Berufsorientierte Erziehung und Missverständnisse

Kind sein: Wann beginnt da die Berufsvorbereitung?
Hallo Ole!

Ich teile deine Überzeugung, möchte sie aber in meinem (und ich vermute auch in deinem) Sinne ergänzen

Berufliche Orientierung beginnt, wenn Kinder wahrnehmen, was
Eltern(-Teile) arbeiten.

Ja stimmt, doch fachliche Orientierung beginnt bestimmt schon früher! (OK, Du hast das bei deinem Vater offensichtlich sehr früh getan, jedoch ist das nicht immer so)

Für mich war bis etwa acht Jahren der Begriff „Chemiker“ ehrlichgesagt sehr abstrakt. Schließlich hört man ihn nicht so oft wie Mathematik, oder Biologie…
Und dennoch habe ich ja gesehen, in was für einem Büro er da neben den ganzen stinkenden/duftenden :wink: Laboren er da sitzt.
Dass das mit seiner hauptsächlichen Managmenttätigkeit dort mittlerweile relativ wenig zu tun hatte, das wusste ich damals nicht (und nichtmal heute weiss ich, was er da genau tut!!!) Aber das ist ein anderes Thema…

Jetzt aber worauf ich hinaus wollte:
Ich habe da also nie gelernt, was er wirklich tut, dennoch haben mich die Eindrücke dort geprägt.
Und um das zu verallgemeinern:
Wie angedeutet, will ich darauf eingehen, was parallel oder vor der beruflichen Orientierung stattfindet:

INTERESSENORIENTIERUNG

Natürlich schützt dich das Wort Beruf, weil es VON DIR entsprechend gemeint ist, aber für viele ist Berufsorientierung eben nur ARBEITSPLATZORIENTIERUNG

Letzteres mag ja bei nicht ganz eingleisigem Berufsweg erst mit 12-16 stattfinden, aber die Basis wird wieder viel früher gelegt (Ich weiss, auf deine kleine Schulgeschichte ist das nicht bezogen, weil sie ja wirklich sehr früh spielte „Der süße Ole, der seinen Pappi aus der Schule abholt“ Wirklich nicht bös gemeint :wink:

Nur wie Du selbst sagst, ist man zu spät dran, wenn jemand in der sechsten Klasse der Hauptschule mitkriegt, dass für ihn die Chancen auf eine ordentliche Lehrstelle sehr schlecht sind. Unter EXISTENZANGST kann man als Kind nicht gut lernen denke ich. Deshalb muss eben früher angefangen werden. In kleinen Kindern muss Interesse an der Welt geweckt werden. Ihnen sollten verschiedene Interessenfelder eröffnet werden (Technik, Handwerk, Sprache, Naturwissenschaften, Musik, bildende Kunst und sie sollten etwas später was über gesellschaftliche und ökonomische Zusammenhänge lernen.
(Das ist natürlich nicht die ganze Erziehung, sndern nur, was ich auf fachliche Orientierung und schulischen Erfolg beziehe)
Wenn man das hinkriegt (wie, das ist nochmal ne andere Sache und ich beanspruche nicht, das Wundermittel gefunden zu haben, obwohl ich da so Ideen habe, nur bezweifle ich, ob die von jedem umsetzbar sind)
dann sollte es ermöglichen, dass die Schulkinder mindestens insgesamt gut sind und außerdem ihre Spezialgebiete erkunden.

Damit hätten sie dann eine Bildungsqualifizierung und auf der Basis einer Interessenorientierung könnte eine Berufs- oder Arbeitsorientierung stattfinden, wobei zur Berufsorientierung natürlich noch ein ganzer Schuss Ethik dazukommen kann.

Natürlich ahmen Kinder ihre Eltern oft nach und werden (auch ungewollt) wie diese, aber dennoch will ich mal losgelöst davon ein paar Fallbeispiele entwickeln und Realitätsbezug herstellen, was ich unten getan habe.

Ich äußere mich also ein weiteres mal dahingehend, dass Erziehung der Kinder (in diesem Fall auf berufliche Zukunft bezogen) durchgängig ohne Bruch sein sollte. Kinder sollen Kinder sein! Spielen ist in der Evolution als Vorbereitungsphase entstanden. Interessierte Kinder sind auf ihre Interessengebiet „leistungswillig“ und für sie ist der Erkenntnis- und Erfahrungsgewinn nicht a priori Zwang. Und das ist dann ein richtiger Schritt in Richtung eines erfüllten Lebensweges, auch wenn dazu natührlich VIEL mehr gehört. Es ist eben nur ein Schritt, aber eben einer der sehr wichtigen!

Schönes Wochenende und viele Grüße,
Stefan

Die Liste könnte ich noch mit dutzenden Beispielen ergänzen:

Gleiches SOLLTE auch möglichst oft für die nicht gymnasiale Laufbahn gelten, jedoch ist es ja leider so, dass die Gründe für eine mangelnde Orientierung die selben sind, die Grund dafür sind, dass höhere Lehranstalten nicht besucht wurden

-Mädchen fasziniert sich für Kunst und geht als Kind zu einer Kunstschule und macht dann AGs mit, später Kunst LK und jetzt nen Studium in Richtung Kunst (ist in dem realen Fall meiner Klassenkameradin aber ein Studium mit Textilkram und so)
-Mädchen, mathematisch-naturwissenschaftlich interessiert, mit 12 auf einen speziellen derartigen Zweig gegangen, sone Mathefrak AG, Mathe Physik LK, Betreuerin bei den niedigen Jahrgangsstufen der gleichen AG, viel Nachhilfe gegeben, auch sonst sehr kommunikationsbegabt, jetzt Studium Mathe+Physik Lehramt
-Junge ist technikinteressiert und bastelt gerne Elektronik und (von den Eltern oft nicht gern gesehene mehr oder weniger gefährliche oder blödsinnige) „Jungenspielzeuge“, mit 12 auf einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig gegangen (später Mathe Physik LK)und fängt jetzt ein duales Studium an (E-Technik Ausbildung + Diplomstudium FH)

H wie Hola.

Es gibt ein paar Wundermittelchen.

Das erste lautet: Die Kinder müssen lesen. Wenn ich einem wißbegierigen Kind fünf schön aufgemachte Bücher „über alles“ in die Hand drücke, und dann dafür sorge, daß es sich damit beschäftigt, habe ich schon halb gewonnen.

Der zweite Tip lautet: Das Kind eben nicht nach der vierten Klasse auf das Gymnasium schicken, sondern sich lieber eine ordentliche Realschule suchen.

Bei dieser Berufsdiskussion vergißt man nämlich gerne, daß das Abitur als Grundlage eines Ausbildungsberufes weitestgehend Nonsens ist und umgekehrt an den Gymnasien viel zuwenig die praktischen Belange (bspw. von Technik allgemein) beleuchtet werden.

Mit der Möglichkeit nach einem guten Realschulabschluß an eine gymnasiale Oberstufe zu wechseln, hat man immer noch alle Optionen und wurde nicht in ein Milieu gedrängt wie viele Gymnasiasten.

MfG

Lieber Stefan,
vorweg am Rande: Es ist mein jüngster Sohn, der mich nicht von der Schule abholen darf.

Ich weiß aber auch, dass sich in meiner Kinder- und Jugendzeit (50er-70er Jahre) niemand in einem Handwerksbetrieb gestört hat, wenn von einem Mitarbeiter Kinder in der Werkstatt auftauchten.

