Bin Ladens Tod und deutsche Politiker

Hallo zusammen,

nicht, dass ich dem terrorismusverdächtigen Osama bin Laden eine Träne nachweinen würde oder Selbiges von irgendwem erwarte. Aber sich über den Tod eines Menschen zu freuen kann ich hier nicht nachvollziehen.

Wie kommt es, dass deutsche Politiker, denen es sonst nicht „politisch korrekt“ genug zugehen kann, jetzt keine Hemmungen haben sich so zu äußern? Mich hat es überrascht und befremdet.

Gruß,

MecFleih

Hi,

Moral, Erhabenes, Gerechtigkeit und Würde haben schon seit einiger Zeit nichts mehr mit Politik zu tun.

mfg,

Hanzo

Hi,

nicht, dass ich dem terrorismusverdächtigen Osama bin Laden
eine Träne nachweinen würde oder Selbiges von irgendwem
erwarte. Aber sich über den Tod eines Menschen zu freuen kann
ich hier nicht nachvollziehen.

Komisch, kaum hat irgendein Politiker etwas in diese Richtung geäußert, finden es plötzlich alle befremdlich, daß man sich über den Tod eines Massenmörders freut.

Das finde ich nicht weniger seltsam.

Gruß S

Hallo MecFleih

ganz ehrlich, dass ist lächerlich.
Jeder Mensch auf der Welt, außer die „Befürworter“ Bin Ladens, sagen endlich ist er tot, endlich können die Hinterbliebenen mit der Sache abschließen.
Aber wehe ein Politiker sagt das, dann ist es direkt „befremdlich“, „falsch“ oder „nicht ethnisch“. Meiner Meinung nach hat Merkel, wie der Rest der europäischen Politiker, das richtige Gesagt. Klar das die Opposition was anderes sagt, hätte die CDU auch nicht anders gemacht, dennoch aus meiner Sicht vollkommen richtig und unbedenklich.

gruß
Jendrik

Hallo,

das ist nun mal eine sehr ambivalente Situation. Da kann man im Grunde
gar keine eindeutig richtige Aussage machen.
Politisch korrekt wäre wahrscheinlich ein schwammiges herumgeeiere gewesen, in dem zwar das Bedauern zum Ausdruck gebracht wird, dass der Verdächtige nun keinem ordentlichen Verfahren zugeführt werden kann,
dann die Sachzwänge und in Anbetracht von diesem und jenem die Verhältnismäßigkeit der Reaktion festgestellt und
schließlich zum Ausdruck gebracht, dass die Beseitigung der Gefahr ein Gewinn für alle sei und die USA dazu beglückwünscht.

Das wäre aber auch von niemandem wirklich gut gefunden worden. Da hat sich Frau Merkel entschieden wenigstens einige glücklich zu machen (wenn es für alle sowieso nicht geht).

Ein Grund zur Aufregung ist das für mich nicht.

Gruß
Werner

Hallo Werner,

das ist nun mal eine sehr ambivalente Situation. Da kann man
im Grunde gar keine eindeutig richtige Aussage machen.

Es geht darum ob das Völkerrecht und die Menschenrechte beachtet wurden.

Wenn ObL erschossen wurde als er die Amis selber bedroht hat, wäre das rechtlich in Ordnung. Sollte es aber so sein, dass die Tötung von vorneherein beabsichtigt war, unabhängig vom konkreten Bedrohungsszenarium, würde das klar gegen internationales Recht verstoßen.

Solange hier keine eindeutige Klarheit herrscht hätte ich mich, wenn ich Politiker wäre, zurückhaltend geäußert.

Politisch korrekt wäre wahrscheinlich ein schwammiges
herumgeeiere gewesen, in dem zwar das Bedauern zum Ausdruck
gebracht wird, dass der Verdächtige nun keinem ordentlichen
Verfahren zugeführt werden kann,
dann die Sachzwänge und in Anbetracht von diesem und jenem die
Verhältnismäßigkeit der Reaktion festgestellt und
schließlich zum Ausdruck gebracht, dass die Beseitigung der
Gefahr ein Gewinn für alle sei und die USA dazu
beglückwünscht.

Aber genau dieses Herumgeeiere ist doch diplomatisches Tagesgeschäft…

Das wäre aber auch von niemandem wirklich gut gefunden worden.
Da hat sich Frau Merkel entschieden wenigstens einige
glücklich zu machen (wenn es für alle sowieso nicht geht).

