Berufsorientierte Erziehung und Missverständnisse

In über 15 Jahren Ausbildertätigkeit in der Berufsorientierung und Vorbereitung habe ich die vielen Schwachstellen in der häuslichen Erziehung von 16-jährigen kennengelernt, die in diesem Alter nicht mehr wegzubügeln gehen. Vorallem deswegen nicht, weil die Grundkompetenzen, wie Ausdauer, Zielstrebigkeit, Kritikfähigkeit u.ä. überhaupt nicht vorhanden sind.

Dadurch kann man eigentlich nur zu einer logischen Konsequenz gelangen: Früher damit anzufangen, zukünftige berufliche Kompetenzen in die Erziehung zu integrieren.

Doch hier gibt es enorme Missverständnisse. Beim Wort „Berufsorientierung“ denken die meisten nur an ein Praktikum. Und wenn ich den Vorschlag mache, bereits im Alter von 12 Jahren zielgerichtet darauf hin zu arbeiten, dann ertönt ein Aufschrei: „Kinderarbeit, Gesetzlich nicht vereinbar…“.

Also 12 Jahre zu jung, 16 Jahre zu alt… irgendwas dazwischen?
Was ist eigentlich berufliche Orientierung und was beinhaltet sie. Welchen Stellenwert nehmen dabei Eltern und Unternehmen ein?

Um diese Fragen soll es hier gehen. Ich lade euch zu dieser Disskussion ein.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt
http://www.cid-sr.de

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Also 12 Jahre zu jung, 16 Jahre zu alt… irgendwas
dazwischen?

Es kommt natürlich auf die individuelle Entwicklung jedes einzelnen Kindes an. Doch 12 Jahre ist eine gute Zahl. Viele Eltern meinen, sie würden ihrem Kind schaden. Doch wir dürfen Kinder auch nicht verweichlichen und von der wirtschaftlichen Außenwelt isolieren.

Mit 14 Jahren befinden sich Kinder im kritischen Alter der Pubertät. Also kein günstiger Einstieg für solch ein Thema, wo doch jetzt Kosmetik und das andere geschlecht viel interessanter sind.

15 Jahre sind noch mal ein guter Zeitpunkt für Spätzünder. Jedoch sinken mit zunehmendem Alter auch die Erfolgschancen der anzustrebenden Strategien, die ich in einem Parallel-Artikel beschreibe.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Was ist berufsorientierte Erziehung?
Der Fächer ist breit und in einem solchen Artikel überhaupt nicht umfassend zu beschreiben. Doch ich will es gleich vorweg nehmen. Es geht wieder um Verantowrtung: Verantwortung der Eltern - natürlich! Und auch Verantwortung der Unternehmen.

Hierbei kommt es auf die Zielstellungen an:
Die Eltern wollen ihre Kinder erfolgreich zur Ausbildung und zur eigenen Existenzsicherung bringen.

Unternehmer wollen leistungsfähigen Nachwuchs einstellen bzw. ausbilden.

Missverständnisse dabei sind oft folgende:

  1. „Der Ausbildungsbetrieb muss die Auszubildenden erziehen…“

Falsch, das ist nicht sein Auftrag. Ein Ausbildungsbetrieb muss vielmehr zusehen, wie er die teilweisen enormen Ausbildungskosten Monat für Monat aufbringt. Und jeder Versuch der Erziehung ist in der Regel mit Leistungszeitausfall verbunden, kostet also wieder Geld. Die Angestellten dieses Betriebes werden auch kein Verständnis haben, wenn sie am Monatsende kein Lohn/Gehalt ausgezahlt bekommen, weil der Unternehmer seine ganze Kraft in den Auszubildenden und dessen Erziehung gesteckt hat und somit die Aufträge und mit ihr verbundenen Rechnungen vernachlässigt hat.

  1. „Praktikanten/Lehrlinge sind doch nur Billiglohnarbeiter…“

Ebenfalls falsch. Die Voraussetzungen, die ein Praktikant oder Lehrling mitbringt, entscheiden über seinen Einsatz in der Firma. Wer also sinnvoll eingesetzt werden will, der muss bereits Grundkompetenzen mitbringen. Die meisten dieser Grundkompetenzen (Pünktlichkeit, Ausgeschlafenheit, Mitdenken, in andere verdenken können, Freundlichkeit, Zuvorkommenheit, die eigenen Bedürfnisse zurückstecken usw.) geben die Eltern an ihre Kinder weiter (oder eben auch nicht).

Und damit ist das Wesentliche eigentlich schon gesagt.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Was gibt es für Angebote? Bewerbungstrainings, Berufswahltests, Berufsinfotage, Schnupperpraktika und schulischen Kurse (z.B. PC-Kurse).

Den entscheidenden nachteil all dieser (sicherlich berechtigten) Angebote liegt auf der Hand: Diese Angebote greifen fast alle erst ab 15/16 Jahren. Also zu spät, um sich strategisch auf den beruflichen Einstieg vorbereiten zu können.

Ein weiterer Nachteil ist, dass diese Angebote alle in Gruppen und unter Zeitlimit durchgeführt werden. Dadurch geht die Individualität und die individuellen Interessen weitestgehend unter.

Und es gibt noch einen nachteil: Diese Angebote sind alle punktuell und nicht kontinuierlich. „heute was Bewerbungstraining“ und „übermorgen ist bereits alles vergessen“. Diese Angebote werden durchgeführt und nicht aufgegriffen und weiter verfolgt.

Und als letzten Nachteil will ich aufführen, dass in all diesen Angeboten die Eltern nicht aktiv integriert werden. Die wissen somit überhaupt nicht, was ihre Kinder erlebt und mitgenommen haben. Eltern kennen das ja: „Na, wie wars?“ Antwort: „Es ging so.“ Ende der Diskussion. Selbst beharrliches Nachfragen bringt nur vom Kind nur halb verstandene Fragmente an die Oberfläche.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Hallo,
Erziehung beginnt ja von Anfang an (also ab der Geburt). Daran hängen letztendlich die von dir erwähnten Eigenschaften Ausdauer usw.

Berufsorientierte Erziehung kann also auch schon von Anfang an beginnen, indem die Eltern ihr Kind aufmerksam begleiten und etnsprechend der sich zeigenden Interessen und Fähigkeiten Freizeitangebote machen - in Vereinen, Organisationen, Arbeitsgemeinschaften oder durch private Unternehmungen. Dadurch können Kinder in jedem Alter durch die intensive Beschäftigung mit spezifischen Themen langsam an die Frage herangeführt werden, ob ein späterer „Beruf“ in dieser Richtung in Betracht kommt.

