Brexit - Keiner will's gewesen sein

Hallo,

Pech der Nichtabstimmer. Insbesondere die Altersgruppe der 18-24jährigen hat sich da durch besondere Ignoranz gegenüber ihren Möglichkeiten erwiesen. Ich gehe davon aus, dass die hohe Zustimmung zum „Remain“ bei dieser Altergruppe dem Umstand geschuldet war, dass die pol. Interessierten und Motivierten abstimmten, während die Unmotivierten eher für „Leave“ gestimmt hätten.

Mit dem Argument „Mehrheit aller Abstimmungsberechtigten“ ist auch die Groko in D nicht gewählt worden. Es ändert nur nicht. Dumm gelaufen für die Nichtwähler.

Das ist ohnehin etwas für das Fachpersonal (Juristen, Beamte in Ministerien).

Nö. Fakt ist doch, dass Gove längere Zeit ein Getreuer von Johnson war, nachdem er ins Leave-Lager wechselte. Und „eigentlich“ wollte er den Job ja auch gar nicht haben. Aber die „Pflicht“ rief ihn, wenn Du verstehst. :wink: Johnson hatte aber ohne die Leute von Gove keine gute Aussicht mehr, sich gegen May durchzusetzen.

Die Stimmung bei den Torries ist so gut, dass in Kürze mit dem Ausbruch der Gürtelrosenkriege zu rechnen ist. :joy:

Und so sieht es der britische Roland Koch selbst: http://www.telegraph.co.uk/opinion/2016/07/02/my-confidence-in-boris-johnson-evaporated-after-the-vote-for-bre/

Wie in alten Zeiten: Alles ein einziges Hauen und Stechen. Und Labour köpft sein Personal gleich selbst, was in der Tat die sinnigste Lösung ist.

Gruß
vdmaster

Ist schon interessant, was für einen Wirbel der Rücktritt einer Person, die früher so nonchalant in die Schmuddelecke gerückt wurde, plötzlich auslöst. Der Frühling der Patrioten hat wohl einiges verändert. Gut so!

Apropos Farage und Patrioten: Außerdem will er Austrittsbewegungen anderer europäischer Länder unterstützen, so Farage in seiner Rücktrittsrede.

Es wäre schön, wenn Großbritannien nicht der einzige Mitgliedsstaat bliebe, der Brüssel den Rücken kehrt. Wenn Farage zum Beispiel in Italien oder den Niederlanden ebenfalls Überzeugungsarbeit leistet, ist das sinnvoll.

Die Leute, die sich künstlich über seinen Rückzug aufregen, vergessen etwas entscheidendes. Nämlich die Leute, die nicht zurücktreten, obwohl sie ganz Europa geschadet haben. Da wären Juncker oder Schulz zu nennen - nicht zuletzt aber auch Merkel mit ihrer verantwortungslosen Flüchtlingspolitik. Wohin das ganze Gerede mit Integration und dringend benötigten Fachkräften führt, sieht man ja: Dax-Konzerne stellen nur 54 Flüchtlinge ein.

Cameron und Johnson sind schon seit vielen Jahren befreundet und waren zB in Oxford in derselben Studentverbindung. 2005 unterstützte Johnson Cameron bei dessen Wahl zum Parteichef, dafür wurde er zunächst Schattenminister und dann Bügermeister von London.
Johnsons Verrat (wenn man es so nennen will) ist viel größer als Goves. Also: Mimimi :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Sehr treffend finde ich diesen Kommentar in der FAZ:
Farage drückt sich vor der Verantwortung
Er war es auch, der auf dem Rücken von Migranten und Flüchtlingen den Brexit-Wahlkampf geführt und freudig die irrationalen Ängste unter den Briten bedient hat.

Und jetzt, da er sich als der Sieger fühlen darf, da er noch in der Wahlnacht den 23. Juni zu seinem persönlichen Unabhängigkeitstag erklärt hat, da geht er. Wie unfassbar feige das ist. Was für ein Hochstapler.
[…]
Farages Rücktritt zeigt, wie verantwortungslos am Ende Populisten handeln. Sie sind - entgegen ihrer eigenen Erzählung über das elitäre Establishment - auch nicht besser als die von ihnen kritisierten Politiker. Sondern schlimmer. Das sollten sich alle jene vor Augen führen, die glauben, Populisten wie Farage hätten Lösungen. Sie mögen die schöneren Versprechen haben. Antworten haben sie keine.

