Buddhismus friedliebend?

Hallo Experten,

durch einige Artikel in diesem und
anderen Brettern bin ich auf die
Seite „Esowatch“ gestossen.
Bisher hielt ich den Buddhismus
oder genauer gesagt den tibetischen
Buddhismus immer für eine, (im Ggs.
zu der christlichen Geschichte),
friedvollen, bzw. friedliebenden,
wie sagt man Religion/Philosophie.
Diese Seite hat mich dann aber doch
erstaunt:

http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Tibetisch…

Ist der Buddhismus als esoterisch zu bezeichnen?

Ist das populäre Bild, das man/ich sich
allgemein vom Dalai Lama/Buddhismus macht etwas
blauäugig?
(Friedensnobelpreis etc. Wobei dies nicht
unbedingt ein entsprechendes Prädikat ist,
wenn man die Liste der Preisträger so durchgeht,
das ist schon klar.)

Gruß
Treo

Moin,

Diese Seite hat mich dann aber doch
erstaunt:

Ich finde ständig Seiten im Internet, das fliegen Schweine, da landen UFOs und da gibt es Leute mit 5 Köpfen. Mit PHOTO! Da muss doch was dran sein…oder nicht?

Was ich damit sagen will: Wenn du dich über den Buddhismus informieren willst, dann gibt es dazu ausreichend seriöse Quellen.

Ist der Buddhismus als esoterisch zu bezeichnen?

Nein. Am Buddhismus gibts nichts Geheimes. Es ist einfach nur eine Weltreligion, die vielen Menschen vor allem deshalb suspekt ist, weil sie sie nicht verstehen, bzw. aus der sich munter bedient wird, um irgend welchen selbst geschaffenen Hokuspokus zu veranstalten.

Ist das populäre Bild, das man/ich sich
allgemein vom Dalai Lama/Buddhismus macht etwas
blauäugig?

Kommt auf dein Bild an. Es gibt vermutlich nichts auf der Welt, was man nicht auch blauäugig sehen kann. Auch hier hilft wieder der Verweis auf seriöse Quellen.

Gruß
M.

Hallo,

danke für deine Antwort!
Ich bin dabei mir ein wenig
Orientierung zu verschaffen,
aber je mehr ich mir Klarheit
oder Differenzierung zwischen
Bereichen wie Religion, deren
Wissenschaften, Esoterik usw.
anzueignen versuchte, umso
verwirrter bin ich geworden.

Da muss doch was dran sein…oder nicht?

Das genau ist das Problem! Man findet immer
irgend etwas dafür oder dagegen, egal was
man sucht!

Was ich damit sagen will: Wenn du dich über den Buddhismus
informieren willst, dann gibt es dazu ausreichend seriöse
Quellen.

Esowatch ist unseriös? Was ist eine seriöse
Quelle? Dass Vertreter einer Zunft diese in
der Öffentlichkeit skeptisch darstellen, scheint
mir allerdings auch wenig wahrscheinlich.

Ist der Buddhismus als esoterisch zu bezeichnen?

Nein. Am Buddhismus gibts nichts Geheimes. Es ist einfach nur
eine Weltreligion, die vielen Menschen vor allem deshalb
suspekt ist, weil sie sie nicht verstehen, bzw. aus der sich
munter bedient wird, um irgend welchen selbst geschaffenen
Hokuspokus zu veranstalten.

Das kann ich unterzeichnen, allein diese
für mich kryptischen Begriffe lassen mich
resignieren. Woher nimmt man die Energie
um so eine komplizierte Religion zu ergründen,
wenn sie einerseits so schwer zugänglich
und andererseits auch in sich nicht einig
ist oder irre ich da schon wieder?
Wieso nehmen die Leute von Esowatch diese
in ihren Fokus, wenn es keine esoterische
Basis hat?
Ist der Artikel faktisch gelogen?
Was ist der bezeichnende Unterschied,
den eine esoterische von einer anderen
Glaubenslehre unterscheidet?
Das sind so Fragen, an denen ich grad
herumgrüble.

