Bilder aus dem Iran

Hallo,
die Situation im Iran spitzt sich zu.
Hier ein paar Bilder der letzten Tage.
http://www.boston.com/bigpicture/2009/06/irans_dispu…
Ich frage mich, warum da keiner mal etwas unternimmt.
Die Amerikaner würden doch eh zu gern im Iran einmarschieren,
das wäre doch jetzt die Gelegenheit.
Warum wird da nicht auf Neuwahlen bestanden unter Aufsicht von
UNO Truppen?
Gruß,
C

Hallo Claudette,
bei aller Empörung darüber, was dieses Regime in seiner Angst vor Machtverlust veranstaltet und seinen Bürgern antut, sollten wir doch auf dem Boden bleiben.
Ayatollah Chamenei hat gesprochen und der Welt erklärt, daß der Iran eine „religiöse Demokratie“ sei.
Die verfassungsmäßige Stuktur
http://www.zdf.de/ZDFxt/module/MMR/heute/birma/DerIr…
zeigt nach unserem Verständnis eine klerikale Diktatur.
Aber mit welchem Recht legen wir immer und überall unsere Maßstäbe an, ohne andere Kulturen zu verstehen und andere Interessen zu berücksichtigen (UNO).
Die Lage im Iran wird sich nicht zuspitzen, sondern oberflächlich beruhigen, weil die Protestierer begreifen werden, daß nicht Gewalt, sondern Klugheit und Beharrlichkeit zum Ziel führen. Gewaltsame Revolutionen führen doch nur dazu, daß ein Diktator durch einen anderen ersetzt wird getreu dem Versprechen:„Ich befreie euch vom Despoten und führe euch aus dem Elend, gebt mir nur alle Macht!“
Das System kann nur von innen heraus verändert werden, jeder Druck von außen führt nur zur Verhärtung. Und niemand auf dieser Welt ist so wahnsinnig, daß er hier an Krieg dächte. Ein Irak ist doch genug!

Ich hör jetzt hier einfach mal auf.
Gruß
Cassius

Moin,

Ich frage mich, warum da keiner mal etwas unternimmt.
Die Amerikaner würden doch eh zu gern im Iran einmarschieren,
das wäre doch jetzt die Gelegenheit.

Nein. Denn dass würde das Land sofort hinter Ahmadinejad einigen. Das zweitbeste, was ihm passieren könnte wäre, wenn die Israelis jetzt anfangen, den Iran zu bombadieren. In beiden Fällen wäre sofort Schluss mit der Opposition und die Chancen auf echte Veränderungen im Iran auf Jahre wieder verspielt.

Gruß
Marion

Hallo Marion,

Denn das würde das Land sofort hinter Ahmadinejad einigen.

Voll meine Meinung.
Eine Chance zur Veränderung sehe ich gemäß der iranischen Verfassung nur bei Chamenei selbst (Sinneswandel, aber warum eigentlich, es läuft doch alles gut für seine Religion) oder bei seinem Nachfolger. Der müßte allerdings wie ein Schaf im Wolfspelz sich durch die klerikalen Instanzen arbeiten.
Wer es gegen die Verfassung versucht, sollte vorher an Lenin denken: Die Macht kommt aus den Gewehrläufen!

Gruß
Cassius

Hallo!

Ich frage mich, warum da keiner mal etwas unternimmt.
Die Amerikaner würden doch eh zu gern…

Vor rund 1.000 Jahren, zur Zeit der Kreuzzüge, nahmen Mächtige den Glauben zum Vorwand, um weniger Mächtige anderen Glaubens zu überfallen und auszurauben. Im Laufe der Zeit wurde diese Gewohnheit systematisiert und mündete schließlich in riesigen Kolonialreichen. Irgendwelche Kuttenträger waren immer dabei. Sie waren nützlich, um dem Treiben den Anschein christlicher Missionierung, Kultivierung der „Wilden“ etc. zu geben. Statt der Kolonialreiche alter Prägung wurden später in vielen Ländern willige Pappkameraden installiert, deren Job es war, beim Ausrauben ihrer Länder tatenlos zuzusehen oder mit Gewalt zu helfen. Der Schah von Persien war so ein von Briten und Amerikanern gepäppelter Zögling. Ich kürze etwas ab: Die Radikalisierung mit Hass gegenüber allem, was nach westlicher, insbesondere US-amerikanischer Prägung roch, konnte niemanden überraschen. Das Ganze wird außerdem vom seit 60 Jahren am Kochen gehaltenen Palästina-Konflikt befördert.

