Das Büchlein:
Weinheimer Wortschatz von Heinz Schmitt, Edition Diesbach, ISBN 3-9806464-4-0 Buch anschauen sagt dazu:
_ brauchen
ist das Heilen von Krankheiten bei Mensch und Vieh durch Besprechen, Handauflegen, Blasen und ähnliche Zeremonien.
Die dabei verwendeten Sprüche sind uralt und in zahlreichen handgeschriebenen und gedruckten Büchern (Sechstes und siebtes Buch Mosis, Romanusbüchlein u. a.) überliefert. Die älteste Form liegt in den althochdeutschen Merseburger Zaubersprüchen aus dem 10. Jahrhundert vor.
Die Braucher sind heute zwar in Weinheim, aber sonst noch nicht überall ausgestorben.
Wenigstens zwei Beispiele von in Weinheim überlieferten Brauchsprüchen seien hier angeführt. Ein Spruch gegen die Schwindsucht lautete:
Schwindsucht, ich segne dich aus dem Mark in das Bein!
Schwindsucht, ich segne dich aus dem Bein in das Fleisch!
Schwindsucht, ich segne dich aus dem Fleisch in das Blut!
Schwindsucht, ich segne dich aus dem Blut in die Haut!
Schwindsucht, ich segne dich aus
der Haut, wohl in den tiefen Wald!
Im Namen des Vaters und des Sohnes und Heiligen Geistes!
Gegen Karfunkel sprach man:
O, du allerheißester Karfunkel,
wie bist du so heiß und dunkel!
Mit Gott dem Vater such ich dich,
mit Gott dem Sohn find ich dich,
mit Gott dem heiligen Geist vertreib ich dich!
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!_
Das Verb „brauchen“ scheint also früher eine umfänglichere Bedeutung gehabt zu haben.
Gruß Fritz