Kommt auf dein Bild an. Es gibt vermutlich nichts auf der
Welt, was man nicht auch blauäugig sehen kann. Auch hier hilft
wieder der Verweis auf seriöse Quellen.

Wieso nennst du mir nicht einfach eine
seriöse Quelle?

Gruß
Treo

Hallo Treomeran,

zur Einführung in die Problematik:
http://zensplitter.blogspot.com/2011/01/buddhismus-u…

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

die Aussagen bei Esowatch sind alle mit seriösen Quellen unterfüttert. Dass es sich dabei um eine unseriöse, rechtsbrecherische Organisation handle, entspricht nicht der Wahrheit, wie Du bereits an anderer Stelle lesen konntest.

Und was die Gewalt angeht: Wo Menschen sind, gibt es immer Gewalt. Auch im Buddhismus, auch in der Gegenwart - beispielsweise ist die Aum-Sekte aus dem Buddhismus hervorgegangen.

Gruß

=^…^=

Hallo Treo,

Bisher hielt ich den Buddhismus
oder genauer gesagt den tibetischen
Buddhismus immer für eine, (im Ggs.
zu der christlichen Geschichte),
friedvollen, bzw. friedliebenden,
wie sagt man Religion/Philosophie.

Genau hierin liegt der Punkt. Der Buddhismus hat in Deutschland den Ruf der absoluten Friedsamkeit. Es ist sozusagen ein Markenzeichen.
Das mag daran liegen, dass man den Buddhismus nur so kennt, wie er vermarktet wird, aber seine Historie ist völlig unbekannt.
Du nennst nun als Gegensatz die christliche Geschichte.
Du vergleichst also eine Lehre mit Geschichte.
Nur ganz kurz erwähnt, die buddhistische Geschichte kennt auch unbuddhistische Gewalt, z.B. konkurierende Klöster, die gegeneinder in den Krieg ziehen.

Vor dem Buddhismus war die Bön-Religion in Tibet. Die Einführung des Buddhismus ging durchaus mit Kämpfen und Kriegen einher.

Gruß
Carlos

Hallo,

Ist der Buddhismus als esoterisch zu bezeichnen?

Der Tibetische mit Sicherheit.

Ist das populäre Bild, das man/ich sich
allgemein vom Dalai Lama/Buddhismus macht etwas
blauäugig?

m.M. nach - für den tibetischen Buddhismus/Dalai Lama - ja.
Fordern viele für islamische Staaten eine Trennung von Religion und Staat wird das für Tibet oft etwas „toleranter“ gesehen. Staatsentscheidungen würden dann allerdings schon mal durch Befragungen von Orakeln gefällt …

Wahrscheinlich gibt es so eine Neigung in eigentlich unbekannte Menschen alles mögliche Gute hinein zu interpretieren, wenn sie sich halbwegs gut darstellen können.

Möglicherweise sind einige westliche mediale Lama-Darstellungen auch politisch motiviert und zielen gegen China.

(Friedensnobelpreis etc. Wobei dies nicht
unbedingt ein entsprechendes Prädikat ist,
wenn man die Liste der Preisträger so durchgeht,
das ist schon klar.)

– :o)
http://www.welt.de/politik/article4796120/Diese-Nobe…

Trotz allem halte ich vieles was der Dalai Lama von sich gibt für gut und richtig und möchte da auf gar keinen Fall Bösartiges unterstellen.

Grüße
K.

Moin,

danke für deine Antwort!
Ich bin dabei mir ein wenig
Orientierung zu verschaffen,
aber je mehr ich mir Klarheit
oder Differenzierung zwischen
Bereichen wie Religion, deren
Wissenschaften, Esoterik usw.
anzueignen versuchte, umso
verwirrter bin ich geworden.

Was nicht verwundert, denn gerade in Religionen finden sich viele Komponenten, die nicht immer so sauber voneinander zu trennen sind.

Da muss doch was dran sein…oder nicht?