Da hat sich etwas in der Gesellschaft und in den Produktionsbedingungen verändert! Kinder gelten inzwischen zu oft als Störfaktor der Produktion und nicht als natürlicher Teil des Lebens.

Ich stimme Dir zu. Ich hatte mein typisch bildungsbürgerliches Beispiel gebracht, um es einem anderen Denken entgegen zu setzen.

Da zu gehört auch Dein Weg, bzw. ein Elternhaus,
das seine Kinder beobachtet, Begabungen aufspürt und sie fördert.

Tatsächlich aber existieren schichtenspezifisch Unterschiede,

  • was wahrgenommen wird,
  • ob und was wie gefördert wird,
  • ob Chancen gesehen werden.

Deshalb müssen Krippen und Kindergärten endlich für alle verbindliche (und vor allem:smile: Bildungseinrichtungen werden.

Trotzdem:
Das Hauptproblem der beruflichen Orientierung sind fehlende berufliche Chancen, ist fehlende Arbeit auch für (was für ein abqualifizierender Ausdruck) „geringer Qualifizierte“.

Das aber lösen wir nicht.

Herzlichst
Ole

Liebe Andrea,
vorweg und am Rande auf Deine Frage:
Ich bin letztendlich Pädagoge geworden, weil ich es von klein auf immer wollte - aber man kann nebenbei auch anderes noch lieben.

Ich habe Dich mit der gemeinten „Bob der Baumeister-Bemerkung“ nicht persönlich gemeint.

Ich wollte ein Beispiel bringen und es hypothetisch-konjunktivisch mit Augenzwinkern ausdrücken [die Wörter „wenn“ und „vielleicht“ reichten wohl nicht aus]:

Wenn Du jetzt als Frau über „Bob der Baumeister“-Männer
vielleicht die Nase rümpfst,…

Wie gesagt, ich habe es nicht persönlich gemeint.

ABER:
Auch dieses Ost-Westsprachliche Missverständnis gehört zum Thema Berufsorientierung.

Als ich nämlich vor 15 Jahren von Deinem Bundesland in Dein östliches Nachbarland ging, benutzte keine Frau dort den Begriff „Männerberuf“.

Selbstverständlich

  • arbeiteten Frauen auch in sogenannten Männerberufen
  • bekamen dafür das gleiche Geld wie Männer
  • hatten zumindest geschlechtsspezifisch gleiche Aufstiegchancen
  • war die Betreuung der Kinder (Krippe, Kindergarten) gesichert

Daraus ergab sich ein anderes Selbstverständnis als Frau (Emanzipation), eine andere Stärke.
Deshalb wäre dort meine „Bob der Baumeister - Bemerkung“ auch nicht so angekommen, wie bei Dir - Du kennst vielleicht auch nicht zufällig Stefan Schwarz und Beate Kruse (Das Magazin)?

Ist es im Westen immer noch so, dass Frauen in der Berufsorientierung für „Männerberufe“ gewonnen werden müssen?

Herzlichst
Ole

1 Like

Hallo Ole,

vorweg und am Rande auf Deine Frage:
Ich bin letztendlich Pädagoge geworden, weil ich es von klein
auf immer wollte - aber man kann nebenbei auch anderes noch
lieben.

Ja nur hattest du dich zunächst für einen Beruf entschieden der dir leichter erschien, und du hast geschrieben du hast ihn lieben gelernt. Letztlich bist du aber doch dorthin gegangen wohin du eigentlich immer wolltest, und erst jetzt bist du in der Lage zu sagen ich identifiziere mich mit meinem Beruf, er ist meine Berufung und entspricht meiner Neigung.
Und darum geht es, es wäre dir doch mittlerweile egal wieviel du dort verdienst (in dem Wissen woanders gibt es mehr) weil du so zufrieden und somit motiviert bist.

Ich habe Dich mit der gemeinten „Bob der Baumeister-Bemerkung“
nicht persönlich gemeint.

Ich wollte ein Beispiel bringen und es
hypothetisch-konjunktivisch mit Augenzwinkern ausdrücken [die
Wörter „wenn“ und „vielleicht“ reichten wohl nicht aus]:

Wenn Du jetzt als Frau über „Bob der Baumeister“-Männer
vielleicht die Nase rümpfst,…

Wie gesagt, ich habe es nicht persönlich gemeint.

owt

ABER:
Auch dieses Ost-Westsprachliche Missverständnis gehört zum
Thema Berufsorientierung.

Als ich nämlich vor 15 Jahren von Deinem Bundesland in Dein
östliches Nachbarland ging, benutzte keine Frau dort den
Begriff „Männerberuf“.

Selbstverständlich

  • arbeiteten Frauen auch in sogenannten Männerberufen
  • bekamen dafür das gleiche Geld wie Männer
  • hatten zumindest geschlechtsspezifisch gleiche
    Aufstiegchancen
  • war die Betreuung der Kinder (Krippe, Kindergarten)
    gesichert

Nun, die Vorraussetzung dort und hier waren andere. Und vielleicht sollte man von männlich dominierten Berufen sprechen.
Im übrigen wär es schön wenn es denn Realität wäre das beide Geschlechter gleich bezahlt werden. Ist es nicht, meine Tätigkeitsbeschreibung ist die gleiche wie die meiner Kollegen und ich hab 2 Lohngruppen weniger … und ich bin kein Einzelfall.

Daraus ergab sich ein anderes Selbstverständnis als Frau
(Emanzipation), eine andere Stärke.
Deshalb wäre dort meine „Bob der Baumeister - Bemerkung“ auch
nicht so angekommen, wie bei Dir - Du kennst vielleicht auch
nicht zufällig Stefan Schwarz und Beate Kruse (Das Magazin)?

Nein, kenn ich nicht.

Ist es im Westen immer noch so, dass Frauen in der
Berufsorientierung für „Männerberufe“ gewonnen werden müssen?

Frag mich grad wer hier die Scheuklappen hat!!! Kennst du die Bundesweite Aktion „Girlsday“ nicht? Bei dieser Aktion werden jedes Jahr bundesweit die Mädchen aufgefordert sich einen Tag lang über sogenannte „Männerberufe“ zu informieren. Diverse Betriebe bieten hierzu Workshops, Besichtigungen, Führungen usw. an.
Gefördert wird dies von der Agentur für Arbeit und dem Bundesfamilienministerium.

Und dieses Ost-West Gequatsche geht mir völlig auf den Sender, wenn wir nicht aufhören so zu reden und zu denken werden die noch offentsichtlichen Unterschiede nie aufhören.

Gruß
Andrea

Hallo Andrea,

Und dieses Ost-West Gequatsche geht mir völlig auf den Sender,
wenn wir nicht aufhören so zu reden und zu denken werden die
noch offentsichtlichen Unterschiede nie aufhören.

Hier gebe ich dir nur bedingt recht. Es ist zu unterscheiden, ob es um die aktuellen „Unterschiede“ geht oder um die Idendität der Herkunft. Während ich dir im ersten Fall Recht gebe, würde ich im zweiten Fall nicht dazu neigen.

Zum Thema Girls’Day will ich noch was sagen… Das Anliegen ist vielleicht(!) gut. Doch mit so „einem Tag“ rettet niemand das Manko der verfehlten Erziehung. Zumal er ein quasi „von oben angeordneter“ Tag ist. Für mich spielt eher der eigene Herzensantrieb die wirkungsvollere Rolle. Alles andere ist mir mehr Schein als Sein :wink:

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Liebe Andrea,
Wir missverstehen uns andauernd.

