Hallo,
Eine kürzlich von einer italienischen Bank übernommene
deutsche Bank hat dies, ebenso wie die meisen anderen
deutschen Großbanken, eindrucksvoll demonstriert, indem sie
ihnen anvertrautes Kapital in Milliardenhöhe schlicht versenkt
hat.
daß es in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen ist, daß Kreditinstitute ihr eigenes Geld verlegt oder verloren haben und das ihrer Kunden, kann ja kein Argument dafür sein, daß sie regelmäßig risikoreiche Geschäfte machen sollen.
Aus diesem Grunde haben Eigenkapitalgeber
in den ersten Finanzierungsrunden auch Renditeanforderungen
(sei es durch Verzinsung/Ausschüttung, sei es durch einen
entsprechenden Verkaufserlös), die deutlich über 20% liegen,
damit eben diese Erträge die zwangsläufig auftretenden
Verluste kompensieren.
Wo die deutschen Banken in den letzten 6 Jahren 20%
erwirtschaftet und diesen Erfolg an ihre Kunden weitergegeben
haben, habe ich bislang nicht erkannt.
Ich wollte darauf hinaus, daß Unternehmen, die Eigenkapital in junge Unternehmen investieren, aufgrund des höheren Risikos andere Renditevorstellungen haben als vorrangige Kreditgeber.
Immer bezogen auf Investments, die an Kunden verkauft worden
sind.
Darum geht es zumindest mir nicht, sondern um die Investitionen, die Kreditgeber und Eigenkapitalgeber selbst vornehmen.
erfolgreich wie nur wenige Mittelständler dieser Größe (55
Mio. p.a. U), private Bürgschaft obligatorisch.
Vielleicht sollte ich die Leute mal zu Dir schicken…
In dem Bereich mag es durchaus regionale Spezialitäten geben.
Daran sind
insbesondere der S-Finanzverbund, die Commerzbank und die
Auslandsbanken schuld, die mit ihrem Expansionsdrang
insbesondere im Mittelstandssegment den Markt weitgehend
versaut haben.
Bitte sei so nett und führe das etwas detaillierter aus. Das
interessiert mich.
Das ganze hat mehrere Aspekte, die ich versuchen werde, kurz zusammenzufassen. Dabei bleiben natürlich einige Details auf der Strecke. Wenn noch mehr Informationen gewünscht sind, einfach nachfragen.
Zunächst: Kredit ist kein knappes Gut, d.h. es gibt mehr Angebot als Nachfrage. Die Akquisition von Neukunden gelingt in der Regel nur über die Konditionen oder die Bedingungen. Die Notwendigkeit, dieses Spiel mitzuspielen, besteht umso mehr, je größer man sich die Ausweitung des Geschäftsvolumens bzw. des Kundenkreises auf die Fahne geschrieben hat.
Die gesamte Branche steht aus mehreren Gründen unter Ertragsdruck. Das hat mit dem Euro zu tun (früher hat man reichlich an Währungstausch verdient), mit der Finanzkrise bzw. den daraus resultierenden zusätzlichen regulatorischen Anforderungen (Kapitalstärkung ist notwendig) mit dem Internetbanking (Kunden wechseln häufiger und schneller das Institut, insbesondere aus Kostengründen) und weiteren Faktoren. Man sollte meinen, daß das zu höheren Zinsen und Provisionen führt, aber das ist nicht der Fall. Getreu dem Motto: der Deckungsbeitrag ist zwar negativ, aber das gleichen wir über den Umsatz wieder aus. Hinzu kommt, daß Vor- und Nachkalkulation bei vielen Instituten nicht konsistent sind, d.h. Geschäfte, die sich im Vorhinein rechnen, sind im Nachhinein deutlich weniger profitabel als kalkuliert oder sogar defizitär (was auch vielfach an zu optimistische Planung der Vertriebsleute liegt (Ausnutzung von Kreditlinien ist geringer als kalkuliert, Folgegeschäft läßt sich nicht wie geplant abschließen usw.)).
Den Sparkassen ist in den vergangenen 10-15 Jahren das Privatkundengeschäft in erheblichem Umfang weggebrochen. Auch wenn man in Summe das größte Kreditinstitut Deutschlands darstellt, haben es die Sparkassen dank der Profilierungssucht der Sparkassenfürsten und immer noch zu großen Zahl der Verbände mit ihren eigenen Interessen nicht hinbekommen, einen gemeinsamen Marktangang zu realisieren – bspw. durch eine gemeinsame Direktbank. Die Folge ist, daß die Sparkassen an anderer Stelle versuchen, das Geschäftsvolumen auszuweiten.