Ein Grund zur Aufregung ist das für mich nicht.

Für mich ist es nicht die Tatsache, dass ObL tot ist. Mir geht es hier mehr um saloppe und vorschnelle Kommentare ohne Nachdenken darüber, wie man dasteht falls das Völkerrecht verletzt wurde.

Und immerhin wurde ein Mensch getötet. Egal um wen es da geht - dieses freudig zu kommentieren widerspricht obendrein unseren Werten und Vorstellungen.

Insofern halte ich es für ein sehr dilettantisches und populistisches Verhalten und hätte erwartet, dass man sich nicht so salopp um Kpf und Kragen schwätzt.

Gruß,

MecFleih

Hallo,

ganz ehrlich, dass ist lächerlich.

Es geht hier nicht allein um die Figur bin Laden, sondern ddarum, ob das Völkerrecht und grundlegende Menschenrechte verletzt wurden.

Meiner Meinung
nach hat Merkel, wie der Rest der europäischen Politiker, das
richtige Gesagt.

Sollte sich herausstellen, dass die Amis von vorneherein mit dem Ziel der Tötung angekommen sind ist das rechtlich nicht nur umstritten, sondern definitiv ein Verstoß gegen das Völkerrecht.

Von einem demokratischen Spitzenpolitiker erwarte ich, dass er sich darüber nicht einfach hinwegsetzt. Auch wenn es hier um einen Terroristen ging kann man die Tötung eines Menschen ohne rechtliche Legitimation nicht einfach gutheißen.

Dass dieser Mann keinen Terror mehr verüben kann, kann man ja durchaus positiv bewerten. Wenn es aber um eine Tötung geht, noch dazu wo nicht klar ist ob das völker- und menschenrechtlich vertretabar war, würde ein Politiker mit Format eher den Ball flach halten.

Gruß,

MecFleih

Hi,

Komisch, kaum hat irgendein Politiker etwas in diese Richtung
geäußert, finden es plötzlich alle befremdlich, daß man sich
über den Tod eines Massenmörders freut.

Es geht nicht um den Massenmörder. Es geht darum, ob man von Anfang an mit einer Tötungsabsicht unterwegs war. Das wäre ein massiver Verstoß gegen das Völkerrecht. Und da erwarte ich von Spitzenpolitikern, dass sie darüber nicht einfach hinweggehen.

Dass ObL keinen Schaden mehr anrichten kann kann man ja problemlos begrüßen. Nicht aber eine geplante Tötung. Diese Unterscheidung möchte ich von Politikern sehen.

Gruß,

MecFleih

Hallo,

Es geht darum ob das Völkerrecht und die Menschenrechte
beachtet wurden.

Dir vielleicht, aber weder in der Politik, noch in der Beurteilung des „(Bild)Volkes“ ist das ein primäres Kriterium.

Solange hier keine eindeutige Klarheit herrscht hätte ich
mich, wenn ich Politiker wäre, zurückhaltend geäußert.

Sie haben ja auch keine juristischen Stellungnamen abgegeben.
Wenn Politik und Jura das gleiche wären … wäre das schön???
Ich glaube nicht.

Aber genau dieses Herumgeeiere ist doch diplomatisches
Tagesgeschäft…

Aber nicht unbedingt politisches. Nicht immer und überall muss ein Politiker auch Diplomat sein.

Und immerhin wurde ein Mensch getötet. Egal um wen es da geht

  • dieses freudig zu kommentieren widerspricht obendrein
    unseren Werten und Vorstellungen.

Unseren? Ich fürchte ganz abstrakt wirst du da vielleicht noch eine schwache Mehrheit der Bevölkerung hinter dir wissen, aber im konkreten Einzelfall gilt wohl eher das Prinzip hängt ihn höher, damit ich auch was davon sehen kann.

… dass man sich nicht so salopp um Kpf und Kragen schwätzt.

Das kann ich überhaupt nicht erkennen. Das bringt wahrscheinlich eher noch ein paar Wählerstimmen.

Gruß
Werner

Hi

Wie kommt es, dass deutsche Politiker, denen es sonst nicht
„politisch korrekt“ genug zugehen kann, jetzt keine Hemmungen
haben sich so zu äußern? Mich hat es überrascht und befremdet.