Beatrix

Und wieder Hallo Sven,
(das ist eine Anrede das gehört sich hier so, und nicht nur hier)

Also 12 Jahre zu jung, 16 Jahre zu alt… irgendwas
dazwischen?

Es kommt natürlich auf die individuelle Entwicklung jedes
einzelnen Kindes an. Doch 12 Jahre ist eine gute Zahl. Viele
Eltern meinen, sie würden ihrem Kind schaden. Doch wir dürfen
Kinder auch nicht verweichlichen und von der wirtschaftlichen
Außenwelt isolieren.

Mit 14 Jahren befinden sich Kinder im kritischen Alter der
Pubertät. Also kein günstiger Einstieg für solch ein Thema, wo
doch jetzt Kosmetik und das andere geschlecht viel
interessanter sind.

15 Jahre sind noch mal ein guter Zeitpunkt für Spätzünder.
Jedoch sinken mit zunehmendem Alter auch die Erfolgschancen
der anzustrebenden Strategien, die ich in einem
Parallel-Artikel beschreibe.

Jederzeit, je nach Entwicklungsstand und Fähigkeiten. Kritisch ist übrigens jedes Alter. Und es bleibt zu bedenken das Kinder wenn sie in die Pupertät kommen zunächst mal sämtliche Ideale und Werte in Frage stellen.
Insofern könnte man auch nie sagen…

Gruß Andrea

Hallo Sven,

Der Fächer ist breit und in einem solchen Artikel überhaupt
nicht umfassend zu beschreiben. Doch ich will es gleich vorweg
nehmen. Es geht wieder um Verantowrtung: Verantwortung der
Eltern - natürlich! Und auch Verantwortung der Unternehmen.

Hierbei kommt es auf die Zielstellungen an:
Die Eltern wollen ihre Kinder erfolgreich zur Ausbildung und
zur eigenen Existenzsicherung bringen.

Unternehmer wollen leistungsfähigen Nachwuchs einstellen bzw.
ausbilden.

Missverständnisse dabei sind oft folgende:

  1. „Der Ausbildungsbetrieb muss die Auszubildenden
    erziehen…“

Falsch, das ist nicht sein Auftrag. Ein Ausbildungsbetrieb
muss vielmehr zusehen, wie er die teilweisen enormen
Ausbildungskosten Monat für Monat aufbringt. Und jeder Versuch
der Erziehung ist in der Regel mit Leistungszeitausfall
verbunden, kostet also wieder Geld. Die Angestellten dieses
Betriebes werden auch kein Verständnis haben, wenn sie am
Monatsende kein Lohn/Gehalt ausgezahlt bekommen, weil der
Unternehmer seine ganze Kraft in den Auszubildenden und dessen
Erziehung gesteckt hat und somit die Aufträge und mit ihr
verbundenen Rechnungen vernachlässigt hat.

  1. „Praktikanten/Lehrlinge sind doch nur
    Billiglohnarbeiter…“

Ebenfalls falsch. Die Voraussetzungen, die ein Praktikant oder
Lehrling mitbringt, entscheiden über seinen Einsatz in der
Firma. Wer also sinnvoll eingesetzt werden will, der muss
bereits Grundkompetenzen mitbringen. Die meisten dieser
Grundkompetenzen (Pünktlichkeit, Ausgeschlafenheit, Mitdenken,
in andere verdenken können, Freundlichkeit, Zuvorkommenheit,
die eigenen Bedürfnisse zurückstecken usw.) geben die Eltern
an ihre Kinder weiter (oder eben auch nicht).

Und damit ist das Wesentliche eigentlich schon gesagt.

Klär mal bitte auf was das obige jetzt denn mit berufsorientierter Erziehung zu tun hat? Da fehlt mir der Zusammenhang…

Gruß Andrea

Was gibt es für Angebote? Bewerbungstrainings,
Berufswahltests, Berufsinfotage, Schnupperpraktika und
schulischen Kurse (z.B. PC-Kurse).

Den entscheidenden nachteil all dieser (sicherlich
berechtigten) Angebote liegt auf der Hand: Diese Angebote
greifen fast alle erst ab 15/16 Jahren. Also zu spät, um sich
strategisch auf den beruflichen Einstieg vorbereiten zu
können.

Ein weiterer Nachteil ist, dass diese Angebote alle in Gruppen
und unter Zeitlimit durchgeführt werden. Dadurch geht die
Individualität und die individuellen Interessen weitestgehend
unter.

Und es gibt noch einen nachteil: Diese Angebote sind alle
punktuell und nicht kontinuierlich. „heute was
Bewerbungstraining“ und „übermorgen ist bereits alles
vergessen“. Diese Angebote werden durchgeführt und nicht
aufgegriffen und weiter verfolgt.

Und als letzten Nachteil will ich aufführen, dass in all
diesen Angeboten die Eltern nicht aktiv integriert werden. Die
wissen somit überhaupt nicht, was ihre Kinder erlebt und
mitgenommen haben. Eltern kennen das ja: „Na, wie wars?“
Antwort: „Es ging so.“ Ende der Diskussion. Selbst
beharrliches Nachfragen bringt nur vom Kind nur halb
verstandene Fragmente an die Oberfläche.

Nein, weil sie im ganzen nicht ausgereift sind. Kleines Beispiel:

Mein Neffe (15) hat vor seinem Praktikum zu Hauf in der Schule alles mögliche bezüglich Bewerbung und so weiter gemacht. Auch wurde ihnen gesagt wie sie sich am besten beim Praktikum verhalten sollen. Was nicht gesagt wurde welches denn die interessanten Fragen sind die sie stellen sollten. Nicht die nach dem Verdienst, nein die nach den schulischen Vorraussetzungen z.B.
Da ich seinen Berufswunsch kenne habe ich bei uns in der Ausbildungswerkstatt nachgehkt welche Vorraussetzungen denn bei der Bewerbung bezüglich Zeugnis aber auch der Bewerbung selbst ausschlaggebend sind damit man überhaupt zum Einstellungstest vorgeladen wird.
Dies hab ich ihm zukommen lassen, danach war er mehr als geplättet. Trotz Berufsinformationstage und diverser weiterer Veranstaltungen hat er das nicht gewußt. Und sein Zeugnis ist übelst. Das Praktikum fand übrigens im ersten Halbjahr statt, hätte er da die richtigen Fragen stellen können bzw. wäre da mal drauf hingewiesen worden, ich glaube nein ich weiß er hätte es nicht so schleifen lassen.
Nun ist das „Kind in den Brunnen gefallen“ und er überlegt ob er nicht doch lieber die neunte (Real) noch mal macht damit er ein vernünftiges Bewerbungszeugnis hat. Leider ist diese Option aber stark von der Schule abhängig… und ich habe fast das Gefühl er resigniert.

