Buddhismus: Wer wird da eigentlich wiedergeboren?

Hallo,

heute nun meine erste Frage zum Buddhismus. Es werden sicher noch einige Hundert folgen.

Der Buddhismus geht von der Wiedergeburt aus und zwar, wenn ich das recht verstehe, durchaus in Form der Reinkarnation. Allerdings ist die Person, die stirbt, nicht die, die dann "wieder"geboren ist. Das zumindest habe ich gelesen.

Trifft dies so zu?

Wenn ja, wer wird denn da wiedergeboren, und was macht es zur _Wieder_geburt?

Gibt es keinen geistigen Träger der Persönlichkeit, die in einen anderen Körper einzieht, nachdem sie den letzten Körper verlassen hat? Was dann? Hängt die Antwort irgendwie damit zusammen, dass das Ich nur eine Illusion ist?

Gespannt, ob man mir das begreiflich machen kann:
Benvolio

Niemand mehr

Der Buddhismus geht von der Wiedergeburt aus und zwar, wenn
ich das recht verstehe, durchaus in Form der Reinkarnation.
Allerdings ist die Person, die stirbt, nicht die, die dann
"wieder"geboren ist. Das zumindest habe ich gelesen.

Trifft dies so zu?

Nachdem Wolf Singer vor einiger Zeit mit dem Dalai Lama gesprochen hat und ihm vermittelt hat, dass aus naturwissenschaftlicher Sicht nichts dafür spricht, dass mit dem organischen Zerfall der Biochemie des Gehirns auch von dem Menschen nichts mehr da ist, hat er die Idee der Reinkarnation fallen lassen. Sinngemäßes Zitat: »Das macht nichts, das ist für die Lehre nicht wichtig.«

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Singer

Gruß

Stefan

Hängt die Antwort irgendwie damit
zusammen, dass das Ich nur eine Illusion ist?

Wenn man das anders formuliert, dann kommt man der „Sache“ vielleicht näher und
kann die Thematik quasi wieder bei „Null“ beginnen :smile:: stimmt das alles vielleicht gar nicht, was man mir über (m)ICH (diese „ich“-Erklärungen) bisher eingeredet hat?

Es ist ja einerseits so, dass das, was sich letztlich ebenfalls in verschiedene Strömungen aufgesplittert hat und als „der Buddhismus“ vor einigen Jahrzehnten auch den Westen erreicht hat, eher als „psychologisierende Philosophie“ auf einen gänzlich anderen Erziehungshintergrund auf der lokalen Ebene ausgerichtet zu sehen ist. Gewissermaßen als Kompromisslösung zwischen Theorie und Praxis, weil die „Theorie“ mangels anschaulicher Bezüge nicht für jeden unmittelbar verstehbar sein kann.
Andererseits muss sich deshalb unter Bedachtnahme auf diesen gänzlich anderen „westlichen“ Erziehungshintergrund eine gewisse „konfrontative“ Situation ergeben, was die Verständnismöglichkeiten betrifft, wenn die jeweiligen „Lehren“ 1:1 auch hierzulande zu vermitteln versucht werden.

Wenn – wie hier erwähnt wurde – Singer das nicht versteht und andererseits der Dalai Lama weitere Erklärungsversuche gar nicht mehr unternimmt, dann ist das der unmittelbare Ausdruck dafür.

Für meinen Teil halte ich die Tibetischen Erklärungen, jedenfalls was die – sage mal – „technischen“ Erklärungen der Abläufe betrifft (z.B. das Tibetische Buch der Toten) für die genauesten.
Bloß: das alles „sagt“ einem „Westler“ aufgrund des gänzlich anderen Erziehungshintergrundes nicht nur nix, sondern verstärkt m.E. sogar die bereits anerzogenen „Ängste“. Das wieder deswegen, weil dafür in der Übersetzung Begriffe nicht vermieden werden können, die hierorts aber bereits „Angst“-besetzt sind… sozusagen. Schon alleine das Wort „Tod“ z.B… :smile:

Auch wenn ich für meinen Teil dieses „technische“ Wissen als sehr genau betrachte (im Vergleich mit den eigenen entsprechenden Erfahrungen), fehlt mir in diesen Lehren aber trotzdem der eigentlich entscheidende Aspekt, und den ich eben als „Null“(-Punkt) bezeichnen möchte, weil ohne von diesem auszugehen nichts abschließend verstanden werden kann.

Daher nun zur Frage ein Argumentationsversuch aus meiner Sicht:

Sie setzt eigentlich an einem Punkt an, wo etwas bereits als verstanden vorausgesetzt wird, was in Wirklichkeit aber bei weitem nicht verstanden ist. M.E. weder im „Buddhismus“, schon gar nicht aber im Westen. :smile:
Wenn ich diese Frage nun aber anders formuliere, dann rückt dieser Aspekt (die „Null“ wenn man so will :smile:) wieder ins Zentrum:
Werde ICH nach diesem Leben wieder „re-inkarniert“?

