Britisches vs. amerikanisches Englisch

Moin auch,

im Englischunterrricht meiner großen (öffentliches Gymnasium) wird ausschließlich die britische Rechtschreibung akzeptiert. Theatre ist richtig, theater ist falsch. Dasselbe gilt für Aussprache, Tomato ist richtig, tomeito ist falsch (sorry, ich kann keine Lautschrift). Da das Fach Englisch heißt und nicht britisches Englisch und die amerikanische Schreib- und Sprechweise nicht falsch ist bin ich damit nicht so ganz einverstanden. Ist die Lehrerein überkritisch oder darf sie das?

Ralph

Also ich durfte erst auch amerikanisch-englische wörter ab dem Punkt im Unterricht benutzen als wir das Thema auch im Unterricht hatten (dürfte so Anfang 8. Klasse gewesen sein).
Ansonsten sehen die Lehrer britisch-Englisch eigentlich lieber.

Moin
Schon zu meiner Schulzeit war das Oxford-English das Ideal. Weder hörten die Englischlehrer gern den amerikanischen Sound, noch irgendwelche britischen Dialekte wie Cockney o.ä.
Gruß,
Branden

Tach,

Ist die Lehrerein überkritisch oder darf sie
das?

ob sie das darf kann ich nicht sagen, aber mein Englischlerhrer sagte wenn einer allzu amerikanisch rüberkam gerne:
‚Wir sind hier nicht in den Kolonien‘
Er war nebenbei Deutscher.
Scheint also bei Lehrern nicht völlig unbekannt zu sein, britisches Englisch zu nutzen.
Yorkshirewörter konnte er allerdings auch nicht haben. Als ich nach einem Austausch mal solche benutzte, kriegte ich auch einen auf den Deckel.

Gandalf

Hallo,

in meiner Schulzeit waren die Lehrkräfte auch auf britisches Englisch gepoolt.

Da wir familiär viel Kontakt mit Amerikanern hatten und auch der AFN-Sender eine feste Bezugsgröße war, war die Absprache mit den Lehrern möglich, daß ich konsistent - sowohl was Aussprache als auch Rechtschreibung betrifft - amerikanisches Englisch benutzen darf. / muss.

In der Oberstufe hatten wir dann auch Lehrer, die in Amerika studiert hatten. Da hat sich diese Diskussion dann eh erübrigt.

Viele Grüße

Iris

Tach,

noch irgendwelche britischen Dialekte wie Cockney o.ä.

wobei Cockney mindestens soweit vom Oxford-English entfernt ist wie übelstes Sächsisch (Bayerisch, Kölsch, Plattdütsch) vom Hochdeutschen.
Ich kenne mehr als einen mit Cockney aufgewachsenen Londoner, für den Oxford-English eine echte Fremdsprache ist.

Gandalf

Erst mal Danke, dass ich gefragt werde. Soweit mir bekannt ist, gibt es da keine Vorschriften. ich selbt kann aber das britische Englisch nur empfehlen. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Liebe Grüße

Moin auch,

In der Oberstufe hatten wir dann auch Lehrer, die in Amerika
studiert hatten. Da hat sich diese Diskussion dann eh
erübrigt.

Ach ja? Wenn die so drauf sind wie die jetzige und alles britische als falsch ansehen haben die Schüler plötzlich ein Riesenproblem. Auch deswegen ja die Frage: Dürfen die das?

Ralph

1 Like

Die Frage ist zunächst, welches britische English die Lehrerin gerne sprechen möchte. Anerkannt war lange die sog. Received Pronunciation, bei uns vulgo „Oxford Englisch“ genannt, in England auch _The King’s Engli__sh. _So wie wohl lange Zeit das Hannoveranische als Hochdeutsch galt - in früheren Jahrhunderten jedoch das Sächsische.
Es ist jedoch zu bezweifeln, daß die Lehrerin authentisches Britisch irgendeiner Couleur spricht, es sei denn, sie ist zweisprachig aufgewachsen - oder auf der Insel. Sie mag noch so fließend Englisch sprechen, sie wird dennoch im UK als Ausländerin erkannt. Im Umkehrschluß heißt das, daß sie den Schülern schlechterdings kein authentisches Britisch beibringen kann. Noch viel weniger sollte sie es verlangen.
Dasselbe gilt für die Schreibweise. Erklärtermaßen enthalten Landes-Lehrpläne auch die Beschäftigung mit dem amerikanischen Sprachraum. Daß dabei Schreibweisen wie theater kennengelernt werden, muß in Kauf genommen werden und sollte nicht sanktioniert werden.

Zur Grundfrage zurück: Konsultieren Sie am besten den Kernlehrplan Ihres Bundeslandes, der bestimmt online abrufbar ist. Der Kernlehrplan für NRW geht auf diese Problematik z.B. nicht ein, noch viel weniger verlangt er die Präferenz des britischen Englisch vor dem amerikanischen. Einen „O“-Fehler abzukassieren für amerikanische Schreibweise halte ich für einen Übergriff der Lehrerin. Sie sollte allenfalls die sog. pädagogische Korrektur walten lassen, d.h. den angeblichen Fehler kennzeichnen, aber nicht werten.

