Hallo Chili,
habe jetzt erst gelesen, es handelt sich um einen 80jährigen Mensch.
Bisher bin ich davon ausgegangen, es handelt sich um einen +/- 60jährigen Neu-Rentner, der in das berühmt- berüchtigte ‚plötzliche Rentnerloch‘ fällt.
Diese Menschen wissen, dass ihnen kaum noch gute Zeit bleibt, die sich in Jahren bemessen lässt. Viele ihrer Weggefährten sind schon gestorben oder pflegebedürftig und Treffen mit Bekannten finden eher auf Friedhöfen bei Beerdigungen statt und nicht mehr aktiv in Vereinen, an Stammtischen oder auf Wochenendausflügen.
Mein Vater (86), meine Patentante (88) und meine Senioren, alle zwischen 78 und 90, die ich ehrenamtlich betreue, sind alle geistig fit. Sie wollen aber nur eines: ihren Alltag und ihr Leben einigermaßen selbständig meistern und an ihren lieben Gewohnheiten festhalten.
Am liebsten ist ihnen der regelmäßige Kontakt zur Familie/Verwandtschaft oder zu langjähren Bekannten.
Man sollte auch davon ausgehen, dass Menschen in diesem Alter unter körperlichen Beeinträchtigungen stärker leiden, als wir uns das vorstellen können. Aber sie reden es klein und tun es ab, weil sie es nicht wahrhaben oder uns nicht beunruhigen wollen. Mein Pa sagt immer, es gibt andere Leute, die sind noch schlechter dran als ich - und die meisten in meinem Alter sind tot - warum also soll ich mich beklagen. Er will definitiv nicht darüber reden. Er will aber auch keine Vorschläge hören, wie sein Leben wieder schöner werden kann.
Er ist im Internet unterwegs, wenn er zu einem Begriff nähere Infos sucht, was laufend vorkommt, er spielt Solitär und Sudoku und noch so Zeug am PC und neuerdings skypt er und seine Partnerin, wenn sie mit ihrem im Ausland lebendem Sohn Kontakt hat. Einmal im Monat geht er zum Stammtisch seines Vereins (60 Jahre Mitgliedschaft) und ansonsten nimmt er an unserem Leben aus der Ferne regen Anteil. Allerdings beschränken sich unsere Kontakte wegen der Entfernung auf eine fixe Anrufstunde jede Woche und 5-6 Besuche pro Jahr.
Liebe Chili, mach Dir keinen Stress. Dein lieber Mensch lebt so, wie er kann - und vielleicht auch so, wie er möchte. Ansonsten würde er Dich um Hilfe bitten, wenn Du es ihm angeboten hast.
Und wenn er manchmal ächzt und stöhnt, so ist das sein gutes Recht.
Unsere Altvorderen sind alt und erfahren genug, um ihr eigenes restliches Leben zu meistern. Ohne dass wir uns mit guten Ratschlägen einmischen sollten.
Liebe Grüße
Maralena