Zuletzt: Ich hatte schon geschrieben, dass ich Tischler geworden bin, weil ich, um Pädagogik studieren zu können, zunächst mal Abitur brauchte: auf dem 2. Bildungsweg, beginnend mit dem Hauptschulabschluss, den ich auch zuerst nicht hatte.

Also bestimmt nicht, weil es leichter war.

Und genauso missverstehen sich Ost- und Westdeutsche, Friesen und Bayern und, wie hier,
Männer und Frauen.

Und dieses Ost-West Gequatsche geht mir völlig auf den Sender,
wenn wir nicht aufhören so zu reden und zu denken werden die
noch offentsichtlichen Unterschiede nie aufhören.

Die hören nicht auf, genauso wenig wie die Unterschiede zwischen Männer und Frauen, über die wir doch auch reden, oder?

Wir sprechen alle Deutsch,
aber Wörter und Redewendungen werden in verschiedenen Regionen, zwischen den Geschlechtern, Generationen und sonstigen Kulturen nun mal verschieden gedeutet.

ICH HABE NICHTS GEGEN UNTERSCHIEDE!
Man sollte sie kennen, um sich besser verstehen zu können.
Man sollte auch über sie lachen können.
Man sollte sie aber nicht beseitigen (gleichmachen) wollen.
Ich werde jedenfalls keine Frau!

ICH HABE NUR ETWAS GEGEN UNGERECHTIGKEITEN!

Herzlichst
Ole

Hallo Ole,

ICH HABE NUR ETWAS GEGEN UNGERECHTIGKEITEN!

Ich nicht *duck*!

Denn was ist Gerechtigkeit, will ich hier mal philosofisch fragen :wink:

Wenn die Welt gerecht wäre, dann würde das Leben keinen Anreiz zur Fortentwicklung mehr geben. Ungerechtigkeiten sind ein Motor der Entwicklung. Wenn wir Gerechtigkeit hätten, dann wären wir noch unzufriedener als jetzt. Darüber lohnt es sich nachzudenken - aber nicht nur einen Schritt, sondern mehrere Schritte weiter…

Was die Ungerechtigkeit in der Bezahlung von Mann und Frau angeht… Das ist in vielen Firmen so, ja. Es gibt aber mindestens genau so viele Firmen, in denen es nicht so ist!

Es gibt kein Phänomen Ungerechtigkeit, sondern nur „regionale“ oder „in Bereichen“ auftretende Ungerechtigkeit. Ich hätte es auch mit Gerechtigkeit formulieren können, das wäre aufs gleiche rausgekommen :wink:

Was ist eigentlich gerechter? Die Bezahlung nach Tätigkeit oder die Bezahlung nach Qualifikation oder die Bezahlung nach Betriebszugehörigkeit bzw. Alter oder die Bezahlung nach Geschlecht oder die Bezahlung nach „Nase“ oder die Bezahlung nach Leistung oder die Bezahlung nach Status oder die Bezahlung nach Erfahrung oder die bezahlung nach „Liebkind“… (nur um einige Beispiele zu nennen).

Bitte antwortet nicht darauf!!! Wir werden sonst in 1000 Jahren weiter diskutieren :smile:

Jeder will das, was er nicht hat und von dem er glaubt damit zufriedener zu sein. Würde er es bekommen, dann schielte er wieder nach etwas anderem…

Die Diskussion über Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit könnt ihr bis in die frühe Antike zurückverfolgen. Bis heute sind die Menschen zu diesem Thema nicht schlauer. Es ist ein nicht lösbares Phänomen, das dadurch entstanden ist, das irgendwann neben dem ersten Menschen ein zweiter geboren wurde. Und die Menschen, die sich darüber ärgern, vertun ihre Zeit.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

Hallo.

Du hast Ole mißverstanden: Er kommentierte die Situation in der ehemaligen DDR und wie sie auch noch kurz nach der Wende vorhanden gewesen ist.

Er stellte lediglich fest, daß es dieses Hausfrauentum der Alten Länder im anderen Deutschland nie gegeben hat.

MfG

Gut so, lieber Sven,
wir haben nämlich auch hier nicht die gleiche Vorstellung vom selben Begriff.

ZURÜCK ZUM THEMA
Ich fasse mich mal zusammen und erweitere dann:

1.) Berufsorientierung beginnt von klein auf im Elternhaus
a) mit beobachten und hören von der Berufsarbeit der Eltern
b) mit beobachteten und geförderten Grundbegabungen der Kinder

2.) Berufsorientierung findet in der Krippe/im Kindergarten statt,
mit der möglichst individuellen Förderung von Neigungen und Begabung. Die Förderung ist natürlich noch nicht auf einen spezifischen Beruf ausgerichtet.

Was können diese Bildungseinrichtungen (!) noch zur Berufsorientierung beisteuern?

3.) Berufsunterricht in der Grundschule
a) kann im Sachunterricht stattfinden (Berufsbilder).
b) In Lesebüchern oder fachübergreifend Berufsbilder zeigen.
c) wird spätestens Thema, wenn das Kind im 3-gliedrigen Schulsystem einsortiert (aussortiert?) wird.

In der Hauptschule werden später Berufspraktika absolviert. Sie sollten von Lehrern begleitet und beobachtet sein.

Es gibt Berufsvorbereitungsjahr, Förderungslehrgänge und ähnliches, wenn der Hauptschulabschluss ncht erreicht wird. Sie finden in (hoffentlich) enger Zusammenarbeit von

  • Arbeitsamt
  • überbetrieblichen Ausbildungsunternehmen
  • Berufsschule
    statt.

Das Hauptproblem ist nach meiner persönlichen Erfahrung (Arbeit in diesem Bereich)die geringe Hoffnung, dass

  1. eine Lehrstelle gefunden wird, die
  2. den geistigen und körperlichen Fähigkeiten
  3. den Neigungen
    der Jugendlichen entspricht.

Für Hauptschüler, die nicht selbst eine Lehrstelle finden konnten,
sollte das Arbeitsamt eine Lehrstelle finden, für die das gleiche gilt.

Leider wurde (zumindest bei uns) die Vermittlung (eigentlich um die Leistung der Mitarbeiter zu steigern) umgestellt. Anstatt eines Berufsgebietes bearbeiten die Vermittler nun Kundennamen berufsübergreifend. Die Folge: Sie kennen natürlich nicht alle Berufe.

Ich bekomme zum Beispiel in die überbetriebliche Tischlerausbildung zu etwa 30% Auszubildende, die das Ziel nicht

  • schaffen können, weil sie ihre Unterqualifizierung nicht in 3 Jahren aufholen können
  • schaffen können, weil sie gesundheitlich nicht geeignet waren
  • schaffen wollen, weil ihnen der Beruf absolut nicht liegt.

Wenn ich mir die Beschreibung des Arbeitsamtes zu holzverarbeitenden Berufen ansehe, finde ich einen romantischen Anachronismus.
Warum sollte das für andere Ausbildungsberufen anders sein?

Herzlichst
Ole

Hallo Sven,

Und dieses Ost-West Gequatsche geht mir völlig auf den Sender,
wenn wir nicht aufhören so zu reden und zu denken werden die
noch offentsichtlichen Unterschiede nie aufhören.

Hier gebe ich dir nur bedingt recht. Es ist zu unterscheiden,
ob es um die aktuellen „Unterschiede“ geht oder um die
Idendität der Herkunft. Während ich dir im ersten Fall Recht
gebe, würde ich im zweiten Fall nicht dazu neigen.