Guten Tag,

soweit ich weiß, geht keiner der Landeslehrpläne auf die Frage BE oder AE ein (lasse mich gern eines besseren belehren). Gute Lehrer haben schon zu meiner Zeit beides gelten lassen (theoretisch auch Aussie Englisch), aber - und das ist im Endeffekt ein großes ABER - sie verlangten Konsequenz, d.h. kein Rumhüpfen und mal „neighbor“ und mal „colour“ schreiben oder mal „traveled“ und mal „modelled“ etc. Das gleiche galt im Prinzip für die Aussprache, wobei ein Englischlehrer in der Schule sich über jede Art englischer Aussprache freuen sollte (alles ist besser als mit breitem deutschen Akzent).

Ich würde mal mit der Lehrerin ein „non-threatening“ Gespräch führen und auf amerikanische Verbindungen meiner Kinder hinweisen, eventuell auch darauf, dass Schüler heutzutage die Chance haben viele Filme / TV im Original zu sehen und die in der überwiegenden Mehrzahl eben in USA gemacht sind. Wenn man nicht durchblicken lässt, dass man das Englisch der Lehrerin sowieso für … mhm … verbesserungsfähig hält (ich weiß, das ist schwer, wenn man selbst sein Englisch im praktischen Umgang gelernt und verbessert hat und nicht, wie Lehrer eben notgedrungen in relativ kurzen Auslandsaufenthalten, die meist schon eine Weile zurückliegen), hat man bessere Chancen auf offene Ohren zu stoßen.

MfG
GWS

Moin Ralph,

zu einer verbindlichen Bestimmung kann ich leider auch nichts sagen.

Aber meine Bedenken einer Vermischung liegen darin, dass Schüler, die evtl. in sprachen nicht sooo fit sind, doch verwirrt werden.

Noch schlimmer finde ich es dann, wenn das BE und das AE beliebig gemischt wird. Ok, das Verstehen wird i.d.R. dadurch nicht verhindert.

Ich hoffe, dass ich jetzt nichts durcheinander bringe.

Besonders viel Spaß machen einige Zahlworte, die im BE und AE unterschiedlich genutzt werden, da die AE-Variante zunehmend auch im BE zu finden ist, muss man nicht nur wissen welches Englisch vorliegt, sonder u.U. auch noch aus welchem Zeitraum der Text stammt. Leider habe ich meine Aufzeichnungen nicht zur Verfügung.

WEnn ich mich richtig erinnere sind „million“, „billion“ und „trillion“ betroffen.

Ich habe jetzt nicht die Geduld zu recherchieren, sorry.

Gruß Volker

Hi

wobei Cockney mindestens soweit vom Oxford-English entfernt
ist wie übelstes Sächsisch (Bayerisch, Kölsch, Plattdütsch)
vom Hochdeutschen.

Das kannste laut sagen, Gandalf.
Gruß,
Branden

Hallo,

hier

aber - und das ist im
Endeffekt ein großes ABER - sie verlangten Konsequenz, d.h.
kein Rumhüpfen und mal „neighbor“ und mal „colour“ schreiben
oder mal „traveled“ und mal „modelled“ etc. Das gleiche galt
im Prinzip für die Aussprache, wobei ein Englischlehrer in der
Schule sich über jede Art englischer Aussprache freuen sollte
(alles ist besser als mit breitem deutschen Akzent).

möchte ich absolut zustimmen
& noch eine kleine Ergänzung hinzufügen:
Wenn denn doch durch den Schüler gesprungen wird zwischen den verschiedenen Varianten, dann muss dies als Fehler gewertet werden.
Manchmal sind die Unterschiede ja nicht so groß, aber die Bedeutungsvarianten sind manchmal ja schon zum Rotwerden (so für den durchschnittlichen pubertierenden Schüler - verlange ich ein Radiergummi als rubber (BE) oder als eraser (AE)? Und ist mir der Unterschied nicht bekannt, verwende aber in einem sonst durchgängigen AE Text das BE-Wort (das nun mal spätestens in Klasse 5 als BE-Variante eingeführt wird), dann muss ich eben mit den Konsequenzen leben…

Hi

Ich finde diese lange Argumentation sehr amüsant im Anbetracht der Tatsache, dass gemischt-Englische Texte weder im Amerikanischen noch im Britischen als irgendwie positiv betrachtet werden.

lg
Kate

1 Like

Danke, Kate, für die Rezension meines Beitrages, der zugegebenermaßen das Twitter-Format sprengt. Ich würde wohl auch zu jenen Fremdsprachen-Adepten gehören, die einen britisch-amerikanischen Mischmasch als unerfreulich empfinden, zumindest aesthetisch gesehen. Wer würde schon gerne jemandem zuhören, der versucht, niederbayrisch zu sprechen, dabei aber fränkische Elemente in seiner Sprechweise anklingen läßt.