Das genau ist das Problem! Man findet immer
irgend etwas dafür oder dagegen, egal was
man sucht!

Das Internet ist wie ein Haufen Leute an irgend einem beliebigen Ort. Wenn du die Leute (oder das Internet) fragst, haben sie zu allem eine Meinung, kennen mehr oder meistens weniger die Fakten und manche Fakten sind gar keine sondern Missverständnisse oder Falschaussagen. Aber es gibt ja zum Glück nicht nur das Internet.

Was ich damit sagen will: Wenn du dich über den Buddhismus
informieren willst, dann gibt es dazu ausreichend seriöse
Quellen.

Esowatch ist unseriös?

Keine Ahnung, aber der spezielle Artikel ist schon sehr schräg. Spätestens bei den zum Sex gezwungenen Frauen musste ich schon sehr schmunzeln. In fast allen großen tibetisch/buddhistischen Schulen findet die Ausbildung der Lehrer in Klöstern statt, das Leben dort ist zölibatär und auch die ordinierten Mönche leben zölibatär. Sexuelle Handlungen wären ein eindeutiger Bruch der Mönchsgelübte und ganz sicher keine karmisch heilsamen Handlungen. Und wenn ein Artikel schon in einer so wichtige Frage patzt, dann sollte man den Rest vielleicht auch nicht mehr so ernst nehmen.

Richtig schmerzhaft sind aber Aussagen wie diese hier: „Derzeit ist eine Demokratisierung der Gesellschaft in Tibet im Gange.“ Da fragt man sich dann schon, was sowas angesichts der Unterdrückung der Tibeter durch die Chinesen, zahlreicher Selbstverbrennung von Tibetern in letzter Zeit, zahllosen Inhaftierungen von Tibetern, die nichts weiter wollen, als ihre Religion zu praktizieren usw. eigentlich soll. Das ist schon mehr als nur zynisch.

Was ist eine seriöse
Quelle? Dass Vertreter einer Zunft diese in
der Öffentlichkeit skeptisch darstellen, scheint
mir allerdings auch wenig wahrscheinlich.

Es gibt in Deutschland eine wissenschaftliche Richtung, die sich Buddhismuskunde nennt, und dieses Fach kann man sogar studieren. Es galt in D jahrzehntelang als unerwünscht, als ernst zu nehmender Buddhologe gleichzeitig Buddhist zu sein, da man um die Objektivität fürchtete. Was dann allerdings wieder die Frage aufwirft, wie objektiv z.B. ein gestandener Christ bei seiner Darstellung einer anderen Religion wohl sein kann, na gut, aber ich denke mal, die meisten Vertreter zumindest dieser Zunft haben sich bemüht. Was die Buddhisten selbst betrifft, so ist es wie überall, einige sind selbstkritisch, andere nicht, und wieder andere können sowieso nur immer die anderen kritisieren.

Das kann ich unterzeichnen, allein diese
für mich kryptischen Begriffe lassen mich
resignieren. Woher nimmt man die Energie
um so eine komplizierte Religion zu ergründen,
wenn sie einerseits so schwer zugänglich
und andererseits auch in sich nicht einig
ist oder irre ich da schon wieder?

Wenn du den Buddhismus betrachtest, dann betrachtest du mal eben 1500 Jahre Entwicklungsgeschichte. Der tibetische Buddhismus stand dabei so ziemlich am Ende der Entwicklung des Buddhismus (wobei der Beitrag des tibetischen Buddhismus weniger eine bestimmte Eigenentwicklung war, sondern eher den Buddhismus, so wie er zu dem Zeitpunkt von Indien nach Tibet kam, zu bewahren, nur hatte er da in Indien eben auch schon eine Entwicklung von ein paar hundert Jahren hinter sich.

