Ja, spielt ihr denn miteinander? Es müssen ja anscheinend keine Computerspiele sein. Es gibt tolle und spannende Brettspiele, die einen ganze Wochenenden lang fesseln können.
Stichwort wäre mal eine Weile unter der Überschrift „Spielerisches im Miteinander pflegen“. Nicht nur Spiele, sondern das spielerische Element überhaupt. Alles mögliche ausprobieren.
Davon abgesehen: So manch eine/r wäre in jungen Jahren schockiert zu erfahren, wie viel Eigenständigkeit in eine Beziehung gehört und wie wenig Zeit man in einer (auch guten!) Beziehung miteinander verbringt über längere und kürzere Strecken. Das lernt man mitunter erst mit den Beziehungsjahren. Es sind Wellenbewegungen, die zwischen Nähe und Distanz ständig in Bewegung sind.
Wichtig ist natürlich immer, dass geredet werden kann, wenn etwas ist.
Ihr habt ein Problem, ihr habt geredet, das ist schon einmal gar nicht schlecht.
Das Miteinanderreden muss man lernen und pflegen. Gar nicht schlecht wäre eine Zeit dafür. Zum Beispiel eine Redestunde pro Wochenende, an der festgehalten wird, dabei darf auch gesagt werden, ich weiss nicht, worüber ich gerade reden will. Der Raum (zeitlich) dafür ist wichtig.
Ist man noch jung, erzieht man sich gegenseitig in das Erwachsenwerden hinein. Wenn es gut läuft. Dazu könnte auch gehören, dass das übermäßige Computerspielen- das an und für sich nichts Schlimmes ist, sondern ein Hobby, das aber sehr leicht in eine Sucht abgleiten kann , die den Wunsch nach Oberflächlichkeit und Scheinwelt bedient, eben, um sich mit dem realen Erwachsen werden nicht beschäftigen zu müssen- vorsichtig aber beharrlich thematisiert wird. Ebenso, wie thematisiert werden darf , dass zunächst einmal wenig Gemeinsamkeiten zu Hause bestehen. (Baut mal zusammen ein Haus, dann habt ihr ein intensives Miteinander…)
Aber selbst, wenn es zu Hause nicht so viel Gemeinsames gibt, was ist das Problem??
Du sagst doch, ihr hättet draussen genug Gemeinsames? Ist es nicht legitim, wenn nach einer gemeinsamen Zeit draussen dann jeder auch wieder sein Eigenes pflegt, danach dann eben zu Hause?
Aus genau diesem Wechsel zwischen zusammen und individuell ist doch eine gute Beziehung gemacht.
Nicht wo die Gemeinsamkeiten gelebt werden spielt eine Rolle, sondern dass sie gelebt werden. Bei euch ist es eben genau so, dass der Wechsel zwischen in- und aushäusig besteht.
Meine inzwischen fast 20- jährige Beziehung- und da bin ich keine Ausnahme, das weiss ich- besteht aus sehr viel guter Gemeinsamkeit draussen, vor allem Sport, Natur, das Land immer wieder neu kennen lernen und das dauert selten weniger lang, als mindestens 8 Stunden, und wenn wir dann zu Hause sind, bin ich sehr froh, meine Ruhe zu haben vor ihm und Zeit für mich. Dabei ist es trotzdem schön, dass er da ist. Zusammen essen ist dann wieder ein Treffpunkt (auch das kann man sehr pflegen, evtl auch mit gemeinsamem Kochen) und die Situation, in der zwanglos Gespräche entstehen können.
Dann trifft man sich wieder im Bett und alles miteinander kann ein wunderbarer Tag der Nähe und Eigenständigkeit gewesen sein. Aus dem Spiel zwischen diesen beiden Zuständen besteht erwachsenes Leben.
Finde ich.