Was das eigentliche Thema hier betrifft: ich wäre als Englischlehrer schon froh, wenn es gelingen würde, ein halbwegs verständliches und halbwegs korrektes Englisch zu vermitteln, mit einer soliden grammatischen Basis und einem brauchbaren Wortschatz von ca. 5000 Wörtern. Das schafft die Schule aber nur in seltenen Fällen. Wer sich dann noch über Laut- oder Schriftvarianten innerhalb dieses sparsamen Spektrums den Kopf zerbricht, setzt irgendwie die falschen Schwerpunkte in diesem didaktischen Mikrokosmos.

Hi,

aus der Praxis: Ich akzeptiere BE und AE und Indisches und was-weiß-ich-noch… English hat viele Standardvarianten.

ABER.

Der Schüler / die Schülerin muss sich für eine Variante entscheiden und das dann auch durchhalten, ganz besonders ein Gymnasiast. Wir haben sehr selten Schüler mit muttersprachlichem Hintergrund in Englisch. Wenn sie in dem englischsprachigen Land aufgewachsen sind, dann kommen sie mit einem reinen Akzent an. Keine Probleme. Sind sie hier aufgewachsen, haben sie meistens die gleichen Probleme wie die deutschmuttersprachlichen Schüler: ein Wort so, das nächste anders, der REst deutsch… Dann wird inrichtung dessen korrigiert, was sie am meisten verwenden. Wenn es das nicht gibt, dann mache ich es so vor, wie ich es gelernt habe: BE. (Warum habe ich jetzt das Gefühl, ich müßte mich dafür entschuldigen, dass ich BE spreche?) Der Schüler hat in meinem Unterrricht eben „nur“ die Chance, BE zu lernen, weil ich nur BE kann. Und wenn das von einem Amerikaner gelobt wird, weil es ein reiner Akzent ist (i.e. ich klinge sehr nah an Muttersprachlern), dann wird es wohl für die Schüler gut genug sein.

Entschuldige den kleinen Ausflug. Aber wenn Dein Sohn (?) AE durchhält, würde ich ihn nicht korrigieren. Wenn er BE mit Ausflügen ins AE spricht, würde ich das AE korrigieren… Das müsste eigentlich jeder Englischlehrer so machen, unabhängig von Bundesland. Da dürfte es keinen Zwang geben, weil an sich alle Varianten richtig sind.

die Franzi
PS: ich habe natürlich das Problem, dass ich AE nicht wirklich kann. Das ist deswegen ein Problem, weil sich die Unterschiede nciht nur auf die Aussprache beziehen, sondern auch auf Vokabular und Grammatik (biscuit, cookie, I went / I have gone, Have you/ Do you have, need not / don’t need to…). Oft ist es so, dass die Schüler eben tomeito sprechen, weil sie es „cooler“ finden, denn die Stars in den Medien sprechen ja auch so… aber amerikanisches englisch als Text haben sie selten vor sich, weil sie selten selbständig lesen und die Lehrbücher BE anbieten. „Mein Sohn spricht aber AE“ ist also in den meisten Fällen eine Ausssage über ein Kind, das hier und da eine Aussage bei MTV aufgeschnappt hat, sonst BE spricht und sich wundert, warum es korrigiert wird…

Hallo,
also bei uns wird ganz eindeutig Britisches Englisch gelehrt. Aber auch das Thema „Amerikanisches und Britisches Englisch“ wird behandelt - mein Sohn kam schon ein paar Mal an, um mir Unterschiede zu erläutern, welche im Englisch-Unterricht besprochen wurden (z.B. Fußball, Fahrstuhl,…).

LG Beatrix

Moin auch,

guter Tip. Im Lehrplan für RLP steht auch nichts darüber. Also werde ich das mal beobachten und im schlimmsten Fall ein Vater-Lehrerin-Gespräch führen. Schaun mer mal, dann sehn mer scho.

Was das hin und herhüpfen betrifft bin ich völlig deiner Meinung: Es kann nur ein entweder-oder geben.

Ralph

Ergänzung
Ich hatte noch was vergessen - die Lehrbücher, die in D verwendet werden, sind soweit ich weiß, alle BE. Zwar wird in den höheren Klassenstufen gelegentlich auf Unterschiede in Englischvariationen hingewiesen, besonders wenn Literatur oder Zeitungsartikel bearbeitet werden, aber das eigentliche Ziel ist British English.

MfG
GWS

Hallo!

Da stimme ich zu, soweit ich weiss, hat man im BE inzwischen die AE-Varianten übernommen. Früher allerdings war das im BE wie im deutschen, was ja immer noch sehr verwirrend ist, da eine dt. bzw. alt-BE „Billion“ NICHT gleich einer AE „billion“ ist…

Und allgemein denke ich, es ist sinnvoll, einen der beiden Varianten, also BE oder AE durchzuziehen, ich hab in der Schule auch BE gelernt, aber mit Hinweisen auf gewisse Unterschiede im AE. Das gleich gilt übrigens für Spanisch: Hier habe ich das in Spanien gesprochene Spanisch gelernt, und nicht etwas das in Mexiko oder Argentinien gesprochene.

Wenn man eine solide Basis hat, dann kann man sich später leicht anpassen. Aber von vornherein alles durcheinander zu lernen, halte ich nicht für sinnvoll.