Nun ist es hier wie bei jedem Fachgebiet, was sich kontinuierlich weiterentwickelt hat: es macht wenig Sinn, das Pferd von hinten aufzuzäumen. So wie man in der Matematik in der ersten Klasse nicht mit der Differenziealrechnung anfängt, so macht es wenig Sinn, beim Buddhismus mit dem tibetischen Buddhismus anzufangen. Viel eher macht es Sinn, den Buddhismus historisch „aufzurollen“, und dann wird er auch bis hin zum tibetischen Buddhismus verständlich und fächert sich in seiner ganzen Vielfalt auf. Auch macht es Sinn, vom eher Grundsätzlichen zum Spezielleren zu gehen, statt umgekehrt.

Wieso nehmen die Leute von Esowatch diese
in ihren Fokus, wenn es keine esoterische
Basis hat?

Keine Ahnung.

Ist der Artikel faktisch gelogen?

Ich würde sagen, der Artikel geht an der Realität vorbei (siehe oben die Beispiele mit der "Demokratisierung Tibets und den zum Sex gezwungenen Frauen). Man kann jetzt jeden einzelnen Satz in dem Artikel auseinander nehmen, aber wie gesagt, das Internet ist geduldig.

Was ist der bezeichnende Unterschied,
den eine esoterische von einer anderen
Glaubenslehre unterscheidet?

Laut Fremdwörterlexikon wird in der Esoterik ein ziemlich großes Buhei um irgend welche „Geheimlehren“ gemacht. Und damit ist nicht gemeint, dass aus Sicherheitsgründen nur ein anerkannter Meister Lehrlinge ausbilden darf (um einen gewissen Qualitätsstandard zu gewährleisten).

Das sind so Fragen, an denen ich grad
herumgrüble.

Die natürlich so recht allgemein gehalten sind.

Kommt auf dein Bild an. Es gibt vermutlich nichts auf der
Welt, was man nicht auch blauäugig sehen kann. Auch hier hilft
wieder der Verweis auf seriöse Quellen.

Wieso nennst du mir nicht einfach eine
seriöse Quelle?

Wenn du das Werk eines Nicht-Buddhisten möchtest, dann empfehle ich gerne das Buch „Einführung in den Buddhismus“ des Buddhologen Michael von Brück, ISBN-10: 3458710019 Buch anschauen.

Viel Spaß beim Lesen,
M.

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Moin,

Nur ganz kurz erwähnt, die buddhistische Geschichte kennt auch
unbuddhistische Gewalt, z.B. konkurierende Klöster, die
gegeneinder in den Krieg ziehen.

Ganz richtig, diese Form der Gewalt ist, wie du schon sagst, unbuddhistisch. Die Lehren des Buddhismus sind friedliebend. Der ein oder andere Mensch, der sich andere Ziele auf seine Fahnen geschrieben hat, mag es nicht (gewesen) sein. Nur ist das dann nicht ein Fehler des Buddhismus, sondern die Verantwortung dieses speziellen Menschen.

Gruß
M.

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Hi,
Esowatch ist mit Sicherheit nicht seriös,

Warum informierst du dich nicht bei Wikipedia, dort findest du Links die dich
weiterführen.

Das friedliebende am Buddhismus ist,daß er nicht missionieren will,der Dalai Lama
fordert die Leute sogar auf bei ihrer Religion zu bleiben,die zu ihrem Kulturkreis gehört.Buddhismus wird auch nicht als Religion sondern als Philosophie bezeichnet.

Geht’s nicht auch mal ein klein bißchen differenzierter als dieses nichtssagende Blabla (obwohl angesichts deiner Ergüsse im Esobrett, wie kann ich nur fragen…)? Das Brett hier nennt sich Religionswissenschaften, weisst du? Und nicht Huschelkuschelstammtisch oder Alle-haben-sich-lieb-Brett.

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Esowatch ist mit Sicherheit nicht seriös

Das kannst Du doch sicher belegen, nicht wahr?

Warum informierst du dich nicht bei Wikipedia

Wikipedia sagt übrigens, dass Esowatch seriös ist.

Das friedliebende am Buddhismus ist,daß er nicht missionieren
will

Ist Dir bekannt, dass auch der Islam keine Missionierung kennt? Und hält das irgendjemanden von Gewalttaten ab?