Ausserdem fehlt ein ganz entscheidendes Angebot in der Palette, nämlich eine Schulung fürs persönliche Auftreten. Ich bekomme jedesmal eine Gänsehaut wenn ich jemanden die Hand gebe und Pudding zu fassen bekomme. Oder ich ärgere mich immer wieder wenn Azubis nicht in der Lage sind Guten Morgen zu sagen. Meist schaff ich es aber immer wieder das sie am Ende ihrer Zeit in unserer Abteilung eine festen Händedruck haben und die Grundregeln der Kommunikation beherrschen.
Also auch 17 Jährige können dazulernen, leider nicht alle. Und bei uns ist es sicher auch eine Ausnahme solche Azubis anzutreffen, ein Ausbildungswilliger der einen laschen Händedruck hat hat es bei Klein- und Mittelständlern schwer anzukommen. Denn dieser Händedruck wenn er richtig ausfällt macht viel aus, er gehört zum ersten Eindruck den man bekommt.

Ach da kann man stundenlang was zu schreiben, das hier soll zunächst mal reichen.

Gruß Andrea

Hallo Andrea,

Nein, weil sie im ganzen nicht ausgereift sind. Kleines
Beispiel:

Mein Neffe (15) hat vor seinem Praktikum zu Hauf in der Schule
alles mögliche bezüglich Bewerbung und so weiter gemacht. Auch
wurde ihnen gesagt wie sie sich am besten beim Praktikum
verhalten sollen. Was nicht gesagt wurde welches denn die
interessanten Fragen sind die sie stellen sollten. Nicht die
nach dem Verdienst, nein die nach den schulischen
Vorraussetzungen z.B.

Da ich seinen Berufswunsch kenne habe ich bei uns in der
Ausbildungswerkstatt nachgehkt welche Vorraussetzungen denn
bei der Bewerbung bezüglich Zeugnis aber auch der Bewerbung
selbst ausschlaggebend sind damit man überhaupt zum
Einstellungstest vorgeladen wird.
Dies hab ich ihm zukommen lassen, danach war er mehr als
geplättet. Trotz Berufsinformationstage und diverser weiterer
Veranstaltungen hat er das nicht gewußt. Und sein Zeugnis ist
übelst. Das Praktikum fand übrigens im ersten Halbjahr statt,
hätte er da die richtigen Fragen stellen können bzw. wäre da
mal drauf hingewiesen worden, ich glaube nein ich weiß er
hätte es nicht so schleifen lassen.

Das ist schon ein interessanter Ansatz! Mir stellt sich die Frage, was man darüber hinaus tun kann!
Mich hat letztens eine 15-jährige angemailt, mit der Bitte um Unterstützung. Sie möchte gerne etwas im Mode Design machen. Sie wandte sich an mich, weil sie das Gefühl hat, ihre Eltern stünden sehr skeptisch ihrer Berufswahl gegenüber - sie fühlte sich nicht ausreichend unterstützt. Deshalb wollte sie von mir wissen, ob ihr eingeschlagener Weg richtig sei. Das kann sie natürlich nur selbst entscheiden. Dennoch habe ich ihr Vorschläge gemacht, wie sie das herausbekommt. Und ich gab ihr Tipps, wie sie aktiv werden kann, um herrauszufinden, was sie für Informationen und Vorerfahrungen braucht. Ich denke, sie hat es begriffen und geht zielorientiert vor. Sie berichtet mir in Abständen, was sie unternommen hat und ich staune, zuwas eine 15-jährige im Stande ist, wenn man es ihr nur zutraut.

Nun ist das „Kind in den Brunnen gefallen“ und er überlegt ob
er nicht doch lieber die neunte (Real) noch mal macht damit er
ein vernünftiges Bewerbungszeugnis hat. Leider ist diese
Option aber stark von der Schule abhängig… und ich habe
fast das Gefühl er resigniert.

Mir begegnen leider sehr viele Eltern, die das frühzeitige Vorbereiten ihrer Kinder eher nicht als wichtig ansehen. Deshalb gefällt mir, was du da sagst. Dennoch würde ich hier auch die Eltern mit ins Boot ziehen wollen. Denn Berufswahl ist etwas sehr Individuelles - das kann Schule nicht gewährleisten.

Ausserdem fehlt ein ganz entscheidendes Angebot in der
Palette, nämlich eine Schulung fürs persönliche Auftreten.

Meinst du so eine Art „Schauspielunterricht“? :wink:
Den gibt es. Der Bildungsträger, bei dem ich einige Jahre war, hat diesen im Auftrag der Arbeitsagentur für Jugendliche durchgeführt. Selbst der Ablauf solch eines Trainings wurde ziemlich eng umrahmt vorgegeben: Video-und Gruppen-Reflexion… Großer personeller, technischer und räumlicher Aufwand… Ich hatte ein Jahr später einen Großteil dieser Jugendlichen wieder in Fördermaßnahmen - es hat also nichts gebracht. Also ist meine Erfahrung mit dem Eintrainieren von nicht gelebtem und nicht grundsätzlich anerzogenem Verhalten eher negativ.

Ich
bekomme jedesmal eine Gänsehaut wenn ich jemanden die Hand
gebe und Pudding zu fassen bekomme. Oder ich ärgere mich immer
wieder wenn Azubis nicht in der Lage sind Guten Morgen zu
sagen. Meist schaff ich es aber immer wieder das sie am Ende
ihrer Zeit in unserer Abteilung eine festen Händedruck haben
und die Grundregeln der Kommunikation beherrschen.
Also auch 17 Jährige können dazulernen, leider nicht alle. Und
bei uns ist es sicher auch eine Ausnahme solche Azubis
anzutreffen, ein Ausbildungswilliger der einen laschen
Händedruck hat hat es bei Klein- und Mittelständlern schwer
anzukommen. Denn dieser Händedruck wenn er richtig ausfällt
macht viel aus, er gehört zum ersten Eindruck den man bekommt.

