meine Enkelin wird jetzt 12 und wünscht sich eine Bibel. Nun sind wir alles andere als religiös, aber ich bin der Meinung, dass Grundkenntnisse des Alten und Neuen Testaments zur Allgemeinbildung gehören.
Könnt ihr mir eine KInderbibel, die weder indoktriniert noch kindisch verkitscht ist, empfehlen?
Mit 12 eine „Kinderbilbel“? Warum das? Wenn deine Enkelin von sich aus eine Bibel haben will, dann will sie sich doch über deren Inhalt kundig machen. Und will sicher nicht auf Grundschulniveau zurechtgestutzte Teiltexte der Bibel, von denen „Religionspädagogen“ meinen, daß Kinder sie verstehen.
In diesem Alter haben Kinder in religiös orientierten oder toleranten Familien längst eigene Exemplare der gesamten Textsammlung namens „Bibel“. Sinnvoll sind dann durchaus Übersetzungen, die die Formulierungstraditionen der Antike bzw. der frühern Neuzeit durch heutige Sprache ersetzen (daß das religionshistorisch manchmal fragwürdig ist, ist in dem Fall ja nicht so relevant).
Daher wäre deiner Enkelin die sog. → „Einheitsübersetzung“ zu empfehlen. Die findet sich bw. auch online.
https://www.amazon.de/grosse-Boss-Testament-unverschämt-neu-erzählt/dp/382180100X
Ist erstmal nur das alte Testament. Es gibt unter dem Titel „Der junior Chef“ eine ähnliche Ausgabe des neuen Testaments.
Aufgrund der etwas saloppen Sprache lässt sich der Schinken recht amüsiert und auch spannend lesen, was bei „Standart-Bibeln“ sich oft etwas zäh gestaltet.
Wenn man genauer wissen will, was in der Bibel steht, kann man ja dann mit einer Einheitsübersetzung die entsprechenden Passagen nachlesen. Das ist bei dem oben verlinkten Buch immer mit erwähnt auf welche Bibelstelle sich der jeweilige Text bezieht.
Das ist sicherlich richtig - allerdings fände ich es schon passend, wenn ein paar Hinweise dazu gegeben werden, dass es sich eben um eine lange und breite Sammlung von verschiedensten Texten handelt, die man nicht im Sinn der Stundenleute von Anfang bis Ende so lange wieder und wieder lesen muss, bis man auch Genesis 5 und das Buch der Richter auswendig kann, sondern dass die Aufteilung in Bücher schon auch die Funktion hat, dass man da hineinblättern kann und jedes Buch für sich lesen, so wie man es halt interessant findet.
Wenn die Leserin dann 15 ist, werden sie und das Buch Kohelet sich schon finden!
Schöne Grüße
MM
(hat auf den ersten Trampfahrten immer ein kleines Bibelchen dabei gehabt, bloß wegen Genesis 12 in romantischer Interpretation…)
Ebene. Ich mente daher ja auch „Textsammliung“. Und zwar aus einem Zeitraum von über 800 Jahren.
… und das „Buch der Sprüche“, und das „Lied der Lieder“, dem Meisterwerk orientalisch-charmanter Erotik - von dem (zumindest katholische) Religionspädagogik meist schamhaft propagieren möchte, das sei alles metaphorisch gemeint
Gut wäre aber zur Originalbibel hilfreiche „Sekundärliteratur“. Ein gutes Bibellexikon für Kinder und Jugendliche oder „Personen der Bibel“ oder „Wie die Bibel entstand“. Weiß leider nicht, was es dazu gibt.
Für Kinder sind etwas vereinfachte Geschichten aus der Bibel eher das richtige als Originalausgaben. Wenn das Interesse anhält, wird sie später die richtigen Texte nachlesen.
Ich bin zwar bekennender Atheist, finde aber, dass man diese ziemlich heterogene Schriftensammlung, die unsere Kultur in kaum zu überschätzenden Maße geprägt hat, in wichtigen Teilen kennen sollte.
Na da sind wir dann ja schon wieder kurz vor Bücherverbrennungen. Man muss keiner Religion anhängen um ihre Schriften zu lesen, und man wird auch nicht automatisch zum bekennenden Gläubigen einer Religion, nur weil man deren Schriften gelesen hat. Es ist auch ganz erstaunlich, dass im schulischen Religionsunterricht tatsächlich Schriften aus verschiedenen Religionen gelesen werden, und Kinder, die sich einer Religion zugehörig fühlen davon nicht gleich so indoktrinieren lassen, dass sie dann alle sechs Wochen die Religion wechseln würden.
Da traust Du religiösen Schriften dann doch etwas zu viel zu!
Diese Aussage hält nicht ganz das Niveau der differenzierten Analyse, das ich sonst von dir kenne…
Ich halte es auch für ausgeschlossen, dass durch das selbstständige Lesen der Bibel ein Jugendlicher irgend wie indoktriniert wird. Anders ist es natürlich, wenn z. B. innerhalb der Zeugen Jehovas auf bestimme Stellen mit bestimmter Interpretation reduziert fokussiert wird.
