Blasphemie

hallo

folgende these:

  1. ich unterstelle, es gibt eínen gott,

  2. ich unterstelle, das die diener und würdenträger der kirche sowie die weltlichen herrscher, die mit der wahrung der religion betraut sind bzw. waren, besonders glaubensfest und gottergeben seinen sollten.
    bekannt ist, dass eben die menschen bis zum heutigen tag immer wieder „gottes willen“ verkünden, behaupten, sie wüßten was gott will, festlegen was vermeintlich richtig und wichtig ist - immer mit der begründung „gott will es“.
    ganz abgesehen von der tatsache, wieviel leid, elend und tod unter diesem siegel über die menschheit gebracht wurde, wieviel unwiederbringliches wissen, großartige erfindungen der menschheit unter eben diesem siegel verhindert oder vernichtet wurden (der kirche nach war die erde bis zum ende des 20jh immer noch eine scheibe).

ist es dann nicht die größte blasphemie, respektlos und anmaßend - zu sagen, ein mensch kenne gottes wille (egal ob durch amt oder vermeint-lichem wissen aus der bibel u.ä. schriften-s. artikel „bibel“)?

viele grüße T.

Hallo,

ist es dann nicht die größte blasphemie, respektlos und
anmaßend - zu sagen, ein mensch kenne gottes wille

Aber ja!

Du darfst nicht wähnen, daß deine Vernunft dazu aufwachsen könne,
daß du Gott zu erkennen vermöchtest.

Meister Eckhart, Die deutsche Mystik

Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der
nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst ist.

Meister Eckhart, Mystische Schriften

http://www.spiegel.de/spam/

Gruß
Powenz

Hallo T.,

folgende these:

  1. ich unterstelle, es gibt eínen gott,

Ich auch!

Wenn es aber einen gibt und er der Schöpfer des Universums ist, dann hat er auch einen Plan für dieses Universum. Ich persönlich möchte gerne so sein, wie Gott mich haben möchte, danach frage ich und das versuche ich herauszufinden (wobei die Betonung ganz schön oft auf „versuchen“ liegt:wink:. Das Dilemma liegt meiner Meinung nach darin, dass Menschen immer wieder glauben zu wissen, was Gottes Plan für ihre Mitmenschen ist (vielleicht weil sie dann ein bisschen von sich selbst ablenken können), da kann man teilweise sicher von Blasphemie reden. Wenn jeder erst mal sein eigenes Leben prüfen würde, und erst wenn er das in Ordnung gebracht hat, sich um die Fehler anderer kümmert, würde tatsächlich viel Leid verhindert werden.

Gruß SusanneAntje

Und nun zur Blasphemie…

Ich denke es gilt zu Unterscheiden, ob man nun glaubt Gottes Wille im Alltag zu erkennen oder wenn es um Gottes Willen geht der in der Bibel festgehalten ist.
In unserem Alltag neigen wir dazu, unbewußt unsere eigene Wunschvorstellungen, Sehnsüchte hineinzuinterpretieren. Daher müssen
wir solche Sachen auch gut prüfen.
Im größeren Rahmen wurde die Bibel auch schon oft für irdendwelche Machenschaften mißbraucht. Man denke zum Beispiel an den Ablassbrief.

Die Bibel jedoch, stellt das Wort Gottes dar. In ihr, stellt sich Gott uns vor, wir erhalten seinen Rat und eine To-Do-Liste
Die Bergpredigt ist übigens sehr wichtig. Dort stellt Jesus beispielsweise klar, das nicht nur der Tötungsakt an sich Sünde ist, sondern bereits der Gedanke daran und dem anderen Schaden zu wollen. Kannst dir sicherlich vorstellen, dass das teilweise zu großer Entrüstung geführt hat. Plötzlich geht es nicht nur um das Handeln, sondern um die Einstellung an sich, die du deinem Nächsten gegenüber hast. So manch einer der bis dahin geglaubt hatte Gottes Vorstellungen gerecht zu werden, musste nun feststellen, das dass gar unmöglich scheint. Daher war ja der Tod Jesu für die Sünden von allen, die die Vergebung für sich in Anspruch nehmen, so wichtig.

wenn schon Meister Eckhart …
Hi,

Du darfst nicht wähnen, daß deine Vernunft dazu aufwachsen könne, daß du Gott zu erkennen vermöchtest.

Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der
nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst ist.

Meister Eckhart: Deutsche Predigten

Aber auch z.B.:
„Ich habe zuweilen von einem Licht gesprochen, das in der Seele ist, das ist ungeschaffen und unerschaffbar … Und dieses Licht nimmt Gott unmittelbar, unbedeckt entblößt auf, so wie er in sich selber ist … wirst du geeint und beseligt in dem Fünklein in der Seele, das weder Zeit noch Raum je berührte …“

Predigt 34 (Quint)

:wink:

Gruß
Metapher

Hallo,
„eine“ Definition von Blasphemie ist: (aus WIKI)
„Gotteslästerung“, das heißt das öffentliche Leugnen, Verhöhnen oder Verfluchen bestimmter Glaubensinhalte einer Religion“.

Auf jeden Fall ist dies keine

respektlos und
anmaßend - zu sagen, ein mensch kenne gottes wille

eher vielleicht ein Irrtum.
Der gläubige Christ erkennt die Botschaft von Jesus als den
Willen Gottes an.
Gruß VIKTOR

Hallo

ist es dann nicht die größte blasphemie, respektlos und
anmaßend - zu sagen, ein mensch kenne gottes wille (egal ob
durch amt oder vermeint-lichem wissen aus der bibel u.ä.
schriften-s. artikel „bibel“)?

s/Blasphemie/Ideologie

s/anmaßend/Indoktrination

Die heutige Kirche basiert aus dem „Erfolgsrezept“
der letzten 2000 Jahre. So lange diese variante
noch Anhänger (sprich „Einnahmen“) generiert,
wird sie beibehalten.

Interessant finde ich auch die Gottesvorstellungen
der unterschiedlichen „Kirchen“ im Vergleich. So
haben die Mormonen einen schönen Arier-Jesus ==> http://www.mormonen.de/learn/0,8672,802-4,00.html

Grüße

CMБ

ot
Hi,

Du darfst nicht wähnen, daß deine Vernunft dazu aufwachsen könne, daß du Gott zu erkennen vermöchtest.

Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der
nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst ist.

Meister Eckhart: Deutsche Predigten

Expertenforum! :smile:

Falsche Quellenangabe?

http://www.zitate-aphorismen.de/zitate/autor/Meister…

Aber auch z.B.:
„Ich habe zuweilen von einem Licht gesprochen, das in der
Seele ist, das ist ungeschaffen und unerschaffbar … Und
dieses Licht nimmt Gott unmittelbar, unbedeckt entblößt auf,
so wie er in sich selber ist … wirst du geeint und beseligt
in dem Fünklein in der Seele, das weder Zeit noch Raum je
berührte …“

Predigt 34 (Quint)

Schön…

Er berührt dieser Eckhart, auf seltsame Weise.
Durch ein Essay über christliche und östliche
Mystik (Suzuki), bin ich auf ihn
gestossen. Ich habe bisher nur im Netz
quergelesen, welches Buch würdest du empfehlen?

Gruß
Powenz

1 Like

Hallo T.

ist es dann nicht die größte blasphemie, respektlos und
anmaßend - zu sagen, ein mensch kenne gottes wille (egal ob
durch amt oder vermeint-lichem wissen aus der bibel u.ä.
schriften-s. artikel „bibel“)?

Nö. Zu diesem Zweck, nämlich Gottes Willen den Menschen bekannt zu machen, gibt es eine Reihe von Propheten. Die eigentliche Frage ist nun, welches sind wahre, das heißt von Gott gesandte Propheten und welches Falsche, bzw. welche Propheten erkennst du an?