Interessant ist auch, dass sich Farage selber offenbar nicht so leicht von der EU trennen kann. Er wird wohl die nächsten 3 Jahre im EU Parlament sitzen bleiben. Na schön blöd wäre er, bei knapp 100.000€ Jahresgehalt plus weiteren Vergütungen. :smirk:

Du findest es also nicht weiter bemerkenswert, dass nach und nach alle Wortführer des Brexit das Weite suchen, statt sich den (möglichen) Konsequenzen ihres Handels zu stellen?

Lg,
Penegrin

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YMMD. „Frühling der Patrioten“ :joy:. Wow, ein paar Meldungen über den Rücktritt einer Gallionsfigur des Brexit ist wohl kein Wirbel. Selbst vor einem Jahr gab es Medienberichte zu seinem erklärten (und dann zurückgezogenen) Rücktritt.

Vielleicht will er sich die Zeit ja nur freihalten, damit er den Job als PM machen kann - wie von Dir kürzlich herbeifantasiert.

Außerdem will er Austrittsbewegungen anderer europäischer Länder unterstützen, so Farage in seiner Rücktrittsrede

Er macht den Grüßaugust und lässt sich für eine viertelstündige Rede auf irgendeiner Veranstaltung (einschlägiger Parteien) fürstlich bezahlen. Das wars dann auch.

Johnson wurde abgesägt und Farange kann derzeit keinen Einfluss mehr auf die weiteren Ereignisse nehmen.

Wieso sollte Johnson sich nun selbst parteipolitisch verheizen, indem er aussichtslos gegen May antritt? Das wäre doch strategisch dumm.

Bei Deinen Überlegungen unterläuft Dir jetzt - wie übrigens auch dem Rest des empörten Europas der Kulturkritiker - ein grundlegender Fehler. Nachdem die Show schon gelaufen ist, wird weiter darüber gemäkelt wie mies die Politdarsteller waren. Man wusste es ja schon vorher, aber das blöde Publikum hat trotzdem geklatscht. Ausserdem will jetzt keiner der One-Show-Intendanten die Geschäftsleitung übernehmen. Wie auch, zumal der Vorstand keinen bestätigen würde. Die Preise (Austritt statt Eintritt :wink:) sind zu hoch, man hat zu wenig Jugendabos verteilt, überhaupt war die Werbung sehr einseitig. Es gab zu guten Zugang für Rollatoren und es wird dem Ansehen der regionalen Kulturszene schaden und … und … und …

Die Aufführung ist durch und nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Einflusss nehmen kann man nicht, sich in selbstbestätigendem Nachtreten zu ergehen kann aber den Blick auf die Realitäten der kommenden Ereignisse versperren.

In die gleiche Kerbe haut übrigens auch die Behauptung der „Rassismuswelle“ in GB. Sehet Völker dieser Erde, sehet auf diese Insel! Angetrieben von sehr linkem Hashtagaktivismus. Da wird aus jeder noch so kümmerlichen Mücke gleich ein „Angriff“ oder mittlerweile schon „Anschlag“ gemacht. Und eine sehr mickrige Demobeteiligung mit 0,5% einer Stadtbevölkerung wird in dt. Medien zum „starken Signal“ gepuscht. Hauptsache man kann ein paar junge Gören in Europafahne sehen, die sich wohl für die britische Marianne halten und den Sturm auf die Bastille erhoffen. Enttäuschte Liebe klammert sich an Strohhalm.

Viel, viel wichtiger werden die Verhandlungen und deren Zwischenergebnisse sein.

Gruß
vdmaster

P.S.: May wird wohl nächste PM, oder nicht? Übrigens eine erklärte Gegnerin weiterer Zuwanderung in grossem Massstab.

Pfff, reine Masche für das dt. Publikum. Wink mit Zaunpfahl in Richtung AfD, die Linkspartei natürlich (zu Unrecht) ausnehmend. Von der linken SZ war nichts anderes zu erwarten.

Äh, FAZen gemacht?!?! :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Yo. Zumal man das Geld auch für Daumendrehen bekommt. Nebst Spesen, die man sich gleich am Morgen sichern kann, um dann ausserhalb „wichtigen Terminen“ nachzugehen.

Cameron war keiner. Johnson ist noch da, tritt aber aus gutem Grund nicht zur Wahl des PM an. Also hat sich nur Farange (vorläufig?) verabschiedet. Der EU bleibt er ja auch erst einmal erhalten.

Keiner hat (mittlerweile) eine Chance, den Austrittsprozess an wirklich zentraler Stelle zu beeinflussen. Eine reelle hatte auch nur Johnson für ein paar Tage. Übrigens hatte er lt. Umfrage von Lord Ashcroft die höchste Zustimmungsrate unter den Torrie-Wählern für die Nachfolge als PM. Mit sattem Vorsprung vor May.

