Ich hab schon ein bisschen den Eindruck, Cameron will es aussitzen. Jetzt soll erst der nächste Premierminister den Brexit in die Wege leiten. Und wenn der es nicht tut, weil er z. B. das Referendum blöd findet?
Allerdings glaube ich auch wieder nicht, dass das passieren wird.
Gut fände ich, wenn die EU so einen großen Schock gekriegt hätte, dass sie sich mal deutlich ändern und viel demokratischer würde, so dass die Briten dann vielleicht keinen Grund mehr hätten auszutreten. - Ich finde jedenfalls die EU auch extrem undemokratisch.
Leider glaube ich, dass die EU zwar einen Schock gekriegt hat, aber dass sie sich nach kurzer Zeit wieder fängt und dann alles so weitergeht wie gehabt …
Mittlerweile glaube ich doch, dass sowas ähnliches passieren wird.
Das Referendum hat ja Cameron in die Wege geleitet, und der wäre wohl auch mit seinen Versprechen moralisch gesehen an das Ergebnis gebunden. - Eigentlich hatte er m.W. sogar versprochen, es umgehend umzusetzen, aber das will jetzt vielleicht sowieso niemand mehr wissen.
Wenn Cameron jetzt die Sache dem nächsten Premierminister überlässt, dann kann der doch was Neues machen.
Z. B. noch ein Referendum, weil es 3 Millionen Unterschriften dafür gibt, und weil die Schotten sonst austreten, und Reaktion der Finanzmärkte usw.
Dann hätte es eine Menge Referenden gegeben, und alles bliebe wie es war …
Ich hoffe nur, dass die Politiker kapieren, dass die EU als undemokratisch empfunden wird, und dass die endlich was bei den Willensbildungsprozessen der EU ändern. Und an dem Gerechtigkeitsproblem, unter dem immer größer werdende Teile der Bevölkerung leiden.
in UK wird das mittlerweile unter ‚Bregret‘ zusammengefasst. Camerons Rücktritt war die einzig richtige Entscheidung, da ich es so wie du sehe: Der Weg wurde frei eine Alternative frei gemacht. Neben den unmittelbaren Auswirkungen des Brexit (Schottland, Nordirland, Finanzmarkt) finde ich die offensichtliche Irreführung der Brexit Bewegung deutlich relevanter. Wenn eine Seite systematisch gelogen hat und dies sofort nach dem Referendum auch offen zugibt, muss man von mutwilliger Täuschung der Wähler sprechen.
Aussitzen scheint mir das falsche Wort zu sein. Er will sich diesen Schuh „Austritt“ nicht anziehen und die Bevölkerungsmehrheit war in diesem zentralen Punkt anderer Ansicht als er selbst. Sein angekündigter Rücktritt als PM war demzufolge eine Konsequenz, die er zog.
So überlässt er es seinem Nachfolger, den Austritt - und damit u.U. einen riesigen Fehler - auf dessen Konto zu laden. Dazu muss man wissen, dass Johnson seit längerer Zeit ein parteiinterner Konkurrent um den Posten des PM ist. Der Johnson, der sich an die Spitze der Brexit-Befürworter setzte.
Aus dem Blickwinkel Camerons soll Johnson dann eben auch für den Austritt vollständig die Verantwortung übernehmen. Sowohl als Befürworter als auch in der Position des PM, falls er dazu gewählt werden sollte.
Es ist nicht völlig von der Hand zu weisen, dass Cameron damit einen allerletzten taktierenden Versuch startet, selbst PM zu bleiben, Johnson politisch „zu beerdigen“ und sich von den Torries bestätigen zu lassen, dass sie ihm folgen werden. Auch mit der Fortsetzung der EU-Mitgliedschaft. Also evtl. Politpoker und nun heisst es „all in“.
Oder eben Variante zwei: LmaA und macht euren Mist alleine.