Ist es nicht viel respektloser Gott gegenüber, wenn er den Menschen mittels Propheten seine Botschaft sendet und die Menschen diese Botschaft verachten. (Matthäus 21:33-46)

Gruß
Carlos

hallo,
ich redete nicht von dem normalen gläubigen.
ist es nicht eine verhönung, wenn die würdenträger der kirche forderungen stellt oder eigene bestimmte handlungen damit begründet-es wäre der wille gottes und er kenne ihn?!
schauen wir doch mal in die geschichte: kreuzzüge, inquisition, ablasshandel, hexenhammer, religionskriege… alles der wille gottes?!
jeder, derer, die diese begründung vorgaben hatten den dirkten draht?! ist das etwa mit aussuchen!?
oh nein-es ist eine bequem, weil indiskutable begründung den gläubigen gegenüber! das vermeintliche wort gottes wird mißbraucht um vorteile zu erzwingen und eigene ansichten durchzudrücken: zu morden, zu erpressen, zu verdummen, sich reich zu machen!
viele grüße T.

hallo susanneantje,
ich meinte auch nicht den gläubigen, sondern die kirchlichen würdenträger (s. meine antwort an viktor am 09.08.)
wenn ein gläubiger denkt, er handelt gottgefällig, so ist das eine gute sache - da stimme ich dir völlig zu - denn nach den geboten zu leben, ist eine gute voraussetzung ein aufrechtes und soziales leben zu führen, sich selber zu finden.
viele grüße T.

ot
Hallo,

Wenn es aber einen gibt und er der Schöpfer des Universums
ist, dann hat er auch einen Plan für dieses Universum.

Hat er?
Woher weiß man das.
Die Existenz eines Schöpfers setzt nicht notwendigerweise voraus, dass sich der Schöpfer nach dem Schöpfungsakt noch um diese kümmert.
Das ist ein weiterer Glaubensschritt.
Und noch ein weiterer Glaubensschritt zu denken, dass der Schöpfer einen Plan für den Einzelnen hat.

Gruß
Elke

Hallo Elke,

Und noch ein weiterer Glaubensschritt zu denken, dass der
Schöpfer einen Plan für den Einzelnen hat.

man kann auch lange darüber grübeln, ob der Erschaffer eines Sessels seinem Werk einen bestimmten Zweck zugewiesen haben könnte.

Man kann auch glauben, dass man darauf sitzen könnte.

Warum setzt man sich nicht einfach drauf?

Gruss Harald

1 Like

über Meister Eckhart
Hi, Powenz,

Falsche Quellenangabe?

Nein, ich hab das nur dazugesetzt, weil die andere Angabe so aussah, als seien das Werkstitel von Eckhart selbst.

Nach der Gesamt-Ausgabe der DFG
http://www.eckhart.de/wgabe.htm
die von Josef Quint organisiert wurde, wird E. normalerweise nur danach, bzw. nach „Deutsche Werke“ /„Lateinische Werke“ zitiert, oder halt direkt nach Titel (zB „Predigt Quint xy“).

Es berührt dieser Eckhart, auf seltsame Weise.

So ist es.

Durch ein Essay über christliche und östliche Mystik (Suzuki), bin ich auf ihn gestossen.

Das ist famos: Genau über dieses interessante Buch war auch ich mit 15 auf Eckhart gestoßen.

welches Buch würdest du empfehlen?

Zunächst diese umfangreiche Website:
http://www.eckhart.de/index.htm?leben.htm

Es gibt eine (bezahlbare) Sammlung der wichtigsten deutschen Schriften, ebenfalls von Quint übersetzt:
ISBN 978-3937872766 Buch anschauen
Ferner eine kleine Auswahl
ISBN 978-3150181171 Buch anschauen
wo ich aber mit der Übersetzung oft nicht einverstanden bin. Aber sie hat den Vorteil, zweisprachig (mhd.-dt.) zu sein.

Eine andere Schrift von E.:
ISBN 978-3458327059 Buch anschauen

Und kleine Sammlungen quer durchs Beet:
ISBN 978-3150073193 Buch anschauen
ISBN 978-3938484951 Buch anschauen

Schöne Grüße
Metapher

Hallo!

Bist Du katholisch?

Ich bin evangelisch und wenn ich Luther richtig verstanden habe, dann ist das, was Du schreibst, sein Hauptkritikpunkt an der katholischen Kirche: Es gibt keine Gewissheit! Insbesondere gibt es keine Institution, die Gottes Willen auf Erden verkörpert, denn jeder ist letztendlich für sich selbst verantwortlich und auf die Gnade Gottes angewiesen. Und der einzige Anhaltspunkt dafür, was Gott nun eigentlich mit uns vorhat, ist für jeden Gläubigen die Heilige Schrift.