IMHO sollte man ihn für die Zukunft noch nicht abschreiben. Er pausiert ggf. nur mal auf der Reservebank.

Die Frage, ob der/die neue PM Neuwahlen auslösen wird, halte ich für wesentlich wichtiger. Die Chancen stehen leider schlecht.

Gruß
vdmaster

Das ist eben der Knackpunkt, wenn letztlich die Abgeordneten entscheiden sollen. Die sind ja auch gewählt und überlegen sich nun, ob 38% eine ausreichend große Mehrheit sind. Erst recht, wenn man davon ausgeht, dass von den 38% ein paar glaubten, es ginge um mehr Kohle für den Nationalen Gesundheitsdienst oder gegen Cameron.
Derzeit gibt es im Parlament dafür wohl keine Mehrheit. Wahrscheinlich läuft das auf Neuwahlen heraus, wo dann die Wähler über mehr als nur Ja oder Nein zu einer einzigen Frage entscheiden. Wenn dann eine Mehrheit von Abgeordneten einzieht, die einen Austritt einleiten will, geht das aus durchs Parlament. Wird also noch etwas dauern. Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn die Politkasper erstmal weg sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass keins der Probleme in GB verschwindet, nur weil man aus der EU austritt. Das glaubten offenkundig viele, denen man eine so simple Frage vorlegte.

Grüße

Ahhh, wie peinlich :smile:

Ich wollte zuerst diesen Kommentar nehmen, habe aber dann beim Editieren darauf vergessen. In dem kommt Farage auch nicht besser weg, aber womöglich ist dir die FAZ auch zu links :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Was auf kaum jemanden zutrifft, wie Farage. Bei der Anwesenheit liegt er auf Platz 746 (von 751) und wenn er mal abstimmt, hat es vermutlich mit UK zu tun.

Je nachdem wie es mit dem Brexit weitergeht, wäscht er seine Hände in Unschuld oder entsteigt phönixgleich der Asche. Verantwortung übernimmt er aber keine.

Lg,
Penegrin

Die SZ ist linkslastig, die FAZ ist vernünftig! :grinning: (jedenfalls meistens)

Da gibt es ein kleines, blaues Icon in Deinem Link. Aus diesem geht hervor, dass sein Posten als Vizepräsident einen Einfluss haben kann. Ob oder nicht, sei dahingestellt.

Yo. Die künftige Wiederauferstehung traue ich ihm durchaus zu. Wie sollte denn nach Deiner Erwartungshaltung eine Übernahme der Verantwortung aussehen? :flushed: Na?

Gruß
vdmaster

Ich finde es ein bisserl arrogant von dir, beurteilen zu wollen, worüber sich Europa empören darf oder nicht. Das ist mitnichten ein „Fehler“, sondern das gute Recht jedes einzelnen. Ich muss dich ja wohl nicht daran erinnern, wie oft du dich über Geschehenes echauffierst. Immerhin tun wir hier im Politikforum eh nichts anderes :wink:

Mir ist schon klar, wie du zum Brexit stehst. Es sollte für dich aber nachvollziehbar sein, dass Farages Abgang dem einen oder anderen sauer aufstößt. Wenn du das als Fehler bezeichnest, implizierst du, dass dies falsch bzw. unangebracht ist. Und das kannst du ja nicht meinen, oder? :grimacing:

Lg,
Penegrin

Hallo Kasi,

und nach der Wahl müssen die Abgeordneten im Unterhaus – die ja eigentlich nur ihrem Gewissen verpflichtet sind – gegen ihre eigene Überzeugung abstimmen?

Wer hier meint, alles sei in Butter und den Konflikt zwischen parlamentarischer und direkter Demokratie nicht wahrnimmt, hat vielleicht nicht alles verstanden.

Dass Du die Reaktionen nicht verstehst ist klar. Aus Deinen Beiträgen lässt sich nämlich leicht ablesen, dass Du die direkte der parlamentarischen Demokratie vorziehst.

Aber das Zitat von Abraham Lincoln, das sich gerade im (noch) Vereinigten Königreich bewahrheitet, würde sich auch bewahrheiten, wenn Deine AfD die nächste Wahl gewönne:

Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.

Wie erbärmlich stehen die Helden des Brexit jetzt da?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Das haben auch eine Lunacek, Pittela, Kamall oder ein Weber und die kommen auf deutlich mehr Anwesenheit.

Schaut man sich nur die letzten 2 Jahre an, kommt Farage sogar auf den vorletzten Platz. Aber auch nur, weil Crowley aus gesundheitlichen Gründen nie abstimmte. Auf den drittletzten Platz fehlen Farage satte 10%.

