Hallo.
Du willst die Unterschiede jetzt auch noch verwischen?
Ich will nichts verwischen, aber auf dem Niveau mit welchem
hier die Bibel diskutiert wird, ist diese nicht so viel anders
als z. B. das Strafgesetzbuch zu sehen.
Das macht deine Aussage natürlich irgendwie unangreifbar, denn welches Niveau du zu erkennen glaubst, können wir nicht wissen.
Wenn deine Aussagen aber nur für ein bestimmtes Interpretationsniveau zutreffen, dann sind sie auch kaum verwertbar.
Ich verstehe dein (vermutliches) Grundanliegen. Auch ich bin der Meinung, die Bibel ist nicht gewaltverherrlichend und wer das dort herausliest hat nichts richtig verstanden. Die Möglichkeit eines solchen Missverständnisses ist aber angelegt und ein Vergleich mit dem Strafgesetzbuch trägt hier nichts bei.
… nicht hier eine Differenzierung einführen bzw. einfordern,
welche auch ansonsten hier bei dem Thema nicht vorliegt und
auch von dir weiter unten nicht gemacht wird.
Wo weiter unten?
Ich habe meine Differenzierung gemacht.
Für dich ist die Bibel also eine Sammlung von Definitionen von
Straftatbeständen, mit dem zugehörigen Strafrahmen?
Zum grossen Teil.
Ich empfehle dir erst einmal das Strafgesetzbuch anzuschauen und das dann mit Bibeltexen zu vergleichen. Die Unterschiede sind sowohl Formal als auch inhaltlich zu groß, um die Anfrage mit dem Hinweis auf das Strafgesetzbuch abzubügeln.
Ich denke wir können nicht zu sehr in die Details gehen, aber in der Bibel findest du Gesetztesvorschriften, Kosmogonien, Staatsgeschichte, individuelle Abenteuer, Schlachtenschilderungen, Stammbäume, Lieder, Gebete usw.
In vielen der nicht ausdrücklichen Gesetzestexte steckt dann auch eine Quintessenz im Sinne von
* entweder man befolgt Gottes Gebote nicht und wird Bestraft - da wäre dann ein strafgesetzliche Parallele möglich, (über den unterschiedlchen Geltungsanspruch unten mehr)
* oder man gehorcht Gott und es ergeht einem Wohl. Hierzu gibt es keine Parallele im Strafgesetz. Dieses verspricht keine Belohungen und macht die Exekution einer Strafe nicht zur allgemeinen Pflicht. Das ist kein marginaler Unterschied. Das Strafgesetz fordert von mir nicht irgend jemanden einzusperren!
Es ging hier allgemein um Gewalt.
Der Frager hat wohl deutlich gemacht worum es ihm geht, nicht um jedwede Form von Gewalt, sondern um rohe körperliche Gewalt bis hin zum Mord. Oder habe ich das so vollständig falsch verstanden?
Wenn du hier von Sozialstunden über Bewährungsstrafe und Schadenersatz bis hin zur Ausrottung ganzer Völker alles gleich unter dem Begriff „Gewalt“ behandeln willst, dann muss ich das nicht mitmachen, denn das geht an dem uns vorgelegten Problem vorbei.
Ich finde in der Bibel aber auch eine ganze Menge an
Erzählungen in denen dann etwa die völlige Vernichtung ganzer
Städt geschildert wird.
Ähnliches kann auch über Deutschland geschildert werden.
Was soll dieser Hinweis?
Jetzt hast du irgendwie den Faden verloren.
Eine Geschichte Deutschlands stellt kein heiliges Buch einer Religion dar und beinhaltet nicht Aussagen, dass solche Handlungen im Auftrag Gottes geschehen. Sie ist nicht zur Richtschnur für Gottgefälliges Leben erhoben. Da ist noch nicht mal der Hauch einer Parallele.
Natürlich kann man nun sagen, wer sich dem Willen Gottes
widersetzt, hat nun mal sein Schicksal besiegelt. Aber darin
liegt dann der fundamentale Unterschied zum Strafgesetzbuch
und liefert (bei entsprechender fehlinterpretation) letztlich
genau das, was der Ursprungsfrager vorausgesetzt hat, die
Legitimation für „Mord“.
Den Zusammenhang will ich einfach nicht sehen. Nur weil etwas
geschildert wird, kann jemand diese Schilderung als
Legitimation für ganz andere Taten heranziehen?
Du willst nicht sehen?
Dann kann dir niemand helfen.
Die Geschichten der Bibel sind nicht einfach historische Dokumente. Ich kenne die liturgische Praxis des Judentums zu wenig, darum bleibe ich vor dem christlichen Hintergrund (obwohl ich davon ausgehe, dass dies im Judentum nicht grundsätzlich anders ist). Die Ausgangsfrage geht glaube ich auch vor allem ans Christentum.
Die Erzählungen - auch „historischen“ - der Bibel dienen Gläubigen immer wieder als Vorbilder, aus denen sie gottes Willen zu erkennen suchen. Sie glauben daran zu erkennen was hier und heute gottgefälliges Handeln wäre und ziehen so eine religiöse Legitimation für ihr Handeln daraus. Diese Erkenntnis wird dann quasi göttlicher Auftrag.
Zumindest als Orientierung zu richtigem oder falschem Verhalten könnte auch das Strafgesetz noch dienen, aber der Gültigkeitsanspruch und vor allem der Auftragscharakter ist grundsätzlich anders.
Das Strafgesetz ist offensichtlich menschengemacht, unterliegt menschlicher Kontrolle und kann von Menschen letztlich nach ihrem Gutdünken verändert werden.
Wenn im deutschen Strafrecht stünde, dass unverheiratete Frauen, die innerhalb geschlossener Ortschaften vergewaltigt wurden, zu steinigen sind, dann würde dieser Paragraph gändert werden.
Da dies aber so in der Bibel steht, hat ein (Fehl)Gläubiger ein kleines Problem, denn er kann diesen Passus nicht rauswerfen.
Dass Menschen nicht vor Unsinn gefeit sind, ist wohl keine Nachricht. Manche Dinge bieten sich nur für Unsinn mehr an als andere.
Um deine Überschrift noch mal aufzunehmen, hier noch ein paar "Bibelzitate in freier Wiedergabe die immer wieder gerne zur Legitimation von Gewalt benutzt wurden/werden:
- Auge um Auge Zahn um Zahn
- Wer seinen Sohn liebt spart die Rute nicht
- Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen
- Schläft einer mit einem Mann … beide werden mit dem Tod bestraft
Gruß
Werner