Chemnitz: Was ist eigentlich tatsächlich passiert?

Hallo,

im ÖR und in vielen Zeitungen wurde so berichtet, als stünde in Chemnitz die Demokratie selbst nur einen Schritt vor dem Abgrund. Allerhöchste Politiker sahen sich bemüßigt, bestürzte Kommentare abzugeben. Die TAZ titelte gar vom „Katastrophengebiet der Demokratie“. Am Montag (Sonntag war die erste Demo) schrieb SPON von Hunderten Rechtsextremen. Allerorten wurde von Hetzjagden berichtet. Die einschlägigen Talkshows luden zuhauf Politprominenz ein und man sprach über Chemnitz.

Aber was ist tatsächlich passiert?

Am SO rief die AfD zu einer Demo auf, die völlig friedlich verlief. Eine zweite Demo (initiiert von einem rechten Fußballverein) hatte 800 Demonstranten zusammengebracht, von denen lt. Polizeibericht 50 „gewaltbereite Rechte“ waren. Es kam zu vier Straftaten https://www.polizei.sachsen.de/de/MI_2017_59005.htm. Am MO hatte „die Linke“ zur Gegendemo aufgerufen und die rechtspopulistische Vereinigung „Pro Chemnitz“ eine Demo angemeldet. Es kam zu zahlreichen Straftaten auf beiden Seiten. https://www.polizei.sachsen.de/de/MI_2017_59061.htm. Angesichts der Anzahlverteilung dürften deutlich mehr Straftaten von Rechtsextremen begangen worden sein. Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit gehen alle Hitlergrüße auf das Konto der Rechtsextremen.

Teile der int. Presse hatten offenbar von dt. Medien abgeschrieben und äußerten Besorgnis.

Am 01.05.2017 gab es bspw. in Berlin deutlich mehr Verletzte https://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-05/1-mai-bilanz-pressekonferenz-demonstrationen.

Am 01.05.2018 wurden die Maiausschreitungen gar als fast friedlich bezeichnet. https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/05/1--mai-in-berlin-weitgehend-friedlich-verlaufen.html

Demnach wurden 20 Polizisten als verletzt gemeldet. Zwei von ihnen konnten aufgrund eines Knalltraumas und einer Handverletzung ihren Dienst nicht fortsetzen, sagte ein Polizeisprecher rbb|24 am Mittwoch. Ganz anders hatte es noch in den Jahren 1989 und 2009 ausgesehen: Bei heftigen Straßenschlachten rund um den 1. Mai wurden damals bis zu 400 Beamte verletzt. Die Zahl der Festnahmen in diesem Jahr beläuft sich auf 103, unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Widerstands und Sachbeschädigung. Es gab knapp 200 Strafanzeigen.

Über Chemnitz wurde nun massivst und an erster Stelle berichtet. Ich selbst habe nur einen mehrsekündigen Videoschnipsel gesehen, auf dem ein offenbar Übergewichtiger „mutmaßlicher“ Ausländerhasser einer Person auf einer Strecke von 30 bis max. 50 Meter hinterherrennt und sinngemäß brüllt „Hau ab, Du dreckiger Kanacke“. Dann geht ihm scheinbar die Puste aus und das Video bricht ab. Zweifelsfrei gab es auch widerlichste Rufe von einigen Personen auf den Demos vom SO und MO. Auf ZON las ich von einer Migrantin, die angeblich angegriffen worden war, aber ohne Verletzungen blieb (jedenfalls wurden keine beschrieben). Ein Polizist schritt wohl direkt ein.

In unserer hochkommunikativen Gesellschaft, in der allerorten Smartphones im Einsatz sind, sollte die Anzahl von über die Medien kommunizierbaren Aufnahmen doch höher sein als der Schnipsel, den man bei Maybrit Illner sehen konnte.

Ist es dem seit dem MO, bei dem es zu gegenseitigen Ausschreitungen/Straftaten kam, noch zu irgendwelchen bedeutenden Vorkommnissen gekommen? Ist die Maximalberichterstattung (wenn man nun mal den Vergleich zu der „friedlichen“ Maivorstellung zieht) in D in diesem Umfang überhaupt gerechtfertigt? Und falls ja: wieso? Liegt es am Umstand, dass relativ wenige hohlbirnige Idioten/Hasser/Straftäter den „Hitlergruß“ zeigten und die Polizei nicht sofort einschreiten konnte? Oder habe ich massenhafte Hetzjagden und hunderte Straftäter mit „Hitlergrüßen“ verpasst?