Eine Möglichkeit wäre das Antreten zur Wahl im Herbst gewesen. Ist ja nicht so, als ob alle Kandidaten reale Chance haben, aber es wäre zumindest ein Statement. Die Abstimmung würde ja auch die Meinung der Partei reflektieren, wieso also soll sich Johnson dem Plenum nicht stellen? Schließlich hat er diese Meinung ja auch zu verantworten.
Außerdem sind wir uns doch wohl einig, dass der einzige Grund, wieso Johnson für den Brexit auftrat, das Absägen Camerons war. Klar hat er sich verzockt, aber mein Mitleid für ihn hält sich ziemlich in Grenzen.

Zudem kann er sich imho solche Querschüsse verkneifen:
Demanding a plan be put forward before the election of a new Tory leader, Mr Johnson said: “It is time for this nonsense to end… We cannot wait until mid September and a new PM, we need a clear statement, now, of some basic truths."

Die Zeiten, in denen ein Boris Johnson so etwas verlangen konnte, sind imho vorbei. Dass er selber das nicht sieht, spricht auch schon Bände.

Lg,
Penegrin

Fast übersehen :flushed:

Ja, sehe ich auch so. Und obwohl sie gegen den Brexit war, will sie laut eigenen Angaben das Referendum beachten („Brexit means Brexit“). Ich schätze, sie hat die breiteste Plattform von allen Kandidaten und es wird eh an der zeit für eine neue Frau an der Spitze :wink:

Wenn sie es nicht wird würde ich auf Leadsom tippen.

Keine Sorge, das sind die gewohnt. Da sorgt der Chief Whip schon für dass die Fraktionsdisziplin eingehalten wird.

„(…) Party discipline tends to be extremely strong in Westminster systems
such as the United Kingdom, Canada, Australia, New Zealand and India in
which a vote by the legislature against the government is understood to
cause the government to „collapse,“ according to the convention of
confidence votes. In these situations, it is extremely rare for a member
to vote against the wishes of their party. Party leaders in such
governments often have the authority to expel members of the party who
violate the party line. (…)“ https://en.wikipedia.org/wiki/Party_discipline

(Übersetze ich dir auf Anfrage auch gerne)

Wenn es ein Referendum gibt schon. Denn warum fragt man das Volk überhaupt erst wenn deren Meinung dann letztendlich doch egal ist? Wer, frei nach Lincoln, täuscht dann wen?

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Das Referendum war ausdrücklich nicht bindend. Das war vorher jedem klar, der sich dafür interessierte. Hier von ‚Täuschung‘ zu sprechen ist schon eine arge Verzerrung der Tatsachen.
In Deutschland wird doch auch zwischen Volksentscheid und Volksbefragung unterschieden, also wo bitte soll das Problem sein?

Moin

Ich habe den Eindruck, dass eben dieser Blick bei den Brexit-Befürwortern nach wie vor erheblich getrübt ist. Leadsom ist nach wie vor der Meinung, dass erhebliche Mittel für das Gesundheitssystem frei werden können und dass das britische Parlament in Zukunft allein darüber entscheidet wer nach England kommen darf.

She said: “The UK will leave the European Union, freedom of movement will end, and the British parliament will decide how many people come to live here.”
.
Like her fellow leave campaigner and Tory leadership rival Michael Gove, Leadsom said she would honour the pledge made in the campaign to spend “billions more” on the NHS, without giving a specific figure.

Und das Ganze nach nur einem halben Jahr Austrittsverhandlungen.

> Leadsom has signalled she would begin the process for Britain’s exit from the EU in September, and that Britain would be out of the union by spring 2017.

Da müsste man wohl schon einiges an Einschränkungen in den Beziehungen zur EU hinnehmen. Die Briten werden feststellen müssen, dass obwohl sie auf Inseln leben, auch nicht in ihren innenpolitischen Entscheidungen völlig frei sind, - jedenfalls solange sie noch Beziehungen mit anderen Ländern unterhalten wollen.

Wahrscheinlich kann man diese Äußerungen aber auch unter Wahlkampf abhacken.

Gruß
Grin

Für den Moment sicher. Aber würde er sich nun zur Wahl stellen und absehbar untergehen, dann gäbe es IHMO keine zweite für ihn. Ich glaube, dass er jetzt einfach aus taktischen Gründen die richtige Wahl für sich traf.

Gruß
vdmaster

Da bin ich voll und ganz bei dir. Aber Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen schaut eben doch anders aus.

Lg,
Penegrin

PS: Ich bezweifle aber sehr stark, dass Johnson jemals die Torries anführt geschweige denn PM wird.