Bibel: Tatsachenschilderung vs. Glaubensinhalt

Hallo!

Nicht alle, aber doch sehr viele Christen und insbesondere auch christliche Theologen sind heute der Auffassung, dass die Bibel weniger historische und naturwissenschaftliche Tatsachen schildert als vielmehr Glaubensinhalte transportiert. Ich tue mich mit dem Verständnis dieser Ansicht schwer und bitte um Erläuterung.

Insbesondere wüsste ich gern, ob und ggf. inwiefern die behauptete Metaphorik auch dort gelten soll, wo es doch gerade darum geht, genau dieses Geschehen zu glauben, namentlich bei der Auferstehung Jesu, auch aber bei den von ihm bewirkten Wundern, die ja gerade Zweifel an seiner Eigenschaft als Gottes Sohn und Messias zerstreuen sollen (oder welchen Sinn sonst haben die Wunder?)

Auch den Glaubenswert der Schöpfungsgeschichte über die bloße Auffassung, Gott habe die Welt erschaffen, hinaus würde mich interessieren. Wozu die Einzelheiten, wenn es auf sie nicht ankommt? Wenn es aber auf sie ankommt, und wenn sie kein historisches Geschehen sind, welchen Zweck erfüllen sie dann?

Da ich nicht sehr bibelfest bin, bin ich für weitere Beispiele, die vielleicht anschaulicher sind, offen.

Nebenbei würde mich noch interessieren, wie alt oder auch neu die symbolische Deutung der Bibel eigentlich ist. War es auch vor 1.000 Jahren durchaus weit verbreitet, Adam und Eva nicht als historische Figuren und ihre Geschichte „nur“ als Glaubensinhalt zu verstehen, oder ging man seinerzeit noch selbstverständlich davon aus, dass es sich genau so zugetragen haben muss, wie die Bibel es beschreibt?

Verwandt mit meinen hier gestellten Fragen ist übrigens eine von mir im Brett Geschichte gestellte Frage unter der Überschrift „Geschichtlichkeit von Jesus“.

Dieses Posting hier richtet sich ausdrücklich nicht an jene unter euch, die die Bibel wörtlich nehmen. Um aber gerecht zu sein, und auch euch Fragen zu stellen :wink:, kommt sogleich ein zweites Posting von mir („Widersprüche im Bibelwortlaut“), das sich speziell auch an euch richtet.

Vielen Dank!

Mevius

Hallo,

Erstmal etwas wonach Du vermutlich suchst, nämlich dem Begriff „Biblische Exegese“ http://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_Exegese

Ich persönlich (agnostisch, jedoch mich röm.-kath. Erziehungshintergrund) bin der Auffassung, dass man die Haltung der kirchlichen Institutionen zur Bibel und die Änderungen in Bezug darauf im Verlauf der Geschichte nicht allein an der Bibel oder den heutigen Aussagen von Gläubigen bis zu Würdenträgern festmachen kann/darf.

Die geschichtliche Entwicklung von Gesellschaft (in diesem Zusammenhang interessant: Beginn der Aufklärung), Politik, und mittendrin die Institution der Kirche(n), im Falle der r.k. Kirche lange Zeit machtpolitisch und weniger im Sinne der heutigen Interpretation des Glaubens aktiv.

Fragen wie Deine waren im Wirkungsgebiet der christlichen Kirche lange Zeit nicht möglich. Die kritische Hinterfragung und die nun fehlende weltliche Machtposition dieser Kirche heute sind für diese Institution (geschichtlich gesehen) relativ neu.

Man kann das Thema permanent logisch hinterfragen und die Widersprüche finden, oder im Gegensatz dazu (zumindest teilweise) bedingungslos Glauben und Gott lieben. Ultimativ vereinen lässt sich bedingungsloser Glaube mit logischem Denken nicht.

Grüße
morrighan

Hallo

Gleich mal vorweg, ich bin kein Wissenschaftler, sondern bestenfalls interessierter Laie. Das was ich schreibe, ist die Summe auch verschiedenen Populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen, und zum Teil auch eigenen Überlegungen.

Insgesamt ist die Bibel eine Mischung aus gesammelten Mythen, die aber oft einen (teilweise überraschenden) Wahren Hintergrung haben.
Das geht schon bei Adam und Eva los. (wo auch sonst :smile: )
Auf den ersten Blick ist diese Geschichte Wissenschaftlich gesehen natürlich ein Mythos. Weder die Geschwindigkeit der Erschaffung der Welt, noch alles andere stimmen mit der Wissenschaft überein. Trotzdem beschreibt dieser Mythos ein Ereignis das es gegeben hat. Nicht die Erschaffung der Welt selbst sondern das was kurz danach kam, die Vertreibung aus dem Paradies.
Wenn wir uns die Menschen ansehen die zur Zeit der Entstehung der Geschichte gelebt haben, dann sehen wir kleine Bauern, die gerade eben den Übergang vom Jäger und Sammler zum Bauern geschafft haben. Und wenn wir Adam und Eva im Paradies ansehen, was waren die anderes als Jäger und Sammler? Zugegeben die „Jagd“ im Paradies wurde etwas verschönert, aber Adam und Eva lebten im paradies von dem was sie in der Natur fanden, genau wie Jäger und Sammler Kulturen.
und der Übergang vom Jäger/Sammler zum Bauern muss vielen Menschen wirklich wie eine Vertreibung aus dem Paradies vorgekommen sein. Jäger haben ein recht bequemes Leben. Hat man erstmal eine entsprechend große Beute erlegt, hat man im Grunde frei. Jäger und Sammler haben allgemein mehr Freizeit als Bäuerliche Kulturen. Auf eine Woche kommen für Jäger höchstens 2-3 „Arbeitstage“. Zudem haben Nomadische Jäger und Sammler selten Probleme mit Hungersnöten. Da man den wandernden Tierherden hinterher wandern kann, ist immer passende Beute in der Nähe.
Nachdem die Menschen Bauern geworden waren, hielten sich erstmal lange noch die alten Erzählungen und Erinnerungen an diese „Paradiesische“ Zeit, die im Laufe der Zeit natürlich immer stärker Glorifiziert wurde. Später konnte sich keiner mehr wirklich erinnern, wie das früher war, man kannte nur noch den alten Mythos. Der wurde dann irgendwie an die Bibel angepasst, indem der „Moralische“ Teil dazugekommen ist. Und da man nur noch wusste daß das „Paradies“ sehr lange her war, wurde es eben an die Geschichte der Erschaffung der Welt angehängt. So entstand langsam die Geschichte von Adam und Eva.
Auch andere Bibelstellen kann man so beleuchten. Die Geschichte von Noah und der Arche könnte durch eine Naturkatastrophe entstanden sein. Dabei denke ich persönlich nicht daran, daß der Bosporus durchgebrochen ist, und die damit verbundene Überflutung des Süßwassersees der damals an Stelle des heutigen Schwarzen Meeres den Historischen Kern bildet, dazu stimmt die Geschichte zu wenig mit dem Geschehen überein.
Besser passt meiner Meinung nach ein Vulkanausbruch, der durch die Ausgestoßene Feuchtigkeit zu starken Regenfällen führt, in Verbindung mit einer Flutwelle, ggf ausgelöst durch ein Erdbeben. Eventuell könnte auch ein Meteoriteneinschlag im Meer eine entsprechende Flutwelle auslösen.
Natürlich hätte kein Schiff der damaligen Zeit einen solchen Tsunami überstanden. Noah und die Arche dürften also im Bereich der Legenden anzusiedeln sein. Die Flut an sich, lässt sich erklären, auch wenn diese nicht 40 Tage Lang über den höchstens Gipfeln der Welt gestanden haben kann. Aber ein entsprechender tsunami in Verbindung mit starken Regenfällen und dem durch den Vulkan evtl stark verdunkelten himmel, das kann schon zu Weltuntergangsgedanken führen, und sich ins Kulturelle Gedächtniß der Menschheit einbrennen.

Viele andere Geschichten der Bibel besonders des Alten Testamentes lassen sich auf diese Weise beleuchten. Aber man sollte eben immer das so sehen „Es ist wohl was passiert, aber es hat sich wohl nicht exakt so zugetragen wie es in der Bibel steht“

Das geht schon bei Adam und Eva los. (wo auch sonst :smile: )
Auf den ersten Blick ist diese Geschichte Wissenschaftlich
gesehen natürlich ein Mythos. Weder die Geschwindigkeit der
Erschaffung der Welt, noch alles andere stimmen mit der
Wissenschaft überein. Trotzdem beschreibt dieser Mythos ein
Ereignis das es gegeben hat. Nicht die Erschaffung der Welt
selbst sondern das was kurz danach kam, die Vertreibung aus
dem Paradies.

Mich würde in diesem Zusammenhang aber ja gerade den Glaubensgehalt der Schöpfungsgeschichte selbst interessieren, insbesondere wenn die einzelnen Tatsachen nicht historisch und naturwissenschaftlich nicht richtig sind und aus Sicht der Autoren vielleicht auch nie sein sollten. Was dann bezwecken diese Einzelheiten?

Wenn wir uns die Menschen ansehen die zur Zeit der Entstehung
der Geschichte gelebt haben, dann sehen wir kleine Bauern, die
gerade eben den Übergang vom Jäger und Sammler zum Bauern
geschafft haben. Und wenn wir Adam und Eva im Paradies
ansehen, was waren die anderes als Jäger und Sammler?
Zugegeben die „Jagd“ im Paradies wurde etwas verschönert, aber
Adam und Eva lebten im paradies von dem was sie in der Natur
fanden, genau wie Jäger und Sammler Kulturen.

Diese Deutung bezweifle ich, denn das Leben der Menschen in jener Zeit mag zwar nah an der Natur gewesen sein, damit aber auch alles andere als idyllisch. Das Leben war nicht „paradiesisch“, sondern knallhart.

Viele andere Geschichten der Bibel besonders des Alten
Testamentes lassen sich auf diese Weise beleuchten. Aber man
sollte eben immer das so sehen „Es ist wohl was passiert, aber
es hat sich wohl nicht exakt so zugetragen wie es in der Bibel
steht“

So recht befriedigt bin ich damit aber noch nicht. Meine Frage zielt ja eigentlich eher in eine andere Richtung.

Hallo Mevius!

Na, Du stellst vielleicht Fragen! :smile: Es sind ein bisschen zu viele, um antworten zu können. Sie würden zur Beantwortung eigentlich ein ganzes Theologiestudium benötigen! :smile:

Nicht alle, aber doch sehr viele Christen und insbesondere
auch christliche Theologen sind heute der Auffassung, dass die
Bibel weniger historische und naturwissenschaftliche Tatsachen
schildert als vielmehr Glaubensinhalte transportiert. Ich tue
mich mit dem Verständnis dieser Ansicht schwer und bitte um
Erläuterung.

Die Bibel ist alles zugleich. Sie vermittelt historische Tatsachen, die damalige naturwissenschaftliche Sicht, Mythen, Gedichte, Hymnen usw. Menschen schildern damit ihren Glauben, ihre Glaubenserfahrungen.

Insbesondere wüsste ich gern, ob und ggf. inwiefern die
behauptete Metaphorik auch dort gelten soll, wo es doch gerade
darum geht, genau dieses Geschehen zu glauben, namentlich bei
der Auferstehung Jesu, auch aber bei den von ihm bewirkten
Wundern, die ja gerade Zweifel an seiner Eigenschaft als
Gottes Sohn und Messias zerstreuen sollen (oder welchen Sinn
sonst haben die Wunder?)

Ich weiß nicht, wieviele tausend Bücher es über die Auferstehung Jesu gibt, und Du meinst, dass irgend jemand hier Dir in Kürze darauf antworten kann?

Wenn Du Dich ein wenig über Wunder einlesen möchtest, empfehle ich Dir das zwar alte, aber gut lesbare Werk „Was die Bibel Wunder nennt“ http://www.amazon.de/Wunder-nennt-Sachbuch-Berichten…

Die Bibel verwendet zumeist auch nicht das Wort „Wunder“, sondern „Zeichen“, und das hat auch nichts mit unserem heutigen Verständnis zu tun, dass ein Wunder die Aufhebung der Naturgesetze bedingt. Es handelt sich um ein Zeichen Gottes an die Menschen. Glaubst Du, dass es z.B. für einen Gelähmten, der wieder gehen kann, wichtig ist zu erfahren, dass Jesus eine psychische Blockade aufgehoben hat durch sein Verständnis für den Kranken? (Sicher könnte man andere wissenschaftliche Erklärungen finden) Für ihn ist es ein Wunder, dass er wieder gehen kann, und Jesus hat damit zu tun.

Mein persönliches Glaubensverständnis sagt, dass es Gott nicht notwendig hat, Naturgesetze aufzuheben, sondern ER wirkt seine Wunder m i t den Naturgesetzen. Es ist ja auch so, dass jeder Mensch etwas anderes als Wunder betrachtet, wenn heute von Wundern geredet wird. Was der eine als Wunder bezeichnet, das tut der andere als Zufall ab.

Auch den Glaubenswert der Schöpfungsgeschichte über die bloße
Auffassung, Gott habe die Welt erschaffen, hinaus würde mich
interessieren. Wozu die Einzelheiten, wenn es auf sie nicht
ankommt? Wenn es aber auf sie ankommt, und wenn sie kein
historisches Geschehen sind, welchen Zweck erfüllen sie dann?

Kennst Du den Suppenkaspar? Das ist ein Gedicht in mehreren Strophen mit einem Refrain. Es erzählt nicht von der Tatsache, dass ein Kind nach drei Tagen wegen Verweigerung des Essens von Suppe gestorben ist, sondern will Kindern irgendwie klarmachen, dass Essen lebensnotwendig ist.

Jetzt zum Schöpfungsbericht: Das ist ein Hymnus in sieben Strophen mit einem bzw. zwei Refrains. Geschrieben wurde dieser Hymnus während des Exils in Babylon, wahrscheinlich von einem jüdischen Priester. In Babylon wurden viele Götter in vielen herrlichen Tempeln verehrt, und es gab viele Feste zu Ehren der Götter, deren wichtigster der Sonnengott war. Außerdem ging es den Babyloniern im Vergleich zu den Israeliten gut.

Natürlich stellten sich da viele Israeliten folgende Fragen: Wieso geht es den Babyloniern so gut und uns so schlecht?
Hat das etwas mit den vielen Göttern zu tun?
Warum dürfen wir an den Tempelfesten nicht teilnehmen, sondern müssen uns an den Sabbat halten? Würde es uns nicht vielleicht besser gehen, wenn wir auch an die Götter der Babylonier glauben dürften?

Auf diese Fragen will der Hymnus eine Antwort aus dem Glauben an Gott geben. Es gibt nur einen Gott, der alles erschaffen hat, sogar die Götter der Babylonier (deshalb wird die Sonne im Schöpfungshymnus erst am vierten Tag erschaffen, um den Sonnengott total abzuwerten). Unser Gott ist der mächtigste, und ihm gebührt die alleinige Verehrung, das Halten der Gebote und die Einhaltung des Sabbat.