Es wäre nun aber in diesem Rahmen gänzlich überflüssig, darauf eine ja- oder nein-Antwort zu geben oder gar mit Erklärungen anzufangen.
Das aber nicht deswegen, weil diese nicht möglich wären oder nicht schon längst vorliegen, sondern weil schon nur das Verständnis über (s)ICH selbst und aufgrund der entsprechenden Erziehung nicht, ja völlig falsch gegeben ist.
Weil diese drei Buchstaben aber in jeder Erklärung darüber unvermeidlich vorkommen :smile:, würde aber alles Gesagte wieder nur völlig falsch bzw. gar nicht verstanden.

Wenn also dieser Bezugs- resp. eben „Null“-Punkt nicht endlich so verstanden wird, wie er wirklich zu verstehen wäre (zumindest ein „ah ja“-Effekt im Vergleich zu dem, was einem so über (s)ICH seither einzureden versucht wurde, eintritt), führt jedes Herangehen an diese Frage nicht nur einen selber in die Irre, sondern im Austausch mit anderen immer in die bekannten „Glaubenskriege“. *lol*

In Kurzform würde ich mir selber die Frage vielleicht so beantworten (ICH nur zu Betonung in Großbuchstaben):

ICH lebe doch JETZT. Und dabei fällt mir eines auf, dass ICH seit ICH denken kann, immer ICH bin. Also nie aufhöre, ICH zu sein, auch wenn ICH heute mehr weiß und was anderes tue als vor zwanzig Jahren, dann bin das doch immer noch ICH.
Also ein augenscheinlich unveränderlicher „Kern“, wenn man so will…
Gleichzeitig besteht offensichtlich keine Möglichkeit, (m)ICH im „wissenschaftlichen“ Sinne, also anschaulich (als etwas „Sichtbares“), darzustellen oder nachzuweisen („beweisen“). Den Beweis liefere ICH mir aber ständig selber dafür, dass ICH BIN. Der „ah ja“-Effekt… *lol*

Wem aber noch nicht einmal dieses „ah ja“ begreiflich wird, dem werden auch alle anderen Erklärungen darüber nichts bzw. immer nur was Falsches „sagen“.
Wer wenigsten das einmal gecheckt hat, der findet dann eh selber Schritt für Schritt und früher oder später alles weitere über (s)ICH heraus.
Wäre ja noch schöner wenn ICH, wie ich mir seither aber von angeblichen „Experten“ gezwungenermaßen einreden lassen musste, ein „unergründliches Geheimnis“ sein würde… *looool*

Eigentlich wäre unter diesen Umständen m.E. auch eine andere Frage viel naheliegender:
Bin ICH vielleicht nicht bereits JETZT in einem Zustand der „Re-Inkarnation“ und kann (m)ICH nur nicht erinnern, als „wer“ ICH „vorher“ war? Dann kann ich doch auch JETZT darüber nachdenken und nicht erst in einem „späteren Leben“ vielleicht einmal. :smile:

Dem Herrn Singer fehlt ganz augenscheinlich auch noch dieses „ah ja“-Erlebnis in Bezug auf (s)ICH selbst. Der kämpft scheinbar noch mit sich selber im „Glaubenskrieg“: ICH bin „mein Körper“, Punkt aus, Ende der Diskussion… *lol*

Grüße

Gert

Hi

Abgesehen davon, dass er damit eventuell eher das Hirn als die Reinkarnationslehre meinte (mit der er sich selbst legitimiert)… was der Dalai Lama sagt ist für DEN Buddhismus vollkommen wurscht, er ist nur Vorfront einer buddhistischen Gruppierung und hat über die anderen so wenig Autorität wie der Papst über die Protestanten.

lg
Kate

Hallo.

Ich habe dies so verstanden: Nichts wird im eigentlichen Sinn wiedergeboren. Was wiedergeführt wird, is die Kette von Ursachen, die schon in diesem Leben die Illusion von einer dauernden Persönlichkeit aufrechterhält. Die Kette von Ursachen verursacht auch eine neue Geburt nach dem Tod.

Einfach zu verstehen finde ich diese Lehre nicht, und ich finde sie auch nicht ganz überzeugend. Aber ich kann mich ja irren.

Beste Grüsse,
TR

Buddhismus: punarbhava
Hallo Benvolio,

da das Thema „Wiedergeburt im Buddhismus“ schon abundant diskutiert wurde hier im Brett, und auch dieses Thema immer wieder in Hamsterrad-Diskussionen endete, könnte es bei Tychiades und pendragon zu irgendeiner Variante von Ermüdung geführt haben.

Dieser Thread hier (einer von vielen) enthält, außer den Texten der Autoren, zahlreiche wichtige Links
/t/wie-funktioniert-wiedergeburt-ohne-seele/5784205

Und das Blog von Ralf gibt eine sehr lehrreiche Einführung in das Thema: Zensplitter/Wiedergeburt

Gruß
Metapher