Da die Sparkassen über hohe Liquiditätsreserven verfügen (aus dem traditionell starken und immer noch reichlichen Einlagengeschäft), kann man Kredite relativ günstig anbieten. Die Verquickung mit der lokalen Politik und Unternehmerschaft tut ihr übriges. Viele Sparkassen haben zudem das Problem, daß sie viele Produkte nicht anbieten können (mangels qualifizierter Mitarbeiter, technischer Möglichkeiten, internationaler Kontakte und/oder Erfahrung) oder wollen („Teufelszeug“), so daß vor allem Kontokorrentkredite und Darlehen verkauft werden. Die jeweiligen Landesbanken könnten zwar bei den Produkten aushelfen und machen das auch gern, nur lassen die Sparkassen im Kernland häufig keinen direkten Kontakt zum Kunden zu. Da KK und Darlehen absolut transparente Produkte sind und von allen Instituten angeboten werden, werden diese vor allem über den Preis verkauft. Während beim KK eine dauerhafte Kundenbeziehung noch hilfreich ist bzw. geschätzt wird, ist ein Darlehen ein Einmalprodukt, bei dem die Kunden häufig bei diversen Banken anfragen und am Ende beim billigen Jacob zuschlagen.
Die ebenfalls zur S-Finanzgruppe gehörenden Landesbanken tragen ebenfalls zu den Problemen bei. Sie waren teilweise nach den Staatshilfen dazu gezwungen, sich von Teilen ihres Geschäftes zu trennen, was nun kompensiert werden muß. Das führt dazu, daß etliche Landesbanken nun verstärkt in fremden Gefilden wildern und das geschieht (siehe oben) gerne über Preis und Bedingungen. Gerade in NRW spielt eine nicht unerhebliche Rolle, daß hier die Landesbanken versuchen, die vermeintlich durch das Ende der WestLB entstandene Lücke zu schließen. Viele Mitarbeiter der WestLB sind direkt zu anderen Landesbanken gewechselt und verfügen noch über gute Kontakte zu Kunden bzw. kennen natürlich noch die Konditionen, zu denen sich die Kunden bei ihrer Sparkasse (die WestLB machte im Mittelstand viel sogenanntes Gemeinschaftskreditgeschäft mit den Sparkassen, bei dem gegenüber dem Kunden in den meisten Fällen die Sparkasse auftrat und die WestLB sich bei den Sparkassen unterbeteiligte) mit Geld versorgt. Das macht es natürlich umso leichter, die vorhandenen Kreditgeber hauchzart zu unterbieten.
Die Commerzbank ist seit vielen Jahren auf Expansionskurs, insbesondere im Mittelstand. Bereits 2006 hat man verkündet, verstärkt auch die bonitätsschwächeren Kunden ins Auge zu fassen, also die Kunden, die eigentlich höhere Zinssätze zu zahlen haben und umso dankbarer sind, wenn jemand einen Tacken weniger verlangt als alle anderen. Hinzu kommt, daß die Commerzbank immer noch von der Staatshilfe zehrt und sogar ohne Verluste günstiger anbieten kann als viele andere. Außerdem wirkt die Übernahme der Dresdner Bank immer noch nach. Das Kreditvolumen mit einzelnen Kunden stellte sich in Summe als zu groß heraus, so daß Kredite bei Bestandskunden abgebaut werden mußten, was wiederum durch Neugeschäft kompensiert werden muß.
Die Auslandsbanken haben es grundsätzlich schwerer als heimische Institute, weil einfach bei der Kundschaft eine gewisse Zurückhaltung an den Tag gelegt wird, da niemand weiß, wie lange es dauert, bis die Niederlassung/Tochter vor Ort wieder geschlossen wird, am ausländischen Stammsitz irgendwelche Strategieänderungen ausgeknobelt werden usw. Hinzu kommt, daß Auslandsbanken bzw. ihre Hauptstellen ganz anders ticken als deutsche Banken. Verläßlichkeit, Dauer der Entscheidungsprozesse, Risikoverhalten sind nur einige der Probleme, die viele Kunden mit ausländischen (insbesondere asiatischen) Instituten erleben. Insofern müssen Auslandsbanken tendenziell günstiger anbieten, um überhaupt ein Bein auf die Erde zu bekommen. Daß den Mitarbeitern der Niederlassungen bei Nichterreichen der Vertriebsziele ständig die Schließung des Standortes droht, ist in dem Zusammenhang auch nicht hilfreich. Besser als alle Ziele zu verfehlen, ist es allemal besser, die Vertriebsziele zu erreichen und bei den Ertragszielen ständig Besserung zu geloben.
Das Ergebnis ist, daß die Konditionen nach einer kleinen Erholungsphase 2008-2010 nun wieder deutlich unter Druck sind. Und noch eine kleine Prognose meinerseits: da die meisten Kreditinstitute nun auf gezielte Expansion im Mittelstand geschaltet haben (wie nach jeder Krise) und dies natürlich genau in die Phase fällt, in der die Unternehmen gute Zahlen zeigen (2010-2012), wird beim nächsten Abschwung der Wertberichtigungsbedarf deutlich höher ausfallen als normal.
Gruß
C.