Brexit durch Junge verursacht

Hallo,

der Titel war natürlich ein Eyecatcher. Allerdings einer mit wahrem Kern.

In den letzten Tagen kam vermehrt das Genöhle auf, dass der Jugend in GB durch die Alten wegen des Brexit die Zukunft verbaut worden wäre (so oder in anderer Formulierung). Das ganze beruht auf dem Umstand, dass Alte eben kürzer mit den (mutmaßlichen) Folgen eines Brexit würden leben müssen als die Jungen. Zudem war anhand einer Online-Umfrage vor dem Referendum abzulesen, dass Junge in der EU bleiben möchten und Alte aus der EU rauswollten. Hier die entsprechenden Werte und der Fragekatalog https://d25d2506sfb94s.cloudfront.net/cumulus_uploads/document/it82go26iz/TimesResults_160620_EUReferendum_W.pdf

Nun beschweren sich auf Demos irgendwelche 15jährigen Mädels darüber, dass man ihnen die Zukunft geraubt habe und es werden gar Forderungen laut, das Waltalter auf 75 zu begrenzen. Den Link finde ich leider nicht mehr.

Hier die Wahlbeteiligungen nach Altersgruppen: http://www.welt.de/politik/ausland/article156576085/Unfassbar-niedrige-Wahlbeteiligung-junger-Briten.html

Die Jungen haben durch ihre Faulheit und ihren Mangel an pol. Sachverstand selbst die Verantwortung für den Brexit. Oder irre ich? Ebenso wie Nichtwähler mit dem Ergebnis leben müssen, dass sie von der „falschen Partei“ regiert werden und diese durch Enthaltung passiv mitgewählt haben.

Hinterher gross die Klappe aufreissen und meckern gilt nicht, wenn man vorher sein Hinterteil nicht in Bewegung gesetzt hat, um sein Recht auszuüben (soweit man es hatte).

Gruß
vdmaster

P.S.: Ein richtiger Treppenwitz der Geschichte :joy:

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Kleiner Nachtrag zur aktuellen Bregret-Petition: http://www.welt.de/politik/ausland/article156586338/Ungereimtheiten-bei-Petition-fuer-zweites-EU-Referendum.html

Die Schlagzeile finde ich viel geiler. Vor allem aus der Ecke, aus der sonst mit talibanöser Intoleranz jedwede eventuelle Diskriminierung geahndet wird:

http://www.bento.de/politik/brexit-warum-junge-europaeer-sich-kein-leben-ohne-eu-vorstellen-koennen-662173/

Was ich auch total witzig finde, ist, das vielfach so getan wird, als würden die Briten ihre Insel einpacken und auf die dunkle Seite des Mondes ziehen.

Gruss

Es gilt halt immer: „Der Wähler hat entschieden…“. Bei knappen Entscheidungen ist das Wutgeheul der Verlierer natürlich immer besonders groß. Wenn bestimmte Altersgruppen einen Anpruch auf einen Wahlsieg beanspruchen dürften,sähe sicher vieles anders aus. An einer Wahlentscheidung wirken jedoch gottlob alle wahlberechtigten Staatsangehörigen mit und nicht nur die, die einer bestimmten Partei genehm sind. Das ist auch gut so!
Fragt sich, ob es zum Brexit gekommen wäre, wenn die Kanzlerin Europa nicht diese „verstörenden Bilder“ mit der Grenzöffnung geliefert hätte. Angenommen, man hätte -wie es sich unter Partnern gehört- im EU-Parlament abgestimmt, Quoten festgelegt und nicht die Partner und Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt: Mit Sicherheit wäre es niemals zum Brexit gekommen. M.E. ist die Kanzlerin zumindest erheblich mitverantwortlich.


Gruß
rakete

Das ist irgendwie richtig, aber irgendwie auch trivial, oder?

Warum soll einer, der nicht wählen war, nicht meckern dürfen über die Dummheit seiner Mitbürger? (gilt allgemein, gar nicht auf diese Abstimmung bezogen).

Außerdem ist das, was du unnötig-despektierlich „Meckern“ oder „Genöle“ nennst, (und zu dem ja z.B. auch Online-Petionen, Demonstrationen und konkrete politische Forderungen gehören) selbst schon wieder Teil der Ausübung seiner politischen Rechte. Nach dem Spiel ist eben vor dem Spiel :wink:

Dieses Rechte erschöpfen sich doch nicht mit der Teilnahme an einer Wahl alle paar Jahre oder einer Abstimmung.
Genau das wissen die Jungen übrigens deutlich besser als die Alten.
Es ist ja ein allgemeines Phänomen, dass die Alten viel Wahl-fixierter sind als die Jungen.

Gruß
F.

Wenn das stimmt, wäre das sehr traurig, denn die Ausübung des Wahlrechts wäre dann ja möglicherweise zum Auslaufmodell verdammt. Wäre eine Wahlpflicht eine Option? Dann kann man ja immer noch eine unültige Stimme abgegeben.