Ja, auch da steckt viel Wahrheit drin! Mir berichten regelmäßig Unternehmer, dass diese Dinge wie Händedruck oder Benimmregeln sehr wichtig sind. Aber sie berichten mir auch, dass andere Eigenschaften noch viel wichtiger sind: An erster Stelle steht der Umgang mit Kunden. Und sie meinen, das Hineindenken in den Gesprächspartner, das „Erspüren“ seiner Wünsche… Das kann die Jugend nicht trainieren, wenn sie es nicht gelernt hat.

Ach da kann man stundenlang was zu schreiben, …

Das stimmt.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Was ist berufsorientierte Erziehung? KORREKTUR
Hallo Andrea,

Der Fächer ist breit und in einem solchen Artikel überhaupt
nicht umfassend zu beschreiben. Doch ich will es gleich vorweg
nehmen. Es geht wieder um Verantowrtung: Verantwortung der
Eltern - natürlich! Und auch Verantwortung der Unternehmen.

Hierbei kommt es auf die Zielstellungen an:
Die Eltern wollen ihre Kinder erfolgreich zur Ausbildung und
zur eigenen Existenzsicherung bringen.

Unternehmer wollen leistungsfähigen Nachwuchs einstellen bzw.
ausbilden.

Missverständnisse dabei sind oft folgende:

  1. „Der Ausbildungsbetrieb muss die Auszubildenden
    erziehen…“

Falsch, das ist nicht sein Auftrag. Ein Ausbildungsbetrieb
muss vielmehr zusehen, wie er die teilweisen enormen
Ausbildungskosten Monat für Monat aufbringt. Und jeder Versuch
der Erziehung ist in der Regel mit Leistungszeitausfall
verbunden, kostet also wieder Geld. Die Angestellten dieses
Betriebes werden auch kein Verständnis haben, wenn sie am
Monatsende kein Lohn/Gehalt ausgezahlt bekommen, weil der
Unternehmer seine ganze Kraft in den Auszubildenden und dessen
Erziehung gesteckt hat und somit die Aufträge und mit ihr
verbundenen Rechnungen vernachlässigt hat.

  1. „Praktikanten/Lehrlinge sind doch nur
    Billiglohnarbeiter…“

Ebenfalls falsch. Die Voraussetzungen, die ein Praktikant oder
Lehrling mitbringt, entscheiden über seinen Einsatz in der
Firma. Wer also sinnvoll eingesetzt werden will, der muss
bereits Grundkompetenzen mitbringen. Die meisten dieser
Grundkompetenzen (Pünktlichkeit, Ausgeschlafenheit, Mitdenken,
in andere verdenken können, Freundlichkeit, Zuvorkommenheit,
die eigenen Bedürfnisse zurückstecken usw.) geben die Eltern
an ihre Kinder weiter (oder eben auch nicht).

Und damit ist das Wesentliche eigentlich schon gesagt.

Klär mal bitte auf was das obige jetzt denn mit
berufsorientierter Erziehung zu tun hat? Da fehlt mir der
Zusammenhang…

Natürlich will ich zum Nachdenken und Weiterdenken anregen. Allerdings muss ich es dann auch so formulieren :wink:

Manchmal liest man dreimal und übersieht dennoch das Wesentliche. Denn der letzte Satz sollte eigentlich eine Frage/Denkanregung sein:

Und IST damit das Wesentliche eigentlich schon gesagt…

Aber ich will meine Gedanken fortführen: Mir fällt eben auf, dass wir in isolierten Welten leben. Die Unternehmer tun ihren Teil. Die Eltern tun ihren Teil. Die Schule tut ihren Teil. Doch vor allem die beiden erstgenannten Teile kommen nicht wirklich zusammen.

Kann da eine Betriebsbesichtugung, eine Berufswahltest oder ein Benimm-/Bewerbungstraining die richtige Form der berufsorientierten Erziehung sein?

Wenn nicht, wie sieht diese dann aus?

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Hallo Andrea,

Also 12 Jahre zu jung, 16 Jahre zu alt… irgendwas
dazwischen?..

Jederzeit, je nach Entwicklungsstand und Fähigkeiten. Kritisch
ist übrigens jedes Alter. Und es bleibt zu bedenken das Kinder
wenn sie in die Pupertät kommen zunächst mal sämtliche Ideale
und Werte in Frage stellen.
Insofern könnte man auch nie sagen…

Meinst du, dass deswegen auch so viele Eltern sich eher für das NIE entscheiden?

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Hallo Sven,

Missverständnisse dabei sind oft folgende:

  1. „Der Ausbildungsbetrieb muss die Auszubildenden
    erziehen…“
  1. „Praktikanten/Lehrlinge sind doch nur
    Billiglohnarbeiter…“

Klär mal bitte auf was das obige jetzt denn mit
berufsorientierter Erziehung zu tun hat? Da fehlt mir der
Zusammenhang…

Und nochmal wo ist da der Zusammenhang zu berufsorientierter Erziehung?
Dies sind Vorurteile/Meinungen die nichts mit beruforientierter Erziehung zu tun haben.

Natürlich will ich zum Nachdenken und Weiterdenken anregen.
Allerdings muss ich es dann auch so formulieren :wink:

Manchmal liest man dreimal und übersieht dennoch das
Wesentliche. Denn der letzte Satz sollte eigentlich eine
Frage/Denkanregung sein:

Und IST damit das Wesentliche eigentlich schon
gesagt…

Aber ich will meine Gedanken fortführen: Mir fällt eben auf,
dass wir in isolierten Welten leben. Die Unternehmer tun ihren
Teil. Die Eltern tun ihren Teil. Die Schule tut ihren Teil.
Doch vor allem die beiden erstgenannten Teile kommen nicht
wirklich zusammen.

Kann da eine Betriebsbesichtugung, eine Berufswahltest oder
ein Benimm-/Bewerbungstraining die richtige Form der
berufsorientierten Erziehung sein?

Nein, denn auch das hat nichts mit Erziehung zu tun.

Wenn nicht, wie sieht diese dann aus?