Dafür ließ er sich auch viel Zeit und angeblich entschied er sich erst in letzter Minute für die Brexit Seite. Interessant, welche Bahnen ein innerparteilicher Zwist nehmen kann…
Du allein hast das sicher schon fünfmal bestätigt.
Ich find ja die Bezeichnung „Bregret“ so niedlich-verlogen. Schöner Marketinggag. Als ob jetzt die Befürworter bereuen würden. Nach der nächsten Wahl in D (Berlin und MacPom) wird garantiert auch eine „Petition“ aufgelegt, wenn man mit dem Ergebnis nicht allseitig zufrieden ist.
Nur dass es sich hier nicht um eine Wahl handelte sondern um eine Bürgerbefragung zu einem Sachthema.
Stell dir mal vor, in deiner Ortschaft redet man darüber den Bahnhof zu erneuern. Die Befürworter versprechen, dass der Spaß 1 Millionen kostet, nach dem Umbau doppelt so viele Touristen kommen werden und alle Bürger gratis mit dem Zug fahren dürfen.
Bei der Bürgerbefragung gewinnen die Befürworter und erklären am selben Tag, dass der neue Bahnhof 5 Millionen kostet, gleich viele Touristen kommen werden und niemand gratis fahren darf.
Würdest du dir da als Bürger nicht ein bisserl verarscht vorkommen und die ganze Abstimmung zumindest in Frage stellen?
Ich bezog mich darauf, dass man sich auf der Petitionsseite nur selbst als Brite bestätigen muss, um teilnehmen zu können. Da könnte auch halb Indien mit abstimmen.
Was niemand prüfen kann. Und es ist ja nicht so, als ob Befürworter prinizipiell immer nur die Wahrheit sagen. 3.275.000 „Reumütige“ werden es sicher nicht sein. Aber der Begriff „Bregret“ suggeriert es eben.
Ich wette eben, dass es GB dann doch noch gibt, weil das Parlament einfach gegen den Brexit ist und darüber abstimmt, und Schottland dann auch drinne bleibt.
Bei Anne Will wurde zum Abschluss die Frage gestellt, ob die Gäste glauben, dass GB tatsächlich rausgeht, und das haben alle geglaubt … egal, ich glaube es einfach trotzdem nicht.
Dir ist schon klar, dass Dein Vergleich etwas hinkt, oder? Es baut ja letztlich auf der Falschbehauptung mit den „350 Mill./Woche“ auf. Die waren schon von Beginn an widerlegt worden. Mit ähnlichen Lügen arbeiten die Sozialdemokraten in der EU und speziell in D, wenn es um Steuerhinterziehung geht. Man nehme eine „Untersuchung“, die von völlig überzogenen Phantasiezahlen ausgeht und mache damit „Wahlkrampf“. Ob es um ein Referendum oder eine Wahl von Abgeordneten geht, ist dabei zweitrangig.
Btw könnte die Leave-Fraktion gar nichts in das Gesundheitssystem investieren, weil sie keine Partei ist und auch keine unmittelbaren Einfluss auf den Haushalt hat. Nur, um die angeblich „zweite Lüge“ auch gleich mal zu entkräften.
Die „350 Mill.“ waren das Chlorhühnchen der Grünen.
Ja, das die Zahl nicht stimmt, konnte jeder Bürger vorher in Erfahrung bringen. Nicht aber, dass das ganze Versprechen für den Lokus war: Farage kassiert wichtigstes Versprechen der Brexit-Bewegung ein Er selbst habe das nie gesagt und die Behauptung sei „einer der Fehler, den die Brexit-Kampagne gemacht hat“.
Ach so, es war nur ein Fehler. Ich wage mal zu behaupten, dass gerade die Wählerschicht 65+ sehr angetan davon waren, dass das britische Gesundheitssystem massiv aufgerüstet werden soll. Und die Behauptung, er habe das selber nie gesagt, ist auch gelogen.
