H wie Hola.
zu deiner ersten These: Na klar gibt es nicht mehr Lehrstellen
als Bewerber, die Selektion bleibt also als natürliche Folge!
Das ist so nicht korrekt.
Fakt ist, daß jährlich inzwischen teilweise um die 15 bis 20% der Lehrstellen unbesetzt bleiben, weil die Unternehmen einfach keine genügend qualifizierten Absolventen finden. Das war übrigens einer der zwei gewichtigen Gründe, warum sich der Mittelstand einst gegen eine Ausbildungsplatzzwangsabgabe gewehrt hat (und zwar zurecht).
Der Witz mit der „Schaffung von LEERstellen“ machte die Runde.
Zunächst haben alle Kids die gleichen Chancen.
Diese Ansicht ist für unser System grundlegend falsch.
Es geht schon damit los, daß es keine Kindergartenpflicht vor der Einschulung gibt. Kinder kommen - neben den Unterschieden in der elterlichen Erziehung - mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen in die erste Klasse; die einen waren jahrelang im Kindergarten, haben schon weitreichendes Zählen gelernt, wurden motorisch geschult, begannen Englisch zu lernen et cetera et cetera, während andere Kinder nicht regelmäßig in staatlicher erzieherischer Betreuung gewesen sind und damit schon bevor das eigentliche Spiel losgeht, eine schlechte Ausgangsposition innehaben.
Sie alle gehen auf eine Grundschule, an der getestet wird,
wie groß ihr Fleiß, ihr Können und Engagement ist.
Auch das ist eine Ansicht, die inakzeptabel ist.
Eine Grundschule dient idealistischweise in erster Linie dazu, den Kindern lebenslang taugliche, hochgradig wichtige Grundlagenfertigkeiten und -kenntnisse beizubringen.
Daraus einen Stolperstein für die völlig irre Frühselektion zu basteln, ist der größte Fehler des Systems in den unteren Ebenen.
Zudem ist dieses Aussortieren bekanntermaßen zu früh; ein gesunder Weg führt nur über das möglichst lange Zusammenbleiben eines Klassengefüges, wie es bspw. eine zehnklassige allgemeinbildende Einheitsschule erlauben würde.
Das Bildungssystem hat sicherlich seine Lücken und Fehler,
keine Frage. Der Grundgedanke und die Aufteilung sind jedoch
zwingend notwendig, um denen die nach vorn kommen wollen, eine
Chance zu geben.
Genau das Gegenteil ist (siehe Absatz weiter oben) der Fall (und wird nicht zuletzt von der PISA-Studie gestützt).
Frühselektion und Separation sind steinzeitliche Prinzipien, die aus unserem gesamten System für alle Zeit der Welt getilgt gehören.
MfG