Nun, meiner Ansicht nach sollte man Kindern vermitteln das Arbeit notwendig ist und das das Geld nicht aus dem Automaten kommt sondern verdient sein muss. So könnte man den Kindern z.B. den Arbeitsplatz der Mutter/Vater zeigen, sofern möglich. Ihnen erklären was man da den ganzen Tag tut und was man dafür erhält (Geld, Anerkennung, Status). Im selben Zuge muss man aber auch ereklären das das was man an Geld erhält einem durch laufende Kosten nicht voll zur Verfügung steht. Sprich den Umgang mit Geld.
Leider ist dies in vielen Unternehmen nicht gestattet. Und es ist auch nicht im Sinne des Wortes „berufsorient“ oder „Berufsorientierung“. Nein vielmehr Berufsvorbereitend.
Dazu muss man sich überlegen welche Fähigkeiten benötigt das Kind um sich später als guter Auszubildener verkaufen zu können.
Hierzu zählt die Ausstrahlung bei der ersten Begegnung, die Notwendigkeit des Wissen um die Zusammenhänge von Beruf, Leben und Lebensstil. Genauso wie Sauberkeit, Ordentlichkeit, Pünktlichkeit und viele andere kleine Fähigkeiten die hier aber den Rahmen sprengen würden.
Grob zusammengefasst könnte man sagen das ein Jugendlicher eine gute Selbsteinschätzung, ein selbstsicheres Auftreten (aber nicht übertrieben) und eine gute Kommunikationsfähigkeit und gutes Selbstbewußtsein aufweisen muss.

Manches davon kann er noch während der Ausbildung erwerben bzw. verfeinern, sofern man ihn lässt.
Jaja da sind wir jetzt bei Vorurteil 1, aber wir sind ja auch schon nicht mehr beim Thema Erziehung.

Gruß Andrea

Lieber Sven,
auch ich arbeite in diesem Bereich.
Berufsorientierung heißt heute, begründete Hoffnung auf Chancen vermitteln.

Berufliche Orientierung beginnt, wenn Kinder wahrnehmen, was Eltern(-Teile) arbeiten.

Schade nur, wenn ein Dreijähriger seinen Papa nicht im Klassenraum seiner Schule vom Unterricht abholen darf, weil er „Datenschutzbestimmungen und Dienstgeheimnisschutz verletzen“ könnte. Ich jedenfalls habe meine Liebe zum Beruf dorther.

Was aber,
wenn der berufliche Gehalt der Arbeit, die Identifikationsmöglichkeit, sich in unser Gesellschaft weiter entwickelt. Kannn man dann von BERUFS-orientierung sprechen?

Gerade in bildungsferneren Schichten geht noch viel stärker um Konsumchancen als Wert, nicht um Bildung an sich als Selbstzweck, als das in den 50er bis 70er Jahren im Westen war. Der BERUF als Wert ist daher schon ein schwammiges Ziel.

Was aber,
wenn ein Jugendlicher vom Arbeitsamt eine Lehrstelle in einem Beruf vermittelt bekommt,

  • dessen Tätigkeit nicht zu ihm passt,
  • dessen Anforderung für ihn (noch) zu hoch sind,
  • in dem es später keinen Arbeitsplatz bekommt?
    Ich habe etwa 30% solcher Lehrlinge.

Was aber,
wenn das Kind niemanden kennt, der Arbeit hat? Ich habe Lehrlinge, die stehen morgens um 4.30Uhr auf, schmieren sich die Stullen und fahren von 40km entfernten Dörfern in unsere Berufsschule. Sie erinnern sich (seit ca. dem 5. Lebensjahr) an niemanden in der Familie, der jemals gearbeitet hat. Manche Familienmitglieder fragen: „Wofür machst Du das?“. Bei uns in M-V ist immer schwerer zu vermitteln, weshalb man für 600€ 60Stunden/Woche Jobben soll.

Was aber,
wenn ein Kind spätestens in der 6. Klasse der Hauptschule weiß, dass es kaum (keine?) Chance auf einen Ausbildungs-/Arbeitsplatz hat. Es hat schon lange aufgegeben und deshalb wichtige Bildungsziele nicht gelernt, wenn es zu uns in die Berufsschule kommt.

IST ES EIN WUNDER, DASS BERUFSORIENTIERUNG SO SCHWIERIG GEWORDEN IST?
IST ES EIN WUNDER, DASS SCHÜLER/LEHRLINGE KAUM MOTIVIERBAR SIND?
(Und dann kommt noch die organisierte Bildungskatastrophe hinzu. Ich helfe z.B. an zwei weiteren Schulen aus: 27Std/Woche, 358 Schüler, 14 Klassen, 11 Fächer, davon 6 neu, 3x Klassenlehrer: „Was wollen sie denn? Wir müssen alle 27Std geben.“ So reden die, die schon lange nichts mehr vorbereiten und die einzelne Schüler nicht mehr wahrnehmen.

Wir können nur Hoffnungen auf Nischen wecken.

Herzlichst
Ole

Ich meinte den beruflichen Gehalt, der VERLOREN geht.

Nochmal Hallo Sven, :wink:

Da ich seinen Berufswunsch kenne habe ich bei uns in der
Ausbildungswerkstatt nachgehkt welche Vorraussetzungen denn
bei der Bewerbung bezüglich Zeugnis aber auch der Bewerbung
selbst ausschlaggebend sind damit man überhaupt zum
Einstellungstest vorgeladen wird.
Dies hab ich ihm zukommen lassen, danach war er mehr als
geplättet. Trotz Berufsinformationstage und diverser weiterer
Veranstaltungen hat er das nicht gewußt. Und sein Zeugnis ist
übelst. Das Praktikum fand übrigens im ersten Halbjahr statt,
hätte er da die richtigen Fragen stellen können bzw. wäre da
mal drauf hingewiesen worden, ich glaube nein ich weiß er
hätte es nicht so schleifen lassen.

Das ist schon ein interessanter Ansatz! Mir stellt sich die
Frage, was man darüber hinaus tun kann!
Mich hat letztens eine 15-jährige angemailt, mit der Bitte um
Unterstützung. Sie möchte gerne etwas im Mode Design machen.
Sie wandte sich an mich, weil sie das Gefühl hat, ihre Eltern
stünden sehr skeptisch ihrer Berufswahl gegenüber - sie fühlte
sich nicht ausreichend unterstützt. Deshalb wollte sie von mir
wissen, ob ihr eingeschlagener Weg richtig sei. Das kann sie
natürlich nur selbst entscheiden. Dennoch habe ich ihr
Vorschläge gemacht, wie sie das herausbekommt. Und ich gab ihr
Tipps, wie sie aktiv werden kann, um herrauszufinden, was sie
für Informationen und Vorerfahrungen braucht. Ich denke, sie
hat es begriffen und geht zielorientiert vor. Sie berichtet
mir in Abständen, was sie unternommen hat und ich staune,
zuwas eine 15-jährige im Stande ist, wenn man es ihr nur
zutraut.