Auch regional wurden Versprechen gegeben, von denen jeder weiß, dass sie unhaltbar sind: Cornwall stimmt für Brexit – und will jetzt Geld Insgesamt beziffert die Regionalregierung den finanziellen Vorteil aus EU-Programmen auf rund 60 Millionen Pfund im Jahr. Nach Angaben des britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks BBC seien in den Jahren bis 2020 sogar insgesamt mehr als 400 Millionen Pfund geplant gewesen. Keine andere Region in Großbritannien beziehe so viel Geld von der Europäischen Union wie Cornwall.
„Vor der Abstimmung hat uns die ‚Leave‘-Kampagne versichert, dass eine Entscheidung für den Austritt nicht die EU-Zuschüsse betreffe, die Cornwall schon bekommen hat, und dass Cornwall künftig in Sachen Investitionen nicht schlechter dasteht“, heißt es jetzt in der Mitteilung. Und: „Wir hoffen auf eine eilige Bestätigung von den Ministern, dass dies der Fall ist.“
Ja, eine eilige Bestätigung nachdem man sich den Geldhahn selber zugedreht hat, ist scht sinnvoll.
Siehe oben. Farage hat dieses Versprechen selbst gemacht und soweit ich weiß, ist die UKIP sehr wohl eine Partei und Farage ihr Parteichef. Ach ich vergaß, das war ja alles nur ein bedauerlicher Fehler
Es geht hier nicht um wischi-waschi Versprechungen à la Arbeitslosigkeit reduzieren, Korruption bekämpfen etc. Es wurden vor der Abstimmung sehr konkrete Versprechungen gemacht und wenige Stunden nach Verkündung des Ergebnisses will man nichts mehr davon wissen. Das ist mit deinen Beispielen nicht zu vergleichen.
. Typisches Politsprech von Farange. Er hatte tatsächlich nicht gesagt, dass es im Gesundheitssystem eingesetzt werden solle, sondern im eigenen Land für die eigenen Leute. Vor allem hatte er aber (in der Talkrunde) die Zahl schon abgerüstet auf „34 Mill. per day“, falls ich mich nicht verhört habe.
„I never made that claim“ (?) bezog sich ja explizit auf das Gesundheitssystem, oder etwa nicht? Ich will aber diese Spielereien mit den „350“ auch gar nicht verteidigen, weil es unterste Schublade war. Nur leider nicht wirklich unüblich.
Und UKIP stellt nun mal nicht die Parlamentsmehrheit. Ist doch besser so, oder?
Ja, ja, die Cornwall-Nummer. Sie bekommen die Zuschüsse derzeit auch weiterhin von der EU. Denn auch die GB-Zahlungen an die EU sind IMHO noch nicht eingestellt worden . Entgegen ersten Meldungen existiert „Europa“ auch heute noch zur allg. Überraschung.
Btw könnt ich kotzen, weil die Gleichsetzung der EU mit „Europa“ immer weiter um sich greift. Vorgestern Statements von fünf dt. Spitzenpolitikern. Mit Sicherheit vierzigmal „Europa“ und nur zweimal korrekt „EU“ im Verbalerbrochenen.
„Mit mir wird es keine Steuererhöhungen geben“ (Merkel) und „blühende Landschaften“ (Kohl).
Jein. Er sagte: „I’d like that £10 billion to be spent helping the communities in Britain
that [the] Government damaged so badly by opening up the doors to former communist countries. What people need is schools, hospitals, and GPs.“
Zumindest impliziert er, dass er diese Meinung sehr wohl teilt.
Das war nicht der Punkt und es kann sich auch ändern. Es ist aber ein großer Unterschied, ob eine Partei oder ein (ich nenn es mal) Verein etwas behauptet.
Bist du der Meinung, dass beide von Anfang an geplant hatten, diese Versprechen zu brechen? Und haben die beiden sofort nach der Wahl zugegeben, dass sie nicht vor haben diese Versprechen zu halten?