Der Schöpfungsbericht will in keiner Weise schildern, wie die Welt tatsächlich entstanden ist, sondern drückt aus, dass Gott etwas damit zu tun hat. Der Hymnus ist Lob Gottes.

Nebenbei würde mich noch interessieren, wie alt oder auch neu
die symbolische Deutung der Bibel eigentlich ist. War es auch
vor 1.000 Jahren durchaus weit verbreitet, Adam und Eva nicht
als historische Figuren und ihre Geschichte „nur“ als
Glaubensinhalt zu verstehen, oder ging man seinerzeit noch
selbstverständlich davon aus, dass es sich genau so zugetragen
haben muss, wie die Bibel es beschreibt?

Im großen und ganzen dürfte diese Sicht auf das 18. und 19. Jahrhundert zurückgehen, was aber nicht ausschließt, dass einige Vordenker schon früher gelebt haben. Solche Vordenker hat es sicher gegeben, aber näheres weiß ich dazu nicht.

Zu Deiner zweiten Frage wegen der Widersprüche in der Bibel hat es ja schon viel mehr Antworten gegeben. Deshalb habe ich versucht, Dir hier einige Anregungen zum Weiterforschen zu geben.

Wenn Dich die aktuelle Sicht der Theologie bezüglich Jesus, sein Leben, seine Wunder, seine Verkündigung usw. interessiert, dann lade Dir von http://ktf.univie.ac.at/content/site/nt/service/inde… das Skriptum „Fundamentalexegese NT I“ herunter. Da kannst Du feststellen, was Dich wirklich davon interessiert und Dir dann entsprechende weitere Literatur suchen.

Beste Grüße

Waldi

Ich weiß nicht, wieviele tausend Bücher es über die
Auferstehung Jesu gibt, und Du meinst, dass irgend jemand hier
Dir in Kürze darauf antworten kann?

Ich glaube nicht, ich hoffe, und ich hoffe nicht irgendwas, sondern dass mir jemand die Bereiche „Tatsächliche Schilderung“ und „Reine Glaubenssätze“ beleuchten kann.

Für mich bleibt z.B. unklar, warum in der Schöpfungsgeschichte Einzelheiten stehen, die weder einen mir sich aufdrängenden Glauben auslösen können noch naturwissenschaftlich-historisch wahr sind. Wozu diese Details? Ging man vielleicht - fälschlicherweise - davon aus, all dies habe sich exakt so zugetragen? Es ist ja eine bloße Behauptung, die Autoren der Bibel hätten das gar nicht wörtlich gemeint. Sie könnten es sehr wohl wörtlich gemeint haben und damit, so sehen es evangelikale Christen, Recht haben oder, was z.B. Atheisten würden annehmen, irren.

Ich will mich nicht an Einzelfragen aufhängen, und meine Beispiele sind nur Beispiele. Aber es ist manchmal schwer zu verstehen, wenn gesagt wird, der historische Gehalt sei zweifelhaft, und die Aussage sei eigentlich eine ganz andere. Die Auferstehung Jesu ist hier nur ein Beispiel. Mir ist einfach nicht klar, ob das „nur“ ein Glaubensgehalt sein soll, obwohl die Kreuzigung nie stattgefunden hat (also glauben, was nicht stimmt), oder ob es sich eben hier doch um eine historische Tatsache handeln soll. Aber auch das ist wie gesagt nur ein Beispiel.

Meine Frage wurde angeregt, als ich (mal wieder) gelesen habe, die Bibel beinhalte bekanntlich keine naturwissenschaftlichrn und historischen Wahrheiten, sondern Glaubensinhalte. Ich hoffe, dass man mir die Bedeutung einer solchen Aussage skizzieren kann. Verhält es sich vielleicht so, dass man einmal die historische Tatsachenschilderung in den Vordergrund stellt und ein anderes Mal nur die „Message“ einer Geschichte, die aber fiktiv ist?

Hi.

Glaubst Du, dass es z.B. für einen Gelähmten,
der wieder gehen kann, wichtig ist zu erfahren, dass Jesus
eine psychische Blockade aufgehoben hat durch sein Verständnis
für den Kranken? (Sicher könnte man andere wissenschaftliche
Erklärungen finden) Für ihn ist es ein Wunder, dass er wieder
gehen kann, und Jesus hat damit zu tun.

Also ich kenne manche gelähmten, alle glauben/hoffen auf eine „Wunder“ die mal von Neurohchirurgie, von Implantaten, mal von Regeneration usw. kommen soll. Der Wille gesund zu werden ist stark.
Habe aber noch keinen kennengelernt der hier auf J.C. setzt.

Einen der unter deine „Blockade“ leidete kenne ich auch.
Zwei Jahre Aufenthalt in Weinsberg half ihm. Er konnte Licht nicht ertragen (behauptete er und hockte in einem dunklen Zimmer). Seine Symptomen verstärkten sich je näher die Abi kam. Er ist überzeugt jetzt durch J.C. geheilt zu sein. Er ist jung, körperlich kern gesund, will nicht lernen und arbeiten da Gott für ihm sorgt.

Mein persönliches Glaubensverständnis sagt, dass es Gott nicht
notwendig hat, Naturgesetze aufzuheben, sondern ER wirkt seine
Wunder m i t den Naturgesetzen.

Klar. Dann wozu ihn annähmen? Natur langt.

Es ist ja auch so, dass
jeder Mensch etwas anderes als Wunder betrachtet, wenn heute
von Wundern geredet wird.

Was der eine als Wunder bezeichnet,
das tut der andere als Zufall ab.

Den dritten nicht vergessen. Er untersucht was Zufall ist.

Der Schöpfungsbericht will in keiner Weise schildern, wie die
Welt tatsächlich entstanden ist, sondern drückt aus, dass Gott
etwas damit zu tun hat.

Etwas ist im Busch. Was?

Gruß.

Balázs

Nun wenn du den menschen erzählen willst, daß gott die Welt erschaffen hat, musst Du das schon etwas genauer schildern.
Stell Dir mal vor in der Bibel stünde nur ein Satz: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und dann? Das würde doch keiner Glauben. Da muss man das ganze schon etwas genauer schildern, was er gemacht hat. Wirklich genau ist der Bibeltext ja immer noch nicht. Es steht ja zB Blos daß Gott die Tiere erschaffen hat, wie genau er das gemacht hat, und was dabei passiert ist, steht da nicht.Sogesehen erweckt der Bibeltext nur den Anschein der Genauigkeit, wirklich genau ist er nicht.
Nebenbei ist der Text auch die Rechtfertigung dafür, daß am 7. tage geruht wird. Die Zahl 7 ist in sich schon Mythologisch. In der Natur gibt es nichts, das den 7 Tage Rhytmus vorgibt. Es hätte jede andere zahl sein können. 10 Tage zB oder 5, um die 7 Tage Woche zu begründen, brauchte man einen starken Mythos. Wie den daß selbst Gott am 7. Tage geruht hat. Und von was hat er sich ausgeruht? Eben!
Ob „der Autor“ des Textes das als Tatsachenschilderung angesehen hat, wird man heute nicht mehr beantworten können. Schon allein weil keiner mehr weiß, wer der Autor war. Einen Einzelnen gab es ohnehin bestimmt nicht. Mythologische Texte haben viele Autoren. denn die Texte werden Jahrhundertelang weitererzählt, und dabei immer wieder leicht abgeändert, und angepasst. Aufgeschrieben wurde der Text wohl erst im Babylonischen Exil. Zumindest der Gesamttext, möglicherweise hat es vorher schon Niederschriften gegeben, aber nicht vom Gesamttext, sondern bestenfalls von Teilen davon. Aber als der text im babylonischen Exil aufgeschrieben wurde, war er schon Jahrunderte alt. Durch diese lange Vorgeschichte kann heute keiner mehr sagen, woher der Text stammt, und was der Ator damit sagen wollte. Der Text hat sich einfach lange entwickelt.

Hallo Brainstorm64,

Und wenn wir Adam und Eva im Paradies
ansehen, was waren die anderes als Jäger und Sammler?

Entschuldigung, aber das waren sie nicht. Laut Bibel waren sie Ackerbauern. „Gott pflanzte einen Garten“, den sie bebauen und erhalten sollten. Es war ihnen auch nur erlaubt sich vegetarisch zu ernähren. Also waren sie keine Jäger.

Gruß, Fralang.

Keine symbolische Deutung
Hallo Mevius,

Nebenbei würde mich noch interessieren, wie alt oder auch neu
die symbolische Deutung der Bibel eigentlich ist.

In streng religiösen Kreisen wird die Bibel keineswegs nur symbolisch gedeutet. Auch heute nicht. Ich diskutierte des längeren mit protestantischen Christen, die nach wie vor Die Bibel ausschließlich wörtlich auslegen.

Beispiel: Ich fragte, ob die Reihenfolge der Schöpfungstage nicht eigentlich nur symbolisch nach ihrer Wichtigkeit für das menschliche Leben gereiht seien. Da am 3. Tag die Pflanzen, aber erst am 4. Tag die Sonne erschaffen wurde. Wie könnten also die Früchte auf den Bäumen ohne Sonne reifen? Die Antwort war einhellig: Nein! Bei Gott ist alles möglich, und die Pflanzen würden es doch einen Tag auch ohne Sonne aushalten.

Gruß, Fralang.

Hallo Mevius,

wenn man alle Deine aktuellen Fragen in den Brettern Religionswissenschaft und Geschichte sowie Deine Zwischenbemerkungen dazu ansieht, muss man sagen, dass jeder vernünftig denkende, erwachsene, halbwegs gebildete Mensch in der heutigen Zeit sich natürlich auch zumindest einige dieser Fragen (nicht jeder gebildete Mensch ist bibelfest) früher oder später stellen musste (soweit er sich überwiegend in einer Welt aufhält, in der Bibel/Christentum doch eine erhebliche Rolle zumindest gespielt haben und sich die Frage nach dem Gott des Christentums stellt).

Ich nehme diese Fragen sehr ernst. Ich glaube nicht, dass Du zu den misssionierenden Atheisten dieses Bretts gehörst und selbst wenn, mir drängt sich sowiesoimmer mehr der Verdacht auf, dass ihr Kampf hier doch eher einer - mehr oder weniger unbewussten - Suche nach Gott zuzuschreiben ist - warum sollten Sie sich sonst mit solcher Inbrunst und Ausdauer hier präsentieren? Menschen die nur allzu gedrängt ihr Gesicht an eine Glasscheibe pressen und durchsehen wollen, wirken eben manchmal etwas komisch. Aber das scheint mir bei Dir nicht der Fall zu sein.

Denke zu den Menschen die die Bibel wörtlich auslegen, muss nicht mehr viel gesagt werden - es ist natürlich Unsinn, das zu tun. Ich denke, das hast Du auch längst gemerkt, weil Du ja auch auf ein anderes Problem abstellst:

Ok, wenn die Bibel viel auf Gleichnisse und Symbolik abstellt, wo dann abgrenzen? Was ist Symbolik, was wörtlich zu nehmen?? Auf Grundlage des jeweiligen Standes der Wissenschaft gibt es da natürlich Antworten, die sich aber eben mit dem Fortschritt der Wissenschaft auch verändern.

Beispiel: Heute stellt doch kein vernünftig gebildeter Mensch mehr den Stand der Wissenschaft bei Evolution in Frage. Im alten Testament können wir fürchte ich nicht viel wörtlich nehmen und auch mit den Interpretationen ist es nicht weit her.

Bleibt die viel spannendere Frage nach dem neuen Testament. Du hast ja schon einiges zu Jesus gefragt (auch im Geschichtsbrett). Es wird also immer schwieriger:

Gab es ihn?: vielleicht oder sogar wahrscheinlich- (kein Beweis vorhanden)

Was ist mit seinen Wundern: nicht der Hauch eines Beweises

Ist er Bestandteil des dreifaltigen Gottes?: Kein Beweis

Auferstehung/Himmelfahrt? Kein Beweis

Und all die Widersprüche.

Also wie geht es weiter? Ach ja, heißt ja „Glaube“, also kann es sowieso keine Beweise geben. Aber warum dann DAS glauben und nicht was ganz anderes?

Das ist die ENTSCHEIDENDE Frage!

Vergiss mal die Bibel (für einen Augenblick). Was ist in einer Welt entscheidend, die immer enger (Bevölkerungswachstum) wird? Dass Menschen irgendwie miteinander auskommen. Es gibt mit diesem Wachstum immer mehr Interessenkonflikte. Ok die kann man mit Gesetzten und harten Strafen und Gewalt „regeln“. Also sich nur aus Angst vor den Strafen daran halten (und dort rücksichtslos eigenen Interessen nachgehen, wo man unerkannt agieren kann??)? Oder aus Angst vor einem Gott, der uns dann in einem anderen Leben dafür bestraft (ist das wirklich besser?)?

Ältere Menschen wissen, wie vergänglich dieses bisschen Leben ist. Wir können es hinnehmen, nach kurzer Zeit, die nicht mehr als ein Wimpernschlag in diesem Universum bedeutet, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden oder an eine besser Welt glauben (wollen), die uns eine Chance auf ein angenehmes Bestehenbleiben (in
welcher Form auch immer) ermöglicht.

Ich möchte nicht, dass in diesem irdischen Leben Rücksicht nur aus Angst vor Strafe (von wem auch immer) geübt wird und nicht an die Hoffungslosigkeit unseres Seins glauben. Was also tun?

Einige Menschen erkennen die Botschaft, wir können den anderen „Mitmenschen“ versuchen so zu behandeln, wie uns selbst. Nicht besser und nicht schlechter. Zugegebener Maßen, ein hoher Anspruch, aber man kann ja versuchen, diesen hohen Anspruch mit Respekt umzusetzen - aus FREIEM WILLEN. Und dann kommt man zum zweiten Gebot des NT.

Ich sage, auch wenn Jesus nicht Gott sein sollte, ja selbst wenn es ihn noch nicht mal gegeben haben sollte, ist dieser Leitsatz des zweiten Gebotes so revolutionär schön, dass es sich lohnt, ihn in diesem Leben zu leben und - wer weiß - vielleicht sogar im nächsten Leben ein „Gott“ das nicht schlecht finden wird, da ein wahres Paradies doch wohl auf Harmonie und Rücksicht basieren müsste - wäre es sonst ein „Paradies“?? Und selbst wenn es weder Gott noch Paradies geben sollte, wäre das für dieses Leben nicht das Schlechteste. Aber zugegeben: Ohne Hoffnung könnte auch die versteckte Rücksichtslosigkeit ein gutes Mittel sein, bis zum Ende dieses kurzen Lebens das Beste auf Kosten anderer daraus zu machen (also doch nur GUT sein aus Angst vor Gott?).

