Hallo!
Kennst du auch nur eine einzige Person die für angeblich 4€
pro Stunde arbeitet?
Im Osten der Republik ist solcher Stundenlohn ein Massenphänomen. Manchmal sogar noch darunter. Nein, ist kein Hörensagen, vielmehr Normalität. Fürstliches wie 6,57 € kommt auch vor. Für solchen Lohn arbeiten die Menschen eines ganzen Industrieparks mit Dutzenden Unternehmen. Und die Betroffenen beherrschen die deutsche Sprache in Wort und Schrift, sind gebürtige Deutsche, aber in der DDR geboren, in der DDR zur Schule gegangen und absolvierten eine Berufsausbildung in einem anderen Wirtschaftssystem, oft mit Abschlüssen, aufgrund derer es keinen Job gibt. Zur Abhilfe werden seit über 20 Jahren ungezählte Fortbildungseinrichtungen mit Geld gefüttert, die sinnbefreite Maßnahmen anbieten, wirklich alles und jedes, nur keine berufsqualifizierenden Abschlüsse.
Hier im Süden bekomsmt du für 12€ die Stunde…
Das Lohnniveau ist regional sehr unterschiedlich, wobei es Regionen gibt, in denen „Traumlöhne“ von 12 € (abgesehen vom öffentlichen Dienst) gar nicht vorkommen. Dort stehen die Leute für einen 4€-Job (brutto) Schlange und machen sogar unbezahlte Überstunden, um den Scheißjob zu behalten.
Und wie gesagt keiner wird gezwungen für sehr niedrige Löhne
zu arbeiten.
Lehnt ein Betroffener den Hungerlohn-Job ab, werden Leistungen gekürzt.
Auch durch Hartz 4 ist Zwang kaum möglich, da auch hier ungeniert krank gemacht werden kann.
Ach ja, ahnungsloser Saturierten-Stammtisch.
Das will unserer „wir brauchen 20€ Mindestlöhne“ Linksfront dann aber auch wieder nicht.
Das ist aus den Fingern gesogen oder woher hast du 20 € als Mindestlohn? Mindestlohnforderungen beschränken sich auf ein Maß, das die öffentlichen Kassen entlastet und vor den Folgen dubioser Geschäftspraktiken schützt. Das Geschäftsmodell einiger Arbeitgeber beruht darauf, die Beschäftigten zu Ämtern zum Lohnempfang bzw. dessen Aufstockung zu schicken.
Zu deinem regelmäßig wiederholten Schwarzarbeit-Argument: Schwarzarbeit gibt es in fast allen Schichten und natürlich auch unter Beziehern von Transferleistungen. Wer daraus aber drechselt, die Leute kämen schon zurecht, hat schlichtweg keine Ahnung von der tatsächlichen Situation vieler Menschen insbesondere in den neuen Bundesländern. Der Arbeitsmarkt im Osten hat die tiefgreifende Veränderung der Wirtschaftsstruktur noch nicht verkraftet.
Ich nenne nur wenige Bereiche stellvertretend für viele:
Die Landwirtschaft in der DDR war sehr personalintensiv. Die dort nach der Wende freigesetzten Mitarbeiter sind zum großen Teil chancen- und arbeitslos. Dabei ging es um 90% der Belegschaften, für die es seitdem keine Verwendung mehr gibt.
Der Schienenverkehr hatte in der DDR eine unvergleichbar größere Bedeutung für den Güterverkehr als dies heute der Fall ist. Die Bahn bewerkstelligte einen großen Teil der Warenverteilung bis in die Dörfer. Das wurde mit einen Heer an Mitarbeitern geleistet, deren Berufsabschlüsse nicht mehr anerkannt sind. Die meisten sind seither arbeitslos.
Es gab Möbelfabrikationen einfachster Art sowie viele Schleifereien und Galvanikbetriebe, die in der Hauptsache für den Export arbeiteten. Kaum jemand aus solchen Betrieben ist je wieder vermittelbar.
Straßenbau: In ländlichen Regionen bestanden viele „Straßen“ aus 2 Streifen Betonplatten, weit verbreitet waren auch gepflasterte Straßen, insgesamt eine Infrastruktur auf Vorkriegsniveau. So war Steinsetzer in der DDR ein häufig anzutreffender Beruf. Dazu all die DDR-Ökonomen, deren Zertifikate nur noch Erinnerungswert haben, Kfz-Mechaniker aus Trabi-Werkstätten und zu Ingenieuren ernannte Leute, die Baggerarbeiten leiteten, aber nie eine Hochschule von innen sahen. Zudem erhielten viele Menschen in der Fläche nur eine Schulbildung, die keinen aktuellen Ansprüchen genügt, insgesamt ein Millionenheer.
Was glaubst du wohl, welche Art Schwarzarbeit einer heute 50-jährigen Frau offensteht, die als Eisenbahnfacharbeiterin im manuell betätigten Stellwerk oder in der manuellen Frachtpapierabwicklung beschäftigt war? So viele Putzjobs gibt’s gar nicht. Die Betroffenen sind arbeitslos, arm und ohne Chance, je wieder auf die Füße zu kommen. Angesichts dieser Zustände zeugen Sprüche von Schwarzarbeit und 20 € Mindestlohn von strunzdummer Ignoranz vollgefressener Ekelpakete.
Das muß sich anhören, wer so komplett ahnungslos oder böswillig hier immer wieder dummes Zeug abläßt.
Verärgerte Grüße
Wolfgang