Daran kann man deutlich sehen, daß Politiker machen können was sie wollen, sie werden immer kritisiert werden.
Wenn sie lügen ist es nicht recht, wenn sie die Wahrheit sagen auch nicht.

Gruß
Edith

Moin,

Daran kann man deutlich sehen, daß Politiker machen können was
sie wollen, sie werden immer kritisiert werden.
Wenn sie lügen ist es nicht recht, wenn sie die Wahrheit sagen
auch nicht.

Katrin Göring-Eckardt, Bundestagsvizepräsidentin, sagte zu der Thematik sinngemäß: Es ist gut, dass Osama bin Laden nicht mehr als Terrorist aktiv werden kann. Aber man bejubelt nicht die Tötung eines Menschen.

Das trifft es ziemlich genau. Politiker können sehr wohl die richtigen Worte finden und bekommen dann auch Zustimmung dafür.

Wie die Morgenpresse berichtet regt sich inzwischen aber durchaus Widerstand in den eigenen Reihen gegen manche Jubelperser-Aussage in politischen Kreisen. Recht so! Man kann doch ein möglicherweise völkerrechtswidriges Vorgehen nicht völlig unkritisch beklatschen…

Gruß,

MecFleih

Moin Werner,

Es geht darum ob das Völkerrecht und die Menschenrechte
beachtet wurden.

Dir vielleicht, aber weder in der Politik, noch in der
Beurteilung des „(Bild)Volkes“ ist das ein primäres Kriterium.

Wenn ein möglicher Verstoß gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte in einem demokratischen Land, das humanistische Werte vertritt und wegen seiner Vergangenheit besonders sensibilisiert ist, nicht mal mehr erwähnt wird, läuft etwas falsch. Wenn ein BILD-Leser die Zusammenhänge nicht direkt erfasst mag das so sein. Von verantwortlichen Politikern muss man aber erwarten, dass sie differenzieren können.

Inzwischen regt sich allerdings Widerstand gegen manche freudige Aussage zur Tötung, wie ich der Morgenpresse entnommen habe. Es gibt also durchaus Politiker, die hier hinterfragen. Gut so.

Wenn Politik und Jura das gleiche wären … wäre das schön???
Ich glaube nicht.

Politiker sind überproportional oft Juristen und Lehrer…

Und immerhin wurde ein Mensch getötet. Egal um wen es da geht

  • dieses freudig zu kommentieren widerspricht obendrein
    unseren Werten und Vorstellungen.

Unseren? Ich fürchte ganz abstrakt wirst du da vielleicht noch
eine schwache Mehrheit der Bevölkerung hinter dir wissen, aber
im konkreten Einzelfall gilt wohl eher das Prinzip hängt ihn
höher, damit ich auch was davon sehen kann
.

Mag sein, dass Leute mit etwas geringeren intellektuellen Ansprüchen das so sehen. Die anderen sollten aber schon noch zwischen der Person bin Laden (die die Welt nicht bereichert, sondern schlimmer gemacht hat) und elentaren Menschen- und Völkerrechten unterscheiden, und Verstöße dagegen nicht „vergessen“ weil der Betroffene kein Sympathieträger war…

… dass man sich nicht so salopp um Kpf und Kragen schwätzt.

Das kann ich überhaupt nicht erkennen. Das bringt
wahrscheinlich eher noch ein paar Wählerstimmen.

Genau daran krankt die politische Klasse seit langem: dass Wählerstimmen höher bewertet werden als eine moralische Position, die zu vertreten wäre…

Einen angenehmen Tag,

MecFleih

Hallo,

Es geht darum ob das Völkerrecht und die Menschenrechte
beachtet wurden.

Und wenn nicht, wer klagt an? Einen Verstoß kann nur ein ordentliches Gericht feststellen. Also, ran ans Werk.

Ist des dann nicht so, dass diejenigen, die nicht anklagen, eigentlich den Aussagen, die sie jetzt verurteilen, zustimmen?

Hi,

Jeder Mensch auf der Welt, außer die „Befürworter“ Bin Ladens,
sagen endlich ist er tot,

Also ich habe das nicht gesagt, ja noch nicht einmal gedacht.

Gruß,
Anja

Hi MecFleih,

Aber sich über den Tod eines Menschen zu freuen kann
ich hier nicht nachvollziehen.