Ging es früher um Gold, Gewürze und Sklaven, geht es heute um Rohstoffe. Die Methode ist immer gleich: Gewaltsam Einfluss gewinnen, ein paar nützliche Idioten reich machen und die Bevölkerung mitsamt ihrer Lebensgrundlagen zum Teufel gehen lassen. Dabei dient deutsches Militär gerne als Handlanger. Der Irak im Westen des Irans ist unter amerikanischer Kontrolle und im Osten des Irans sind Deutsche in Afghanistan Teil der anderen Backe der Kneifzange. Damit deutsche Deppen dabei mitmachen, wird das Engagement mit Terrorbekämpfung bemäntelt. Allein die Vorstellung, Terror mit Militär bekämpfen zu wollen, ist schon idiotisch.

Wir müssen uns dringend von der Vorstellung verabschieden, unsere Werte und unsere Lebensart in andere Länder zu exportieren. Wenn uns schon Ethik und Vernunft nicht zur Veränderung der Verhaltensweise veranlassen, so vielleicht die Einsicht, dass es der Globus mit seinen fossilen Rohstoffen gar nicht verträgt, wenn alle so leben wollten wie wir. Offensichtlich machen wir etwas falsch. Diese Einsicht scheint langsam bei einigen kapitalkräftigen Investoren angekommen zu sein. So machte das Hamburger Abendblatt vergangenen Mittwoch mit einer Schlagzeile auf, wonach 400 Mrd. € in ein Projekt zur Stromerzeugung in der Sahara fließen sollen. Bereits 2020 soll Strom aus der Region nach Europa fließen. Eigentlich ein zutiefst vernünftiger Ansatz.

Der Darstellung auf 2 Zeitungsseiten konnte ich nicht entnehmen, ob Journalisten, Investoren oder beide einem Irrtum aufsaßen. Keine Frage, technisch ist das Vorhaben schon seit Jahrzehnten realisierbar. Aber politisch auf absehbare Zeit nicht. Die Kolonialisierung hinterließ auf dem afrikanischen Kontinent viele ausgeplünderte und als Müllkippen benutzte Staaten, die nur auf der Landkarte existieren, ohne über ein funktionierendes Staatswesen zu verfügen. Verarmte, chancenlose Leute ziehen als Angehörige zahlloser Privatarmeen marodierend durchs Land. Armut muss beseitigt werden, Bildung, wirtschaftliche und landwirtschaftliche Strukturen müssen geschaffen werden. Die Folgen von Jahrhunderten der Ausplünderung müssen beseitigt werden. Dabei muss man in Generationen denken und sich vorher von der uralten Denke verabschieden, bei erstbester Gelegenheit mit Militär „für Ordnung sorgen“ zu wollen und doch nur wieder destabilisierend und hasserzeugend zu wirken.

Gruß
Wolfgang

Die Amerikaner würden doch eh zu gern im Iran einmarschieren,
das wäre doch jetzt die Gelegenheit.
Warum wird da nicht auf Neuwahlen bestanden unter Aufsicht von
UNO Truppen?

Was soll das bitte bringen? Wann hat es denn das letzte Mal funktioniert, einem Volk (in diesem Fall sogar bei einem, bei dem religiöse Konflikte den Dialog ohnehin delikat gestalten) eine fremde politische Richtung überzustülpen?
Das Interessante an diesem Konflikt ist, dass das Regime bei dem Versuch, sich demokratische Legitimation zu verschaffen, sich grandios verkalkuliert haben.
Wenn es zu einer Liberalisierung kommen kann, dann nur dadurch, dass die Menschen sich gegen das Regime selbst auflehnen. Und dazu gehören nicht nur die Staatspräsidentschaft mit jemand „liberalerem“ wie hier etwa Mussawi - über eine Wahl im bestehenden System ist eine Mäßigung schlicht nicht möglich, da jeder Staatspräsident vom Wächterrat, der überwiegend aus Ultrakoservativen besteht, abgesegnet werden muss.
Doch sicherlich ist dieser Trend in der Meinung der Iraner positiv. Wollen wir wirklich die Sympathien, die wir im Westen vor allem bei den jüngeren Iranern gewonnen haben, durch eine millitärischen Einsatz wieder verspielen?

