Christentum, was ist das?

Hallo!

Ich habe in den letzten Wochen im Freundeskreis (mit Leuten, die sich selbst als Christen betrachten) einige Male darüber diskutiert, was das Christentum eigentlich ausmacht.

Ich würde hier gern einmal meine Sicht der Dinge auflisten und würde mich freuen, wenn jemand mit mehr Ahnung mir sagt ob und inwiefern ich irre. Da, meiner Erfahrung nach Theisten, immer schnell ins ziemlich allgemein gehaltene Aussagen abgleiten, würde ich euch aber bitten, euch auf meine durchnummerierten Stichpunkte zu beziehen.

  1. Christ zu sein erfordert zwingend an Existenz der Person des Jesus Christus zu glauben

  2. Jesus Christus ist der Sohn Gottes und die Menschen können nur durch ihn Erlösung erfahren (So verstehe ich die Bibel).

  3. An Erlösung zu glauben, bedeutet an ein Leben nach dem Tode zu glauben. Daher müsste dies auch den Glauben an ein Paradis und folgerichtig an die Hölle einschliessen.

  4. Zusammengefasst müsste, nach meiner Auffassung, das ‚Christ-sein‘ also den Glauben an Himmel und Hölle zwingend erfordern.


  1. Zu Gott zu beten erfordert, dass man daran glaubt, das Gott die Gebete auch wahrnehmen kann.

  2. Ein Gebet erfordert also zwingend den glauben an Gott als denkende, wahrnehmende und handelnde Entität?

  3. Ein Christ, der betet muss an einen persönlichen Gott glauben.


  1. Wenn ich mich mit Christen unterhalte, so glaubt keiner von ihnen (jedenfalls keiner den ich kenne) an einen persönlichen Gott. Dies scheint mir allerdings in krassem Widerspruch zur Bibel zu stehen. Die Weltsicht, die vertreten wird ist eher pantheistisch. Können sich solche Menschen überhaupt noch als Christen bezeichnen?

Christlich vs. pantheistisch
Hi.

  1. Wenn ich mich mit Christen unterhalte, so glaubt keiner
    von ihnen (jedenfalls keiner den ich kenne) an einen
    persönlichen Gott. Dies scheint mir allerdings in krassem
    Widerspruch zur Bibel zu stehen.

In der Tat. Auch der jetzige Papst rüttelt nicht am Dogma eines persönlichen Gottes:

Gott „ist nicht einfach Natur, sondern ist das, was ihr vorangeht und sie trägt. Er ist ein Wesen, das denken, reden, lieben und hören kann. Und Gott, so sagt uns der Glaube, ist seinem ganzen Wesen nach Beziehung. Das meinen wir, wenn wir ihn trinitarisch, dreifaltig nennen. Weil er in sich Beziehung ist, kann er auch Wesen schaffen, die wieder Beziehung sind und die sich auf ihn beziehen dürfen, weil er sie auf sich bezogen hat.“ (Ratzinger, Gott und die Welt…Ein Gespräch mit Peter Seewald, 84)

Christliche Mystiker wie Meister Eckhart und Jakob Böhme standen im Widerspruch zur offiziellen Theologie, weil sie ein panentheistisches bzw. pantheistisches Weltbild lehrten. Einige Lehrsätze von Meister Eckhart wurden deswegen auch als Ketzerei verurteilt.

Theologen wie Augustinus und Thomas von Aquin sahen in Gott eine Person.

Karl Rahner, der bedeutendste Theologe des 20. Jahrhunderts, unterschied zwischen einem wesenlosen Gott ohne personale Eigenschaften (ein Absolutum), der für das Denken besteht, und einem persönlichen Gott, der sich in der direkten „Gotteserfahrung“ erschließt. So hielt er sich alle Türchen offen, zu den Aufgeklärten wie zu den Traditionalisten.

Die Weltsicht, die vertreten wird ist eher pantheistisch. Können sich solche Menschen überhaupt noch als Christen bezeichnen?

Nein. Mixe aus christlich und pantheistisch sind inkonsequent und verfälschen sowohl die christlichen als auch die pantheistischen Prinzipien. Solche Leute können innerlich nicht vom Bibelglauben loslassen, sind andererseits aber zu aufgeklärt, um den Glauben an einen personalen Gott zu akzeptieren. Sie mischen dann einfach Erdbeeren mit Sardinen und nennen das ein schmackhaftes Gericht. Die Logik bleibt dabei auf der Strecke.

Chan

Hallo Zerschmetterling,

Existenz der Person des Jesus Christus

Grundsätzlich ja. (Sag niemals nie.)