=^…^=

1 Like

Hallo,

Ganz richtig, diese Form der Gewalt ist, wie du schon sagst,
unbuddhistisch. Die Lehren des Buddhismus sind friedliebend.

Obwohl ich dir im Kern nicht widersprechen kann, ist die Formulierung in der Verkürzung doch fragwürdig.

Es waren ja (nicht nur im Buddhismus) auch prominente Vertreter des Glaubens, die zu Gewalt aufriefen und dies auch mit dem Glauben begründeten und ihnen folgte die Glaubensgemeinschaft. Zu der Zeit und an dem Ort ist das gelebte buddhistische Realität.

Djihaad und Kreuzzüge gehen auch am Kern ihrer Religionen vorbei, wie gewaltsame Übergriffe von Buddhisten, trotzdem ist es m. E. zu einfach Religionen vollständig aus der Verantwortung für ihre Fehlformen zu entlassen.

Gruß
Werner

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Hallo,

Die Lehren des Buddhismus sind friedliebend.

das ist beim Christentum ebenfalls der Fall.

Der ein oder andere Mensch, der sich andere Ziele auf seine
Fahnen geschrieben hat, mag es nicht (gewesen) sein. Nur ist
das dann nicht ein Fehler des Buddhismus, sondern die
Verantwortung dieses speziellen Menschen.

Würdest Du das auch beim Christentum, unter dessen Fahnen Kreuzzüge, Inqusition und Zwangsmissionierung stattfanden, auch sagen?

Grüße

=^…^=

3 Like

Hallo,
da wohl nicht jeder sich den von mir weiter unter verlinkten Blogartikel ‚Buddhismus und Gewalt‘ am Originalort durchlesen mag, hier ein Abschnitt daraus:


„Ebenso wie in europäischen Gesellschaften stellt auch in asiatischen Gesellschaften die Religion lediglich eine von mehreren Optionen dar, Handlungen theoretisch zu begründen. Buddhistinnen und Buddhisten haben neben einer pazifistischen Rhetorik auch Argumentationsmuster entwickelt, derer sich einzelne Individuen wie auch Kollektive bedienen, um ihr, auf eine Fülle weiterer Faktoren zurückzuführendes, gewalttätiges Handeln im Bedarfsfall zu rechtfertigen.“
Karénina Kollmar-Paulenz; Inken Prohl: „Einführung: Buddhismus und Gewalt“, in: Zeitschrift für Religionswisenschaft 11, 2003, S. 143-147.

In buddhistisch geprägten Gesellschaften gab und gibt es selbstverständlich ebenso wie in christlichen, islamischen, jüdischen, hinduistischen usw. Mechanismen der religiösen Rechtfertigung von Gewalt. […] Gerade in Hinsicht auf die aktuellen Islamismus-Debatten kann man kaum deutlich genug sagen, dass nicht die jeweilige Religion aggressiv ist, vielmehr sind es jene Menschen, die Religion für ihre (in aller Regel ausgesprochen ‚unreligiösen‘) Ziele instrumentalisieren und die unkritischen Gläubigen, die solchen Rattenfängern folgen. Dass Religionen missbraucht werden können, spricht nicht gegen Religion - aber um so mehr für einen vernünftigen Umgang mit ihnen.

Natürlich kann man darüber hinaus dann durchaus auch noch differenzieren. Man kann qualitativ differenzieren, also untersuchen, ob eine bestimmte Religion eher geeignet ist, Rechtfertigungen für Gewaltanwendung zu liefern als andere und wie hoch der jeweils dazu notwendige Aufwand an glattzüngiger Auslegung ist. Und man kann quantitativ diferenzieren, nämlich untersuchen, wie häufig und in welchem Umfang eine bestimmte Religion im Vergleich zu anderen schon dazu herhalten musste, Anwendung von Gewalt zu rechtfertigen. Beides steht natürlich in einem Zusammenhang. So oder so - der Buddhismus schneidet bei beiden Kriterien im Vergleich zu anderen Religionen nicht allzu schlecht ab.