Ich meinte auch nich die Identität/Herkunft, vielmehr die wirtschaftlichen/Strukturellen Unterschiede. Oder … ach nee das gehört nicht hierher.

Zum Thema Girls’Day will ich noch was sagen… Das Anliegen
ist vielleicht(!) gut. Doch mit so „einem Tag“ rettet niemand
das Manko der verfehlten Erziehung. Zumal er ein quasi „von
oben angeordneter“ Tag ist. Für mich spielt eher der eigene
Herzensantrieb die wirkungsvollere Rolle. Alles andere ist mir
mehr Schein als Sein :wink:

Nein das tut niemand, aber Ziel ist es Mädchen auch für Berufe zu interessieren die für sie nicht so selbstverständlich sind. Ausserdem führt es dazu das Betriebe wenigstens einmal im Jahr auch jüngeren Kindern die Tore öffnen (ab 12) und das ist schon mal positiv.
Ich kämpf aktuell noch darum das ich meinen Jüngsten mal mit zur Arbeit nehmen darf, damit er sich mal anschauen kann was ich so tue. Ist aber leichter gesagt als getan und stark davon abhängig was man arbeitet. Beim Großen hat ich damals nur durch den Tag der Offenen Tür die Chance. Aber wann da mal wieder einer stattfindet steht in den Sternen, leider.
Insofern bin ich mir momentan eine gute Argumentation am zurechtschustern :smile: wenn man nicht mehr die Möglichkeit hat nein zu sagen muss die Antwort ja lauten *gg*
Aber sowas kann nicht jeder, dafür muss die Chemie in der Abteilung stimmen.
Warum ich das erzähle, klar wichtig ist das Kinder diese Möglichkeit bekommen. Eventuell auch im Rahmen des Unterrichts, in der Grundschule 2.Klasse werden einfache Berufe durchgenommen wie Bäcker oder Maler. Hier wäre ein schöner Ansatzpunkt für Betriebe mit den Schulen zusammenzuarbeiten. Denn so bekommen auch Kinder deren Eltern arbeitslos sind einen Einblick in das Berufsleben z.B. bei einer Besichtigung.

Gruß
Andrea

Hallo Ole,

Das Hauptproblem ist nach meiner persönlichen Erfahrung
(Arbeit in diesem Bereich)die geringe Hoffnung, dass

  1. eine Lehrstelle gefunden wird, die
  2. den geistigen und körperlichen Fähigkeiten
  3. den Neigungen
    der Jugendlichen entspricht.

Nun diese Pespektivlosigkeit resultiert doch aus mangelnder Bildung durch Elternhaus und Schule.

Für Hauptschüler, die nicht selbst eine Lehrstelle finden
konnten,
sollte das Arbeitsamt eine Lehrstelle finden, für die das
gleiche gilt.

Leider wurde (zumindest bei uns) die Vermittlung (eigentlich
um die Leistung der Mitarbeiter zu steigern) umgestellt.
Anstatt eines Berufsgebietes bearbeiten die Vermittler nun
Kundennamen berufsübergreifend. Die Folge: Sie kennen
natürlich nicht alle Berufe.

Falsche Vermittlung von Berufen ist ein schon seit Jahrzehnten bestehendes Problem. Ich sollte z.B. laut Berufsberater Schornsteinfeger/in werden (ich habe Höhenangst!!!). Sprich die Qualität der Vermittlung läßt schon seit Jahrzehnten stark zu wünschen übrig, das hat nichts mit der Umorganisation zu tun.
Aber es betrifft nicht nur Hauptschüler, auch wenn diese prozentual natürlich in der Überzahl sind.
Aber selbst wenn ein Haupschüler sich weiter schulisch qualifizieren will ob mit oder ohne Abschluß bekommt er meist keine Chance, denn diese Leistung wird nicht finanziert. Soll heißen wenn er weiter zur Schule geht bekommt er nichts, nicht mal Taschengeld. Bleibt er aber zu Hause bekommt er den ermäßigten Satz zum Lebensunterhalt. (Er muss ja bei seinen Eltern wohnen bleiben) Sprich die Familie hat unterm Strich weniger Geld wenn er versucht einen besseren Schulabschluß zu bekommen als wenn er zu Hause rumhängt. Und in den unteren Schichten kann sich das keiner leisten, hier wird Bildung wieder zur elitären Leistung.

Wenn ich mir die Beschreibung des Arbeitsamtes zu
holzverarbeitenden Berufen ansehe, finde ich einen
romantischen Anachronismus.
Warum sollte das für andere Ausbildungsberufen anders sein?

Nein ist es nicht.

Aber es gibt da noch ein Problem das du ausser acht gelassen hast, es ist die Einstellung der Arbeitgeber. So ist es so das früher der KFZ-Mechaniker ein reiner Hauptschulberuf gewesen ist, heute werden nur noch in seltenen Ausnahmen Hauptschüler genommen. Meist sind es Realschüler mit einen guten Zeugnis oder Abiturienten. Und dies mit der Begründung das sonst die geforderten Anforderungen nicht erfüllt werden von den Auszubildenden.

Man erwartet schon einen Haufen Vor-/Basiswissen von den zukünftigen Auszubildenden und bemängelt das die Schulen mit ihrem Unterrichtsplan an den Bedürfnissen der Wirschaft vorbei arbeiten.

Ich denke hier müssen beide Seiten etwas tun, die Arbeitgeber müssen das geforderte Niveau anpassen oder die Ausbildung entsprechend verlängern. Denn der Stoff der mittlerweile in 3 bzw. 3 1/2 Jahren durchgenommen wird ist in manchen Berufen heftig und gehörte früher in den Bereich eines Studiums von 5 Jahren.

Eine Verkürzung der Schulzeit halte ich bei den Anforderungen auch nicht für richtig ( Stichwort Turbo-Abi ) vielmehr muss meiner Meinung nach die Stundentafel angepasst werden und auch eine Verlängerung um vielleicht ein Jahr ins Auge gefasst werden. Oder man führt ein berufspezifisches Qualifizierungsjahr ein, sowas wie ein Fachabitur für den Bereich Technik, Metallbau, IT, Kaufmannswesen. Das vor der Ausbildung vorgeschaltet sein muss. Damit die Schulabgänger dann entsprechend vorbereitet ihre Ausbildung beginnen können.

Ist aber schon wieder am Thema vorbei…

Naja, eigentlich dreht sich doch alles nur um die richtige Erziehung und was denn die richtige Erziehung beinhalten muss. Und wie man die duch das Umfeld bedingten Defizite auffangen kann.
Wir haben eine hohe Arbeitslosenquote und viele Menschen die an der Armutsgrenze leben und keine Perspektive mehr sehen. Geben wir diesen Menschen eine Perspektive werden auch ihre Kinder wieder Perspektiven sehen und den Willen haben sich diese zu erhalten.
Es gibt aber leider kein Patentrezept alle aufzufangen, das kann unser System nicht leisten hier ist Eigeninitiative gefordert. Nur wurde dies noch nirgendwo verbindlich gesagt.

Wer beharrlich genug ist kann sein Ziel erreichen auch wenn die Ausgangssituation eigentlich denkbar schlecht aussieht. Dies ist es was es zu vermitteln gilt. Es kostet Kraft, Zeit und es gibt immer wieder mal Rückschläge. Aber das darf einen nicht entmutigen sondern sollte anspornen es jetzt noch mehr zu wollen.
Frei nach dem Motto „Geht nicht, gibts nicht“

Schöne Grüße
Andrea

Hallo Ole!