Sohn Gottes

Es gibt ganz vereinzelt einige orientalische Kirchen, die das nicht genau so sehen, insbesondere wenn sie eine gewisse Nähe zum Judentum aufweisen (Christus als Geschöpf gilt da zum Beispiel als denkbar). Die Ostkirchen, die Westkirche und die (später abgespalteten) reformatorischen Gemeinschaften sehen aber spätestens seit dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) als verbindlichen Massstab an: Christus sei Sohn Gottes.

Erlösung

nicht ohne Ihn, in gewissem Sinn also auch „nur“ durch Ihn (natürlich in Zusammenwirken mit Vater und Geist).

Hölle

Im Prinzip ja. Allerdings wissen wir wenig darüber. Wer eine biblische Aussage darüber nicht wahrhaben will, muss das schon sehr klar begründen; mir ist kein solcher Christ bekannt. Also im Ergebnis wohl ein klares Ja.

Glauben an Himmel und Hölle

wenigstens die Bereitschaft, dasjenige grundsätzlich anzunehmen, was über diese beiden gesagt wird - dies ist wohl schon zwingende Voraussetzung.

Gott die Gebete auch wahrnehmen kann

zwingend und unbedingt.

denkende, wahrnehmende und handelnde Entität

Was heisst Denken? Was heisst wahrnehmen? Handelnd: gewiss, zwingend.
Gewöhnlich auch denkend und wahrnehmend, nur dürfen diese Begriffe evtl. eingegrenzt werden.

muss an einen persönlichen Gott glauben

Im Prinzip ja, aber was heisst Person ganz genau?

Können sich solche Menschen überhaupt noch als Christen bezeichnen?

Können tut man natürlich manches. Theologisch betrachtet sind sie kaum noch Christen; man müsste sich mit ihnen allerdings näher über „denken“, „wahrnehmen“ und insbesondere „persönlich“/„Person“ näher unterhalten, um ein abschliessendes Urteil abzugeben.

Gruss,
Mike

Hallo!

  1. Christ zu sein erfordert zwingend an Existenz der Person
    des Jesus Christus zu glauben

So steht es in der Bibel und so glauben es die Christen.

  1. Jesus Christus ist der Sohn Gottes und die Menschen können
    nur durch ihn Erlösung erfahren (So verstehe ich die Bibel).

So steht es in der Bibel und so glauben es die Christen.

  1. An Erlösung zu glauben, bedeutet an ein Leben nach dem
    Tode zu glauben. … müsste dies auch den Glauben an ein
    Paradis und … an die Hölle einschliessen.

So steht es in der Bibel und so glauben es die Christen.

  1. Zusammengefasst müsste, nach meiner Auffassung, das
    ‚Christ-sein‘ also den Glauben an Himmel und Hölle zwingend
    erfordern.

So steht es in der Bibel und so glauben es die Christen.

  1. Zu Gott zu beten erfordert, dass man daran glaubt, das
    Gott die Gebete auch wahrnehmen kann.

Logisch. Und so steht es auch in der Bibel und so glauben es die Christen.

  1. Ein Gebet erfordert also zwingend den glauben an Gott als
    denkende, wahrnehmende und handelnde Entität?

Ist das nicht logisch?

  1. Ein Christ, der betet muss an einen persönlichen Gott
    glauben.

Korrekt.

  1. Wenn ich mich mit Christen unterhalte, so glaubt keiner
    von ihnen (jedenfalls keiner den ich kenne) an einen
    persönlichen Gott.

Und das sollen Christen sein???

Dies scheint mir allerdings in krassem Widerspruch zur Bibel zu stehen.

So ist es.

Können sich solche Menschen überhaupt noch als Christen bezeichnen?

Wo bleibt da die Logik?

Grüße

Andreas

Moin
Da mir Dogmatik fremd ist, werden meine Antworten vielleicht nicht mainstreammäßig ausfallen.

  1. Christ zu sein erfordert zwingend an Existenz der Person
    des Jesus Christus zu glauben

Die historische Figur des Jesus von Nazarth hat sehr wahrscheinlich existiert. Er war vermutlich ein inspirierter, engagierter und leidenschaftlicher Rabbi (Lehrer) aus dem Umkreis der (fortschrittlichen) Pharisäer, deren Namen zu unrecht nachträglich verunglimpft wurde.

  1. Jesus Christus ist der Sohn Gottes und die Menschen können
    nur durch ihn Erlösung erfahren (So verstehe ich die Bibel).

Wir sind gewissrmaßen alle Söhne und Töchter Gottes. Dieser alte Bibelsatz muss nicht allzu metaphysisch ausgelegt werden.

