Zunächst mal danke an die Wählerinnen und Wähler, die nicht auf die Hetzkampagnen und die Lügen (Integrations-, Abschiebe-, EU-Reform- usw.) reingefallen sind. Verzeiht mir, dass eine umfassende Analyse derzeit nicht möglich ist. Die werde ich entweder nachreichen oder situativ auf die Ergebnisse eingehen.
Vorerst möchte ich nur einen Aspekt rausgreifen. Soeben im ZDF spezial wurde darüber berichtet, dass in bestimmten Vierteln von Ingolstadt die AfD am stärksten gewesen sei. Es handelt sich um die Stadtteile mit hohem Migrantenanteil. Ähnlich ist es auch in anderen Städten. In Duisburg-Marxloh habe die AfD 30 Prozent geholt. In Gelsenkirchen sieht es ähnlich aus. Selbst ein AfD-Gegner vermutet einen Zusammenhang: „Wenn Sie hier die Straße runtergucken, sehen Sie halt größtenteils Menschen mit Migrationshintergrund.“
Früher hieß es immer, dort, wo am wenigsten Migranten lebten, seien die einwanderungskritischen Stimmen am lautesten. Wenn man nach Sachsen blickt, wo unter anderem Frauke Petry das Direktmandat geholt hat, scheint das zu stimmen. Umgekehrt aber nicht mehr so ganz. Man verbessere mich, wenn es falsch sein sollte, aber die Grünen-Hochburgen vermute ich dementsprechend eher in den Gebieten mit niedrigem Migrantenanteil.
Hat man sich zu lange in die Tasche gelogen, so nach dem Motto: Man muss die Leute einfach kennenlernen, dann kommt das Verständnis von selbst? Haben sich bereits signifikante ethnische Gräben zwischen autochthoner und allochthoner Bevölkerung herausgebildet?
Oder mal etwas provokanter gefragt: In Berlin haben die nicht vom Tegeler Fluglärm geplagten Bürger mehrheitlich darüber abgestimmt, dass die in der Nähe von Tegel lebenden Leute auf Dauer den Fluglärm zu ertragen hätten. Die nicht Betroffenen schreiben also - total demokratisch - den Betroffenen vor, was sie zu erdulden haben. Ist es bei der Einwanderung auch so?
Um gleich mit einem weiteren Argument den Gedanken zu entkräften, die AfD sei ein ostdeutsches Phänomen: Die Partei hat exorbitante Ergebnisse auch in Süd- und Ostbayern geholt. Die Grenznähe hat offenbar eine große Rolle gespielt. Können sich die Altparteien-Wähler im Binnenland einfach nur glücklich schätzen, nicht direkt „an der Front“ zu wohnen?