Ist es im Westen immer noch so, dass Frauen in der
Berufsorientierung für „Männerberufe“ gewonnen werden müssen?

Offensichtlich:

An der FH Bonn studieren im zweten Semester E-Technik 144 Jungen und ganz genu ein Mädchen. Der Studiengang hat eine freie Einschreibung!

VG, Stefan

Liebe Andrea,
1.) habe auch ich irgendwann einsehen müssen, dass es Dinge gibt, für die man körperlich nicht geeignet ist.

Ich werde z.B. auch mit größter Mühe nie ein guter Fußballer, wohl aber bin ich ein sehr guter Langstreckenläufer, Skiläufer, Tänzer: Einfach aus anatomischen Gründen.

Genauso gibt es Menschen, deren Feinmotorik neuronal nicht angelegt ist, deren Intelligenz für hochabstrakte Denkprozesse nie genug trainierbar sein wird.

Verstehe bitte dies als liebevoll augenzwinkernde Frotzelei: Ich bin nicht Multitaskfähig, kann aber sehr gut einparken. (Mit meiner Frau kann ich darüber lachen)

2.) Hau bitte nicht so leichtfertig auf die Arbeitgeber, insbesondere Meister von Kleinbetrieben:

Zu den Anachronismen über Berufe gehört
die Vorstellung vom Tischler, er würde in noch nennenswerter Weise Doppelhobel und Absetzsäge benutzen.

Aber für computergesteuerte Oberfräsen und Fensterstraßen (CNC-Technik) genügt nun mal nicht der Hauptschulabschluss.

Auch Kraftfahrzeugmechankiker schrauben nicht mehr nur. Der Mechatroniker, der hochkomplizierte elektronische Prozesse und ihre gegenseitigen Störungen verstehen muss, wird immer wichtiger. Auch hier ist es mit dem Hauptschulabschluss nicht getan.

Dein Schornsteinfeger ist nur noch selten auf dem Dach: Er kontrolliert Abgaswerte von Heizanlagen und muss heute im Bereich Chemie und Elektronnik fit sein. Auch hier reicht der Hauptschulabschluss nicht als Eingangsvoraussetzung.

Selbst der tumbe Erntehelfer, der mit der Heugabel den Erntewagen füllt, kommt nur noch in romantischen Lesebüchern der Grundschule vor.

ES GIBT IMMER WENIGER BERUFE
IN DENEN DER HAUPTSCHULABSCHLUSS GENÜGT.

Aber es betrifft nicht nur Hauptschüler, auch wenn diese
prozentual natürlich in der Überzahl sind.

Wo hast Du das denn her? Sie machen etwa 1/3 aus.

Aber selbst wenn ein Haupschüler sich weiter schulisch
qualifizieren will ob mit oder ohne Abschluß bekommt er meist
keine Chance, denn diese Leistung wird nicht finanziert. Soll
heißen wenn er weiter zur Schule geht bekommt er nichts, nicht
mal Taschengeld.

Es gibt Förderprogramme des Arbeitsamtes und es gibt für einige Wege Schülerbafög. Aber es gibt auch die von mir bereits beschriebenen Probleme mit den Arbeitsamtvermittlern, für die es schwieriger geworden ist.

Man erwartet schon einen Haufen Vor-/Basiswissen von den
zukünftigen Auszubildenden und bemängelt das die Schulen mit
ihrem Unterrichtsplan an den Bedürfnissen der Wirschaft vorbei
arbeiten.

Das allerdings stimmt teilweise, hat aber unterschiedliche Ursachen:
1.) Lehrpläne können nur langsam erstellt werden
2.) Lehrpläne können nicht perfekt auf regionale Bedürfnisse reagieren und zugleich perfekte landesweite oder bundesweite Vergleichbarkeit und Chancen liefern.
3.) „Die Wirtschaft“ - ich sage lieber Innungen und Kammern - ist sich selbst oft nicht sicher, was ausgebildet werden soll, weil z.B. Berufe, die im Mittelalter entstanden sind, heute anders geordnet werden müssten.

Die Kammer/Innung in Kiel oder Rostock kann auch nicht eigenmächtig das Berufsbild verändern. Der Prozess der Veränderung ist aber durch unser förderales System noch länger und am Ende kommt ein Minimalkonsens heraus. Da helfen keine romantischen Vorstellungen.

Ich denke selbst z.B. daran, dass die Tischlerausbildung vertikale (Stufenausbildung) und horizontale (Fertigungsbereiche Fenster oder Möbel oder Lackierung oder…) erweiterbare Lizenzen vermitteln sollten, damit

1.) eine Tischlerei nicht Qualifikationen mitbezahlen muss, die sie nicht benötigt.

2.) auch geringqualifizierte Berufschancen bekommen, die den generalistisch ausgebildeten Tischler (noch) nicht schaffen. Die sind aber in ihrem Spezialgebiet kompetenter.

Hier könnten Nischen für Geringqualifizierte geschaffen werden, denn deren Arbeit wird in unserem lohnkostenintensiven High-Tech-Land immer weniger oder müsste andernfalls so bezahlt werden, dass es sich für den Arbeiter nicht lohnt. Das ist unser Dilemma!

Wir kommen mit romantischem Pauschalisieren jedenfalls nicht weiter.

Herzlichst
Ole

habe ich die vielen Schwachstellen in der
häuslichen Erziehung von 16-jährigen kennengelernt, die in
diesem Alter nicht mehr wegzubügeln gehen. Vorallem deswegen
nicht, weil die Grundkompetenzen, wie Ausdauer,
Zielstrebigkeit, Kritikfähigkeit u.ä. überhaupt nicht
vorhanden sind.

Hallo Sven, das sind starke Sätze aber unbewiesene, auch zweifelhafte Behauptungen.
Überhaupt nicht? Das sehe ich nicht so. Sie liegen in jedem Menschen, manchmal sind sie verborgen. Dann muss man sie heben wie Schätze. Manchmal liegen sie auch offen zutage.
Deiner Schlussfolgerung

Dadurch kann man eigentlich nur zu einer logischen Konsequenz
gelangen: Früher damit anzufangen, zukünftige berufliche
Kompetenzen in die Erziehung zu integrieren.

stimme ich auch nur bedingt zu. Sie ist populär, weil sie darauf abzielt, alles, was als zu theoretisch empfunden wird, bei der Ausbildung in den Hintergrund zu drängen. Also das Nachdenken über das Ganze denen überlassen, die sich dazu berufen fühlen? Keine Sinnfrage stellen?
Davon halte ich wenig. Aber ich gebe zu: Das hätte mancher Selbstberufene lieber. Man muss dem nicht folgen.
Hier gebe ich Dir also recht:

Doch hier gibt es enorme Missverständnisse. Beim Wort
„Berufsorientierung“ denken die meisten nur an ein Praktikum.
Und wenn ich den Vorschlag mache, bereits im Alter von 12
Jahren zielgerichtet darauf hin zu arbeiten, dann ertönt ein
Aufschrei: „Kinderarbeit, Gesetzlich nicht vereinbar…“.

Richtig. Kinderarbeit ist ungesetzlich. Und das ist gut so.
Diese Frage ist daher zu akademisch:

Also 12 Jahre zu jung, 16 Jahre zu alt… irgendwas
dazwischen?

und die ein zu weites Feld:

Was ist eigentlich berufliche Orientierung und was beinhaltet
sie. Welchen Stellenwert nehmen dabei Eltern und Unternehmen
ein?