Vielleicht wollte ein Gott, dass diese Nachricht des menschlichen Umgangs als Hauptbotschaft doch irgendwie unter die Menschheit kommt. Daher gibt es eine Bibel, mit viel veralteten Geschichten aber mit EINER Botschaft, die herausstrahlt und die wir als Menschen mit Gefühl und Verstand aufnehmen wollen.

Aber, auch das sei abschließend gesagt: Auch dann gibt es Widersprüche, die sich nicht leicht auflösen lassen?

Wie soll ein Weiterleben funtkionieren? Was macht uns als Wesen aus, wenn Verstand/Geist im Alter zerstört sind?

Wie kann man bei Einflüssen von Vererbung, Erziehung, Kultur, Wissen/Bildung objektiv „richtiges Verhalten“ messen? Und warum wird dann diese EINE Botschaft nur einem Teil der Bevölkerung zugänglich gemacht.

Menschen sind von Natur aus Egoisten. Unsere Hormone steuern unsere Rücksichtslosigkeit. Gott hat uns so geschaffen. Warum erwartet er von uns gegen diese Natur zu wirken? (Klar wir haben auch Barmherzigkeit und Mitleid und Liebe in uns, aber diese Widersprüche sind schwer aufzulösen).

Gott zeigt sich nicht. Warum? Warum macht er uns die Erkenntnis so schwer?

Gibt es freien Willen? Wie hat Gott alles geschaffen und weiß alles, Vergangenheit, Gegenwart UND Zukunft, wenn er dann den Verlauf des „freien Willens“ abwartet und schlimmes Leid Unschuldiger zulässt?

Die Liste könnte endlos verlängert werden… (Aber es gibt auch auf dem heutigen Stand der Wissenschaft auch so viele „Merkwürdigkeiten“ im Universum, so viele unmöglichen Zufälle…nicht zuletzt auch auf dieser Erde - die viele Wissenschaftler bisher nicht anders als mit einer höheren Macht - oder eben gar nicht - erklären können)

Also: Höre auf DEIN Gefühl und auf DEINEN Verstand, was Du willst und welche Philosophie und/oder Religion das Dir gibt. Ich glaube, es gibt dann einen Weg zum Christentum - trotz alter und vieler neuer Widersprüche und ungeklärter Fragen und dieser Weg hat nichts mit dem Wahrheitsgehalt der dort geschilderten Gesichten, wohl aber sehr viel mit dem Wahrheitsgehalt der HAUPTAUSSAGEN insbesondere des neuen Testaments zu tun. Und jawohl, ich nenne es Christentum, unabhängig davon, ob es Jesus gab und welche Rolle er einnimmt, denn (und jetzt wiederhole ich mich werden aufmerksame Leser dieses Bretts sagen):

Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, aber wenn es einen Gott gibt, dann muss er mindestens so gut sein, wie Jesus (in einer erfundenen oder auch wahren Geschichte) gewesen ist, sonst müsste man ihn bekämpfen.

Höre auf Dein Gefühl und Deinen Verstand und dann liest sich die Bibel (insbesondere die Geschichte von Jesus) unbeschwert von den Fragen zur Authentiziät neu, denn die eine BOTSCHAFT der Nächstenliebe ist authentisch.

Schöne Grüße

ikarusfly

Lange Antwort, sehr grundsätzlich
Meine Antwort ist nun arg lang geraten, sie enthält dafür aber auch eine ganze Menge und gibt Einblicke in meine grundsätzlichen Ansichten.

Zwischenbemerkungen dazu ansieht, muss man sagen, dass jeder
vernünftig denkende, erwachsene, halbwegs gebildete Mensch in
der heutigen Zeit sich natürlich auch zumindest einige dieser
Fragen (nicht jeder gebildete Mensch ist bibelfest) früher
oder später stellen musste (soweit er sich überwiegend in
einer Welt aufhält, in der Bibel/Christentum doch eine
erhebliche Rolle zumindest gespielt haben und sich die Frage
nach dem Gott des Christentums stellt).

Ob er (der halbwegs gebildete Mensch) das müsste, stehe dahin; dass er es in der Regel tut, glaube ich nicht. Allerdings geht es mir hier ganz ausdrücklich nicht darum, eigene Überzeugungen zu transportieren. Meine Fragen sind weder rhetorisch gemeint noch sollen sie zum Nachdenken anregen oder eine Diskussion anstoßen. Sie verfolgen den ganz klassischen Zweck, Antworten zu erhalten.

Ich glaube nicht, dass Du
zu den misssionierenden Atheisten dieses Bretts gehörst

Da liegst du goldrichtig. Ich bin kein Atheist sondern verstehe mich selbst als Agnostiker. Auch als Atheist würde ich allerdings nicht missionieren wollen. Atheistische Missionierung ergibt für mich wenig Sinn. Wenn jemand etwas glaubt und insbesondere auch glauben möchte, weiß ich zunächst einmal keinen Grund, ihn davon abzubringen. Grenzen sehe ich erst dort, wo der Glaube schädlich wird: für sich selbst (z.B. keine Bluttransfusion) oder für andere (z.B. sog. „heilige“ Kriege).

mir drängt sich sowiesoimmer mehr der Verdacht
auf, dass ihr Kampf hier doch eher einer - mehr oder weniger
unbewussten - Suche nach Gott zuzuschreiben ist - warum
sollten Sie sich sonst mit solcher Inbrunst und Ausdauer hier
präsentieren?

Das kann ich dir leider auch nicht sagen, allerdings finde ich deinen Gedanken, dies sei eine unbewusste Suche nach Gott, auch wenig überzeugend. Wenn ich für etwas keinen Grund weiß, heißt das nicht, dass ich einen mir nicht plausibel erscheinenden Grund nach dem Motto „Besser als gar nichts“ akzeptiere.

Die berühmte atheistische Buskampagne und andere Aktivitäten der missionierenden Atheisten haben allerdings schon einen nachvollziehbaren Hintergrund. Ich glaube, Schmidt-Salomon war es, der das einmal recht gut erläutert hat. Er stellt eine zunehmende Religiosität und vor allem auch eine Zunahme an damit einhergehenden Konflikten fest. Ob nun zu Recht oder nicht: Er zieht den aus seiner Sicht ja folgerichtigen Schluss, dass dagegen etwas unternommen werden muss. Dass er etwas dagegen hat, wenn jemand privat für sich seinen Glauben auslebt oder es auch in Gruppen tut, das glaube ich absolut nicht. Solche Äußerungen sind mir jedenfalls nicht bekannt.

Auch bei sehr energischen Atheisten wie Dawkins glaube ich übrigens an eine solche Motivlage und vor allem auch an einen guten Willen. Den guten Willen wiederum unterstelle ich sowieso fast jedem, auch und gerade einem religiösen Fanatiker. Man kann natürlich sagen, Osama bin Laden sei nichts weiter als ein grausamer Mörder gewesen. Ich denke aber, dass er nach bestem Wissen und Gewissen davon ausging, (seinem) Gott zu dienen. Auch Leute wie George W. Bush und, wenn ich nicht irre, sogar Adolf Hitler glaubten an so etwas wie einen göttlichen Auftrag. Ich bin nicht Gott, aber wenn ich Gott wäre, würde ich mir sagen: Na, der bin Laden hat’s zwar falsch gemacht, aber er war aufrichtig bemüht, es mir recht zu machen.

Denke zu den Menschen die die Bibel wörtlich auslegen, muss
nicht mehr viel gesagt werden - es ist natürlich Unsinn, das
zu tun.

Das ist für mich keineswegs natürlich, und ich will dir auch sagen, warum. Hier bei wer-weiss-was.de hat vor einigen Monaten eine Frau (ich meine jedenfalls, dass es eine Frau war) gefragt, wie sie ihren Eltern beibringen könne, dass die Schöpfungsgeschichte nicht wörtlich zu verstehen sei. Im Wesentlichen erinnere ich zwei Antwortkategorieren: Die einen meinten, dass sie sehr wohl wörtlich zu verstehen sei. Die anderen meinten, dass es doch jedenfalls völlig überflüssig sei, die Eltern von ihrem Glauben abzubringen (was ich übrigens auch so sehe).

Ich aber hatte noch einen ganz anderen Gedanken, den ich hier nicht öffentlich gemacht habe. Frage: Wieso glaubt die Frau überhaupt, dass der Schöpfungsbericht nicht wörtlich gemeint ist? Antwort: Doch wohl deswegen, weil sie dies für naturwissenschaftlich widerlegt hält. Dabei wird aber wie selbstverständlich vorausgesetzt, dass, wenn der biblische Wortlaut widerlegt ist, der Text auch nicht wörtlich gemeint ist, was aber nur dann zwingend ist, wenn die Bibel wirklich „wahr“ ist. Schon der bloße Gedanke, dass die (angenommene) Widerlegung bedeutet, dass an der Bibel nichts dran ist, kommt gar nicht vor. Es scheint wie ein Denkverbot zu sein. Für mich gibt es jedenfalls mehr Alternativen:

  • Der Schöpfungsbericht ist wörtlich gemeint und trotzdem falsch, was auf mangelnde göttliche Inspiration des Autors hindeutet.

  • Der Schöpfungsbericht ist nicht wörtlich gemeint und trifft im Wortlaut auch nicht zu. Dies lässt dann für sich keinen Rückschluss auf eine göttliche Inspiration zu, weder in die eine noch in die andere Richtung.

  • Der Schöpfungsbericht ist wörtlich gemeint und trifft auch wörtlich zu. Das wiederum würde zwingend Gottes Existenz bedeuten.

Letztere Variante glaube ich nun zwar ganz und gar nicht, allerdings bin ich mir auch nicht ganz sicher. Ich hänge philosophisch irgendwo zwischen kritischem Rationalismus nach Popper und Skeptizismus fest. Was weiß denn ich, wie die Welt nun wirklich entstanden ist! Für mich steht vor allem eines fest, nämlich dass die Menschheit sich schon in vielen, vielen, vielen Dingen geirrt hat, von denen sie überzeugt war. Auch Naturwissenschaften sind davor nicht sicher. Nichts galt als besser bewiesen als Newtons Physik - bis Einstein kam. Natürlich kann man sagen, dass Newton mit Einstein vereinbar ist, weil ja Einstein „nur“ sagt, dass Newtons Physik nicht überall Gültigkeit hat. Ich denke aber, dass der Gedanke, dass diese Physik immer und überall stimmt, eben das ist, was man vorausgesetzt hat. Und eben das hat sich nicht bewahrheitet.

Ok, wenn die Bibel viel auf Gleichnisse und Symbolik abstellt,
wo dann abgrenzen? Was ist Symbolik, was wörtlich zu nehmen??

Das sind zwar wichtige Fragen, aber nicht ganz die, die ich hier in den letzten Tagen gestellt habe. (Nur am Rande bemerkt.)

Auf Grundlage des jeweiligen Standes der Wissenschaft gibt es
da natürlich Antworten, die sich aber eben mit dem Fortschritt
der Wissenschaft auch verändern.

Ich finde es ganz erstaunlich, dass du das so selbstverständlich zu finden scheinst. Das Problem, dass ich übrigens auch mit der historisch-kritischen Exegese habe, ist gerade dies: Wenn die Bibel Gottes zeitloses Wort ist, dann kann Gott doch nicht gewollt haben, dass man je nach aktuellem Forschungsstand etwas anderes darunter versteht. Mal abgesehen davon, dass es mich schon wundert, dass man überhaupt eine Wissenschaft braucht, um eine göttliche Offenbarung zu verstehen, will mir nicht einleuchten, wieso Gottes Wort, das zeitlos ist, zumindest heute sich nicht mehr von selbst versteht, sondern einer wissenschaftlichen Untersuchung bedarf und übrigens auch fundierte Kenntnisse in Religion und Weltanschauung im Nahen Osten von vor 2.000 Jahren voraussetzt, die ich selbst den Theologen nur bedingt zutraue.

Hierzu noch ein kleines Beispiel: Günther Jauch (katholisch) hat einmal gesagt, als Kind habe er nach der Beichte immer den guten Gedanken gehabt, dass, wenn er nun plötzlich verstürbe, er ohne Umweg über das Fegefeuer in den Himmel komme. Einige Jahrzehnte nach dem Ende von Jauchs Kindheit erklärte die katholische Kirche die Idee eines Purgatoriums für überholt. Fast 2.000 Jahre schien es das ganz selbstverständlich zu geben, und nun plötzlich Kommando zurück, egal ob auf Grund einer anderen Auslegung oder auf Grund neuer „Erkenntnisse“. Wie kann das richtig sein?

Auch finde ich den Gedanken sonderbar, dass Gott, wenn er denn existiert, ein solches Geheimnis aus sich macht. Mir ist schon klar, dass die christliche Theologie hierauf eine Antwort hat, nämlich: Die Sünde stört das Erkennen von Gott. Nun gibt es aber ja sehr viele Menschen, die christlich an Gott glauben, und nicht einmal die scheinen wirklich irgendwas zu wissen, denn sie widersprechen sich gegenseitig ohne Unterlass.

Beispiel: Heute stellt doch kein vernünftig gebildeter Mensch
mehr den Stand der Wissenschaft bei Evolution in Frage.

Der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung und der Vernunft lässt aber auch Gottes Existenz sehr zweifelhaft erscheinen. Ich kenne kaum vernünftige sondern vor allem pseudovernünftige Argumente für Gottes Existenz. Der Haken an der Sache ist, dass Vernunft ja nicht unbedingt „richtig“ sein muss. Viele christliche Theologen gehen doch gerade davon aus, dass Gott - ich will nicht sagen: irrational, darum sage ich - arational zu erfassen ist. (Selbst „irrational“ ist aber nicht zwingend dasselbe wie „falsch“; Irrationalismus ist ja durchaus eine philosophische Richtung. Rationalismus ist im Übrigen nicht beweisbar, sondern kann, wie Popper anmerkt, selbst nur geglaubt werden.)

Im
alten Testament können wir fürchte ich nicht viel wörtlich
nehmen und auch mit den Interpretationen ist es nicht weit
her.

Du meinst, man könne das nicht wörtlich nehmen. Das heißt aber nicht, dass die Autoren es nicht wörtlich gemeint haben. Und das wiederum sagt noch nichts darüber aus, ob, wenn es wörtlich gemeint war, es zutrifft oder nicht.

Zu Jesus:

Gab es ihn?
vielleicht oder sogar wahrscheinlich- (kein
Beweis vorhanden)

An der historischen Gestalt Jesu hatte ich eigentlich nie ernsthafte Zweifel. Ob seine Existenz bewiesen ist, hängt wohl davon ab, wann man etwas als bewiesen erachtet. Die historische Existenz ist für mich jedenfalls die mit Abstand einleuchtendste Erklärung dafür, dass um die Figur Jesus überhaupt eine Religion entstehen konnte. Der Gedanke liegt viel näher als der, dass man Jesus quasi erfunden hat.