Ich würde ja gerne auch den letzten Kommentar von Fleischauer auf SPON verlinken. Aber deren Add-Blocker-Meldung nervt meinen Heimcomputer exzessiv.

Gruß
vdmaster

Gerne gebe ich einen Abriss der Ereignisse:

Ein Syrer und ein Afghane geraten in einen Streit mit einem Deutschen. Da die beiden Messer mit sich führen, stirbt der Deutsche. Dies gibt einigen Mitbürgern zu denken, die sich folgende Fragen stellen:

Warum führen so viele Mitbürger mit kulturellen Wurzeln in islamischen Ländern Messer mit sich herum?

Warum ging der Entscheidung, eine massenhafte Zuwanderung (Beitrag editiert – www Team) zu gestatten, keine gesellschaftliche oder zumindest politische Debatte voraus?

Könnte das Opfer noch Leben, wenn man die Zuwanderung nicht gefördert, sondern nach Möglichkeit innerhalb des gegebenen rechtlichen Rahmens begrenzt hätte?

Beim Versuch, Antworten auf diese Fragen zu finden, redete man sich in Rage und ging deswegen auf die Straße. Der normale Vollidiotenanteil bei Menschenansammlungen (meine Schätzung: 10%) wurde auch hier erreicht. Es gab ein paar Pöbeleien und Provokationen, beispielsweise durch das Zeigen des Hitlergrußes. Die Medien bauschten das Thema auf.

Das war es auch schon.

Chemnitz bekommt (ob zur Belohnung oder zur Strafe?) eine Invasion von Sozialpädagogen. Sonst ändert sich vorerst nichts.

Meinste den:


ramses90

Ich denke da bist Du zu optimistisch. Nach den Ereignissen vom Sonntag lag die Quote rechterseits am Montag bei 50 Prozent Vollidioten und bei 50 Prozent Verbrechern, Leute mit Anstand und Intelligenz gingen da gar nicht erst hin…

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Ist „messerbeisichführende“ Kulturen rassistisch? Haltet ihr das Mitführen von Messern für ein rassistisches Merkmal? Oder warum editiert ihr das?

Da Du neu bist, hier ein allgemeiner hinweis: weder Team noch Moderation schätzen es sonderlich, wenn User mit der Blödstellnummer kommen…

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Das wirklich Groteskte daran ist aber, dass das Opfer von den meisten die da demonstrieren überhaupt nicht als Deutscher betrachtet wird. Insofern ist an Absurdität kaum zu überbieten, was da grade passiert.

Aber sind wir mal ehrlich:

Es geht gar nicht um die Flüchtlingspolitik. Was sich in Chemnitz grade Bahn bricht, ist der gleiche dumpfe Fremdenhass, den wir in den 90er Jahren schon einmal so extrem erlebt haben. Wenn der Mob wieder „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ skandiert, haben wir Fragen der Flüchtlingspolitik weit hinter uns gelassen.

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Ganz ehrlich:

Das hier in dem Video ist kein kleiner Mob von 50 Rechtsextremen… hör mal ne Runde auf die Sprechchöre und sag mir, dass uns das keine Sorgen machen sollte:

Könnte es sein, daß von nur vier Straftaten berichtet wird, weil es sich um einen Bericht der sächsischen Polizei handelt…?

Yep. Soisses.

Da startet bei mir nix. Ggf. wg. Sicherheitseinstellungen im Browser. Ist Thema die Demo am SO oder MO?

Lass doch das (als lustig getarnte) untergriffige Polizeibashing. Es gab schlicht nicht mehr Anzeigen, die bekanntlich auch von Dritten oder Geschädigten gestellt werden können.

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Fragt sich, wer sich da blöd stellt:

Ein Mann hat im Bahnhof von Amsterdam zwei US-Amerikaner mit einem Messer schwer verletzt. Weil der Tatverdächtige ein Afghane mit deutscher Aufenthaltserlaubnis ist, ermitteln nun auch die deutschen Behörden. Ein terroristisches Motiv ist möglich.