Ich würde es so beantworten: Beruflich orientiert würde ich in Erziehung und Bildung dasjenige nennen, was

  • junge Menschen ermutigt, weiterführende Fragen zu stellen,
  • was sie befähigt, selbst Antwort zu suchen und ihnen Wege zeigt, auf denen sie Antwort finden können
  • und ihnen Kraft gibt, es auszuhalten, dass die Welt nun mal nicht so einfach gestrickt ist, wie sie mancher gern hätte.
    Um was geht es denn im engeren Sinne?
    Ich habe nun nicht den ganzen Baum Antworten gelesen und hoffe sehr, dass ich nicht der erste bin, der Dir diese Antwort gibt.
    Freundliche Grüße

wombat

Mein Elektrotechnik zu zitieren, ist aber wirklich der Wurst-Käse-Fall („worst-case“), denn Elektrotechnik hat selbst im Vergleich mit Physik (!) oder Mathematik (!) eine um Welten niedrigere Frauenquote. Und wenn ich ehrlich bin (und mit dem Studiengang Mathematik vergleiche), weiß ich nicht, woran das liegt.

MfG

Lieber Sven, hier lese ich, dass wir so weit voneinander eigentlich nicht liegen, und hier wird auch konkreter, was Du meinst:

Unternehmer wollen leistungsfähigen Nachwuchs einstellen bzw.
ausbilden.

Richtig, aber das ist auch nur so ein Allgemeinplatz. Was leistungsfähiger Nachwuchs ist, hat Andrea an ihren Beispielen ja gezeigt. Das sind mitdenkende Menschen, Nachwuchs, bei dem sich sowohl Eltern wie Schule Mühe gegeben haben, ihre Wahrnehmung zu stärken (danke, Andrea, für die Beispiele vom Grüßen über das Handgeben bis zur Zusammenarbeit!), ihnen das selbständige Denken und das Mitdenken abzufordern, aber auch ihnen das Gefühl und die Praxis darin zu vermitteln, wo die Grenze zwischen beiden liegt. Das vermisse ich bisher noch.

Missverständnisse dabei sind oft folgende:

  1. „Der Ausbildungsbetrieb muss die Auszubildenden
    erziehen…“

Falsch, das ist nicht sein Auftrag. Ein Ausbildungsbetrieb
muss vielmehr zusehen, wie er die teilweisen enormen
Ausbildungskosten Monat für Monat aufbringt. Und jeder Versuch
der Erziehung ist in der Regel mit Leistungszeitausfall
verbunden, kostet also wieder Geld. Die Angestellten dieses
Betriebes werden auch kein Verständnis haben, wenn sie am
Monatsende kein Lohn/Gehalt ausgezahlt bekommen, weil der
Unternehmer seine ganze Kraft in den Auszubildenden und dessen
Erziehung gesteckt hat und somit die Aufträge und mit ihr
verbundenen Rechnungen vernachlässigt hat.

Ich vermag nicht einzusehen, wieso das ein Missverständnis ist und wie der Betrieb darauf verzichten könnte, seine eigene Rolle in der Erziehung wahrzunehmen. Die hat er zweifellos. Du nennst das aber platt falsch. Was soll daraan falsch sein, wenn der Betrieb seine Mitarbeiter an die Aufgabe heranführt? Klar, dass er die Mühe, die das kostet, zu minimieren trachtet. Das wird ein gut geführter Betrieb bei der Einstellung berücksichtigt haben. Aber ganz ohne Mühe wird das nicht abgehen. An der Realität gemessen, ist mir Deine Worst-case-Annahme zu konstruiert oder, wenn Du das lieber willst, noch immer zu akademisch. Aber sie hilft klären.

  1. „Praktikanten/Lehrlinge sind doch nur
    Billiglohnarbeiter…“

Ebenfalls falsch. Die Voraussetzungen, die ein Praktikant oder
Lehrling mitbringt, entscheiden über seinen Einsatz in der
Firma. Wer also sinnvoll eingesetzt werden will, der muss
bereits Grundkompetenzen mitbringen. Die meisten dieser
Grundkompetenzen (Pünktlichkeit, Ausgeschlafenheit, Mitdenken,
in andere verdenken können, Freundlichkeit, Zuvorkommenheit,
die eigenen Bedürfnisse zurückstecken usw.) geben die Eltern
an ihre Kinder weiter (oder eben auch nicht).

Und hier sagst Du wieder etwas beinahe Richtiges, aber das hatte Andrea ja schon beigetragen. Im Kern handelt es sich bei dieser Aufzählung um die hausbackenen Tugenden, man kann sie auch Aftertugenden nennen, die uns unsere Eltern immer beibringen wollten, wenn sie gute Eltern waren oder es gut mit uns meinten. Ich vermisse nur eine: das selbständige, kritische Denken. Das sollte von den Mitarbeitern nicht an der Tür des Betriebes abgelegt werden, und ein guter Betrieb weiß es m.E. zu schätzen, wenn ein Mitarbeiter auch diese Tugend mitbringt. Das schließt übrigens die Fähigkeit zur Selbstkritik immer mit ein.

Und damit ist das Wesentliche eigentlich schon gesagt.

Stimmt!

Herzliche Grüße
wombat

H wie Hola.

Aber selbst wenn ein Haupschüler sich weiter schulisch
qualifizieren will ob mit oder ohne Abschluß bekommt er meist
keine Chance, denn diese Leistung wird nicht finanziert. Soll
heißen wenn er weiter zur Schule geht bekommt er nichts, nicht
mal Taschengeld. Bleibt er aber zu Hause bekommt er den
ermäßigten Satz zum Lebensunterhalt. (Er muss ja bei seinen
Eltern wohnen bleiben) Sprich die Familie hat unterm Strich
weniger Geld wenn er versucht einen besseren Schulabschluß zu
bekommen als wenn er zu Hause rumhängt. Und in den unteren
Schichten kann sich das keiner leisten, hier wird Bildung
wieder zur elitären Leistung.

Das stimmt so nicht. Es gibt Schüler-BaföG, ohne das ich bspw. nie hätte mein Abitur ablegen können auf Grund der finanziellen Situation der Familie.

Aber es gibt da noch ein Problem das du ausser acht gelassen
hast, es ist die Einstellung der Arbeitgeber. So ist es so das
früher der KFZ-Mechaniker ein reiner Hauptschulberuf gewesen
ist, heute werden nur noch in seltenen Ausnahmen Hauptschüler
genommen. Meist sind es Realschüler mit einen guten Zeugnis
oder Abiturienten. Und dies mit der Begründung das sonst die
geforderten Anforderungen nicht erfüllt werden von den
Auszubildenden.

Diese Argumentation läßt sich aber sehr gut führen, weil tatsächlich die Abschlüsse signifikant nachgelassen haben. Ich bekomme das immer auf eine eindringliche Weise in der Nachhilfe mit.

Das Niveau - sowohl von Realschulabschluß, wie auch von Abitur - ist seit einigen Jahren in einer Abwärtsbewegung.

Ich denke hier müssen beide Seiten etwas tun, die Arbeitgeber
müssen das geforderte Niveau anpassen oder die Ausbildung
entsprechend verlängern. Denn der Stoff der mittlerweile in 3
bzw. 3 1/2 Jahren durchgenommen wird ist in manchen Berufen
heftig und gehörte früher in den Bereich eines Studiums von 5
Jahren.