Was ist mit seinen Wundern: nicht der Hauch eines Beweises

Spannend, dass du das sagst. Eine mir spontan nicht greifbare Bibelstelle besagt doch, dass die Wunder gerade dazu dienen, die Menschen von Jesus als Christus (nicht als bloßer Mensch) zu überzeugen. Sie sollen nach meinem Verständnis Beweis erbringen.

Ist er Bestandteil des dreifaltigen Gottes?: Kein Beweis

Hier halte ich es ein wenig wie Elizabeth Tudor. Mir ist nie klar geworden, wie man um solche Fragen so viel erbitterten Streit führen kann. Aber wahrscheinlich liegt das daran, dass ich in dem Thema nicht genügend drin stecke.

Auferstehung/Himmelfahrt? Kein Beweis

Wieder sehr spannend. Kürzlich las ich von einem deutschen Biologie-Professor, der seinen Glauben gerade darauf stützte, dass die Auferstehung bezeugt sei. In meiner Fachsprache (ich bin Jurist) bedeutet das letztlich nichts anderes als: Der Zeugenbeweis führt zur Überzeugung.

Und all die Widersprüche.

Mit ihnen tue ich mich besonders schwer. Allerdings ist es für mich oft schwer zu erkennen, wo nun ein Widerspruch liegt und wo ich nur einen sehe, der aber eigentlich nicht besteht.

Also wie geht es weiter? Ach ja, heißt ja „Glaube“, also kann
es sowieso keine Beweise geben.

So könnte man meinen, ja. Gleichwohl gibt es viele Christen, die ihren Glauben als bewiesen erachten.

Aber warum dann DAS glauben
und nicht was ganz anderes?

Das ist die ENTSCHEIDENDE Frage!

Genau, und die Antwort für mich ist leider, dass ich das glauben will, was auch wirklich stimmt. Abgesehen davon kann ich mir meinen Glauben auch nicht aussuchen, ihn nicht per Willensbeschluss festlegen. Ich habe mal gelesen, dass jemand geschrieben hat: „Ich glaube an Gott, weil es mir einfach guttut.“ Das ist mir völlig fremd. Ich kann mir nicht bewusst aussuchen, was ich jetzt mal glaube und mithin, das ist m.E. der Mindestgehalt von Glauben, für wahr erachte.

Anderes Beispiel, auch real: „Möchtest du lieber in einer Welt mit oder ohne Gott leben?“ Auch diese Art zu denken ist mir völlig fremd. Die Frage war seinerzeit nicht an mich gerichtet, aber die Antwort, die ein Dritter gab, hätte von mir sein können, nämlich in etwa: Dass ich etwas gern hätte, bedeutet nicht im Mindesten, dass es auch so ist. Ich würde lieber in einer Welt leben, in der es keinen Hunger und keinen Krieg gibt. Dass ich es lieber würde, heißt aber ganz offensichtlich nicht, dass es sich auch so verhält.

Ältere Menschen wissen, wie vergänglich dieses bisschen Leben
ist. Wir können es hinnehmen, nach kurzer Zeit, die nicht mehr
als ein Wimpernschlag in diesem Universum bedeutet, in der
Bedeutungslosigkeit zu verschwinden oder an eine besser Welt
glauben (wollen), die uns eine Chance auf ein angenehmes
Bestehenbleiben (in
welcher Form auch immer) ermöglicht.

Eben nicht! Du kannst das vielleicht, aber ich nicht! Ich kann gerade nicht entscheiden, dass ich etwas glaube, weil ich es gern so hätte.

Abgesehen davon bedeutet der christliche Glaube ja nun gerade nicht, dass es für jeden die Aussicht auf ein „angenehmes Bestehenbleiben“ gibt. Sieht man davon ab, dass einige wenige Theologen die Allversöhnungslehre vertreten, und dass manche Christen ernsthaft an der ewigen Verdammnis zweifeln, die gerade im Mittelpunkt der christlichen Religion steht, abgesehen davon also ist dein Gedanke zwar sympathisch, aber ja nicht treffend. Jesus sagt in der Bergpredigt sogar, dass selbst der Gerechte kaum eine Chance auf den Himmel hat. Mir ist schon klar, dass viele Christen das ignorieren. Das fällt dann für mich aber in die Kategorie „Wir basteln uns eine Religion, die uns gefällt.“ Überspitzt gesagt (und geklaut): Fragte Luther noch, wie er einen gnädigen Gott findet, fragen viele sich heute, wie sie einen Gott finden, der zu ihnen passt. Auch dieses Denken ist mir völlig fremd. Ich würde im Leben nicht auf die Idee kommen zu sagen, dass Gott mir dienen, sich mir anpassen muss. Die Hierarchie ist ja nun wirklich ganz anders. Darum verstehe ich auch vielfach die Kritik am Papst nicht, wenn es etwa um Homosexualität geht. Wenn der Papst glaubt, dass Gott die homosexuelle Praktik für eine Sünde hält, dann wird er hier womöglich irren; aus seiner Perspektive gibt es aber doch gar keine andere Möglichkeit, als seine Überzeugung zu vertreten. Er kann doch nicht sagen: Ich glaube zwar, Gott will das nicht, aber wir halten uns jetzt einfach mal nicht an Gottes Wort.

Ich möchte nicht, dass in diesem irdischen Leben Rücksicht nur
aus Angst vor Strafe (von wem auch immer) geübt wird und nicht
an die Hoffungslosigkeit unseres Seins glauben.

Auch ich möchte beides nicht. Aber das kann ich für mich auch in Anspruch nehmen: Dass ich nämlich, als für mich noch ganz selbstverständlich war, dass es keine ewige Verdammnis gibt, gleichwohl der Auffassung war, man müsse sein Tun vor Gott verantworten. Nicht aus Angst vor Strafe, sondern weil es sich von selbst versteht. Weil man doch wohl Gott respektieren muss. Darum auch nicht im Zusammenhang mit der Vorstellung eines Jüngsten Gerichtes, sondern jeden Tag aufs Neue, solange aber auch nur solange man lebt.

Was nun die Hoffnungslosigkeit unseres Seins angeht, so weiß ich zwar nicht, was du damit meinst. Es sieht für mich aber so aus, als hier wieder das passiert, was ich für falsch halte: Ich passe, was ich glaube, dem an, was ich möchte. Ich ganz persönlich möchte z.B., dass niemand, wirklich absolut niemand, jemals in ewige Verdammnis gerät. Es gibt Leute, die anderen so etwas wünschen, aber auch das ist wieder völlig fremd für mich. Nun kann ich aber daraus, dass ich es niemandem wünsche, nicht folgern, dass es auch nicht passiert. Ich will es nicht, aber es passieren viele Dinge, die ich nicht will.

Einige Menschen erkennen die Botschaft, wir können den anderen
„Mitmenschen“ versuchen so zu behandeln, wie uns selbst. Nicht
besser und nicht schlechter. Zugegebener Maßen, ein hoher
Anspruch, aber man kann ja versuchen, diesen hohen Anspruch
mit Respekt umzusetzen - aus FREIEM WILLEN. Und dann kommt man
zum zweiten Gebot des NT.

Die Frage des freien Willens halte ich übrigens für ungeklärt. Sie ist bekanntlich theologisch, philosophisch und naturwissenschaftlich umstritten.

Ich sage, auch wenn Jesus nicht Gott sein sollte, ja selbst
wenn es ihn noch nicht mal gegeben haben sollte, ist dieser
Leitsatz des zweiten Gebotes so revolutionär schön, dass es
sich lohnt, ihn in diesem Leben zu leben und - wer weiß -
vielleicht sogar im nächsten Leben ein „Gott“ das nicht
schlecht finden wird, da ein wahres Paradies doch wohl auf
Harmonie und Rücksicht basieren müsste - wäre es sonst ein
„Paradies“?? Und selbst wenn es weder Gott noch Paradies geben
sollte, wäre das für dieses Leben nicht das Schlechteste. Aber
zugegeben: Ohne Hoffnung könnte auch die versteckte
Rücksichtslosigkeit ein gutes Mittel sein, bis zum Ende dieses
kurzen Lebens das Beste auf Kosten anderer daraus zu machen
(also doch nur GUT sein aus Angst vor Gott?).

Ich stimme dir uneingeschränkt zu. Bitte versteh mich nicht falsch: Ich halte mich nicht für „gut“. Ich begreife mich vielmehr als sündig und zwar nicht so sehr, weil ich an eine Erbsünde glaube, als vielmehr, weil ich mich nicht immer richtig verhalten habe und nicht immer richtig verhalte. Aber: Das Gebot der Nächstenliebe ist für mich schon lange ein Ideal, an dem man sich orientieren möchte. Ganz ohne Hoffnung auf Belohnung, ganz ohne Angst vor Strafe. Es ist für mich ein absolut richtiger Selbstzweck.

Leider ist das nun wieder nicht unbedingt christliche Theologie. Luther sagt, dass „gute Werke“ (ohne Glauben) letztlich wertlos seien, und er steht damit nicht allein. Ich sehe das insofern anders, als ich guten Werken einen eigenen Wert beimesse. Für die Frage des Glaubens muss ich aber konstatieren, dass ich nicht behaupten kann, gute Werke hätten irgendwas mit dem Seelenheil zu tun. Die christliche Theologie lehrt weitgehend das Gegenteil.

Vor allem aber hilft mir der Glaube an die ethische Überzeugungskraft des Gebotes der Nächstenliebe und einiger anderer Dinge, die Jesus proklamiert, bei der Erkenntnis nicht weiter. Und um Erkenntnis geht es mir hier. Ethische Maßstäbe sind ein Thema für sich, das ich hier nicht angesprochen habe.

Vielleicht wollte ein Gott, dass diese Nachricht des
menschlichen Umgangs als Hauptbotschaft doch irgendwie unter
die Menschheit kommt. Daher gibt es eine Bibel, mit viel
veralteten Geschichten aber mit EINER Botschaft, die
herausstrahlt und die wir als Menschen mit Gefühl und Verstand
aufnehmen wollen.

Auch hier habe ich leider einen Einwand. Das durchweg positive Bild von Gott und Jesus, das auch ich einmal hatte, ist differenzierter geworden. Es geht mir nicht darum zu sagen, die beiden seien nicht gut. Die sog. frohe Botschaft ist aber nur bedingt froh. Sie setzt zunächst einmal voraus, dass man von etwas Schlechtem ausgeht, nämlich: Die Menschheit war/ist verloren. Erst dann wird aus Jesus Botschaft eine frohe Botschaft, nämlich: Gott hat die verlorene Welt errettet. Vor allem aber, und das ist noch wichtiger, gilt diese Errettung nach Ansicht fast aller christlicher Theologen gerade nicht für jeden. Für jemanden, der nicht errettet wird, sehe ich wenig, worüber er „froh“ sein kann.

Also: Höre auf DEIN Gefühl und auf DEINEN Verstand, was Du
willst und welche Philosophie und/oder Religion das Dir gibt.

Darauf kann ich leider nur erwidern, dass mein Gefühl und mein Verstand mir gar keine Antworten mehr geben. Ich bin, wie ich eingangs erwähnte, Agnostiker, aber ich bin es nicht gern. Manche Theisten und Atheisten werfen Agnostikern ja vor, es sich bequem zu machen. Ich kann rein gar nichts Bequemes daran finden.

Ich glaube, es gibt dann einen Weg zum Christentum - trotz
alter und vieler neuer Widersprüche und ungeklärter Fragen und
dieser Weg hat nichts mit dem Wahrheitsgehalt der dort
geschilderten Gesichten, wohl aber sehr viel mit dem
Wahrheitsgehalt der HAUPTAUSSAGEN insbesondere des neuen
Testaments zu tun.

Als zentrale Aussage sehe ich eigentlich, dass, wie Jesus ja sagt, selbst der Gerechte schlechte Karten hat.

Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, aber wenn es einen Gott gibt,
dann muss er mindestens so gut sein, wie Jesus (in einer
erfundenen oder auch wahren Geschichte) gewesen ist, sonst
müsste man ihn bekämpfen.

Oho, na, das weiß ich nicht. Ich wundere mich, wenn ich Atheisten höre, wie sie die Existenz Gottes nicht nur leugnen, sondern gleichzeitig auch noch erklären, man müsse gegen diesen Gott sein oder sogar kämpfen, wenn es ihn denn gäbe. Das entspricht nicht meinem Verständnis der Hierarchie. Ich muss aber gestehen, dass ich mich neuerdings frage, was eigentlich wäre, wenn meine moralischen Überzeugungen mit Gottes Befehlen kollidieren würden. Wenn Gott mir befehlen würde, einen anderen Menschen grausam zu foltern, was dann? Früher hätte ich diesen Konflikt für unmöglich gehalten, weil Gott so etwas eben nicht tun würde. Aber das Gedankenspiel ist trotzdem beängstigend.

In der Bibel gibt es übrigens mindestens eine Geschichte, in der tatsächlich jemand mit Gott über moralische Ansprüche verhandeln. Es ist niemand Geringeres als Abraham in der Geschichte um Sodom und Gomorra.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit :smile:

Mevius

Es war ihnen auch nur erlaubt sich
vegetarisch zu ernähren. Also waren sie keine Jäger.

Ja, wirklich? Das wusste ich gar nicht. Die katholische Bischofskonferenz hat mal gesagt, man dürfe Tiere essen, weil sie keine Seele hätten. (Komische Logik.) Aber zu paradiesischen Zeiten war Vegetarismus vorgeschrieben? Das würde mir gefallen - ich bin ja Vegetarier und zwar aus ethischen Gründen.

Nun, das ist schwer zu beantworten.
Es steht nirgends drin, daß Fleisch definitiv verboten wäre. In den späteren Geboten bei Mose werden ja nur bestimmte Fleischsorten verboten, die wohl bis dahin durchaus üblich waren.
Allerdings ist in der Genesis im Bericht über das Paradies tatsächlich nur von Pflanzen die Rede die gegessen werden dürfen.
Es wird also gesagt: Ihr dürft alle Pflanzen Essen, das war es. Tiere werden nicht erwähnt, weder als Erlaubt, noch als verboten. Ob man das nun als Pflicht zur Vegetarischen Lebensweise ansieht, ist schwer zu sagen. Die Juden haben das wohl nicht so gesehen. :smile:

OK Mervius,

ich fürchte, das wird natürlich immer länger, aber zunächst möchte ich noch mit Zitaten reagieren, wenn danach noch Dein Interesse besteht, werde ich nur noch Auszugsweise bei neuen Antworten reinkopieren.

Zwischenbemerkungen dazu ansieht, muss man sagen, dass jeder
vernünftig denkende, erwachsene, halbwegs gebildete Mensch in
der heutigen Zeit sich natürlich auch zumindest einige dieser
Fragen (nicht jeder gebildete Mensch ist bibelfest) früher
oder später stellen musste (soweit er sich überwiegend in
einer Welt aufhält, in der Bibel/Christentum doch eine
erhebliche Rolle zumindest gespielt haben und sich die Frage
nach dem Gott des Christentums stellt).