Die Vorstellung, dass ein Geistlicher allein oder die Kirche als Ganzes die Deutungshoheit für sich beanspruchen, ist höchst „unprotestantisch“.

(Theologen mögen mich verbessern, aber das ist für mich der Hauptunterschied zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche).

Michael

ot: Die Erde war keine Scheibe
Hallo,

(der kirche nach war die erde bis zum ende des 20jh
immer noch eine scheibe).

das ist ein leider unausrottbares Märchen: /t/grenze-diesseits-jenseits/4849731/8

Gruß

=^…^=

hallo,
nein atheist-nicht mal getauft! ein heide gewissermaßen. :wink:
trotzdem habe ich interesse an solchen fragen, da geligion und glauben zu der welt in der ich lebe gehören und ich habe großen respekt vor dem glauben anderer menschen. es erscheint mit als im höchsten maße ungerecht, den glauben dieser menschen zu mißbrauchen-in welcher form auch immer-dazu muß ich nicht selber gläubig sein.
T.

Hallo Michael,

Die Vorstellung, dass ein Geistlicher allein oder die Kirche
als Ganzes die Deutungshoheit für sich beanspruchen, ist
höchst „unprotestantisch“.

(Theologen mögen mich verbessern, aber das ist für mich der
Hauptunterschied zwischen der katholischen und der
evangelischen Kirche).

jede Auslegung der Schriften, also jede Lehre einer (christlichen)
Religionsgemeinschaft impliziert die „Deutung“ oder das Erkennen
von Gottes Willen , zumindest indirekt.
Ob Aussagen dazu nun von (katholischen) Konzilen, Päpsten, den
vielen (christlichen) Religionsgründern oder deren späteren
Interpretationen in den kirchlichen Gremien oder deren Theologen
gemacht wurden unterscheidet sich im Prinzip nicht voneinander, da
sich alle auf das NT berufen.
(Wer dabei in seiner Auslegung näher an der Botschaft von Jesus
liegt - das ist nämlich der bezeugte Wille Gottes für die Christen -
ist vorerst nicht relevant)
Die kath. Kirche hat halt den unbestreitbaren Vorteil, daß sie sich
in der Lehrtradition auf 2000 Jahre „Kontinuität“ berufen kann, die
Kirchen aus der Reformation eben nicht.Sie tun in unterschiedlichen
teils konträren Lehren den „Willen Gottes“ präsentieren.
Der Hauptunterschied zwischen kath. Kirche und den meisten Kirchen
aus der Reformation ist die Rechtfertigungslehre und dieser Unterschied ist schon sehr deutlich wenn nicht gar unüberbrückbar !?
(Jedenfalls theoretisch theologisch - in der Praxis sieht es anders aus und auch in einigen Ansätzen evang. Theologen)
Gruß VIKTOR

hallo,
nein atheist-nicht mal getauft! ein heide gewissermaßen. :wink:

Das verstehen einige nicht. Vor längerer Zeit mal einer (A) zum Wehrdienst bei der Bundeswehr und wurde von B nach der Religionszugehörigkeit gefragt. Aus Scherz sagte er (A) Heide, was der zuständige (B) der Bundeswehr in die Unterlagen schrieb.

Das Wort haben Kirchen erfunden
Hi T.,

Thesen:

  1. es gibt keinen personifizierten Gott.

  2. Kirchen nutzen aus macht- und finanzpolitischen Gründen ihren Einfluss.

  3. Der Bibeltext entstammt von Menschen, die bereits kirchlich geprägte Gedanken hatten.

  4. Das Wort „Blasphemie“ ist eine Wortschöpfung, die aus Punkt 2 resultiert.

  5. Alte Schriftrollen bestätigen oft nicht den Bibel/Kirchentext.

  6. Begriffe wie „Himmel“ und „Hölle“ dienen der Manipulation.

Ich respektiere jeweilige Glaubensrichtungen, solange sie nicht zerstören, diskriminieren oder einschüchtern.
Eigenartigerweise kommt das dann aber früher oder später jedesmal vor.

Mit Grüßen, S:smile:nja