Gruß
rakete

Nicht unbedingt, denn die heute Jungen werden ja auch älter.
Vgl. http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/bundestagswahlen/205686/wahlbeteiligung-nach-altersgruppen

Andererseits ist es natürlich schon denkbar, dass die Wahlverdrossenheit insgesamt noch stärker zunimmt.

Ja, wäre sicher eine Option.
Das Interessanteste daran wäre, wie das den Stil der Wahlkämpfe verändern könnte, wenn der Aspekt „Mobilisierung“ wegfiele.

Gruß
F.

Moin,

beide Artikel sind hier für mich nur schwer nachzuvollziehen, da in GB nur sehr wenige Flüchtlinge angekommen sind. Die Briten hatten sich ja auch trotz ihrer EU-Mitgliedschaft erfolgreich gegen Quoten gewehrt und sind durch ihre Insellage von den Flüchtlingen kaum zu erreichen. Den Briten ging es vornehmlich um die Einwanderung auf Grundlage der Arbeitnehmer-Freizügigkeit in der EU.

Gruß
Grin

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Wohl wahr. :grimacing:

Gruß
Grin

Nein. [In UK][1] gibt es ca. 6,1 Millionen 18-24 Jährige, aber ca. 10,4 Millionen 65+ Jährige.

Nehmen wir an, dass wirklich nur 36% der Jungen abgestimmt haben, waren das ca. 2,2 Millionen, von denen laut YouGov 64% gegen den Brexit gestimmt haben. Das sind also etwa 1,4 Millionen Stimmen gegen und ca 792.000 für den Brexit. Man beachte, dass die Brexitbefürworter exakt 1,269.501 Stimmen vorne liegen.

Hätten auch die restlichen ca. 4 Millionen (hochgerundet) der 18-24 Jährige abgestimmt, wären es eben 2,56 Millionen mehr Stimmen gegen, aber auch 1,44 MIllionen Stimmen mehr für den Brexit gewesen. Die Brexitgegner hätten also 1,12 Millionen Stimmen aufgeholt, was noch immer 150.000 Stimmen zu wenig gewesen wären.

Sollte ich mich also nicht verrechnet haben (ist um die Zeit sehr gut möglich :grin: ), hätten die 18-24 Jährigen (bei gleichbleibenden Wahlverhalten) selbst bei 100% Wahlbeteiligung den Ausgang nicht beeinflussen können. Sollte sich jemand die Mühe machen, meine Zahlen zu überprüfen, wäre ich sehr dankbar :blush:

Aber ja, es ist ein Witz dass nur so wenige der Jungen zur Abstimmung gingen…

Lg,
Penegrin
[1]: https://en.wikipedia.org/wiki/Demography_of_the_United_Kingdom#Age_structure

Hi,

weil sie selbst noch dümmer war, indem sie an der Abstimmung nicht teilgenommen hat, obwohl sie eine eindeutige Meinung hatte?

Okay, sie darf meckern; und das verbietet ihr ja genau genommen auch keiner. Und was wollen die, die jetzt darauf hinweisen (um den Ausdrück ‚nöhlen‘ zu vermeiden), dass die Jungen mehrheitlich gegen den Austritt waren und vermutlich länger von der Austrittsentscheidung betroffen sein werden? Das ist ja vermutlich bei fast allen Wahlen und politischen Entscheidungen so. Sollen deshalb die Stimmen der Jungen stärker gewichtet werden?

FG myrtillus

Den Interessenkonflikt zwischen Jung und Alt gibt es offenbar.
Aber kann man denn die Jugend verantwortlich machen für die Fehler der Alten?
Die Jugend wächst hinein in die vorgegeben Strukturen und muss sich zunächst befähigen, die Strukturen hie und da zu verbessern.

Was sollte Treppenwitz daran sein, dass die Jugend sich über die Entscheidung der Alten erregt.

Es besteht im Übrigen die reale Gefahr, dass dieser Konflikt immer größer wird, einfach aus der demographischen Entwicklung heraus, sprich, es wird immer mehr Alte und immer weniger Junge geben.

Ein Beweis nicht nur für ein völlig individuelles und engstirniges Bild von der EU als Lieferfirma für „bequemes Leben“ (Mal im Ernst: Wie oft musste man früher schon an einer Grenze warten?), sondern auch fehlende journalistische Kompetenz. Also 100%iges Bento-Niveau. Das ist „Frau im Spiegel“ für Junge mit APO-Interesse an Politik.

64 Prozent der 18- bis 24-Jährigen haben gegen den Brexit gestimmt, aber nur 33 Prozent der über 65-Jährigen, das sagt zumindest eine aktuelle Statistik von YouGov

Nein, haben sie nicht. Die Umfrage fand wenige Tage vor der Abstimmung statt und drehte sich um geplantes Abstimmungsverhalten.

