Interessante Frage
Warum muss eigentlich jeder betonen das er oder sie gegen
Terrorismus ist, wenn er oder sie kritische Fragen stellt.
Hier im Forum sollten wir uns unterstellen, dass niemand von
uns den Terrorismus unterstützt. Allerdings habe ich manchmal
das Gefühl es ist andersherum.
Nein, eine Antwort habe ich nicht. Aber ich kann Dir drei Geschichten hierzu erzählen:
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Berlusconi hat bin Laden und die Globalisierungskritiker wie ATTAC in einen Topf geworfen, denn beide haben - nach Ansicht Berlusconis - das gleiche Feindbild. Globalisierungskritiker sollen als fünfte Kolonne des Islamismus gesehen und in eine Verteidigungsposition gedrängt werden.
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Man kann jetzt sagen: Berlusconi, na ja.
Aber auch der „Woche“-Kolumnist Peter Glotz (SPD-Intellektueller oder so) hat am 12. Oktober über ein „Worst-case“ Szenario nachgedacht („Was, wenn der Krieg scheitert?“). Darin:
„Schließlich gelingt es der CIA mit Hilfe von Teilen des pakistanischen Geheimdienstes, Bin Laden zu stellen und zu töten. Das Bild seiner durchlöcherten Leiche geht um die Welt. Er wird zum Märtyrer der „Anti-Globalisierer“. T-Shirts mit seinem Bild und seinem Namen sind ein paar Jahre lang Symbole radikaler Opposition. Später werden sie, wie die Che-Guevara-Poster, zum gleichgültigen Bestandteil der Popkultur. Das Affengebiss der Medienmaschinerie zermahlt den Terroristen. Aus dem Mörder wird ein Popstar.“
(Ist wirklich nicht das schwachsinnigste Zitat aus dem Artikel, aber das will ich nicht posten. Da faulen mir eher die Finger ab.) Ich habe daraufhin einen sehr, sehr scharfen (vom Inhalt, nicht vom Ton) Leserbrief an die „Woche“ geschickt (ist auch abgedruckt worden, was durchaus für die „Woche“ spricht, denn ich habe da ihren Kolumnisten wirklich sehr angegriffen). Aber auch hier sieht man wie Globalisierungskritiker mit bin Laden in einen Topf gewerfen werden sollen. Immerhin von einem, der sicherlich nicht Rechtsradikal ist.
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Ich habe hier in Münster mit der ATTAC-Gruppe eine Demo zu Frieden und WTO vorbereitet (zum 13.11.). Sollte auch der Redner auf der Demo für ATTAC-Münster sein. In dem Aufruf zur Demo haben wir dann natürlich auf den WTC-Anschlag Bezug genommen als Beispiel, was für ein Hass u.a. aus unserem Wirtschaftssystem entsteht (ich will den Aufruf jetzt hier nicht reinsetzen, war natürlich nicht so oberflächlich). Ich habe darauf bestanden, dass vor dem Wort „Terroranschlag“ ein Adjektiv wie „verabscheuungswürdig“ vorgesetzt wird, eben um die Distanz deutlich und offensichtlich zu machen. Die Gruppe hat abgelehnt, da sie nicht einsah, sich von etwas zu distanzieren, wo natürlich jede Distanz offenkundig ist, nur weil irgendwelche Leute das verlangen. Sie wollten dieses Spiel bewußt nicht mitspielen.
Ich habe mich daraufhin vom Aufruf und der Demonstration zurückgezogen, weil ich sehe (spätestens nach Glotz), dass wenn ATTAC diese Distanz nicht erkennen läßt, diese Gruppe schnell in eine Falle rennt, die von den Globalisierungsbefürwortern jetzt gerne aufgestellt ist. Diese Distanz zu betonen, ist lächerlich und an sich überflüssig, weil vollkommen unnötig, aber anscheinend dennoch notwendig.
Nach Bushs-Motto: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Und wer etwas Amerika-kritisches sagt, ist gegen Amerika. Eine Differenzierung zwischen den „Amerika-Gegnern“ soll nicht erfolgen (und erst recht soll nicht diskutiert werden, ob eine Gruppe, die auch in den USA viele Anhänger hat wie ATTAC, überhaupt ein Amerika-Gegner sein kann. Sie ist gegen die derzeitige US-Politik und das reicht).