Ob er (der halbwegs gebildete Mensch) das müsste, stehe dahin;
dass er es in der Regel tut, glaube ich nicht. Allerdings geht
es mir hier ganz ausdrücklich nicht darum, eigene
Überzeugungen zu transportieren. Meine Fragen sind weder
rhetorisch gemeint noch sollen sie zum Nachdenken anregen oder
eine Diskussion anstoßen. Sie verfolgen den ganz klassischen
Zweck, Antworten zu erhalten.

Bitte den ganzen Text, den ich hierzu angeführt habe, sehen. Menschen, die sich in unserem Kulturkreis mit dem christlichen Glauben befassen, kommen an den wesentlichen von Dir gestellten Fragen nicht vorbei (auch wenn sie nicht in den Details der Bibel nach Widersprüchen suchen). Es geht darum, ob es Jesus wirklich gab, seine „Rolle“ und was man nun wörtlich/als wahr ansehen kann und was wie zu deuten ist. Jeder, der sich mit dem christlichen Glauben ernsthaft befasst, stellt(e) sich früher oder später diese Fragen.

Ich glaube nicht, dass Du
zu den misssionierenden Atheisten dieses Bretts gehörst

Da liegst du goldrichtig. Ich bin kein Atheist sondern
verstehe mich selbst als Agnostiker. Auch als Atheist würde
ich allerdings nicht missionieren wollen. Atheistische
Missionierung ergibt für mich wenig Sinn. Wenn jemand etwas
glaubt und insbesondere auch glauben möchte, weiß ich zunächst
einmal keinen Grund, ihn davon abzubringen. Grenzen sehe ich
erst dort, wo der Glaube schädlich wird: für sich selbst (z.B.
keine Bluttransfusion) oder für andere (z.B. sog. „heilige“
Kriege).

mir drängt sich sowiesoimmer mehr der Verdacht
auf, dass ihr Kampf hier doch eher einer - mehr oder weniger
unbewussten - Suche nach Gott zuzuschreiben ist - warum
sollten Sie sich sonst mit solcher Inbrunst und Ausdauer hier
präsentieren?

Das kann ich dir leider auch nicht sagen, allerdings finde ich
deinen Gedanken, dies sei eine unbewusste Suche nach Gott,
auch wenig überzeugend. Wenn ich für etwas keinen Grund weiß,
heißt das nicht, dass ich einen mir nicht plausibel
erscheinenden Grund nach dem Motto „Besser als gar nichts“
akzeptiere.

Die berühmte atheistische Buskampagne und andere Aktivitäten
der missionierenden Atheisten haben allerdings schon einen
nachvollziehbaren Hintergrund. Ich glaube, Schmidt-Salomon war
es, der das einmal recht gut erläutert hat. Er stellt eine
zunehmende Religiosität und vor allem auch eine Zunahme an
damit einhergehenden Konflikten fest. Ob nun zu Recht oder
nicht: Er zieht den aus seiner Sicht ja folgerichtigen
Schluss, dass dagegen etwas unternommen werden muss. Dass er
etwas dagegen hat, wenn jemand privat für sich seinen Glauben
auslebt oder es auch in Gruppen tut, das glaube ich absolut
nicht. Solche Äußerungen sind mir jedenfalls nicht bekannt.

Auch bei sehr energischen Atheisten wie Dawkins glaube ich
übrigens an eine solche Motivlage und vor allem auch an einen
guten Willen. Den guten Willen wiederum unterstelle ich
sowieso fast jedem, auch und gerade einem religiösen
Fanatiker. Man kann natürlich sagen, Osama bin Laden sei
nichts weiter als ein grausamer Mörder gewesen. Ich denke
aber, dass er nach bestem Wissen und Gewissen davon ausging,
(seinem) Gott zu dienen. Auch Leute wie George W. Bush und,
wenn ich nicht irre, sogar Adolf Hitler glaubten an so etwas
wie einen göttlichen Auftrag. Ich bin nicht Gott, aber wenn
ich Gott wäre, würde ich mir sagen: Na, der bin Laden hat’s
zwar falsch gemacht, aber er war aufrichtig bemüht, es mir
recht zu machen.

Sorry, aber Du bist ja Jurist. Ich darf also bitten, auch hier GENAU zu sein, bei dem was ich geschrieben habe. Ich hatte geschrieben, dass sich mir der Verdacht aufdrängt, dass manche „missionierende Atheisten“ (den Begriff hatte ich aus einer nicht von mir stammenden Antwort hier zu Deinem Thema aufgegriffen) HIER IM BRETT auf der Suche nach Gott sind. Es war also keine Feststellung sondern eine Vermutung und es hatte nichts mit anderen Atheisten und ihrer Mission zu tun. Es ging um die Atheisten (nicht um alle Atheisten - auch nicht um alle hier im Brett), die hier nicht ernsthaft diskutieren wollen, sondern hier stören wollen (auch ich musste das hier erst lernen, dass es einige hier gibt und denke, sie scheinen teilweise ein Ziel schon erreicht zu haben, viele gute Theologen sehe ich hier nicht - oder nicht mehr - keine Ahnung. Sie haben wohl frustriert aufgegeben…). Ich gebe Dir recht. Solange IM NAMEN DES GLAUBENS kein Schaden angerichtet wird, kann man doch jedem seinen Glauben lassen, wenn er damit glücklich scheint. Also warum hier im Brett dauernd stören und Themen aufwerfen, die eigentlich von den "Fragestellern"gar nicht diskutiert werden wollen? Ich habe Gründe für meine Vermutung, will aber aus verschiedenen Gründen darauf hier nicht eingehen, das ist hier auch nicht das Thema.

Denke zu den Menschen die die Bibel wörtlich auslegen, muss
nicht mehr viel gesagt werden - es ist natürlich Unsinn, das
zu tun.

Das ist für mich keineswegs natürlich, und ich will dir auch
sagen, warum. Hier bei wer-weiss-was.de hat vor einigen
Monaten eine Frau (ich meine jedenfalls, dass es eine Frau
war) gefragt, wie sie ihren Eltern beibringen könne, dass die
Schöpfungsgeschichte nicht wörtlich zu verstehen sei. Im
Wesentlichen erinnere ich zwei Antwortkategorieren: Die einen
meinten, dass sie sehr wohl wörtlich zu verstehen sei. Die
anderen meinten, dass es doch jedenfalls völlig überflüssig
sei, die Eltern von ihrem Glauben abzubringen (was ich
übrigens auch so sehe).

Meine und Deine Aussage stimmen. Es ist natürlich Unsinn das wörtlich zu nehmen. Es ist schlicht widerlegt. Wenn es niemanden schadet, können die Menschen auch gerne weiter die Bibelversion wörtlich glauben. Ich kann nicht die ganze Welt bekehren. Versuche es gerne, aus Kapazitäts- und Zeitgründen werde ich das nicht schaffen, aber wer es so glauben will - ok. Es ist, was die Schöpfungsgeschichte betrifft auch nicht entscheident. Wenn man an Gott glaubt, spielt es überhaupt keine Rolle, wie die Schöpfungsgeschichte war. Soll uns Gott dafür bestrafen, dass wir nicht allwissend (göttlich) sind? Natürlich nicht! Aber es war selbstverständlich nicht wörtlich so, wie es in der Bibel steht. Klar man kann an allem Zweifeln. Ich glaube im Wesentlichen an die Evolutionstherorie der akteullen Wissenschaft, auch wenn es da noch Überraschungen gibt, wie Gene des Neandertalers in uns, die einiges über den Haufen werfen. Es werden weitere Folgen, aber es wird doch kein zurück zur WÖRTLICHEN Bibelversion geben - ausgeschlossen.

Ich aber hatte noch einen ganz anderen Gedanken, den ich hier
nicht öffentlich gemacht habe. Frage: Wieso glaubt die Frau
überhaupt, dass der Schöpfungsbericht nicht wörtlich gemeint
ist? Antwort: Doch wohl deswegen, weil sie dies für
naturwissenschaftlich widerlegt hält. Dabei wird aber wie
selbstverständlich vorausgesetzt, dass, wenn der biblische
Wortlaut widerlegt ist, der Text auch nicht wörtlich gemeint
ist, was aber nur dann zwingend ist, wenn die Bibel wirklich
„wahr“ ist. Schon der bloße Gedanke, dass die (angenommene)
Widerlegung bedeutet, dass an der Bibel nichts dran ist, kommt
gar nicht vor. Es scheint wie ein Denkverbot zu sein. Für mich
gibt es jedenfalls mehr Alternativen:

  • Der Schöpfungsbericht ist wörtlich gemeint und trotzdem
    falsch, was auf mangelnde göttliche Inspiration des Autors
    hindeutet.

  • Der Schöpfungsbericht ist nicht wörtlich gemeint und trifft
    im Wortlaut auch nicht zu. Dies lässt dann für sich keinen
    Rückschluss auf eine göttliche Inspiration zu, weder in die
    eine noch in die andere Richtung.

  • Der Schöpfungsbericht ist wörtlich gemeint und trifft auch
    wörtlich zu. Das wiederum würde zwingend Gottes Existenz
    bedeuten.

Letztere Variante glaube ich nun zwar ganz und gar nicht,
allerdings bin ich mir auch nicht ganz sicher. Ich hänge
philosophisch irgendwo zwischen kritischem Rationalismus nach
Popper und Skeptizismus fest. Was weiß denn ich, wie die Welt
nun wirklich entstanden ist! Für mich steht vor allem eines
fest, nämlich dass die Menschheit sich schon in vielen,
vielen, vielen Dingen geirrt hat, von denen sie überzeugt war.
Auch Naturwissenschaften sind davor nicht sicher. Nichts galt
als besser bewiesen als Newtons Physik - bis Einstein kam.
Natürlich kann man sagen, dass Newton mit Einstein vereinbar
ist, weil ja Einstein „nur“ sagt, dass Newtons Physik nicht
überall Gültigkeit hat. Ich denke aber, dass der Gedanke, dass
diese Physik immer und überall stimmt, eben das ist, was man
vorausgesetzt hat. Und eben das hat sich nicht bewahrheitet.

Zur Schöpfungsgeschichte habe ich oben Stellung genommen. Zur Wissenschaft allgemein später mehr. Weiß nicht, ob ich Deine Varianten so richtig verstehe. Jedenfalls gibt es auch die Möglichkeit, dass „durch göttliche Inspiration“ die Schöpfungsgeschichte nicht wörtlich gemeint war, den Menschen vor 2000 Jahren sehr realistisch erschien und den Menschen heute als Metapher/Gleichnis immer noch richtig sein kann. Denn wenn es einen Gott gibt, hat er auch die Welt erschaffen, wenn auch nicht so wie in der Bibel wörtlich ausgeführt. Klar kann man sich die Frage stellen, ob man nicht auch die wahren Abläufe (Urknall, Evolution) vor 2000 Jahren den Menschen irgendwie beibringen konnte.

Jedenfalls gebe ich Dir recht, dass es in der christlichen Theologie zuviele Denkverbote gibt. Ich kann wunderbar damit Leben, dass wesentliche Teile der Bibel, vielleicht sogar die ganze Bibel ohne göttliche Inspiration zustande gekommen ist. WAS IST DAS ENTSCHEIDENDE, das ist die Frage. Viele sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Ok, wenn die Bibel viel auf Gleichnisse und Symbolik abstellt,
wo dann abgrenzen? Was ist Symbolik, was wörtlich zu nehmen??

Das sind zwar wichtige Fragen, aber nicht ganz die, die ich
hier in den letzten Tagen gestellt habe. (Nur am Rande
bemerkt.)

Ok, habe ich etwas falsch verstanden? Ich verstehe Deine Frage hier oben so.

Auf Grundlage des jeweiligen Standes der Wissenschaft gibt es
da natürlich Antworten, die sich aber eben mit dem Fortschritt
der Wissenschaft auch verändern.

Ich finde es ganz erstaunlich, dass du das so
selbstverständlich zu finden scheinst. Das Problem, dass ich
übrigens auch mit der historisch-kritischen Exegese habe, ist
gerade dies: Wenn die Bibel Gottes zeitloses Wort ist, dann
kann Gott doch nicht gewollt haben, dass man je nach aktuellem
Forschungsstand etwas anderes darunter versteht. Mal abgesehen
davon, dass es mich schon wundert, dass man überhaupt eine
Wissenschaft braucht, um eine göttliche Offenbarung zu
verstehen, will mir nicht einleuchten, wieso Gottes Wort, das
zeitlos ist, zumindest heute sich nicht mehr von selbst
versteht, sondern einer wissenschaftlichen Untersuchung bedarf
und übrigens auch fundierte Kenntnisse in Religion und
Weltanschauung im Nahen Osten von vor 2.000 Jahren
voraussetzt, die ich selbst den Theologen nur bedingt zutraue.

Hierzu noch ein kleines Beispiel: Günther Jauch (katholisch)
hat einmal gesagt, als Kind habe er nach der Beichte immer den
guten Gedanken gehabt, dass, wenn er nun plötzlich verstürbe,
er ohne Umweg über das Fegefeuer in den Himmel komme. Einige
Jahrzehnte nach dem Ende von Jauchs Kindheit erklärte die
katholische Kirche die Idee eines Purgatoriums für überholt.
Fast 2.000 Jahre schien es das ganz selbstverständlich zu
geben, und nun plötzlich Kommando zurück, egal ob auf Grund
einer anderen Auslegung oder auf Grund neuer „Erkenntnisse“.
Wie kann das richtig sein?

Ich gebe Dir vollkommen recht. Die Bibel ist eben so nicht zeitlos. Und man kann eben NICHT erwarten, dass jedem Mneschen in der Welt SEIN Theologe zur Interpretation zur Verfügung steht. Das belegt ja gerade meine These: Nicht an veralteten Texten aufhalten und an Nebensächlichkeiten.

Auch finde ich den Gedanken sonderbar, dass Gott, wenn er denn
existiert, ein solches Geheimnis aus sich macht. Mir ist schon
klar, dass die christliche Theologie hierauf eine Antwort hat,
nämlich: Die Sünde stört das Erkennen von Gott. Nun gibt es
aber ja sehr viele Menschen, die christlich an Gott glauben,
und nicht einmal die scheinen wirklich irgendwas zu wissen,
denn sie widersprechen sich gegenseitig ohne Unterlass.

Ja, wie ich bereits geschrieben hatte ist das einer der Widersprüche, die auch für mich ein Rätsel bleiben. Wir müssen doch aber nicht alles verstehen (siehe oben) das erwartet Gott nicht von uns. Das mit der Sünde im engeren Sinne finde ich Unsinn. Es mag Mensche geben, die durch Gutes tun, sich Gott näher fühlen und mehr Gewissheit verspüren, aber wir wissen von Mutter Theresa, dass Gutes tun ja auch bedeuten kann, sich mit dem Elend der Welt hautnah täglich ein Leben lang auseinander zu setzen und das wirft zwangsläufig Zweifel auf, die sie ja hatte. Warum lässt Gott das zu (auch diesen Widerspruch hatte ich bereits erwähnt).