Von Berlin will ich gar nicht erst anfangen. Wie kann man so etwas nur wollen? Wie kann man so etwas schönreden? Mir kommen immer Die Sterne in den Sinn: Wo fing das an und wann? Was hat dich irritiert? Was hat dich bloß so ruiniert?

doch, genau darum geht es. um die beiden begriffe flüchtling und politik.
im resultat um die zunehmenden sorgen, verunsicherung und ängstlichkeit in der bevölkerung. aus verschiedensten gründen. weil sie vielleicht konkret betroffen sind oder dabei waren. weil sie tichy, refcrime und co lesen. weil sie sich zunehmend benachteiligt (essen, tafel, du erinnerst dich?) und vernachlässigt fühlen? weil sie ihre aussichtslosigkeit als niedriglohnjobber, ihre gänge/zukunft zum sozialamt wegen zunehmender altersarmut wahrnehmen? trotz vieler jahre erwerbstätigkeit und sozial- und steuerabgaben? aber ohne aussicht auf fair bezahlte jobs?

aber es geht tatsächlich nicht um die herkunft. nahezu alle haben mittlerweile ständig kontakt mit- und untereinander. beruflich, privat. und es gab keine probleme die gesellschaft betreffend. über jahrzehnte. man hatte entweder kontakt, oder man ist sich irgendwie aus dem weg gegangen. es war auch wenig bis nichts bekannt, von „vorfällen“, „köln“, „großfamilien“ (außer quandt und co vielleicht). meine kinder konnten noch guten schulunterricht „ohne rücksichtnahme“ genießen. man konnte es sich leisten, polizei zu reduzieren, an lehrern einzusparen. für eine spd war es kein problem, möglichst viele zeitbefristete arbeitsverträge auszustellen. alle (nahezu allen) abhängig beschäftigten wird aktuell ein tolles sozialprogramm vorgelogen, dass real betrachtet 1,4% mehrbelastung einbringen wird (in den nächsten 7 jahren).

man konnte es sich leisten, weil es machbar ohne negative konsequenzen war.
die zeiten scheinen jetzt aber vorbei.

noch stellen wir heute statuen von autokraten auf, lassen fußballspiele ausfallen, stellen boller auf, verzichten auf umzüge, und achten auf „gesunde“ religiös-wohlfeile ernährung.

in einem punkt werden wir uns einig sein:
die veränderungen sind zahl- und umfangreich.
sie betreffen alle irgendwie.
mehr oder weniger hart.

was mich ein wenig bestürzt: deine antwort auf all dies im letzten absatz:

dumpf, hass, extrem, mob, skandiert. in zwei kurzen sätzen.

das, was gerade jetzt mit chemnitz durchlaufen wird, betrachte ich als eine der zahlreichen ursachen, wie die vergangenen wenigen politischen jahre in diesem land, für das, was hoffentlich doch nicht kommen wird.

pasquino

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Als Moderator solltest du eigentlich enthalten, Exekutivorgane unseres Staates zu verleumnen. Sicherlich gibt es bei der Polizei auch schwarze Schafe. Eine derartige Verlautbarung ist jedoch eine abgesegneter neutraler Bericht. Greifst du den an, zweifelst du an der Objektivität der Polizei. Eine Pauschalverurteilung - nichts anderes ist dein sarkastisches Statement - rückt dich in die Richtung extremistischer Gesinnungen.
Gruß
rakete

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Ein Magazin, dass vom Vorsitzenden der Ludwig-Erhardt-Stiftung (Verlinkungen zu diesem liberal-konservativen Blatt wurden hier in der Vergangenheit gern gelöscht) herausgegeben wird, weiss folgendes zu berichten:

"Folgt man den Medienberichten oder Sendungen wie Maybrit Illner, dann steht Deutschland vor dem Bürgerkrieg. Die Bundesjustizministerin Katarina Barley fordert da beispielsweise die Bürger auf, „jetzt aufstehen“. Aufstehen gegen die Sachsen, gegen Demonstranten in Chemnitz.
Die Fakten sind anders

Bleiben wir bei den Fakten: In Chemnitz kam es nicht zu dem, was Barley, Illner und viele andere verbreiten. An Ort und Stelle waren die Reporter der lokalen Freien Presse. Die Kollegen haben keine Hetzjagden beobachtet, keine Neonazis, die Ausländer jagen, auch der Polizeibericht weiß dazu nichts zu berichten. Es wird von vereinzelten Schlägereien zwischen linken und rechten Gruppen berichtet. Bitte prüfen Sie das selbst nach. Die Polizei hatte mit starken Kräften und Hubschraubern das Geschehen unter Kontrolle; vielleicht nicht jedes Feuerwerk, das auf beiden Seiten von Radikalen gezündet wurde, und nicht jeden Jugendlichen, der die jeweils andere Seite provozierte.

