist aber auch möglich, dass Du einfach stolz sein konntest auf das, was Du geleistet hast, also auf die Arbeitsergebnisse (Leistungsmotiv). Handwerker kennen dieses Gefühl am besten. Diese drei Grundbedürfnisse kann man natürlich auch außerhalb der Arbeit und bis zum Lebensende befriedigen. Das muss man allerdings neu lernen (alte Gewohnheiten sind nur schwer zu ändern). Stöber mal im Netz unter Willenskraft oder Volition (Tipps zur Stärkung der willenskraft durch den Aufbau neuner Gewohnheiten). Gruß tiberg

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Moin,

Darf ich fragen, was du machst? und wie du dazu gekommen bist?

ich bin Chemiker und hab mich schon als Kind für Naturwissenschaften interessiert.

Und zudem was dir an deinem derzeitigen Job gefällt?

Ich arbeite in der Forschung, hab viel mit jungen Menschen zu tun und kann viele Ideen umsetzen bzw. helfen Ideen umzusetzen.

Gandalf

Hallo

Ich merke, dass die Begeisterung fehlt und ich mich wie gefangen fühle. Der Gedanke macht mich krank meine besten Jahre mit sinnlosen Meetings, Emails und Gesprächen zu vergeuden. Man ist nicht ewig auf dieser Welt.

Ich frage mich, warum spielen alle dieses Spiel mit? Nur um sich einen BMW kaufen zu können? Irgendwann… und dann nach 3 Wochen muss es ein Mercedes werden.

Mir fehlt der Sinn hinter all dem …

Eigentlich glaube ich, dass dir mit einem anderen Beruf auch nicht wirklich weitergeholfen würde. Schließlich finden ja alle Berufe im gleichen System statt.

Ich würde auf jeden Fall noch den Master zu Ende machen, und dann musst du einfach selber drauf kommen, was dich begeistert. Vielleicht kannst du mal an Projekten in Südamerika oder in der Südsee mitarbeiten, damit du mal etwas ganz anderes erlebst? Vielleicht kommst du dann drauf, was dich begeistern könnte?

Oder du machst Karriere und schreibst hinterher ein Buch darüber? Ein philosophisches oder politisches?

Das ganze System finde ich übrigens auch ziemlich sinnlos, diese immense Kauferei und Wegwerferei, und dass alles immer billiger werden muss, alle Arbeitskräfte von Maschinen ersetzt werden müssen, alles immer schneller gehen muss, so dass für Details und einzelne Menschen gar keine Zeit mehr übrig ist usw. usw.

Vielleicht könntest du daran mitarbeiten, das System zu ändern?

Oder findest du eigentlich nur die Firma nicht gut, bei der du arbeitest? Da findest du ja vielleicht eine Firma, die anders arbeitet, oder du machst dich selbständig.

Viele Grüße

Hallo Hansi,

wer hat Dich denn in Dein Studium gedrängt? Das kommt mir vor wie jemand der zum Fußball-Training geht aber keinen Spaß am spielen hat. Über die grundlegenden Dinge mußt Du Dir selber klar werden, z.B.:

  • willst Du entdecken, tüfteln, brödeln, mit Menschen umgehen, vernetzt sein?
  • lokal gebunden bleiben, in die weite Welt hinaus
  • ständig lernen oder „nur geldverdienen“
  • Spaß und Elan bei der Arbeit haben oder dich lieber dort vom privatleben erholen?
  • Zahlen analysieren, Texte erstellen, Leute leiten, beraten

Wenn Du gut bist, kannst Du Deine Kombination in wenigen Jahren erreichen. Auch mit Deinem bisherigen Studium. Es steckt alles in Dir, Du must Dir nur darüber klar werden, die Welt steht Dir offen. Klar wirst Du auch frustriert sein, aber ein (guter, junger) Akademiker, der nur arbeitet um Geld zu verdienen hat m.E. irgendwas grob falsch gemacht. Ziel ist doch, sich für seine eigenen Interessen bezahlen zu lassen!

Von 9-17 Uhr (oder noch länger) missmutig im Büro zu hocken ist keine Alternative! Das kommt frühestens, wenn Dir die Welt nicht mehr offen steht (z.B. zu alt, zu bequem, Verpflichtungen wie Familie, Haus oder Hobby, Scheidung …)

Auf gehts! Such Dir Deine Arbeit zur Selbstverwirklichung!

wilbert

P.S.: Ob Lehrer Dein Ding ist, solltest Du m.E. gut prüfen. Was bewegt dazu?

Hallo,

wer sagt denn, daß du in einem Büro landen wirst?

