Hallo,
ich denke, daß es an dem Beruf nichts gibt, was ihn passender
für das eine oder andere Geschlecht macht, soweit ich einen
Überblick über die Tätigkeiten und Anforderungen habe.
Im Hinblick
auf versch. körperlich herausfordernde Aufgaben (Sarg tragen,
Überführungen usw.), bin ich sicherlich als Frau eher auf
Hilfe (auch „zugekaufte“) angewiesen.
Es gibt auch zierliche Männer, die das müssen. Sicher, Männer bieten im Schnitt etwas mehr Muskelkraft, aber entscheidend ist, daß die Aufgabe erfüllt wird. Wenn Du das mit „zugekauften“ Kräften machst und sich das wirtschaftlich lohnt - ist doch prima. ICh steck da nicht tief genug drin, um das beurteilen zu können. Ich will als Betroffener, daß Du den Sarg heile rausschaffst, und das mit einem gewissen Anstand. Wie das genau passt, ob Du da ein halbes Dutzend Studenten für engagierst oder so, ist mir egal, solang die sich benehmen können.
Aber an dieser Stelle
„proviziere“ ich gern auch ein wenig und stelle mal die
Hypothese auf, daß „wir“ Frauen doch irgendwie näher am Thema
sind, u.a. durch größere Bereitschaft Gefühle zuzulassen und
mitzuempfinden.
Das ist nicht unbedingt das, was ich als Hauptaufgabe eines Bestatters sehe, aber das mag der Masse anders gehen.
Wer Freude dran hat, soll’s machen, als Kunde wär’s mir sowieso
egal und als Angehöriger auch, ob da Männlein oder Weiblein
auftaucht. Hauptsache, der Job wird ordentlich gemacht.
Was heißt für Dich „ordentlich“? Sachlich, zügig, korrekt oder
Das in erster Linie. Zu „korrekt“ gehört für mich desweiteren, daß er die Extremsituation seiner Kunden nicht ausnutzt, um übermäßigen finanziellen Profit daraus zu ziehen. Ehrliche Arbeit soll ehrlich bezahlt werden, aber bitte nicht abzocken.
würdest Du auch Wert darauf legen, in Deinen Gefühlen von
Trauer, Schmerz oder Schock angenommen zu werden, d.h. beim
Gespräch nicht coller sein zu müssen als Du es angesichts der
Umstände bist?
Natürlich ist mir das wichtig, aber ich glaube auch da nicht an geschlechtsbezogene Unterschiede. Für meine Seelsorge ist nicht der Bestatter verantwortlich, dafür hab ich meinen persönlichen Notfallseelsorger, der hat das gelernt In dieser Hinsicht erwarte ich von einem Bestatter lediglich, daß er Profi genug ist, mit seinem Benehmen nicht in irgendwelche Fettnäpfchen zu treten. Ich erwarte also in erster Linie, daß er sich maximal im Hintergrund bewegt, möglichst dezent seine Arbeit macht. Einfühlsam ja, aber zurückhaltend.
Ich kann mir jedoch gut vorstellen, daß viele Leute sich auch etwas Seelsorge vom Bestatter wünschen - da würde ich es als professionell erachten, wenn er (oder sie ) eine Art „Erste Hilfe“ leistet und dann zügig auf weiterführende Angebote verweist, vielleicht sogar dabei hilft, diese in Anspruch zu nehmen. Es gibt da ja eine ganze Menge, Kriseninterventionsteams, Notfallseelsorger, „normale“ Angebote aus geistlicher Ecke und auch genügend nicht-religiöse Anbieter.
PS: Zu Deiner Anekdote: In unserem fiesen Bestatterhumor haben
wir früher Rettungssanitäter gern als unsere „natürlichen
Feinde“ bezeichnet
Das hat jener Bestatter anders gesehen Zunächst stimmt das zwar, aber andererseits waren wir auch oft diejenigen vor Ort, die die entsprechende Seite im Telefonbuch aufgeschlagen haben o.ä. - es war uns zwar untersagt, Empfehlungen auszusprechen, aber wenn man nunmal gerade die Karte vom einen Unternehmen dabei hat und die vom anderen nicht und kein Telefonbuch in der Nähe ist… Wenn ich die Telefonnummer von einem Bestatter im Kopf habe und von anderen nicht, dann werde ich nicht lügen, wenn ich von Angehörigen gefragt werde, was sie denn jetzt tun können.
Gruß,
Malte.