Das ist auch nicht unbedingt ein zulässiger Schluß.
Ein provokantes Gegenbeispiel: In den Neuen Ländern gab es vor 1990 eine weitverbreitete Form, das Abitur zu erhalten. Das Ding schimpfte sich „Berufsausbildung mit Abitur“; man lernte einen einschlägigen Beruf (oft mit hervorragender Qualifikation) und legte nebenher ein vollwertiges Abitur ab. Dieser Weg wird jetzt - Dekaden später - wieder aus der Asche gehoben, das Rad wird wie immer neu erfunden.

Die Frage lautet einfach: Was soll das Ziel einer Ausbildung sein?
Muß die Ausbildung verlängert werden, oder wäre es nicht vielleicht VIEL günstiger auch die Lehrausbildung MODULAR aufzubauen respektive feiner aufzulösen?

Soll heißen: Muß der normale Elektrikerlehrling heute wirklich „Speicherprogrammierbare Steuerungen“ bereits in der grundlegenden Lehre vermittelt bekommen, oder muß er das überhaupt lernen?

Im ersten Moment muten diese Fragen ketzerisch an, doch sind sie gewichtiger dennje zuvor. Es ist defacto überhaupt nicht nötig, in klassische, solide Ausbildungsberufe ein derartiges Fachwissen hineinzupacken. Drei geschicktere Möglichkeiten nannte ich soeben.

Eine Verkürzung der Schulzeit halte ich bei den Anforderungen
auch nicht für richtig ( Stichwort Turbo-Abi ) vielmehr muss
meiner Meinung nach die Stundentafel angepasst werden und auch
eine Verlängerung um vielleicht ein Jahr ins Auge gefasst
werden.

Was ist bitte schön ein Turbo-Abi? Spielst Du auf die *völlig normale* zweijährige Oberstufe an (zwölfklassiges Abitur)?

Fakt ist - und das bestätigen mir ausnahmslos *alle* meine praktischen Erfahrungen - in den Alten Ländern hat man Jahrzehnte auf dem Faulbett gelegen mit der dreijährigen Oberstufe. Wenn man dieses zusätzliche dritte Jahr beim Abitur wenigstens genutzt hätte, doch so ist es leider nicht.

Qualifizierungsjahr ein, sowas wie ein Fachabitur für den
Bereich Technik, Metallbau, IT, Kaufmannswesen. Das vor der
Ausbildung vorgeschaltet sein muss. Damit die Schulabgänger
dann entsprechend vorbereitet ihre Ausbildung beginnen können.

Hier mußt Du zwingend konkreter werden, denn es gibt in diversen Regionen ein fachorientierte (vollwertiges) Abitur. Als Beispiel sei hier das in dieser Kategorie unzweifelhaft führende sächsische Abitur im Rahmen des „Beruflichen Gymnasiums“ genannt, was in der Qualität sogar ein normales Abitur in den Schatten stellt.

Wir haben eine hohe Arbeitslosenquote und viele Menschen die
an der Armutsgrenze leben und keine Perspektive mehr sehen.
Geben wir diesen Menschen eine Perspektive werden auch ihre
Kinder wieder Perspektiven sehen und den Willen haben sich
diese zu erhalten.

Es gibt aber auch die andere Seite: Gerade in solchen Gegenden trifft man (vereinzelt) immer wieder auf „echte Originale“, Leute (speziell Frauen), die rackern wie und wo es nur geht. Selbstverfreilich teilweise auch schwarz, um über die Runden zu kommen. Da werden früh um 4 Zeitungen ausgetragen, um 7 geht es zum Putzen, um 11 geht es zum Kellnern in der Gaststätte einige Kilometer entfernt, um 15 Uhr geht es bis 20 Uhr zum Pizzalieferservice. Und das mit 57 Jahren als Beispiel.

Im Zweifel stimme ich mit Deinem Kommentar dort oben in 99% der Fälle überein, aber man darf diese herausragenden, vielarbeitenden Menschen nicht vergessen, die eigentlich immer wieder zeigen, daß es eben doch „irgendwie geht“, wenn man nur mit Allgewalt will.

Das ist dann natürlich Erziehungssache. Ich sagte ja, solche Leute seien „Originale“, sprich die wurden auch so erzogen, nicht auf ihrem verdammten Arsch sitzen zu bleiben. Doch prallen hier Welten aufeinander - die heutige genau genommen träge Welt und die klassischen, fast schon traditionellen/traditionalistischen Werte.

MfG

Hallo Sven, liebe Andrea und Ihr alle, die es interessiert,
nun also zum dritten Mal heute. (Das liegt einfach daran, dass ich neu hier bin und erst alles lesen musste.)
Ich sehe nun: Tatsächlich fehlte der Aspekt der Selbständigkeit bei der Debatte um eine berufsqualifizierende Erziehung noch, den ich oben einbringen wollte, nämlich dass erst das kritische und selbstkritische Nachdenken über das Ganze die jungen Menschen zur Selbständigkeit führt. Das ist durchaus auch die gute alte Theoria. M.a.W.: Es liegt mir nach wie vor bei der Beschreibung des zukünftigen Mitarbeiters die Betonung zu sehr auf der ersten Silbe. Noch genauer ausgedrückt: Wenn es denn ein „mit“ wäre! Es scheint aber eher darum zu gehen, ihn zu lehren, dass er unkritisch genau das zu denken habe, was die Vorgesetzten voraus gedacht haben. Damit allein kann niemandem gedient sein, meine ich. Die Griechen haben diese Scheinalternative in die Form der Erzählung von der Büchse der Pandora gefasst. Der nur nach-denkliche Epimetheus hat sie geöffnet, alle Übel, die die neidischen Götter den Menschen zugedacht hatten, entwichen, bevor er sich besann, und als er den Deckel wieder schloss, blieb ihm darin nur noch die Hoffnung.
Nun seid Ihr aber schon bei der Debatte über den richtigen Zeitpunkt angelangt, bei dem das anzusetzen habe, der Punkt scheint also abgehakt.
Die Frage nach dem Zeitpunkt, da kann ich mich Andrea nur anschließen, ist so allgemein nicht zu beantworten, sie kann man nur am einzelnen Fall erörtern. Ich würde sie so beantworten: So früh wie möglich und so spät wie nötig. Aber in Kinderarbeit sollte es nicht wieder ausarten. Die steht nämlich zurecht auf der Liste der Verstöße gegen die Menschenrechte.
Die Frage nach der Erziehung zur Selbständigkeit (in der griechischen Erzählung dargestellt durch den Gott Prometheus, den Voraus- und Selbstdenker) spielt aber bisher nur ein Schattendasein in der Debatte.
Oder wurde sie schlicht vergessen? Dann möchte ich sie noch aufwerfen. Wie selbständig darf also ein Mitarbeiter heute denken?
Freundlichen Gruß in die Runde,
wombat

Hallo Wombat,

in deiner Visitenkarte steht, dass du gerne fotografierst… Das gefällt mir. Fotografen sind Menschen, die wissen, dass es mehrere Perspektiven bzw. Betrachtungspositionen gibt …

habe ich die vielen Schwachstellen in der
häuslichen Erziehung von 16-jährigen kennengelernt, die in
diesem Alter nicht mehr wegzubügeln gehen. Vorallem deswegen
nicht, weil die Grundkompetenzen, wie Ausdauer,
Zielstrebigkeit, Kritikfähigkeit u.ä. überhaupt nicht
vorhanden sind.