Hallo,
die Situation im Iran spitzt sich zu.
Hier ein paar Bilder der letzten Tage.
http://www.boston.com/bigpicture/2009/06/irans_dispu…
Ich frage mich, warum da keiner mal etwas unternimmt.

stimmt…deutschland würde auch viel mehr polizei einsetzen, um gegen die demonstranten vorzugehen…

Hallo,

die Situation im Iran spitzt sich zu.
Hier ein paar Bilder der letzten Tage.
http://www.boston.com/bigpicture/2009/06/irans_dispu…
Ich frage mich, warum da keiner mal etwas unternimmt.
Die Amerikaner würden doch eh zu gern im Iran einmarschieren,
das wäre doch jetzt die Gelegenheit.

Man stelle sich vor, die halbe USA wäre
wegen Wahlbetrug (Bush/Florida) damals
auf die Barrikaden gegangen.

Warum wird da nicht auf Neuwahlen bestanden
unter Aufsicht von UNO Truppen?

Hab ich damals auch vorgeschlagen. Keine Ahnung,
warum das keiner aufgegriffen hat :wink:

Grüße

CMБ

Hi,

Man stelle sich vor, die halbe USA wäre
wegen Wahlbetrug (Bush/Florida) damals
auf die Barrikaden gegangen.

daran habe ich auch gerade gedacht.
Aber dafür ging es denen da noch zu gut.
Die Wahlen im Iran wurden heute Seitens Chamenei
für Rechtens erklärt, hat irgendwer was
Anderes erwartet?
Ohne Worte,
C

Wollen wir wirklich die Sympathien, die wir im Westen

vor allem bei den jüngeren Iranern gewonnen haben, durch eine
millitärischen Einsatz wieder verspielen?

Hi,
auf keinen Fall. Ich bin keineswegs für einen US Einsatz. Ich wundere mich nur, dass sie so gar nichts tun, unter George W. sähe das anders aus. Schließlich ist Iran der Teufel in Person, der gefährlichste Feind etc.Ich kenne die Propaganda in den USA recht gut, habe viele Freunde und Verwandte dort.
Aber UNO Truppen sind eine andere Geschichte, oder sehe ich das falsch?
GRuß,
C

Hallo,

schade, dass man hier gar keine Sternchen geben kann.
Ich sehe das schon auch so wie du. Das mit den Amerikanern ist nur etwas falsch rübergekommen. Ich bin keinesfalls für eine militärische Intervention. Ich wundere mich nur, dass die sich so still verhalten. Muß echt an Obama liegen. George W. hätte schon mit dem Säbel gerasselt.
Aber Neuwahlen unter UNO Aufsicht fände ich schon gerechtfertigt.Aber steht natürlich außer Frage.
Ich sehe die Dinge immer etwas von einer emotionalen Seite. Ich kenne viele Iraner, ich war schon im Iran und es ist schrecklich wie die Menschen dort unterdrückt werden. Die wollen auch ein entspanntes Leben ohne Unterdrückung, Angst vor Verfolgung und Folter.
Ich bin gespannt wie es weitergeht.
Gruß,
C

hi

daran habe ich auch gerade gedacht.
Aber dafür ging es denen da noch zu gut.
Die Wahlen im Iran wurden heute Seitens Chamenei
für Rechtens erklärt, hat irgendwer was
Anderes erwartet?

Wer sagt Dir denn, dass sie nicht rechtens waren? So schreibt (sogar) der Spiegel, dass eine Wahlfälschung zwar möglich, aber nicht wahrscheinlich ist (-> http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,630319,… ).

gruß
Raoul

hi, ich weis ja nicht ob das schon gesagt wurde (bin auch n bissl zu Faul alles zu lesen) aber es heisst nicht „im Iran“, sondern „in Iran“.