Aber das ist ein eigenes großes Thema für einen eigenen Artikelbaum, finde ich.
Das Problem daran ist halt, dass Kinder genetisch darauf gepolt sind, alles zu glauben, was man ihnen erzählt. Das kritische Hinterfragen entwickelt sich erst so nach und nach. Deswegen dauert es, je nach dem, wie es das Umfeld aufzieht, auch eine ganze Weile bis Kinder nicht mehr an den Weihnachtsmann, den Osterhasen oder das Christkind glauben. Die Widersprüche stellen sich erst so nach und nach ein und irgendwann wird der Glauben dann abgelegt.
Genau aus dieser Überlegung heraus ist eben auch die frühkindliche Christenerziehung ausgesprochen perfide - denn Kinder glauben die Dinge, die in der Bibel stehen und zwar zunächst ohne Widerspruch. Und genau deswegen finde ich Kinderbibeln einigermaßen widerlich.
Bücher müssen nicht verbrannt werden, aber manche Bücher sollte man erst lesen, wenn man in der Lage ist, sie zu verstehen und kritisch zu hinterfragen. Genau wie man den Qur’an oder Hitler’s Mein Kampf nicht undifferenziert lesen sollte, ist auch die Bibel etwas, dem man sich erst nähern sollte, wenn man eine gewisse geistige Reife hat.
Aber sei’s drum, ich bin eh ziemlich überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Christen die Bibel nicht gelesen hat. Denn wie man als anständiger Mensch die Bibel lesen kann und trotzdem Christ sein will, ist für mich nicht verständlich.
Du kannst einem wirklich nur leid tun, wenn dein Horizont so beschränkt ist, und Du so mit Scheuklappen auf eigenem, mit Vorurteilen fest eingefahrenen Gleis unterwegs bist, dass Du noch nie Menschen kennengelernt und erlebt hast, die aus einer Religion und ihren Schriften die Kraft für Dinge schöpfen, die nicht jeder in der Lage ist auf sich zu nehmen. Man muss selbst dafür überhaupt nicht religiös, darf durchaus auch gegenüber Religionen und ihren verfassten Religionsgemeinschaften kritisch und von gelegentlich anzutreffender Bigotterie genervt sein, Dinge verurteilen, die im Namen von Religionen oder unter dem Dach von Religionsgemeinschaften von deren Vertretern so angestellt worden sind, aber was Du hier abziehst ist einfach ein ganz mieser Schlag ins Gesicht all dieser Menschen!
Ich hatte lange Zeit recht engen Kontakt zu zwei Notfallseelsorgern, habe immer noch regelmäßig mit einer Pastorin zu tun, die seit Jahr und Tag Sterbebegleitung macht. Nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien hatte ich mit einen Rabbi, einem orthodoxen Geistlichen und einem Imam zu tun, die gemeinsam durchaus unter Lebensgefahr versuchten, alles zu tun, um wieder zu einer Versöhnung beizutragen. Meinen aktuellen „Ziehsohn“ brachte mir ein Ehepaar, dass über Jahrzehnte die Kraft für ihre Integrationsarbeit aus ihrer Religion heraus aufgebracht und zig Kindern - unabhängig von deren eigenen Religion - ermöglicht hat, erfolgreich ins deutsche Schul- und Arbeitsleben zu starten. So ein Engagement verdient einfach hohen Respekt, und wenn jemand die Kraft hierfür aus einer Religion und ihren Schriften schöpft, dann ist das bewundernswert. Sprüche, wie der von Dir, sind da einfach nur peinlich und vollkommen deplatziert.
All die guten Taten die du da aufzählst funktionieren auch super, wenn man keine Religion hat. Tatsächlich wäre es mir sogar lieber, wenn man gute Taten aufgrund der persönlichen Ethik vollziehen und nicht aufgrund der persönlichen Religion. Es ist nichts in der Religion, dass einen Menschen eher dazu bringt, gute Taten zu vollbringen als einen nicht religiösen Menschen - im Gegenteil! Es ist viel an der Religion, dass Menschen dazu bringt Schlechtes zu tun.
Wie heißt es so schön: Gute Menschen tun Gutes und schlechte Menschen tun Schlechtes. Aber damit gute Menschen Schlechtes tun, da braucht es die Religion.
Meines Erachtens wirfst du da einfach nur Dinge durcheinander und hältst das dann für ein Argument. Und nein, ich habe gar keine „Vorurteile“ - aber ich hab halt die Bibel gelesen und den Qur’an und den Talmud und noch so ein paar andere Bücher und wie man dann trotzdem gläubig sein kann, entzieht sich meinem Verständnis - und genau so hab ich das auch geschrieben.
Du magst die „Sprüche“ (welche Sprüche?) peinlich und deplatziert finden, aber das ist dann halt deine Meinung.