Hallo Sven, das sind starke Sätze aber unbewiesene, auch
zweifelhafte Behauptungen.
Überhaupt nicht? Das sehe ich nicht so. Sie liegen in jedem
Menschen, manchmal sind sie verborgen. Dann muss man sie heben
wie Schätze. Manchmal liegen sie auch offen zutage.
Deiner Schlussfolgerung

Du sagst es: „Manchmal“!!! Und es bedarf einer langen Entwicklung und vieler glücklicher Umstände, diese zu heben. Doch Eltern können es auch anders bewirken und es ihren Sprösslingen einfacher machen.
Mit „Erziehung“ verbinde ich auch die Vorbereitung auf die Zukunft des Kindes. Da das Wort zukunft wieder sehr breit gefächert ist, beschränke ich mich hier nur auf persönliche Grundkompetenzen. Und da scheitert schon vieles in großer Breite.

Dadurch kann man eigentlich nur zu einer logischen Konsequenz
gelangen: Früher damit anzufangen, zukünftige berufliche
Kompetenzen in die Erziehung zu integrieren.

stimme ich auch nur bedingt zu. Sie ist populär, weil sie
darauf abzielt, alles, was als zu theoretisch empfunden wird,
bei der Ausbildung in den Hintergrund zu drängen. Also das
Nachdenken über das Ganze denen überlassen, die sich dazu
berufen fühlen? Keine Sinnfrage stellen?

Gut, stellen wir die Sinnfragen:
Warum sollte ich als Elternteil mein Kind beruflich orientiert erziehen?
Welche Auswirkungen hat meine Erziehung meines Kindes auf das Ganze?

Davon halte ich wenig. Aber ich gebe zu: Das hätte mancher
Selbstberufene lieber. Man muss dem nicht folgen.

Also doch keine Fragen stellen:
Kindererziehung ist überflüssig!
Die Welt dreht sich auch so weiter!

Hier gebe ich Dir also recht:

Bei dem Vorgesagten oder dem Folgenden? Deine Satzzeichen-Setzung scheint mir manchmal verwirrend. Auch fehlen mir Gedankenstrukturierungen, z.B. durch Leerzeilen. Dadurch besteht die Gefahr, dass wir uns missverstehen :wink:

Doch hier gibt es enorme Missverständnisse. Beim Wort
„Berufsorientierung“ denken die meisten nur an ein Praktikum.

Ich vermute auf grund des Doppelpunktes, dass du mir bei vorgesagtem Recht gibst? Ich will auch noch betonen, dass in diesem Satz die Betonung auf NUR (an ein Praktikum) liegt.

Und wenn ich den Vorschlag mache, bereits im Alter von 12
Jahren zielgerichtet darauf hin zu arbeiten, dann ertönt ein
Aufschrei: „Kinderarbeit, Gesetzlich nicht vereinbar…“.

Richtig. Kinderarbeit ist ungesetzlich. Und das ist gut so.

Aber folgendes ist keine Kinderarbeit und auch kein Praktikum, und trotzdem aktive Berufsorientierung, ja sogar Berufsvorbereitung:

  • Eltern vermitteln ihrem Kind ein positives Bild über Unternehmen und stellen negative Ausnahmen auch als solche heraus.
  • Eltern zeigen, dass sie Freude an ihrem Beruf haben.
  • Eltern zeigen ihrem Kind, dass sie sich gerne beruflich weiterbilden.
  • Eltern jammern nicht über Überstunden und zu wenig Geld.
  • Eltern unterhalten sich in der Familie über ihre beruflichen Tätigkeiten und die Verantwortungen und und und.
  • Eltern beflügeln das Denken über das große Ganze.
  • Eltern übernehmen Verantwortung für ihr Handeln und reflektieren gemeinsam mit ihrem Kind eigenes Fehlverhalten.
  • Eltern betrachten ihr Haushaltbudget unternehmenswirtschaftlich und begründen Kaufentscheidungen oder Kaufunterlassungen ihrem Kind unternehmerisch.
  • Eltern reflektieren falsches und richtiges Verhalten von z.B. Verkäufern, Dienstleitern, Lehrern im Familiengespräch.
  • Eltern führen überhaupt noch soetwas wie Familiengespräche.
  • Eltern holen wenigstens ab und zu mal einen Handwerker ins Haus, damit das Kind, das Handwerker werden will, auch am eigenen Leib (aus Kundensicht) spürt, was handwerker falsch und richtig machen können.
    Soll erst mal reichen, ich könnte einen Roman draus machen :wink:
    Und ich habe diese Punkte so beschrieben, wie sie von nöten wären!

Diese Frage ist daher zu akademisch:

Also 12 Jahre zu jung, 16 Jahre zu alt… irgendwas
dazwischen?

Diese Frage soll zum Nachdenken anregen. Denn viele Eltern sind der Meinung, dass es mit 12 zu früh ist. Leider stellen sie dann im Kindesalter von 16 fest, dass es zu spät ist. Also hätte der bereits verstorbener Showmaster Robert Lemke gefragt: „Welches Schweinchen hätten Sie den gerne?“ In dieser Sendung ging es übrigens um heiteres Beruferaten - wie schade, dass es soetwas im Fernsehn nicht mehr gibt.
Aber ich will die Verantwortung damit nicht gleich wieder an die Medien abschieben :smile: Denn wenn sich mehr menschen für berufliche Kompetenzen interessieren würden, dann wären die Medien automatisch an einer modernisierten Neuauflage solch einer Sendung interessiert, um Einschaltquoten zu punkten. Denn die Nachfrage regelt das Angebot.

und die ein zu weites Feld:

Was ist eigentlich berufliche Orientierung und was beinhaltet
sie. Welchen Stellenwert nehmen dabei Eltern und Unternehmen
ein?

Und soll zum Diskutieren einladen…

Ich würde es so beantworten: Beruflich orientiert würde ich in
Erziehung und Bildung dasjenige nennen, was

  • junge Menschen ermutigt, weiterführende Fragen zu stellen,
  • was sie befähigt, selbst Antwort zu suchen und ihnen Wege
    zeigt, auf denen sie Antwort finden können
  • und ihnen Kraft gibt, es auszuhalten, dass die Welt nun mal
    nicht so einfach gestrickt ist, wie sie mancher gern hätte.

Und so richtig diese Definition ist, so wenig sagt sie darüber aus, an wem sich das Kind wendet, wenn es auf diesen von dir genannten Gebieten Lücken verspürt :smile:

Um was geht es denn im engeren Sinne?
Ich habe nun nicht den ganzen Baum Antworten gelesen und hoffe
sehr, dass ich nicht der erste bin, der Dir diese Antwort
gibt.

Um deine letzte Frage zu beantworten: Es geht um Verantwortung für Erziehung von Grundkompetenzen, die für einen beruflichen Einstieg des Kindes unabdingbar sind. Und da sind Eltern aus doppelter Hinsicht verantwortlich: Denn sie sind erziehungsberechtigt und sie haben mindestens einen praktizierten Beruf. Es kommen weitere Gründe hinzu, die auf den ersten Blick nicht gleich einleuchten, jedoch will ich mit meinen Fragen ja auch zum Nachdenken anregen :wink:

  1. Wer hat über Jahre hinweg das engste Verhältnis zum Kind?
  2. Wer kann ihm dadurch die meisten Werte vorleben?
  3. Und wer ist sich dessen im Kindesalter von 16 Jahren oftmals nicht bewusst und sucht nach anderen Verantwortlichen fürs eigene Versagen in der Vergangenheit?

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt

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