Beispiel: Heute stellt doch kein vernünftig gebildeter Mensch
mehr den Stand der Wissenschaft bei Evolution in Frage.

Der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung und der
Vernunft lässt aber auch Gottes Existenz sehr zweifelhaft
erscheinen. Ich kenne kaum vernünftige sondern vor allem
pseudovernünftige Argumente für Gottes Existenz. Der Haken an
der Sache ist, dass Vernunft ja nicht unbedingt „richtig“ sein
muss. Viele christliche Theologen gehen doch gerade davon aus,
dass Gott - ich will nicht sagen: irrational, darum sage ich -
arational zu erfassen ist. (Selbst „irrational“ ist aber nicht
zwingend dasselbe wie „falsch“; Irrationalismus ist ja
durchaus eine philosophische Richtung. Rationalismus ist im
Übrigen nicht beweisbar, sondern kann, wie Popper anmerkt,
selbst nur geglaubt werden.)

Wissenschaft widerlegt viele Bibelsätze, wenn man sie wortwörtlich nimmt. Das heißt noch gar nichts über ihren Wahrheitsgehalt. Da sind wir uns glaube ich einig. Es kann symbolisch gemeint sein und wahr, es kann auch alles erfunden sein. Aber die Wissenschaft beweist nicht Gott und widerlegt ihn auch nicht. Ich hatte das schon kürzlich ausgeführt: Schau Dir an, was die Astrophysik über die rechnerische Wahrscheinlichkeit der Existenz unseres Universums und von Leben auf unserem Planeten sagt. Das wissen die meisten Menschen nicht. Aber es ist auch unter den Atheisten der Astrophsiker anerkannt, dass die Wahrscheinlichkeiten noch viel geringer liegen, als würdest Du ein bestimmtes Sandkorn in der Wüste finden wollen. Ich sage ausdrücklich NICHT, dass das die Existenz Gottes beweist, aber es beweist schon gar nicht, dass es Gott nicht gibt. Nur weil alte Bibelgeschichten so wortwörtlich nicht sein können, soll die Wissenschaft Gott widerlegt haben? Das wäre etwas sehr einfach.

Im
alten Testament können wir fürchte ich nicht viel wörtlich
nehmen und auch mit den Interpretationen ist es nicht weit
her.

Du meinst, man könne das nicht wörtlich nehmen. Das heißt aber
nicht, dass die Autoren es nicht wörtlich gemeint haben. Und
das wiederum sagt noch nichts darüber aus, ob, wenn es
wörtlich gemeint war, es zutrifft oder nicht.

100% einverstanden. Und es ist auch nicht entscheident. Du wirst Gott nicht in der Bibel finden. Nur in Dir selbst. Du suchst Beweise und rationale Anhaltspunkte irgendwo da draußen in der Welt. Aber das Puzzle kannst Du nur selbst zusammen setzen. Und es hat nichts damit zu tun, ob das AT nun eine erfundene Geschichte ist oder nicht. Es ist nicht relevant. Die Puzzleteile sind andere.

Zu Jesus:

Gab es ihn?
vielleicht oder sogar wahrscheinlich- (kein
Beweis vorhanden)

An der historischen Gestalt Jesu hatte ich eigentlich nie
ernsthafte Zweifel. Ob seine Existenz bewiesen ist, hängt wohl
davon ab, wann man etwas als bewiesen erachtet. Die
historische Existenz ist für mich jedenfalls die mit Abstand
einleuchtendste Erklärung dafür, dass um die Figur Jesus
überhaupt eine Religion entstehen konnte. Der Gedanke liegt
viel näher als der, dass man Jesus quasi erfunden hat.

Mag sein. Ich wünsche es mir. Du scheinst ja in diesem Punkt schon „gläubiger“ zu sein, als ich. Ich glaube es aber auch, aber ich kann auch mit einer anderen Version leben. Jesus kann auch ein Beispiel (erfunden, göttlich oder ein einfacher Mensch) sein, für die große Güte Gottes.

Was ist mit seinen Wundern: nicht der Hauch eines Beweises

Spannend, dass du das sagst. Eine mir spontan nicht greifbare
Bibelstelle besagt doch, dass die Wunder gerade dazu dienen,
die Menschen von Jesus als Christus (nicht als bloßer Mensch)
zu überzeugen. Sie sollen nach meinem Verständnis Beweis
erbringen.

Es gibt keinen Beweis und es gibt das schöne Beispiel des ungläubigen Thomas. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben. Das gefällt mir. Aber finde ich eine Zumutung, wenn es keine Anhaltspunkte gäbe für diesen Glauben. Dieser Anhaltspunkt ist die (Nächsten-)Liebe als zentrale Message des NT.

Ist er Bestandteil des dreifaltigen Gottes?: Kein Beweis

Hier halte ich es ein wenig wie Elizabeth Tudor. Mir ist nie
klar geworden, wie man um solche Fragen so viel erbitterten
Streit führen kann. Aber wahrscheinlich liegt das daran, dass
ich in dem Thema nicht genügend drin stecke.

Siehst Du. Auch hier unterscheidest Du und sagst, ist das wirklich von Bedeutung? Die meisten Theologen machen an dieser entscheidenden Frage natürlich ihren Glauben fest und haben daher ein Denkverbot für solche Spielchen wie, was wäre wenn Jesus nicht Gott wäre? Ich habe meine Meinung dazu schon gesagt. Ich stimme Dir zu. Nicht entscheident (würde mich aber freuen, wenn er Gott wäre).

Auferstehung/Himmelfahrt? Kein Beweis

Wieder sehr spannend. Kürzlich las ich von einem deutschen
Biologie-Professor, der seinen Glauben gerade darauf stützte,
dass die Auferstehung bezeugt sei. In meiner Fachsprache (ich
bin Jurist) bedeutet das letztlich nichts anderes als: Der
Zeugenbeweis führt zur Überzeugung.

Halte ich für einen schlechten Scherz. Wie sollte das bewiesen sein? Weil Zeugen für Zeugen zeugen? Ok, Du bist der Jurist, aber ich brauche diese doch sehr indirekte Beweisführung nach 2000 Jahren nicht. Die Antwort erledigt sich durch den vorgehenden Punkt (siehe oben).

Und all die Widersprüche.

Mit ihnen tue ich mich besonders schwer. Allerdings ist es für
mich oft schwer zu erkennen, wo nun ein Widerspruch liegt und
wo ich nur einen sehe, der aber eigentlich nicht besteht.

Ich brauche die Bibel als Glaubensgrund oder -beweis nicht. Mir genügt die Botschaft daraus Gutes zu tun. Das zu definieren und sich dem einigermaßen anzunähern ist schon anstrengend genug. Warum mich noch mit veralteten Widersprüchen rumärgern? Ich tu mir zugegebener Maßen mit den von mir aufgelisteten Widersprüchen schon schwer genug!

Also wie geht es weiter? Ach ja, heißt ja „Glaube“, also kann
es sowieso keine Beweise geben.

So könnte man meinen, ja. Gleichwohl gibt es viele Christen,
die ihren Glauben als bewiesen erachten.

Ich gönne ihnen ihren Glauben an Beweise. Ich habe aber meine Zweifel, dass sie das wirklich so sehen. Ich glaube, die meisten zweifeln mehr, als sie zugeben. Ich halte es für Unsinn zu glauben, Gott wäre bewiesen.

Aber warum dann DAS glauben
und nicht was ganz anderes?

Das ist die ENTSCHEIDENDE Frage!

Genau, und die Antwort für mich ist leider, dass ich das
glauben will, was auch wirklich stimmt. Abgesehen davon kann
ich mir meinen Glauben auch nicht aussuchen, ihn nicht per
Willensbeschluss festlegen. Ich habe mal gelesen, dass jemand
geschrieben hat: „Ich glaube an Gott, weil es mir einfach
guttut.“ Das ist mir völlig fremd. Ich kann mir nicht bewusst
aussuchen, was ich jetzt mal glaube und mithin, das ist m.E.
der Mindestgehalt von Glauben, für wahr erachte.

Anderes Beispiel, auch real: „Möchtest du lieber in einer Welt
mit oder ohne Gott leben?“ Auch diese Art zu denken ist mir
völlig fremd. Die Frage war seinerzeit nicht an mich
gerichtet, aber die Antwort, die ein Dritter gab, hätte von
mir sein können, nämlich in etwa: Dass ich etwas gern hätte,
bedeutet nicht im Mindesten, dass es auch so ist. Ich würde
lieber in einer Welt leben, in der es keinen Hunger und keinen
Krieg gibt. Dass ich es lieber würde, heißt aber ganz
offensichtlich nicht, dass es sich auch so verhält.

Ältere Menschen wissen, wie vergänglich dieses bisschen Leben
ist. Wir können es hinnehmen, nach kurzer Zeit, die nicht mehr
als ein Wimpernschlag in diesem Universum bedeutet, in der
Bedeutungslosigkeit zu verschwinden oder an eine besser Welt
glauben (wollen), die uns eine Chance auf ein angenehmes
Bestehenbleiben (in
welcher Form auch immer) ermöglicht.

Eben nicht! Du kannst das vielleicht, aber ich nicht! Ich kann
gerade nicht entscheiden, dass ich etwas glaube, weil ich es
gern so hätte.

Ok vielleicht habe ich mich unglücklich ausgedrückt.

Drei Thesen:

Erstens: Es gibt keinen Gott (ich halte das ausdrücklich NICHT für unwahrscheinlich) Was schadet es, trotzdem an ihn zu glauben? Es schadet nicht und es nützt nichts. Ausnahme: Wir vertun unser irdisches vergängliches Leben mit beten und Gutes tun, dabei wäre es viel besser, immer auf seinen nachhaltigen Vorteil zu schauen (auch wenn es im nachhinein nach unserem Tod auch nur Vergangenheit ist - Spaß gehabt zu haben bringt nichts, wenn man sich nicht mal mehr an der Erinnerung daran erfreuen kann). Aber kann auch sein, dass es unser irdisches Leben erleichtert, wenn viele Rückischt nehmen und sich nicht gegenseitig das Leben zur Hölle machen, also versuchen nach dem 2. Gebot zu leben. Im nachhinein ist auch das nicht mehr wichtig. Wir sind tot.

Zweitens: Es gibt Gott und er ist ein Diktator. Wir nehmen ihn nicht wahr, weil wir wie eine Ameise sind, die zwischen dem Stiefelsohlenprofil eines Menschen herumwuselt. Wir sind seiner Willkür unterworfen. Wir werden sehen, was uns noch blüht mit ihm.

Drittens: Es gibt einen Gott mit dem wesentlichen Wert der Nächstenliebe. So kann ich mir ein Paradies vorstellen.

Ich gebe Dir auch hier voll und ganz recht. Ich kann nicht sagen, ich glaube Version drei, weil die am schönsten ist. Ich halte sie aber für nicht weniger wahrscheinlich, als die anderen Versionen und ich glaube an die Philosophie der Nächstenliebe. In dieser Kombination ist das der richtige Glauben für mich, den ich für am Wahrscheinlichsten halte, nicht mehr. Dabei bin ich mir immer bewusst, dass auch Version eins oder zwei die bittere Realität sein könnten.

Abgesehen davon bedeutet der christliche Glaube ja nun gerade
nicht, dass es für jeden die Aussicht auf ein „angenehmes
Bestehenbleiben“ gibt. Sieht man davon ab, dass einige wenige
Theologen die Allversöhnungslehre vertreten, und dass manche
Christen ernsthaft an der ewigen Verdammnis zweifeln, die
gerade im Mittelpunkt der christlichen Religion steht,
abgesehen davon also ist dein Gedanke zwar sympathisch, aber
ja nicht treffend. Jesus sagt in der Bergpredigt sogar, dass
selbst der Gerechte kaum eine Chance auf den Himmel hat. Mir
ist schon klar, dass viele Christen das ignorieren. Das fällt
dann für mich aber in die Kategorie „Wir basteln uns eine
Religion, die uns gefällt.“ Überspitzt gesagt (und geklaut):
Fragte Luther noch, wie er einen gnädigen Gott findet, fragen
viele sich heute, wie sie einen Gott finden, der zu ihnen
passt. Auch dieses Denken ist mir völlig fremd. Ich würde im
Leben nicht auf die Idee kommen zu sagen, dass Gott mir
dienen, sich mir anpassen muss. Die Hierarchie ist ja nun
wirklich ganz anders. Darum verstehe ich auch vielfach die
Kritik am Papst nicht, wenn es etwa um Homosexualität geht.
Wenn der Papst glaubt, dass Gott die homosexuelle Praktik für
eine Sünde hält, dann wird er hier womöglich irren; aus seiner
Perspektive gibt es aber doch gar keine andere Möglichkeit,
als seine Überzeugung zu vertreten. Er kann doch nicht sagen:
Ich glaube zwar, Gott will das nicht, aber wir halten uns
jetzt einfach mal nicht an Gottes Wort.

Erneut kann ich nur sagen, dass ich es für entscheident halte, DIE EINE wesentliche Botschaft aus der Bibel (oder auch aus Erfahrungen des Lebens) zu erkennen. Halten wir einen Moment die Jesusgeschichte für wahr. Es macht doch keinen Sinn, für die Menschheit zu sterben, wenn sowieso fast keiner eine Chance auf das Paradies haben sollte. Ich glaube nicht, dass das aus dem Kontext heraus so zu lesen ist. Ich sehe eine klare Botschaft der Barmherzigkeit. Und die ist der Schlüssel. Die (und nur die) halte ich auch für logisch und entscheident.

Ich möchte nicht, dass in diesem irdischen Leben Rücksicht nur
aus Angst vor Strafe (von wem auch immer) geübt wird und nicht
an die Hoffungslosigkeit unseres Seins glauben.

Auch ich möchte beides nicht. Aber das kann ich für mich auch
in Anspruch nehmen: Dass ich nämlich, als für mich noch ganz
selbstverständlich war, dass es keine ewige Verdammnis gibt,
gleichwohl der Auffassung war, man müsse sein Tun vor Gott
verantworten. Nicht aus Angst vor Strafe, sondern weil es sich
von selbst versteht. Weil man doch wohl Gott respektieren
muss. Darum auch nicht im Zusammenhang mit der Vorstellung
eines Jüngsten Gerichtes, sondern jeden Tag aufs Neue, solange
aber auch nur solange man lebt.

Hört sich nicht schlecht an. Das gefällt mir. Ich habe es mir abgewöhnt, über diese Verdammnis, Hölle, Teufel und sowas Gedanken zu machen. Handle nach Deinem Gewissen, wie Du es für richtig hältst und wie Du auch behandelt werden willst und wenn es einen Gott gibt, wird er es hoffentlich (Version drei - nicht zwei) genau so sehen. Ich möchte nicht in ewiger Angst leben. Ich glaube nicht, dass Gott das von uns erwartet.