Vor allem hat mich bestürzt, wie diese doch sehr genau geplante Aktion mit deutlichem „Genuss“ auch noch gefilmt wurde. Das erinnert mich ans Mittelalter, wo man zur Erbauung mit Picknickkorb bewaffnet auf dem Platz zum Galgen eilte, um mampfend und saufend dem Henker bei seiner „Arbeit“ zuzusehen.

Gruß,
Anja

Woher hast du die Information, dass hier „mit Genuss“ gefilmt wurde?

DASS gefilmt wurde, halte ich in dem Fall sogar für sehr wichtig. Denn die Bilder dürften Klarheit darüber bringen, ob das jetzt eine kill mission war oder die Tötung „im Gefecht“ erfolgte.

Allerdings halte ich nichts davon, die Bilder uneingeschränkt in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Und der von dir angesprochene Genusseffekt hat natürlich ebenso wenig damit verbunden zu sein, wie Merkels Freude über den Tod.

Spreu vom Weizen
Hallo

Wie kommt es, dass deutsche Politiker, denen es sonst nicht
„politisch korrekt“ genug zugehen kann, jetzt keine Hemmungen
haben sich so zu äußern? Mich hat es überrascht und befremdet.

Jetzt kannst Du eine Liste machen. Du kannst Du sehen,
wen Du noch ernst nehmen kannst und wen nicht.
Machst Du drei Spalten:

[Mordfreuer] [Mordärgerer] [Mordfolgenzyniker]
Fr. Dr. Merkel ... ...
 ... ... ...

Grüße

CMБ

Hallo

Für mich ist es nicht die Tatsache, dass ObL tot ist. Mir geht
es hier mehr um saloppe und vorschnelle Kommentare ohne
Nachdenken darüber, wie man dasteht falls das Völkerrecht
verletzt wurde.

es geht hier absolut um die Grundlage unserer
„westlichen Zivilisation“. Wenn es möglich und
auch wünschenswert ist, einen „Bösen“ einfach so
auszuknipsen, dann ist es auch möglich und wünschens-
wert, *jeden* auszuknipsen, den die jeweilige Maß-
gebliche Interessengruppierung als den „Bösen“ er-
achtet und per Meinungshoheit als solchen deklariert.

(Siehe => Ghaddafi).

Dies sich zu versagen bildete m.E. einen guten Teil
des moralischen Anspruchs der „humanistischen Werte“
seit der Aufklärung.

Grüße

CMБ

Moin McFleih,

das sehe ich genauso wie du.
Ich habe gedacht, ich höre nicht richtig, als ich die Worte unserer Bundeskanzlerin vernommen habe und die Reaktionen und Äußerungen vieler nicht persönlich betroffener Menschen waren für mich unverständlich, angesichts der Mißachtung grundlegender Rechte bei dieser Tötungsaktion.
Für mich ist das kein Rechtsstaat, der ohne ordentliche Gerichtsverhandlung verurteilt und in dem ein Staatsoberhaupt entscheidet, wer getötet werden darf.
Heute ist es ein Terrorist und morgen vielleicht ein politischer Gegner.
Obwohl ich ein „Heide“ bin, habe ich über den Tod OBLs keine Freude empfunden.
Und dass es durch seinen Tod jetzt weniger gefährlich sein sollte, glaube ich nicht.

Gruß
Pontius

Das das Völkerrecht missachtet wurde ist hier gar kein Thema, allein weil die USA erst melden, das es eine gezielte Tötung war und kurz darauf die Aussage zurückziehen und von Zufall reden, sprich reiner Selbstschutz.
Beim Völkerrecht gibt es nur ein Problem: Das wird man den USA nicht nachweißen können. Obwohl Obama gesagt hat:" Ja ich habe den Befehl gegeben", aber naja ist ja auch bald wieder Wahlkampf :wink:.
Außerdem bringt der Tod Bin Ladens nichts, er war eine reine Symbolfigur und ist jetzt für die „gute Sache“ als Märtyrer gestorben, das war wohl der beste Abgang den er wählen konnte. Die Drahtzieher und Organisatoren des 11. Septembers laufen immer noch frei herum und sind vll nicht mal bekannt.

Für mich stellt sich hier ein weiteres, für mich auch viel schwerwiegenderes Problem: Die USA haben ohne Erlaubnis der Pakistanischen Regierung auf deren Boden eine militärische Aktion durchgeführt und somit das Hoheitsrecht verletzt, was definitiv nicht zur Entspannung der Lage in dem Gebiet beiträgt.