Iran heisst übersetzt schon der Iran. Im Iran heisst also in dem dem Iran, bzw. der Iran würde der der Iran heissen :wink:

Gruß

Hi,
Amahdi-Nehjad hat doch %ual gesehen nur geringfügig mehr Stimmen als bei seiner letzter Wahl (2005: 61,6%) bekommen.
Und das bei solch hoher Wahlbeteiligung (wie siehts denn bei uns aus mit knappen 40% Können sich da unsere Bevölkerungsvertreter noch zu Recht als demokratisch legitimiert sehen?), insb. in ländlichen Bereichen, die ja begeistert hinter Ahmadi-Nehjad stehen. Und die Anhänger von A. kriegen auch Zigtausende Demonstranten auf die Straßen!
Warum also sollte das Wahlergebnis nicht weitgehend korrekt sein? Zumindest m. M. n. deutlich korrekter als die „demokratischen“ Wahlen in Nato - Partner in spe Georgien, die mit Hilfe der CIA den mit Krieg zündelnden Mafia Chef Saakaschwili an die Macht brachte - und von der kein Mensch mehr redet.
Zumal: gern werden auch bei uns mal politisch korrekt die Wählerstimmen „ausgezählt“ (z.B. bei Jan Timke BiW), daß sogar gerichtsnotorisch von „grobem Fehlern“ gesprochen werden darf.
Und worin würde politisch die Wahl von Mussawi etwas ändern (Atompolitik, Israel, Palestina, …), auch bezüglich der Außenpolitik von Israel und USA? Reibt sich Irael nicht gar klammheimlich die Hände (Haaretz)?
Und sollte man die Ajatollahs so dumm halten, daß sie keine perfekte „Wahlmanipulation“ auf die Beine kriegten, mit einem etwas knapperen Ergebnis, so sie denn wollten?
Ich warte erst mal noch ab, bevor ich mir zur Iranwahl eine endgültige Meinung bilde.
lg O

http://www.tagesschau.de/ausland/wahlgeorgien6.html

http://blog.zeit.de/joerglau/2009/06/14/ahmadinedsch…

http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/westentas…

Hallo,

besser kann man es nicht formulieren.
10 Sternchen für Dich.

Karin

Hallo,

Ich warte erst mal noch ab, bevor ich mir zur Iranwahl eine
endgültige Meinung bilde.

Vielleicht hilft das

http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2009/jun/13/…

 ...
 On Monday night at least 100,000 of the former prime 
 minister's supporters set up a human chain across Tehran. 
 But, hours before I had attended a mass rally for the 
 incumbent president that got little to no coverage in 
 the western press because, on account of the crowds, he 
 never made it inside the hall to give his speech. Minimal 
 estimates from that gathering have been placed at 600,000 
 (enthusiasts say a million). From the roof I watched as 
 the veiled women and bearded men of all ages poured like 
 lava.
 ...

dabei?

Grüße

CMБ

Hey
Ich vermute für die Zurückhaltung gibt es zwei Gründe: Erstens wäre eine Einmischung kontraproduktiv. Das Regime hat sich lange über die Abgrenzung zum ‚grossen Satan‘ definiert und die Geschichte der Revolution ist eng mit ausländischer Einmischung verknüpft.
Zweitens wollte wohl die Europäer zusammen mit der neuen Administration in Washington den Iran in die Verantwortung nehmen. Wenn man die Regierung delegitimiert und deren Existenzberechtigung in Frage stellt, wird ein Dialog schwierig. Es steckt wohl eine ordentliche Portion Pragmatismus dahinter.
lg sanaz

Hallo Wolfgang,
sehr gut, 10 Sterne!!
Grüsse
MMHK

Hallo,

Die Amerikaner würden doch eh zu gern im Iran einmarschieren,
das wäre doch jetzt die Gelegenheit.

was ändert denn das Einmarschieren? Für noch einen Irak gibts doch weltweit nicht genug Truppen. Und warum ist im Jahr 2000 keiner in den USA einmarschiert?

Warum wird da nicht auf Neuwahlen bestanden unter Aufsicht von
UNO Truppen?

Der Iran besteht eben aus mehr als nur aus Teheran. Soll jetzt so lange gewählt werden, bis das Ergebnis weltweit allen passt?

Gruß
Torsten

http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2009/jun/13/…

Hi,
The Guardian ist eine super Zeitung, habe ich jahrelang abonniert als ich in Indien gelebt habe.
Ich hatte eine Mail von einer canadischen Iranerin bekommen, die auch darauf hinweist, dass die Zahlen der Demonstranten
viel höher sind, als die, die in den Nachrichten bekannt gegeben werden. Sie ist vor Ort und hat es geschafft ein paar Nachrichten rauszubekommen.
Gruß,
C