Ganz bewusst (Theologen wird das längst aufgefallen sein und Dir sicher auch) habe ich ja nicht einmal das erste Gebot erwähnt, sondern immer nur das zweite. Ganz einfach deshalb, weil ich, wie unter den von mir aufgelisteten Widersprüchen schon ausgeführt, glaube, dass Gott nicht von uns ernsthaft erwarten kann, dass wir bei aller Logik des sich uns erschließenden Alltags (und all den Unzulänglichkeiten, auf die Du ja besonders abstellst) zwingend an ihn glauben müssen. Die Realität spricht nicht zwingend für Gott. Es kann sein, kann auch nicht. Er kann es auf der Basis des von ihm selbst erschaffenen Umfelds, das es eben an der aus unserem Alltag sich zwingend ergebenden Erkenntnis seiner Existenz fehlen lässt, nicht von uns erwarten, dass wir an ihn glauben. Ganz zu schweigen von Menschen, die in einem ganz anderem Kulturkreis oder unter belastenden Umständen wie Gewalt, Vernachlässigung etc aufgewachsen sind.

Das gilt vielleicht auch für das zweite Gebot. Nicht jeder Widerspruch löst sich. Aber trauen wir ihm ein gerechtes Urteil zu (Juristen wissen, wie schwer das ist).

Was nun die Hoffnungslosigkeit unseres Seins angeht, so weiß
ich zwar nicht, was du damit meinst. Es sieht für mich aber so
aus, als hier wieder das passiert, was ich für falsch halte:
Ich passe, was ich glaube, dem an, was ich möchte. Ich ganz
persönlich möchte z.B., dass niemand, wirklich absolut
niemand, jemals in ewige Verdammnis gerät. Es gibt Leute, die
anderen so etwas wünschen, aber auch das ist wieder völlig
fremd für mich. Nun kann ich aber daraus, dass ich es
niemandem wünsche, nicht folgern, dass es auch nicht passiert.
Ich will es nicht, aber es passieren viele Dinge, die ich
nicht will.

Einverstanden. Ich kann nur für mich sagen, der christliche Gott ist (vereinfacht ausgedrückt) eine von den drei Möglichkeiten. Ich halte alle drei für möglich, die Message des zweite Gebotes aber für so bedeutend, dass sie mich an die Version drei Glauben lässt, ohne die anderen ganz auszuschließen. Es ist ein Glaube mit zweifeln, so wie jeder Glaubende Zweifel hat (auch der Papst und auch die Theologen).

Einige Menschen erkennen die Botschaft, wir können den anderen
„Mitmenschen“ versuchen so zu behandeln, wie uns selbst. Nicht
besser und nicht schlechter. Zugegebener Maßen, ein hoher
Anspruch, aber man kann ja versuchen, diesen hohen Anspruch
mit Respekt umzusetzen - aus FREIEM WILLEN. Und dann kommt man
zum zweiten Gebot des NT.

Die Frage des freien Willens halte ich übrigens für ungeklärt.
Sie ist bekanntlich theologisch, philosophisch und
naturwissenschaftlich umstritten.

Absolut richtig - habe ich auch bei meinen Widersprüchen aufgelistet (siehe Liste in der ersten Antwort). Ich glaube aber an den freien Willen - allerdings ist frei relativ.

Ich sage, auch wenn Jesus nicht Gott sein sollte, ja selbst
wenn es ihn noch nicht mal gegeben haben sollte, ist dieser
Leitsatz des zweiten Gebotes so revolutionär schön, dass es
sich lohnt, ihn in diesem Leben zu leben und - wer weiß -
vielleicht sogar im nächsten Leben ein „Gott“ das nicht
schlecht finden wird, da ein wahres Paradies doch wohl auf
Harmonie und Rücksicht basieren müsste - wäre es sonst ein
„Paradies“?? Und selbst wenn es weder Gott noch Paradies geben
sollte, wäre das für dieses Leben nicht das Schlechteste. Aber
zugegeben: Ohne Hoffnung könnte auch die versteckte
Rücksichtslosigkeit ein gutes Mittel sein, bis zum Ende dieses
kurzen Lebens das Beste auf Kosten anderer daraus zu machen
(also doch nur GUT sein aus Angst vor Gott?).

Ich stimme dir uneingeschränkt zu. Bitte versteh mich nicht
falsch: Ich halte mich nicht für „gut“. Ich begreife mich
vielmehr als sündig und zwar nicht so sehr, weil ich an eine
Erbsünde glaube, als vielmehr, weil ich mich nicht immer
richtig verhalten habe und nicht immer richtig verhalte. Aber:
Das Gebot der Nächstenliebe ist für mich schon lange ein
Ideal, an dem man sich orientieren möchte. Ganz ohne Hoffnung
auf Belohnung, ganz ohne Angst vor Strafe. Es ist für mich ein
absolut richtiger Selbstzweck.

Wunderbar. Was willst Du mehr. Sünde? Ich weiß nicht. Ich finde, allein Deine Aussagen und Fragen und Thesen hier zeigen schon viel Positives. Wie gesagt ich mache mir keine Gedanken über eine Hölle und glaube auch nicht, dass ein Paradies (wenn es eines geben sollte) für eine kleine elitäre Gruppe gedacht ist weder glaube ich, dass Gott von uns erwartet, dass wir alle wie die Franziskaner leben sollen, aber bewundern sollten wir ihre Nächstenliebe und sie uns zum Vorbild nehmen und möglichst viel in unseren Alltag übernehmen.

Vielleicht gehörst Du ja auch zu den Juristen, die den Menschen zuliebe (und nicht primär zur Selbstdarstellung) mehr Gerechtigkeit (was immer das auch sein mag) in diese Welt bringen wollte und will. Auch schon mal ein guter Ansatz.

Leider ist das nun wieder nicht unbedingt christliche
Theologie. Luther sagt, dass „gute Werke“ (ohne Glauben)
letztlich wertlos seien, und er steht damit nicht allein. Ich
sehe das insofern anders, als ich guten Werken einen eigenen
Wert beimesse. Für die Frage des Glaubens muss ich aber
konstatieren, dass ich nicht behaupten kann, gute Werke hätten
irgendwas mit dem Seelenheil zu tun. Die christliche Theologie
lehrt weitgehend das Gegenteil.

Das sehe ich 180 Grad anders. Es ist DAS Entscheindende.

Vor allem aber hilft mir der Glaube an die ethische
Überzeugungskraft des Gebotes der Nächstenliebe und einiger
anderer Dinge, die Jesus proklamiert, bei der Erkenntnis nicht
weiter. Und um Erkenntnis geht es mir hier. Ethische Maßstäbe
sind ein Thema für sich, das ich hier nicht angesprochen habe.

Doch Du hast sie direkt und indirekt angesprochen. Ethische Werte ist das EINZIGE um das es in der Religion geht. Wir (vor allem die Theologen und Kirchenvertreter aber auch die Menscheit) muss sich endlich von all dem Balst an anderen unsinnige Diskussionen befreien, um das Wesentliche wieder deutlicher in den Vordergrund zu stellen, damit Menschen wieder Orientierung haben!!

Ethische Werte - NUR DARUM GEHT ES!!

Vielleicht wollte ein Gott, dass diese Nachricht des
menschlichen Umgangs als Hauptbotschaft doch irgendwie unter
die Menschheit kommt. Daher gibt es eine Bibel, mit viel
veralteten Geschichten aber mit EINER Botschaft, die
herausstrahlt und die wir als Menschen mit Gefühl und Verstand
aufnehmen wollen.

Auch hier habe ich leider einen Einwand. Das durchweg positive
Bild von Gott und Jesus, das auch ich einmal hatte, ist
differenzierter geworden. Es geht mir nicht darum zu sagen,
die beiden seien nicht gut. Die sog. frohe Botschaft ist aber
nur bedingt froh. Sie setzt zunächst einmal voraus, dass man
von etwas Schlechtem ausgeht, nämlich: Die Menschheit war/ist
verloren. Erst dann wird aus Jesus Botschaft eine frohe
Botschaft, nämlich: Gott hat die verlorene Welt errettet. Vor
allem aber, und das ist noch wichtiger, gilt diese Errettung
nach Ansicht fast aller christlicher Theologen gerade nicht
für jeden. Für jemanden, der nicht errettet wird, sehe ich
wenig, worüber er „froh“ sein kann.

Ich halte das für einen großen fehler, das Theologen diese Sicht vertreten. Ich glaube, der Mensch ist erst einmal Lebenswert - für immer! Von Geburt an! (oder vielleicht schon vorher…). Auch ohne Taufe. Ob, wann und wie er dann sein Glück zerstören kann, weiß ich nicht, aber mit dem zweiten Gebot kann er nicht falsch liegen und Hölle bzw ewige Verdammnis ist für mich nicht im Vordergrund. Es ergibt sich für mich aus der Botschaft der Nächstenliebe. Es wäre sonst inkonsequent. Nächstenliebe ist ein absoluter Anspruch (auch wenn wir ihn nie absolut erfüllen können).

Also: Höre auf DEIN Gefühl und auf DEINEN Verstand, was Du
willst und welche Philosophie und/oder Religion das Dir gibt.

Darauf kann ich leider nur erwidern, dass mein Gefühl und mein
Verstand mir gar keine Antworten mehr geben. Ich bin, wie ich
eingangs erwähnte, Agnostiker, aber ich bin es nicht gern.
Manche Theisten und Atheisten werfen Agnostikern ja vor, es
sich bequem zu machen. Ich kann rein gar nichts Bequemes daran
finden.

Ja, das ist übel. Ich denke Du bist viel weiter, als Du denkst. Du bist auf dem richtigen Weg!

Ich glaube, es gibt dann einen Weg zum Christentum - trotz
alter und vieler neuer Widersprüche und ungeklärter Fragen und
dieser Weg hat nichts mit dem Wahrheitsgehalt der dort
geschilderten Gesichten, wohl aber sehr viel mit dem
Wahrheitsgehalt der HAUPTAUSSAGEN insbesondere des neuen
Testaments zu tun.

Als zentrale Aussage sehe ich eigentlich, dass, wie Jesus ja
sagt, selbst der Gerechte schlechte Karten hat.

Das sehe ich so aus keinem Kontext. Ich sehe das Gegenteil und hier teile ich glaube ich zur Abwechslung die vorherrschende Meinung der meisten christlichen Theologen und Kirchenvertretern.

Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, aber wenn es einen Gott gibt,
dann muss er mindestens so gut sein, wie Jesus (in einer
erfundenen oder auch wahren Geschichte) gewesen ist, sonst
müsste man ihn bekämpfen.

Oho, na, das weiß ich nicht. Ich wundere mich, wenn ich
Atheisten höre, wie sie die Existenz Gottes nicht nur leugnen,
sondern gleichzeitig auch noch erklären, man müsse gegen
diesen Gott sein oder sogar kämpfen, wenn es ihn denn gäbe.
Das entspricht nicht meinem Verständnis der Hierarchie. Ich
muss aber gestehen, dass ich mich neuerdings frage, was
eigentlich wäre, wenn meine moralischen Überzeugungen mit
Gottes Befehlen kollidieren würden. Wenn Gott mir befehlen
würde, einen anderen Menschen grausam zu foltern, was dann?
Früher hätte ich diesen Konflikt für unmöglich gehalten, weil
Gott so etwas eben nicht tun würde. Aber das Gedankenspiel ist
trotzdem beängstigend.

Siehst Du? Ich sage ja, dass Du auf dem richtigen Weg bist. Gott der Version zwei müsste man bekämpfen. Aber Gott der Version drei nicht. Das siehst Du doch genau so. Ich halte auch von der Opferung Isaaks nichts. Wie gesagt, AT…

In der Bibel gibt es übrigens mindestens eine Geschichte, in
der tatsächlich jemand mit Gott über moralische Ansprüche
verhandeln. Es ist niemand Geringeres als Abraham in der
Geschichte um Sodom und Gomorra.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit :smile:

Mevius

Es war mir ein Vergnügen.

Schönen Abend wünscht

ikarusfly

Hallo Mevius,

Es war ihnen auch nur erlaubt sich
vegetarisch zu ernähren. Also waren sie keine Jäger.

Bitte nachlesen, Genesis 1,29: Seht, ich gebe euch alles Grünkraut, das Samen trägt und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten; das diene euch zur Nahrung"

Aber wie so oft ist die Bibel damit wieder einmal widersprüchlich. Nach der Sintflut denkt Gott um und erlaubt auch Fleisch zu essen, von den sogenannten „reinen“ Tieren. Genesis 9,3f

Gruß fralang

Na ja, wenn nur gesagt wird, dass man Pflanzen essen dürfe, spricht das ja eigentlich eher für eine vegane und nicht nur für eine vegetarische Ernährungsweise. Obwohl ich mich bislang nicht dazu durchringen konnte, vegan zu leben, ist mir das sehr sympathisch.

Darin sehe ich keinen Widerspruch. Du selbst sagst ja, Gott denke um! Wenn man also von einem anfänglichen Verbot des Fleischverzehrs ausgeht, dann hat er dieses Verbot eben später aufgehoben.

Bitte den ganzen Text, den ich hierzu angeführt habe, sehen.
Menschen, die sich in unserem Kulturkreis mit dem christlichen
Glauben befassen, kommen an den wesentlichen von Dir
gestellten Fragen nicht vorbei (auch wenn sie nicht in den
Details der Bibel nach Widersprüchen suchen).

Oh doch, daran kommen ganz viele Menschen vorbei. Einige sind zum Denken zu bequem, andere fürchten, sie könnten durch Denken vom Glauben abfallen, wieder andere halten schon das Denken für eine Sünde. Ich zitiere von der Website der Giordano Bruno Stiftung:

Am 26.4.05 fand […] ein öffentlicher Disput zwischen dem amerikanischen Kreationisten Dr. William Lane Craig und dem Geschäftsführer der GBS, Dr. Michael Schmidt-Salomon, statt. […] Besonders bemerkenswert war dabei vielleicht der Beitrag eines evangelikalen Zuhörers, der fragte, ob es nicht schon eine „Sünde“ sei, wenn man es einem „Ungläubigen“ wie Schmidt-Salomon gestatte, seine Thesen öffentlich zu vertreten. Craig […] wollte auf diese Frage zwar nicht mit einem klaren „Ja“ antworten, wies aber darauf hin, dass die „Verweigerung der Gnade Gottes“ aus christlicher Sicht direkt in die „ewige Verdammnis“ („Hölle“) führe […]

Es geht darum,
ob es Jesus wirklich gab, seine „Rolle“ und was man nun
wörtlich/als wahr ansehen kann und was wie zu deuten ist.

