Moin,
danke für deine Antwort!
Ich bin dabei mir ein wenig
Orientierung zu verschaffen,
aber je mehr ich mir Klarheit
oder Differenzierung zwischen
Bereichen wie Religion, deren
Wissenschaften, Esoterik usw.
anzueignen versuchte, umso
verwirrter bin ich geworden.
Was nicht verwundert, denn gerade in Religionen finden sich viele Komponenten, die nicht immer so sauber voneinander zu trennen sind.
Da muss doch was dran sein…oder nicht?
Das genau ist das Problem! Man findet immer
irgend etwas dafür oder dagegen, egal was
man sucht!
Das Internet ist wie ein Haufen Leute an irgend einem beliebigen Ort. Wenn du die Leute (oder das Internet) fragst, haben sie zu allem eine Meinung, kennen mehr oder meistens weniger die Fakten und manche Fakten sind gar keine sondern Missverständnisse oder Falschaussagen. Aber es gibt ja zum Glück nicht nur das Internet.
Was ich damit sagen will: Wenn du dich über den Buddhismus
informieren willst, dann gibt es dazu ausreichend seriöse
Quellen.
Esowatch ist unseriös?
Keine Ahnung, aber der spezielle Artikel ist schon sehr schräg. Spätestens bei den zum Sex gezwungenen Frauen musste ich schon sehr schmunzeln. In fast allen großen tibetisch/buddhistischen Schulen findet die Ausbildung der Lehrer in Klöstern statt, das Leben dort ist zölibatär und auch die ordinierten Mönche leben zölibatär. Sexuelle Handlungen wären ein eindeutiger Bruch der Mönchsgelübte und ganz sicher keine karmisch heilsamen Handlungen. Und wenn ein Artikel schon in einer so wichtige Frage patzt, dann sollte man den Rest vielleicht auch nicht mehr so ernst nehmen.
Richtig schmerzhaft sind aber Aussagen wie diese hier: „Derzeit ist eine Demokratisierung der Gesellschaft in Tibet im Gange.“ Da fragt man sich dann schon, was sowas angesichts der Unterdrückung der Tibeter durch die Chinesen, zahlreicher Selbstverbrennung von Tibetern in letzter Zeit, zahllosen Inhaftierungen von Tibetern, die nichts weiter wollen, als ihre Religion zu praktizieren usw. eigentlich soll. Das ist schon mehr als nur zynisch.
Was ist eine seriöse
Quelle? Dass Vertreter einer Zunft diese in
der Öffentlichkeit skeptisch darstellen, scheint
mir allerdings auch wenig wahrscheinlich.
Es gibt in Deutschland eine wissenschaftliche Richtung, die sich Buddhismuskunde nennt, und dieses Fach kann man sogar studieren. Es galt in D jahrzehntelang als unerwünscht, als ernst zu nehmender Buddhologe gleichzeitig Buddhist zu sein, da man um die Objektivität fürchtete. Was dann allerdings wieder die Frage aufwirft, wie objektiv z.B. ein gestandener Christ bei seiner Darstellung einer anderen Religion wohl sein kann, na gut, aber ich denke mal, die meisten Vertreter zumindest dieser Zunft haben sich bemüht. Was die Buddhisten selbst betrifft, so ist es wie überall, einige sind selbstkritisch, andere nicht, und wieder andere können sowieso nur immer die anderen kritisieren.
Das kann ich unterzeichnen, allein diese
für mich kryptischen Begriffe lassen mich
resignieren. Woher nimmt man die Energie
um so eine komplizierte Religion zu ergründen,
wenn sie einerseits so schwer zugänglich
und andererseits auch in sich nicht einig
ist oder irre ich da schon wieder?
Wenn du den Buddhismus betrachtest, dann betrachtest du mal eben 1500 Jahre Entwicklungsgeschichte. Der tibetische Buddhismus stand dabei so ziemlich am Ende der Entwicklung des Buddhismus (wobei der Beitrag des tibetischen Buddhismus weniger eine bestimmte Eigenentwicklung war, sondern eher den Buddhismus, so wie er zu dem Zeitpunkt von Indien nach Tibet kam, zu bewahren, nur hatte er da in Indien eben auch schon eine Entwicklung von ein paar hundert Jahren hinter sich.
Nun ist es hier wie bei jedem Fachgebiet, was sich kontinuierlich weiterentwickelt hat: es macht wenig Sinn, das Pferd von hinten aufzuzäumen. So wie man in der Matematik in der ersten Klasse nicht mit der Differenziealrechnung anfängt, so macht es wenig Sinn, beim Buddhismus mit dem tibetischen Buddhismus anzufangen. Viel eher macht es Sinn, den Buddhismus historisch „aufzurollen“, und dann wird er auch bis hin zum tibetischen Buddhismus verständlich und fächert sich in seiner ganzen Vielfalt auf. Auch macht es Sinn, vom eher Grundsätzlichen zum Spezielleren zu gehen, statt umgekehrt.
Wieso nehmen die Leute von Esowatch diese
in ihren Fokus, wenn es keine esoterische
Basis hat?
Keine Ahnung.
Ist der Artikel faktisch gelogen?
Ich würde sagen, der Artikel geht an der Realität vorbei (siehe oben die Beispiele mit der "Demokratisierung Tibets und den zum Sex gezwungenen Frauen). Man kann jetzt jeden einzelnen Satz in dem Artikel auseinander nehmen, aber wie gesagt, das Internet ist geduldig.
Was ist der bezeichnende Unterschied,
den eine esoterische von einer anderen
Glaubenslehre unterscheidet?
Laut Fremdwörterlexikon wird in der Esoterik ein ziemlich großes Buhei um irgend welche „Geheimlehren“ gemacht. Und damit ist nicht gemeint, dass aus Sicherheitsgründen nur ein anerkannter Meister Lehrlinge ausbilden darf (um einen gewissen Qualitätsstandard zu gewährleisten).
Das sind so Fragen, an denen ich grad
herumgrüble.
Die natürlich so recht allgemein gehalten sind.
Kommt auf dein Bild an. Es gibt vermutlich nichts auf der
Welt, was man nicht auch blauäugig sehen kann. Auch hier hilft
wieder der Verweis auf seriöse Quellen.
Wieso nennst du mir nicht einfach eine
seriöse Quelle?
Wenn du das Werk eines Nicht-Buddhisten möchtest, dann empfehle ich gerne das Buch „Einführung in den Buddhismus“ des Buddhologen Michael von Brück, ISBN-10: 3458710019 Buch anschauen.
Viel Spaß beim Lesen,
M.