Für die gegenteilige Behauptung gibt bis es bis heute keinerlei Beweise. Keine Videos, keine Zeugenaussagen bei der Polizei, keine Anzeigen, keine Belege. Es gibt nur die Behauptung einiger linker Gruppen und radikaler Aktivisten aus dem Umfeld der ZEIT, die über twitter und Facebook die Medienlandschaft aufgestachelt haben, ihre Falschbehauptungen zu verbreiten. Wir haben die fragmentarischen Videos geprüft und verworfen. Wir haben auch andere Quellen herangezogen. Wir hörten ein Triumphgeheul aus der wirklichen rechtsradikalen Szene. Sie hat es mit wenigen Typen und Figuren geschafft, den Eindruck zu vermitteln, sie würde Chemnitz, ja ganz Sachsen beherrschen. Die westdeutschen Medien sind auf die Propaganda hereingefallen, die Links- wie Rechtsradikale verbreiten. Und ganz Deutschland steht Kopf. Es ist ein herbeigeschriebener, herbeigesendeter Tumult. Es gab ihn so nicht."

Gruß
rakete

Sicherlich war das eine unzulässige Pauschalisierung, da zweifellos nicht jeder aus den betreffenden Kulturen ein Messer mit sich rum tragen wird. Mit Sicherheit zumindest die Frauen nicht. Viele Männer aber sicher auch nicht immer.

Was Übergriffe mit Messern angeht, bleiben die offiziellen Fakten, die sehr dürftig sind, da leider keine offiziellen Statistiken dazu veröffentlicht werden:
https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-05-04-2018/immer-mehr-messerattacken.html
"Auf Anfrage von Kontraste haben zehn Bundesländer Zahlen zu Straftaten mit einem Messer recherchiert. Das Ergebnis zeigt überall eine Steigerung seit 2014: in Hessen etwa um 29 Prozent, in Brandenburg um 55 Prozent, und in Baden-Württemberg um 13 Prozent.

Ein Anstieg von Messer-Delikten also ab 2015. Hängt das mit dem Zuzug vieler Flüchtlinge zusammen? Eine politisch brisante Frage, die in der aktuellen Debatte immer mitschwingt.

Unsere Frage nach der Herkunft der Tatverdächtigen haben nur fünf Bundesländer beantwortet. Das Ergebnis: Mancherorts sind Nichtdeutsche bei Messer-Delikten überrepräsentiert. In Baden-Württemberg etwa gehen verhältnismäßig viele Fälle auf Flüchtlinge zurück.

Genauso wie in Leipzig: Hier standen laut Polizei im vergangenen Jahr fast die Hälfte der Messer-Delikte in Verbindung mit Flüchtlingen…"

Gruß
rakete

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Hast du das von Alljazeera :man_with_turban: ?
Die Sprechchöre sind :poop:. Einer war - wenn ich richtig gehört habe- strafbar. Ansonsten war alles wie G-20, nur viel friedlicher, ohne Flammen, Steine und Blut. Außerdem viel weniger Demonstranten und geringer Polizeieinsatz.
Das „Nichtstrafbare“ davon muss Demokratie abkönnen, ohne das man gleich besorgt sein muss. Bürgerkriegsähnliche Zustände wie in Hamburg -noch dazu über mehrere Tage- wären eine Gefahr, da die massenhaft im Kampf stehende Polizei bei der Kriminalprävention anderorts fehlt. Wenn es schließlich dazu auch in Chemnitz käme, muss genauso geantwortet werden wie in der Hansestadt. Ganz klar.
Gruß
rakete

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Kannste gern machen.

Aber ich habe in Sachsen gelebt, arbeite da heute noch und meine Frau kommt auch von dort - und zwar vom Dorf.

Und da kann ich dir sagen, dass „Wat der Bauer nicht kennt, dit frisst er nicht“ von weiten Teilen der Bevölkerung aktiv gelebt wird. Der Rassismus in Sachsen beruht nicht auf einem Gefühl der Politikverdrossenheit - jedenfalls nicht auf einem neuen Gefühl der Politikverdrossenheit.

Sachsen hat seit dem Ende der DDR konsequent mehrheitlich rechte Parteien gewählt - als einziges ostdeutsches Bundesland. Wenn der Mob also „Deutschland den Deutschen“ ruft, dann geht das tiefer als die Flüchtlingspolitik der letzten Jahre - die ist nur der willkommene Aufhänger.

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Und Du machst es Dir mit dieser peinlich-pauschalisierenden Meinung 100% zu einfach.