Um es hier mal etwas weniger diplomatisch auszudrücken - der Buddhismus schneidet da im Vergleich zu anderen Religionen sogar verdammt gut ab. Religiös inspirierte Massaker wie die blutige Ausrottungspolitik islamischer Eroberer in Indien, wie die Ketzerverbrennungen oder antijüdische Pogrome in Europa wird man vergebens suchen, ebenso religiös inspirierte Eroberungskriege nach dem Muster von Jihad oder Kreuzzügen.

Freundliche Grüße,
Ralf

2 Like

Hallo Treo,
Esowatch ist als Wiki konzipiert - wie das bekannteste Beispiel dieser Art, Wikipedia, enthält die Seite Artikel unterschiedlicher Autoren und unterschiedlicher Qualität. Die von Dir verlinkte Seite habe ich mir jetzt mal angesehen - sie gehört eindeutig zu den Artikeln mit mangelhafter, um nicht zu sagen dürftiger Qualität. In Wikipedia ginge ein solcher Text alleine schon mangels Quellenbelegen nicht an die Öffentlichkeit. Vieles, was dort geschrieben wird, ist sicherlich richtig - aber etliches ist auch kompletter Unsinn und zeugt von einer allenfalls oberflächlichen Beschäftigung mit der Materie. Alleine schon der einleitende Satz („Der tibetische Buddhismus, bekannt auch als Vajrayana oder „Diamantgefährt“ …“) ist blühender Unsinn - weder ist Buddhismus in Tibet generell dem Vajrayana zuzuordnen noch ist Vajrayana auf Tibet beschränkt; es gibt Vajrayana-Schulen auch in China und in Japan - und zwar länger als in Tibet und unabhängig davon. Der Mann hat schlicht keine Ahnung von tibetischem Buddhismus.

Besonders abstrus ist der Abschnitt ‚Sexualität und Frauenfeindlichkeit‘. Da gehen Wahrheiten, Halbwahrheiten und blanke Fantasie (ist ja auch ein schönes Thema für Fantasien …) kreuz und quer durcheinander. Auch hier bezeichnend das komplette Fehlen von direkten Quellenverweisen. Das angeführte „Kompendium, das der tibetische Lama Gedün Chöpel (1895-1951) Anfang der 1930er Jahre für seinesgleichen verfasst hat“ etwa existiert schlicht nicht. Gendün Chöphel war ein ziemlich umstrittener Freigeist, der u.a. in den dreissiger Jahren in Indien in Anlehnung an das Kamasutra eine „Abhandlung über Leidenschaft“ (die später ins Englische übersetzt wurde) verfasste. Er war nie ein Lama, vielmehr hatte er sein Studium an der Klosteruniversität Drepung abgebrochen und war in den Laienstand zurückgekehrt. Das ist so selten nicht - solche Leute (also ehemalige Mönche) werden Ngakpa genannt und ihnen sind sexuelle tantrische Praktiken auch erlaubt - im Gegensatz zu Mönchen. Nicht, dass die nun alle sexuell abstinent wären - aber wenn sie sich beim Bruch ihres Zölibatgelöbnisses erwischen lassen, wird das ebenso wenig toleriert wie bei christlichen Mönchen.

Zusammenfassend: der Artikel ist schlecht recherchiert, kaum mit Quellen belegt, die wenigen genannten Quellen sind z.T. hoch unseriös (so der an erster Stelle genannte Colin Goldner), von Quellenkritik ohnehin keine Spur (bezeichnend die Geschichte mit Gendün Chöphel).

Freundliche Grüße,
Ralf

Buddhastatue ermordet
Hallo Ralf,

wenn der Buddhismus so friedliebend ist - warum wurden im März 2001, das UNESCO- Weltkulturerbe, die ca. 50 Meter hohen Buddha-Statuen von Bamiyan, gesprengt?
War die etwa gefährlich und warum.

Das wollte ich gern mal wissen.