Ja, da sprichst du etwas wichtiges an. Das Vertrauen das in einen Jugendlichen gesetzt werden muss. Nur dieses Vertrauen kann schon „Berge“ versetzen. Leider bekommen die Jugendlichen dies nicht immer, weder von AG Seite noch von Eltern Seite. Die Gründe sind dabei allerdings so verschieden wie jede einzelne Seite für sich. Bei Eltern spielt oftmals das soziale Gefüge und ihre Wertevorstellung von bestimmten Berufen mit bzw. deren Unwissen in deinem Fall „Mode-Designerin !! was nur Schneiderin willst du werden. Du kannst doch mehr!!“ Vorurteile halt, vergessen wird dabei das der Erfolg einer Ausbildung und später im Job stark von der Motivation abhängt.
Was nützt es mir wenn der Jugendliche IT-Techniker lernt und eigentlich Tischler werden wollte. Er wird später kaum in seinem Beruf Erfolg haben, weil es ihm nicht im geringsten interessiert hat. Die Ausbildung wurde mehr Schlecht als Recht abgeschlossen, zumal Eltern einem erzählen das der Gesellenbrief ja später nicht mehr relevant ist, nur die Ausbildung an sich. Das ist glatt gelogen denn bei den ersten Bewerbungsgesprächen für die Zeit danach stellt der Jugendliche dann fest das die AG diesen Schein doch sehen wollen. Das erstere gilt nämlich erst wenn man schon mal gearbeitet hat in seinem Beruf. Traurig aber wahr…

Nun ist das „Kind in den Brunnen gefallen“ und er überlegt ob
er nicht doch lieber die neunte (Real) noch mal macht damit er
ein vernünftiges Bewerbungszeugnis hat. Leider ist diese
Option aber stark von der Schule abhängig… und ich habe
fast das Gefühl er resigniert.

Mir begegnen leider sehr viele Eltern, die das frühzeitige
Vorbereiten ihrer Kinder eher nicht als wichtig ansehen.
Deshalb gefällt mir, was du da sagst. Dennoch würde ich hier
auch die Eltern mit ins Boot ziehen wollen. Denn Berufswahl
ist etwas sehr Individuelles - das kann Schule nicht
gewährleisten.

Berufswahl ist so individuell, das sich die Eltern bei der Wahl selbst zurücknehemen sollten. Ihre Aufgabe ist es letzthin das Kind bei seiner Wahl zu unterstützen und nicht zu versuchen zu beeinflussen.
Doch dies geschieht viel häufiger als du denkst.

Ausserdem fehlt ein ganz entscheidendes Angebot in der
Palette, nämlich eine Schulung fürs persönliche Auftreten.

Meinst du so eine Art „Schauspielunterricht“? :wink:
Den gibt es. Der Bildungsträger, bei dem ich einige Jahre war,
hat diesen im Auftrag der Arbeitsagentur für Jugendliche
durchgeführt. Selbst der Ablauf solch eines Trainings wurde
ziemlich eng umrahmt vorgegeben: Video-und
Gruppen-Reflexion… Großer personeller, technischer und
räumlicher Aufwand… Ich hatte ein Jahr später einen Großteil
dieser Jugendlichen wieder in Fördermaßnahmen - es hat also
nichts gebracht. Also ist meine Erfahrung mit dem
Eintrainieren von nicht gelebtem und nicht grundsätzlich
anerzogenem Verhalten eher negativ.

Nein, das meine ich nicht. Ich bringe meinen Kinder bereits seit sie die Hand geben bei das der Händedruck fest sein sollte (dies zeugt übrigens für einen guten Charakter, laut div. Untersuchungen) So haben sie über die jahre hinweg gelernt was ein zu fester und was ein zu schlaffer Händedruck ist. Fehlt eigentlich nur noch das sie lernen das man vor dem Händeschütteln schaut ob der Gegenüber einen Ring trägt oder nicht :wink: (aua)
Diese Sachen fallen auch zum größten Teil in den Bereich Selbstbewußtsein, Selbstwertgefühl also du musst nicht das Benehmen an sich trainieren sondern es stellt sich ein wenn dem Kind ein entsprechendes Trainig zu genannten erfährt und wenn es genügend Selbstwertsteigernde Erlebnisse bekommt. Natürlich sind Sachen wie „Guten Morgen“ oder „Bitte, Danke“ Dinge die hier mit reinspielen aber im häuslichen Bereich erlernt werden sollten. Hab sogar schon mal einen Azubi gefragt was er Morgens nach dem Aufstehen zu seinen Eltern sagt wenn er ihnen begegnet? Der war echt irritiert und meinte dann, nichts! Ich: „Nicht mal Guten Morgen“ da schnackelte es dann, teilweise ist es halt auch Gedankenlosigkeit die auch mir mal unterläuft. Nicht schlimm, sollte aber kein Dauerzustand werden :smile:

Ich
bekomme jedesmal eine Gänsehaut wenn ich jemanden die Hand
gebe und Pudding zu fassen bekomme. Oder ich ärgere mich immer
wieder wenn Azubis nicht in der Lage sind Guten Morgen zu
sagen. Meist schaff ich es aber immer wieder das sie am Ende
ihrer Zeit in unserer Abteilung eine festen Händedruck haben
und die Grundregeln der Kommunikation beherrschen.
Also auch 17 Jährige können dazulernen, leider nicht alle. Und
bei uns ist es sicher auch eine Ausnahme solche Azubis
anzutreffen, ein Ausbildungswilliger der einen laschen
Händedruck hat hat es bei Klein- und Mittelständlern schwer
anzukommen. Denn dieser Händedruck wenn er richtig ausfällt
macht viel aus, er gehört zum ersten Eindruck den man bekommt.

Ja, auch da steckt viel Wahrheit drin! Mir berichten
regelmäßig Unternehmer, dass diese Dinge wie Händedruck oder
Benimmregeln sehr wichtig sind. Aber sie berichten mir auch,
dass andere Eigenschaften noch viel wichtiger sind: An erster
Stelle steht der Umgang mit Kunden. Und sie meinen, das
Hineindenken in den Gesprächspartner, das „Erspüren“ seiner
Wünsche… Das kann die Jugend nicht trainieren, wenn sie es
nicht gelernt hat.