Gerade mit der Vertiefung Energietechnik/Management muss man nicht zwangsläufig von nine-to-five im Büro sitzen.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es da Stellen gibt, die auch viele Aussendienste erfordern.
Oder in einer Unternehmensberatung, da kann man doch bei den Kunden viel bewegen.

Ich bin zwar Beamtin, sitze aber auch nicht ausschliesslich im Büro.
Im Bauamt fuhr ich oft raus und habe mit Bauherren, Architekten und Anwohnern viel gesprochen, als Amtsvormund habe ich dann Kinder und ihre Mütter betreut und jetzt bin ich viel Unterwegs in Sachen Veranstaltungssicherheit.

Wenns nach den Praktikas während meiner Ausbildung gegangen wäre, hätte ich den Job nie angetreten…

Du siehst dein Berufsbild viel zu eingeschränkt. Du bist sehr breit aufgestellt und kannst entsprechend auswählen…

Grüße
miamei

Moin auch,

Ich habe auch schon intensiv nach Stellenausschreibungen
gesucht, doch irgendwie zieht mich dieses Thema nicht
sonderlich in den Bann.

Berater für Softwareentwicklungen? Ich lass das mal alldieweil mir schwant, dass das ganze Thema nicht dein Ding ist. Aber warum hast du dann angefangen, das zu studieren?

Klar, verglichen mit Buchhaltung oder
Ähnlichem ist es schon intressant, aber es fehlt einfach die
schon angesprochene Begeisterung für das Thema. Und nur weil
es ein aktuelles, auch in der Politik und den Medien häufiges
Thema ist, heißt es ja nicht gleichzeitig, dass ich es mögen
muss.

Letzteres nicht, ist klar. Ich sehe einfach das Problem, das du viel Zeit und Mühe in das Thema gesteckt hast, und jetzt willst du es aufgeben. Was heisst, dass du viel Zeit und Mühe in eine andere Ausbildung stecken musst wenn du nicht gerade Überlebenskünstler werden willst. Und dah alte ich es für schlau erstmal zu sehen, was du mit dieser Ausbildung alles machen kannst. Nur mal als Beispiel: Ich bin Chemiker und arbeite in der Softwareberatung. Meine Kollegen sind natürlich auch gelernte ITler, aber auch Naturwissenschaftler, Juristen, ein Agrartechniker, ein ehemaliger Polizist sowie ein ehemaliger Zöllner, Umweltingenieure undundund. Die Ausbildung bestimmt nicht unbedingt was du später beruflich machst. Also schau dich um was geht, vielleicht findest du ja etwas.

Ich glaube, meine Unzufriedenheit kommt hauptsächlich aus
einer anderen Richtung:

Ich denke, dass wir Menschen nicht dazu gemacht sind,
kontinuierlich volle Leistung zu erbringen. Dies wird
allerdings im Arbeitsleben verlangt. Die 20-30 Tage Urlaub im
Jahr sind ein Witz.
Vielmehr ist es die Abwechslung zwischen Zeiten der leistung
(Arbeit) und der Erholung. Im Studium bzw. in der Schule ist
es entsprechend geregelt. Man Studiert, und wenn man es ernst
nimmt, hat man auch 2-3 Monate ordentlich was um die Ohren,
dann hat man allerdings auch 1 Monat frei. Das ganze dann noch
einmal im Jahr. In der Schule ist das Ähnlich. Im Berufsleben
allerdings ist es anders. Warum eigentlich?!

Ich will jetzt nicht das philosophieren anfangen. Es ist, wie es ist. Wenn du das nicht kannst oder nicht willst, kann ich dir nur raten Künstler oder in der Wildnis von Kamchatka Jäger und Sammler zu werden.

Immer mehr Menschen bekommen Burn-Our und andere Psych.
Probleme. Hängt das vlt. auch damit zusammen?!

Da hängt damit zusammen dass sie entweder für sich selber zu viel wollen oder sich von anderen treiben lassen, zu viel zu tun.

Ich bin etwas abgeschweift, tut mir leid. Zurück zum Thema:
Angenommen, du würdest dich für mein Studium interessieren wie
eine durchschnittliche Mittelstufenschülering für Mathematik,
was würdest du an meiner Stelle tun?

Pfff, gute Frage, aber schlechter Vergleich. Wenn es dir die zusätzliche Zeit wert ist, mit etwas ganz anderem anzufangen (ohne Garantie, dass dir das dann auch Spaß macht), dann mach etwas anderes. Aber erstmal musst dir darüber klar werden, ob dein Fach das ist was dich stört oder das Studium an sich (also fächerunabhängig) oder die Aussicht, später mal Leistung bringen zu müssen. Bevor du das nicht herausgefunden hast, kann jeder Rat nur falsch sein.

Ralph