Um es hier mal etwas weniger diplomatisch auszudrücken - der
Buddhismus schneidet da im Vergleich zu anderen Religionen
sogar verdammt gut ab. Religiös inspirierte Massaker wie die
blutige Ausrottungspolitik islamischer Eroberer in Indien, wie
die Ketzerverbrennungen oder antijüdische Pogrome in Europa
wird man vergebens suchen, ebenso religiös inspirierte
Eroberungskriege nach dem Muster von Jihad oder Kreuzzügen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

ich habe den Artikel gelesen *gg* - allerdings ärgert mich immer wieder, dass derart unterschiedliche Maßstäbe an die Weltreligionen angelegt werden. Auch der ach so friedliebende Buddhismus ist eben nicht ohne Gewalt.

Dass es tatsächlich möglich ist, ohne Gewalt auszukommen, zeigt z.B. der Jainismus.

Grüße

=^…^=

Moin,

Es waren ja (nicht nur im Buddhismus) auch prominente
Vertreter des Glaubens, die zu Gewalt aufriefen und dies auch
mit dem Glauben begründeten und ihnen folgte die
Glaubensgemeinschaft. Zu der Zeit und an dem Ort ist das
gelebte buddhistische Realität.

Kannst du mal einen nennenswerten prominenten Vertreter des Buddhismus nennen, der zu Gewalt aufrief, und dies auch mit seinem Glauben begründete?

Djihaad und Kreuzzüge gehen auch am Kern ihrer Religionen
vorbei, wie gewaltsame Übergriffe von Buddhisten, trotzdem ist
es m. E. zu einfach Religionen vollständig aus der
Verantwortung für ihre Fehlformen zu entlassen.

Was das Thema Gewalt angehet, so wirst du nicht besonders weit kommen, wenn du dein Augenmerk auf die Religion legst, ja ich meine sogar, dass man so am eigentlichen Kern vorbei geht. Viel interessanter wäre es doch zu wissen, warum manche Menschen anfällig für Gewalt werden und andere nicht (und zwar durch die Religionen, bzw. Religiosnlosigkeit hinweg). Die Erfahrung zeigt, dass man Menschen, die anfällig für Gewalt sind, aus vielen Gründen zu Gewalt motivieren kann, Religion ist dabei nur eine mögliche von vielen Formen, mit der Menschen diesbezüglich manipuliert werden können, andere, heutzutage eher bekannte Formen sind „Ersatzreligionen“ wie Sicherung des materiellen Wohlstands, „Reinhaltung“ einer vermeintlichen Kulturgemeinschaft, Verteidigung gegen eine vermeintliche Bedrohung oder welcher Blödsinn auch immer.

Ist der Mensch vor die Wahl gestellt, ob er bereit ist, Gewalt anzuwenden oder nicht, braucht er ein ethisches Gerüst, mit Hilfe dessen er diese Frage klären kann. Die Religion bietet so ein Gerüst. Aber im Gegensatz zu nicht religiösen Menschen bieten fast alle Religionen auch die Argumentationsmöglichkeit, sich der Gewalt völlig zu verweigern, beziehungsweise spezifizieren Fälle, in denen Gewalt angebracht sein kann. All diese untergeordnet unter ein Ziel, das der entsprechende religiöse Mensch erreichen möchte. Lautet dieses Ziel jedoch lediglich „materieller Wohlstand“, dann fehlt eine entsprechende Argumentationsmöglichkeit zu Gewaltlosigkeit, es sei denn, jemand wäre bereit, vollständig aus der „Wertegemeinschaft“ auszutreten und sich z.B. dem materiellen Wohlstand zu verweigern. Da sind die Hürden aber viel höher, als wenn diese Möglichkeit innerhalb eines Systems besteht.

Gruß
M.

Dank an alle!
Hallo,

bin schon ein wenig überrascht über
die Vielzahl und die teils sehr
qualitativ-substantiellen Antworten.
Es scheint dieses www im Irrgarten des
Internet doch eine echte Orientierungshilfe
zu sein!

Mit freundlichem Gruß
Treo