Wenn du von „Erspüren“ schreibst meinst du das Einfühlungsvermögen, das erfassen der Bedürfnisse anderer.
Sorry, aber das kann man nicht anerziehen, das ist eine Charaktereigenschaft. Ich hab einen Kollegen der ist älter als ich und ich muss ihm wenn wir zusammen arbeiten immer wieder mit Worten bitten, gib mir bitte dies oder das. Auf ein „Ich bräuchte jetzt…“ reagiert er gar nicht. Ein anderer benötigt nur einmal diesen „Denkanstoß“ danach muss ich gar nichts mehr sagen sodern bekomme mein Werkzeug gereicht wenn ich es brauche. Ich selbst bin auch immer mit dem Kopf bei der Arbeit, auch wenn ich nur daneben stehe. Und ich weiß wann welches Werkzeug benötigt wird also reiche ich es wenn der Bedarf da ist und versteh mich so mit den meisten meiner Kollegen wortlos.
Dies garantiert zügoges Arbeiten und auch mal Zeit für ein „Päuschen“ :wink:
Diese Fähigkeit kann man nicht erlernen, entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Sprich entweder ist man jemand der verkaufen kann oder nicht, da wird es nämlich am meisten gebraucht.

Schöne Grüße
Andrea

Hallo Ole,
(Anrede!!)

Ich meinte den beruflichen Gehalt, der VERLOREN geht.

Nun du meinst das was in dem Wort „Beruf“ schon enthalten ist, es ist die Berufung.

Heutzutage haben nur wenige einen Beruf sondern meist nur einen Job oder Arbeit.
Die meisten empfinden ihre Arbeit schon längst nicht mehr als Berufung weil sie, als sie die Wahl hatten, sich nur nach materiellen Werten gerichtet haben bzw. deren Eltern es ihnen so vorerzählt haben.
Heute wissen sie das ihre Entscheidung falsch war, aber sie können es nicht mehr ändern.
Genau das selbe passiert bei den Jugendlichen heute, sie setzen den Maßstab an das verdienbare Geld und nicht an die Erfüllung die einen eine Arbeit bringen kann wenn man sie gerne tut.

Ein Irrtum den auch ich erlegen war, nur hab ich heute die Möglichkeit dies im Privaten und bald auch im Beruflichen zu kompensieren. Diese Möglichkeit bleibt vielen leider verwehrt.

Gruß
Andrea

Hallo Andrea,
In „Fehler“ meinte ich den Absatz, in dem ich schreiben wollte,
dass beruflicher Gehalt zunehmend verloren geht. Leider habe ich mich sinnentstellend vertippt.

BERUFUNG
ist für mich mit BEGABUNG UND Neigung verbunden.

Ich meine mit BERUFLICHEM GEHALT etwas, was man auch außerhalb von Prägung und Begabung findet:

Ich bin zum Beispiel, bevor ich Pädagoge wurde, lange Tischler gewesen. Von den Ausbildungsberufen, die ich wählen konnte, war dies zunächst der am wenigsten unangenehme.

Schon nach wenigen Jahren begann ich diese Tätigkeit zu lieben.

ICH MEINE ABER NICHT DIES,
SONDERN
ich konnte damals mit BERUFSSTOLZ sagen:„Ich bin Tischler!“
Das war verbunden mit Achtung in der Gesellschaft, eine ehrenwerte Tätigkeit. Zugleich war „Handwerker“ eine innere Haltung, die durch den Beruf geprägt wurde. Heute könnte man sagen, ich war eine Art „Bob der Baumeister“: innerlich identifiziert mit der Tätigkeit.

Wenn Du jetzt als Frau über „Bob der Baumeister“-Männer vielleicht die Nase rümpfst, zeigt es, wie sich der Beruf im Ansehen verändert hat. Deshalb geht für den Tätigen Identifikationsmöglichkeit verloren.

Zugleich und vor allem geht diese mit Berus-Ethos verbundene Identifikation aber verloren
durch steigende Stückzahlen, Maschinisierungsgrad und Austauschbarkeit von Teilqualifikationen (PC-Bedienung ist so eine berufsübergreifende).

Wenn aber
die Identifizierungsmöglichkeit der Arbeit schwindet, arbeitet man zunehmend nur für Geld.

Wenn das alles sein soll,
weshalb soll ein Jugendlicher arbeiten, wenn er dafür weniger bekommt als wenn er vom Staat leben würde?

Herzlichst
Ole

Lieber Sven,
die Seite der Jugendlichen wurde beschrieben.

Bei den Betrieben geistern Vorurteile.

Billiglohn und Ausnutzung das gibt es.

Eine Bäckerei Fachverkäuferin steht manchmal sofort hinter den Tresen und verdient Geld für den Betrieb. Nach 2 Jahren arbeitet sie die Nachfolgerin ein.

In der Industrie gibt es teure „Lernstraßen“ für die Fertigung. Die kosten enorm!

ABER:
Ist es Ausbeutung, wenn ein Handwerker (z.B. Möbeltischler) seinen Lehrling sofort hochkarätig, besser als andere Betriebe ausbildet (hohe Kosten) und ihn dann ab dem 2. Lehrjahr das Geld wieder einbringen lässt? Wenn zudem dieser so Ausgebildete auf dem Facharbeitermarkt viel höhere Chancen hat, da er von diesem Betrieb mit dem guten Ruf ausgebildet wurde?

Hier haben beide Seiten etwas davon.

Herzlichst
Ole

Lieber Ole,

Eine Bäckerei Fachverkäuferin steht manchmal sofort hinter den
Tresen und verdient Geld für den Betrieb. Nach 2 Jahren
arbeitet sie die Nachfolgerin ein.

In der Industrie gibt es teure „Lernstraßen“ für die
Fertigung. Die kosten enorm!

ABER:
Ist es Ausbeutung, wenn ein Handwerker (z.B. Möbeltischler)
seinen Lehrling sofort hochkarätig, besser als andere Betriebe
ausbildet (hohe Kosten) und ihn dann ab dem 2. Lehrjahr das
Geld wieder einbringen lässt? Wenn zudem dieser so
Ausgebildete auf dem Facharbeitermarkt viel höhere Chancen
hat, da er von diesem Betrieb mit dem guten Ruf ausgebildet
wurde?

So etwas wünschte ich mir viel mehr - vor allem in kleinen Unternehmen. Doch ich bin auch davon überzeugt, dass es sehr viele tun! Und mit Ausbeutung hat das nichts zu tun. Doch sehr viele denken so!

Hier haben beide Seiten etwas davon.