So in etwa. Dieser Thread hatte ursprünglich den Zweck zu erfahren, was Gläubige damit meinen, wenn sie sagen, die Inhalte der Bibel seien keine historischen oder naturwissenschaftlichen Wahrheiten, sondern Glaubensinhalte. Natürlich verstehe ich, dass man den Schöpfungsbericht (eigentlich ja: die Schöpfungsberichte) so interpretieren kann, dass sie nicht erklären, wie die Welt „wirklich“ entstanden ist, sondern „nur“ etwas über das Verhältnis von Gott und Mensch aussagen pp. Aber im Großen und Ganzen ist mir das alles noch viel zu schwammig.

Jeder, der sich mit dem christlichen Glauben ernsthaft
befasst, stellt(e) sich früher oder später diese Fragen.

Das bezweifle ich. Aber wir werden hier sicher zu keinem Konsens finden, und eigentlich ist das ja auch eine Nebensächlichkeit.

Sorry, aber Du bist ja Jurist. Ich darf also bitten, auch hier
GENAU zu sein, bei dem was ich geschrieben habe. Ich hatte
geschrieben, dass sich mir der Verdacht aufdrängt, dass manche
„missionierende Atheisten“ (den Begriff hatte ich aus einer
nicht von mir stammenden Antwort hier zu Deinem Thema
aufgegriffen) HIER IM BRETT auf der Suche nach Gott sind. Es
war also keine Feststellung sondern eine Vermutung und es
hatte nichts mit anderen Atheisten und ihrer Mission zu tun.

Insofern habe ich das Thema auch nur erweitert. Ich glaube trotzdem nicht, dass Atheisten nach Gott suchen. Allerdings finde ich diese Frage an dieser Stelle auch unerheblich. Ich kann deine Theorie nicht widerlegen und will das auch gar nicht. Du sagst ja letztlich, dass du dies nur von einigen Atheisten denkst. Na, vielleicht stimmt das ja sogar. Für mich ist das ein non liquet und vor allem auch letztlich unerheblich.

Es ging um die Atheisten (nicht um alle Atheisten - auch nicht
um alle hier im Brett), die hier nicht ernsthaft diskutieren
wollen, sondern hier stören wollen (auch ich musste das hier
erst lernen, dass es einige hier gibt und denke, sie scheinen
teilweise ein Ziel schon erreicht zu haben, viele gute
Theologen sehe ich hier nicht - oder nicht mehr - keine
Ahnung. Sie haben wohl frustriert aufgegeben…).

Ich kenne das aus zahlreichen anderen Diskussionen im Internet. Allerdings tun sich Atheisten und Theisten hier regelmäßig nicht viel, soll heißen: Die Theisten sind auch nicht besser.

Ich gebe Dir
recht. Solange IM NAMEN DES GLAUBENS kein Schaden angerichtet
wird, kann man doch jedem seinen Glauben lassen, wenn er damit
glücklich scheint. Also warum hier im Brett dauernd stören und
Themen aufwerfen, die eigentlich von den "Fragestellern"gar
nicht diskutiert werden wollen?

Da hast du natürlich Recht, das ist nicht Sinn der Sache. Es stört mich auch in anderen Brettern.

Meine und Deine Aussage stimmen. Es ist natürlich Unsinn das
wörtlich zu nehmen. Es ist schlicht widerlegt.

Das würde Carlos Wurster wohl anders sehen. Ich persönlich, der ich auch sehr stark an Carlos Wursters Ansichten zweifle, tue mich schwer damit zu sagen, seine Aussagen und Ansichten seien widerlegt. Es kommt dann wohl auf die Frage an, wann man etwas als bewiesen und wann als widerlegt ansieht. In der Juristerei ist etwas bewiesen, wenn „Zweifeln Schweigen geboten“ ist. Man braucht einen alltagstauglichen Maßstab. Für weltanschauliche und erkenntnistheoretische Fragen finde ich den Begriff des Beweises aber überaus zweifelhaft.

Zur Schöpfungsgeschichte habe ich oben Stellung genommen. Zur
Wissenschaft allgemein später mehr. Weiß nicht, ob ich Deine
Varianten so richtig verstehe. Jedenfalls gibt es auch die
Möglichkeit, dass „durch göttliche Inspiration“ die
Schöpfungsgeschichte nicht wörtlich gemeint war, den Menschen
vor 2000 Jahren sehr realistisch erschien und den Menschen
heute als Metapher/Gleichnis immer noch richtig sein kann.

Ja, das würde in die zweite der drei Varianten passen. Damit habe ich ja auch nichts Neues gesagt. Mein Hinweis bezog sich primär darauf, dass die Fragestellerin seinerzeit vermutlich davon ausging, die wörtliche Interpretation des Schöpfungsberichtes sei widerlegt, weswegen der Schöpfungsbericht nicht wörtlich gemeint sein könne. Es fehlte die Idee, dass er wörtlich gemeint ist und trotzdem nicht zutrifft. Normalerweise ist es doch so: Wenn man einen Text hat, den man für wahr hält, und wenn man dann feststellt, er ist nicht wahr, dann verwirft man den Text. Im Fall der Bibel tun das viele Leute. Andere Leute aber sagen sich, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt: „Na, wenn der Text wörtlich nicht stimmt, ist er eben auch nicht wörtlich gemeint.“ Vielleicht ist er aber wörtlich gemeint und trotzdem falsch, einfach weil er gar nicht von Gott inspiriert ist. Daneben bleibt natürlich weiterhin die dritte Variante denkbar, nämlich dass der Schöpfungsbericht ganz wörtlich gemeint ist und auch zutrifft. Zugegebenermaßen ist das nach dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung schwer vertretbar.

Denn wenn es einen Gott gibt, hat er auch die Welt erschaffen,
wenn auch nicht so wie in der Bibel wörtlich ausgeführt. Klar
kann man sich die Frage stellen, ob man nicht auch die wahren
Abläufe (Urknall, Evolution) vor 2000 Jahren den Menschen
irgendwie beibringen konnte.

Absolut richtiger Einwand. Im Falle der Verbalinspiration müsste man sich doch fragen, wieso nicht einfach die Wahrheit gesagt wurde (wenn sie es denn nicht gesagt wurde).

Jedenfalls gebe ich Dir recht, dass es in der christlichen
Theologie zuviele Denkverbote gibt. Ich kann wunderbar damit
Leben, dass wesentliche Teile der Bibel, vielleicht sogar die
ganze Bibel ohne göttliche Inspiration zustande gekommen ist.
WAS IST DAS ENTSCHEIDENDE, das ist die Frage. Viele sehen vor
lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Ich allerdings finde die Frage, ob die Bibel Gottes Wort ist, und, wenn ja, inwiefern und inwieweit, absolut relevant. Das Problem ist doch gerade, dass die Behauptung der Göttlichkeit der Bibel immer von Menschen aufgestellt wird. Wer an der göttlichen Inspiration der Autoren zweifelt, zweifelt jedenfalls damit nicht an Gott, sondern an der Aussage von Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, Gottes Werk getan zu haben.

Ich gebe Dir vollkommen recht. Die Bibel ist eben so nicht
zeitlos. Und man kann eben NICHT erwarten, dass jedem Mneschen
in der Welt SEIN Theologe zur Interpretation zur Verfügung
steht. Das belegt ja gerade meine These: Nicht an veralteten
Texten aufhalten und an Nebensächlichkeiten.

Na ja, ich bin halt der Auffassung, dass, wenn die Bibel Gottes Wort ist, kein Zeitgeist etwas daran ändern kann. Es käme dann insbesondere auch nicht darauf an, ob die Bibel uns noch zeitgemäß erschiene; sie wäre ja gerade zeitlos. Damit stünde ich wiederum vor großen Problemen, weil vieles, was ich verwerflich finde, Gottes Wille sein könnte.

Ja, wie ich bereits geschrieben hatte ist das einer der
Widersprüche, die auch für mich ein Rätsel bleiben. Wir müssen
doch aber nicht alles verstehen (siehe oben) das erwartet Gott
nicht von uns. Das mit der Sünde im engeren Sinne finde ich
Unsinn. Es mag Mensche geben, die durch Gutes tun, sich Gott
näher fühlen und mehr Gewissheit verspüren, aber wir wissen
von Mutter Theresa, dass Gutes tun ja auch bedeuten kann, sich
mit dem Elend der Welt hautnah täglich ein Leben lang
auseinander zu setzen und das wirft zwangsläufig Zweifel auf,
die sie ja hatte. Warum lässt Gott das zu (auch diesen
Widerspruch hatte ich bereits erwähnt).

Diesen Widerspruch sehe ich allerdings nicht. Ein allmächtiger Gott muss nicht zwingend Leid verhindern. Ob ein Gott, der das, obwohl er es kann, grenzenlos barmherzig ist, ist eine andere Frage. Mir ist aber auch keine Bibelstelle bekannt, in der eine solche Grenzenlosigkeit behauptet wird. Abgesehen davon könnte es ja auch einen Gott geben, der mit der Bibel nichts zu tun hat, und dann würde erst recht gelten, dass man über ihn nichts sagen kann, erst recht nicht, dass er eine Neigung dazu verspüren müsste, das Leid der Welt zu verhindern.

Schau
Dir an, was die Astrophysik über die rechnerische
Wahrscheinlichkeit der Existenz unseres Universums und von
Leben auf unserem Planeten sagt. Das wissen die meisten
Menschen nicht. Aber es ist auch unter den Atheisten der
Astrophsiker anerkannt, dass die Wahrscheinlichkeiten noch
viel geringer liegen, als würdest Du ein bestimmtes Sandkorn
in der Wüste finden wollen. Ich sage ausdrücklich NICHT, dass
das die Existenz Gottes beweist

Zu Recht. Denn wir wissen ja nicht, wie viele „Versuche“ es gegeben hat, in denen eben kein Universum entstanden ist, wir wissen nichts über etwaige Paralleluniversen, und es wäre nur eine Behauptung, dass die naturwissenschaftlichen Bedingungen, die unser Leben ermöglichen, deswegen existieren, damit wir existieren können.

aber es beweist schon gar
nicht, dass es Gott nicht gibt.

Ich kenne auch niemanden, der das für erwiesen hält.

Nur weil alte Bibelgeschichten
so wortwörtlich nicht sein können, soll die Wissenschaft Gott
widerlegt haben? Das wäre etwas sehr einfach.

Nicht einmal die vollständige Widerlegung der Bibel wäre ein Beleg für Gottes Nichtexistenz. Es gibt ja durchaus Menschen, die an einen „anderen“, oft an einen nicht-persönlichen Gott glauben.

100% einverstanden. Und es ist auch nicht entscheident. Du
wirst Gott nicht in der Bibel finden. Nur in Dir selbst. Du
suchst Beweise und rationale Anhaltspunkte irgendwo da draußen
in der Welt. Aber das Puzzle kannst Du nur selbst zusammen
setzen. Und es hat nichts damit zu tun, ob das AT nun eine
erfundene Geschichte ist oder nicht. Es ist nicht relevant.
Die Puzzleteile sind andere.

Das würden viele so sehen wie du, aber auch nicht alle. Carlos Wurster etwa hat erzählt, er sei durch die intensive Beschäftigung mit der Bibel zu seinem christlichen Glauben gekommen. Abgesehen davon finde ich die Bibel für die Frage, ob die Bibel Gottes Wort ist, nun doch schon sehr bedeutend.

Mag sein. Ich wünsche es mir. Du scheinst ja in diesem Punkt
schon „gläubiger“ zu sein, als ich.

Ich weiß nicht, wie gläubig du bist, aber ich nehme doch an, dass ich dich im Glauben nicht übertreffe. Die historische Existenz Jesu liegt nun wirklich nahe, ist aber für mich nur notwendige und nicht hinreichende Bedingung für christlichen Glauben. Hätte es Jesus nicht gegeben, wäre das Christentum erledigt. Hat Jesus existiert, so ist das Christentum möglicherweise die „richtige“ Religion.

Wieder sehr spannend. Kürzlich las ich von einem deutschen
Biologie-Professor, der seinen Glauben gerade darauf stützte,
dass die Auferstehung bezeugt sei. In meiner Fachsprache (ich
bin Jurist) bedeutet das letztlich nichts anderes als: Der
Zeugenbeweis führt zur Überzeugung.

Halte ich für einen schlechten Scherz. Wie sollte das bewiesen
sein? Weil Zeugen für Zeugen zeugen? Ok, Du bist der Jurist,
aber ich brauche diese doch sehr indirekte Beweisführung nach
2000 Jahren nicht.

Tja, was soll ich dazu sagen! Der Biologie-Professor führte das halt als Grundlage seines Glaubens an. Vielleicht irrt er sich und glaubt unabhängig davon und nimmt die Zeugnisse als Grund für seinen Glauben.

So könnte man meinen, ja. Gleichwohl gibt es viele Christen,
die ihren Glauben als bewiesen erachten.

Ich gönne ihnen ihren Glauben an Beweise. Ich habe aber meine
Zweifel, dass sie das wirklich so sehen. Ich glaube, die
meisten zweifeln mehr, als sie zugeben. Ich halte es für
Unsinn zu glauben, Gott wäre bewiesen.

Das ist in der Tat Unsinn. Wenn er bewiesen wäre, wäre ja auch alles klar.

Wunderbar. Was willst Du mehr. Sünde? Ich weiß nicht. Ich
finde, allein Deine Aussagen und Fragen und Thesen hier zeigen
schon viel Positives. Wie gesagt ich mache mir keine Gedanken
über eine Hölle und glaube auch nicht, dass ein Paradies (wenn
es eines geben sollte) für eine kleine elitäre Gruppe gedacht
ist weder glaube ich, dass Gott von uns erwartet, dass wir
alle wie die Franziskaner leben sollen, aber bewundern sollten
wir ihre Nächstenliebe und sie uns zum Vorbild nehmen und
möglichst viel in unseren Alltag übernehmen.

Ja, das alles magst du so glauben, aber andere glauben anderes. Ich schließe daraus, dass die Wahrheit nicht dadurch indiziert ist, dass jemand an sie glaubt.

Mevius

die Vegetarier in der Bibel

Darin sehe ich keinen Widerspruch. Du selbst sagst ja, Gott
denke um! Wenn man also von einem anfänglichen Verbot des
Fleischverzehrs ausgeht, dann hat er dieses Verbot eben später
aufgehoben.

Gott sollte nicht umdenken müssen, falls er allwissend ist. Das heißt also, er ist nicht allwissend.

Oder gab es einen Grund für das ursprüngliche Fleisch-Verbot? Die Bibel lässt uns darüber wiedereinmal im Unklaren. Besonders unverständlich ist, warum Abel, der ja Viehhirte war, kein Fleisch essen durfte. Er opferte zwar Fleisch und Käse, durfte es aber selber nicht konsumieren!!!

Ich vergleiche die Bibelberichte mit den sumerischen Mythen und sehe verschiedene Parallelen. Die Bauern mussten dort ihre Produkte, besonders Fleisch, großteils an die Obrigkeit abliefern. Das könnte auch in die Bibel in etwas versteckter Form eingegangen sein.