Gruß
vdmaster

Irrtum. Den Briten geht es deutlich mehr. Immigration ist aber eines der zentralen Themen. Wobei die Immigration durch die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit in den letzen gut 10 Jahren nur das Fass zum Überlaufen brachte.

Die Probleme zeichneten sich schon vor zehn Jahren ab. Und ihr Grund ist hauptsächlich eine viel zu lasche Immigrationspraxis gegenüber dem Commonwealth auf das die „Arbeitnehmer“-Freizügigkeit oben draufkam. Zudem noch viele Illegale als Sahnehäubchen.

vdmaster

Das ist keinesfalls trivial. Das ist das Kernproblem des Nichtwählers. Sein Genöhle ist müssiges Gejammere über eine Situation, die er selbst durch seine Passivität mitverursacht hat.

Und wenn fast Zweidrittel einer Gruppe sich in Passivität üben, dann sollten die Enttäuschten dieser Gruppe sich erst einmal an die eigenen Nase und an die der Altersgenossen fassen. Aber sich eine andere Gruppe als Sündenbock zu greifen ist kümmerlich.

Das Recht auf Meinungsäußerung ist nicht beschnitten. Aber ich kann die geäußerte Meinung im Rahmen meiner Meinungsäußerungsfreiheit despektierlich Genöhle nennen und anfügen „früher das Maul aufmachen“. Jetzt ein paar Tage später das Wutkasperle spielen ist fürn Ar…

Die derzeit gepflegte „Dolchstosslegende“ ist eben nur verlogen und nichts weiter.

Fakt ist, dass die mehrheitlich faule Jugend durch Enthaltung ebenfalls für den Brexit gestimmt hat.

Tja, wer sich in social-media-Blub-und-Facebook-liken-Twitter-Empörung-heucheln austobt, findet wahrscheinlich nicht mehr die Kraft

sein Recht im wirklich entscheidenden Moment auszuüben. :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Gruß
vdmaster

P.S.: Vielleicht haben sie auch verlernt einen Briefumschlag zu verwenden und warten bis die richtige App auf den Markt kommt. :joy:

Wollten! :angry:

Basierend auf einer nicht repräsentativen Online-Umfrage vor der Abstimmung.

Deine Berechnung ist insoweit falsch, als Du nur die 18-24 gegen die Mehrheit 65-90(+) stellst. Da stehen nun 7 Jahre in einer Altersgruppe gegen 26+ Jahre in einer Altersgruppe.

Als „Junge“ würde ich durchaus noch die „25-34“ mit einbeziehen. Aber die frische (Propaganda)Legende will es natürlich möglichst plakativ, weswegen in den Medien rauf und runter nur die Extreme Erwähnung verwendet werden.

Habe ich damit getan. :grin:

Gruß
vdmaster

Zur YouGov-Vorabumfrage noch ein kleiner Gedankengang: Wäre sie ansatzweise repräsentativ, dann müsste sich die miserable Wahlbeteiligung der Gruppe 18-24 auch niedergeschlagen haben. Hat sie aber nicht, soweit ich es in Erinnerung habe.

Die vollständige Umfrage wurde von mir zwei- oder dreimal an anderer Stelle verlinkt.

Gruß
vdmaster

Hallo,
dazu kommt, die Jungen wollen sich NICHT JETZT MERKEN wie sie in 4 Jahren waehlen wollen. Die Jungen wollen jetzt oder jederzeit waehlen, und auch nicht hingehen, sondern die Parteien LIKEN mit dem Smartphone. So eine altertuemliche Wahl mit ankuendigen, durchzaehlen, hingehen, geht ihnen gegen den Strich. Sie wollen jetzt nach dem Wachwerden jeder fuer sich eine Meinung aeussern, die zu einer genehmen Politik beitragen soll.
Leider sind die Spielregeln (noch) anders.
Die Alten koennen sich einen Termin in 10 Wochen merken, die Zeit freihalten, die Mitfahrgelegenheit klaeren, den Wert der puenktlichen Teilnahme erfassen, weil es frueher immer so war, beim Arzt, beim Rendezvous, bei der Wahl, nur den Jungen ist dies neu.
Gruss Helmut

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Der Umstand, dass sie sich nicht in die Abstimmungslokale schleppen oder ein paar Tage vorher einen Briefumschlag zukleben konnten ?!?! Also nicht wählten obwohl sie es durften.

Ich denke, @Grin hat damit raketenbasis’ Links gemeint. Das Thema Einwanderung war ein großes Thema (bes. der UKIP), aber eben nicht bezogen auf Flüchtlinge, sondern (wie du richtig sagst) die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Dazu kommen noch hausgemachte Probleme mit Commonwealth-Bürgern, aber das würde den Rahmen sprengen.

Orbans Behauptung, die Flüchtlingskrise wäre „der entscheidende Faktor beim Votum“ gewesen, halte ich für sinnfrei und einen billigen Versuch, aus dem Brexit politisches Kapital zu schinden.

Lg,
Penegrin