Genau so sehe ich das auch. Deswegen appeliere ich immer wieder an die Eltern, die Unternehmen nicht mit diesen verdammten Vorurteilen zu verunglimpfen. Das überträgt sich auf die Einstellung von Jugendlichen. Ich vermute hier nicht, sondern habe die Bestätigung beruflich als Ausbilder hundertfach erhalten. Worauf ich natürlich nicht stolz bin. Denn der Endeffekt war viel zu oft, dass Praktikaunternehmen diese Einstellung der Jugendlichen in voller Breitseite zu spüren bekommen haben. Und ich spreche hier überwiegend von Unternehmern, die zum größten teil diesen Jugendlichen einen Einstieg in die Ausbildung geben wollten.

Es ist einfach traurig, wenn hierfür niemand die Verantwortung übernehmen will und jeder sie abschiebt.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Hallo Ole,

In „Fehler“ meinte ich den Absatz, in dem ich schreiben
wollte,
dass beruflicher Gehalt zunehmend verloren geht. Leider habe
ich mich sinnentstellend vertippt.

BERUFUNG
ist für mich mit BEGABUNG UND Neigung verbunden.

Nun das Wort sagt es doch schon aus man fühlt sich oder ist berufen etwas zu tun. Und nicht unsinnigerweise natürlich etwas was abhängig ist von Neigung und Begabung. Denn nur wenn du etwas gerne tust weil du es kannst und eine Begabung dafür hast wird diese Sache zu etwas was du als sinnvoll empfindest. Eine Tätigkeit die dich nicht ausfüllt, unabhängig vom beruflichen Ansehen (Arzt) bleibt immer eine Tätigkeit die du zweitklassig machst und nur des Geldes wegen. Sprich es ist genau das was du sagst.

Ich meine mit BERUFLICHEM GEHALT etwas, was man auch außerhalb
von Prägung und Begabung findet:

Ich bin zum Beispiel, bevor ich Pädagoge wurde, lange Tischler
gewesen. Von den Ausbildungsberufen, die ich wählen konnte,
war dies zunächst der am wenigsten unangenehme.

Schon nach wenigen Jahren begann ich diese Tätigkeit zu
lieben.

Warum bist du dann Pädagoge geworden wenn du diese Arbeit wirklich „geliebt“ hast?

ICH MEINE ABER NICHT DIES,
SONDERN
ich konnte damals mit BERUFSSTOLZ sagen:„Ich bin Tischler!“
Das war verbunden mit Achtung in der Gesellschaft, eine
ehrenwerte Tätigkeit. Zugleich war „Handwerker“ eine innere
Haltung, die durch den Beruf geprägt wurde. Heute könnte man
sagen, ich war eine Art „Bob der Baumeister“: innerlich
identifiziert mit der Tätigkeit.

Wenn Du jetzt als Frau über „Bob der Baumeister“-Männer
vielleicht die Nase rümpfst, zeigt es, wie sich der Beruf im
Ansehen verändert hat. Deshalb geht für den Tätigen
Identifikationsmöglichkeit verloren.

Sorry, aber ich mag „Bob, den Baumeister“ nur als Pädagogische Sendung nicht. Und die Anspielung auf meine XY Chromosomen ist absolut daneben. Du solltest meine Vika lesen bevor du dich zu solchen Äusserungen herabläßt, ich habe einen reinen Männerberuf inne und arbeite nur mit Männern zusammen. Ich habe diesen Beruf nicht gewählt weil ich Emanze bin sondern weil er mich interresierte. Hausfrau sein ist so ziemlich das letzte was ich will oder bin. Mein Berufsziel damals war Suse System Administrator, eine Ausbildung die zu dieser Zeit für 2 jahre zusätzlich zu den laufenden Unterhaltskosten noch 10000,- DM kosten sollte, was ich mir aber nicht leisten konnte.
Heute kann ich meine Programmierlust zu Hause am Compi auslassen und zukünftig auch auf meiner Arbeit, soviel mal zur Aufklärung.

Zugleich und vor allem geht diese mit Berus-Ethos verbundene
Identifikation aber verloren
durch steigende Stückzahlen, Maschinisierungsgrad und
Austauschbarkeit von Teilqualifikationen (PC-Bedienung ist so
eine berufsübergreifende).

Nun dies hat schon vor ca. einem Jahrhundert mit der Einleitung der Tecghnologiezeitalters angefangen und wird weiter fortschreiten. Es ist an uns, uns anzupassen. Früher hochdotierte Berufe werden irgendwann nur noch Mittelstandsberufe sein, das ist so. jammern nützt nichts.

Wenn aber
die Identifizierungsmöglichkeit der Arbeit schwindet, arbeitet
man zunehmend nur für Geld.

Nun wenn man von vornherein eine Ausbildung wählt die eigentlich nicht den eigenen Neigungen entspricht sondern nur den finanziellen Bedürfnissen. Ist dies korrekt, aber bekommt ein Jugendlicher eine Ausbildung seinen Neigungen entsprechend, dann kann er sich auch mit der Arbeit identifizieren egal wieviel Geld er verdient. Davon kenn ich sogar welche… Nur setzt dies vorraus das diese Jugendlichen bei ihrer Berufswahl auch entsprechend unterstützt wurden und vorher auch schon eine entsprechende Erziehung genossen haben, die ihnen den Wert und die Anerkennung und die daraus resultierende Zufriedenheit einer Neigungsabhängigen Tätigkeit nahe gebracht haben.
Das hab ich jetzt glaub ich etwas kompliziert ausgedrückt, ich möchte das meine Kinder eine gute Ausbildung genießen/erhalten mit dem Ziel das sie sich später ihren Beruf ihrer Neigung entsprechend auswählen können, und wenn es denn Schuster ist so ist das auch recht. Hauptsache sie haben Spass daran und können sich mit dem was sie tun identifizieren.

Wenn das alles sein soll,
weshalb soll ein Jugendlicher arbeiten, wenn er dafür weniger
bekommt als wenn er vom Staat leben würde?

Weil es ein gutes Gefühl ist zu wissen ich kann etwas und ich erfahre dadurch Anerkennung. Weil es enen mit Stolz erfüllt eine gestellte Aufgabe alleine und gut gelöst zu haben. Da gibt es viele Gründe die man aufzählen kann, das Geld ist der aller aller letzte.
Nur wer das schon mal erlebt hat kann halbwegs versuchen dies auch zu vermitteln.

Schöne Grüße
Andrea