  1. An Erlösung zu glauben, bedeutet an ein Leben nach dem
    Tode zu glauben. Daher müsste dies auch den Glauben an ein
    Paradis und folgerichtig an die Hölle einschliessen.

Nö, wieso das denn? Paradies allein würde doch auch reichen…

  1. Zusammengefasst müsste, nach meiner Auffassung, das
    ‚Christ-sein‘ also den Glauben an Himmel und Hölle zwingend
    erfordern.

Ganz und gar nicht zwingend.

  1. Zu Gott zu beten erfordert, dass man daran glaubt, das
    Gott die Gebete auch wahrnehmen kann.

Schon eher.

  1. Ein Gebet erfordert also zwingend den glauben an Gott als
    denkende, wahrnehmende und handelnde Entität?

Sozusagen.

  1. Ein Christ, der betet muss an einen persönlichen Gott
    glauben.

Das nicht unbedingt. Es kann auch eine Kraft wie z.B. das „Tao“ des Lao-tse sein.

  1. Wenn ich mich mit Christen unterhalte, so glaubt keiner
    von ihnen (jedenfalls keiner den ich kenne) an einen
    persönlichen Gott.

Ist ja wiegesagt auch nicht nötig, um Christ zu sein.

Dies scheint mir allerdings in krassem
Widerspruch zur Bibel zu stehen. Die Weltsicht, die vertreten
wird ist eher pantheistisch. Können sich solche Menschen
überhaupt noch als Christen bezeichnen?

Selbstverständlich. Obwohl ich das Christ-Sein schon nochmal vom Pantheismus unterscheiden würde.
Gruß,
Branden

Wenn du es dir leicht machen willst sowie die wahrscheinlich einzige Möglichkeit, die alle Gruppen zusammenfasst, sind die Christen, die sich als Christen bezeichnen. Damit umgehst du die innerchristlichen Polemiken gegen beispielsweise die Unitarier oder Mormonen, die sich eben auch als Christen verstehen, von diesen aber aus Theologischen Differenzen ausgeschieden werden.
Statt eine ahistorische Größe „Christentum“ zu konstatieren rückt somit die Dynamik verschiedener Identitäten in den Vordergrund, die die Wirklichkeit viel besser abbildet.
Eine andere Herangehensweise enthält eine versteckt Theologische Qualität, da eine Liste erstellt wird, nachdem beurteilt werden kann, wie nah jemand am „Wahren Christentum“ dran ist. Veranschaulicht kannst du sowohl bei den Mormonen, bei der Reformation oder auch im Koran immer wieder die Kernargumente die zur Triebfeder Religiöser Veränderung werden finden, wenn nämlich der Abfall einer ursprünglichen Lehre zum Motor einer neuen Bewegung wird.
Eine solche Liste aufzustellen kann also nicht Aufgabe einer neutralen Begriffsbildung sein.

mfg, sober

Lieber Zerchmetterling,
das ist ein großes Thema auch für mich, und ich möchte dir, unbeeinflusst von Dritten, direkt auf alle Punkte antworten.

  1. Christ zu sein erfordert zwingend Jesu Botschaft zu beherzigen

  2. Jesus Christus ist der Sohn Gottes und die Menschen können nur durch ihn Erlösung erfahren, wobei uns aber kein Bildnis Gottes machen dürfen und entsprechend nicht so hochmütig sein dürfen, Angehörigen anderer Kulturen die Seligkeit zu verweigern.

  3. An Erlösung zu glauben, bedeutet nicht unbedingt an ein Individualbewusstsein zeitlich nach dem Tode zu glauben. Christus ist auf die Erde gekommen, damit wir unseren Glauben auf der Erde leben. Ein Christ ist zum Handeln aufgerufen. Handeln kann er nur auf der Erde. Dort findet er Paradies und Hölle, soviel er will.

  4. Zusammengefasst müsste, nach meiner Auffassung, das ‚Christ-sein‘ also den Glauben an die Möglichkeit des Umganges mit Himmel und Hölle zwingend erfordern.


  1. Zu Gott zu beten erfordert, dass man daran glaubt, das Gott die Gebete auch wahrnehmen kann.

  2. Ein Gebet erfordert den Glauben an Gott, aber nicht an Götzenbilder, Avatare und mythische Gestalten mit Cochlea und Rauschebärten.

  3. Ein Christ, der betet muss an einen persönlichen Gott glauben in dem Sinne, dass Gott das Innerste seiner Selbst ist.


  1. Wenn ich mich mit Christen unterhalte, so glaubt kaum einer von ihnen wirklich an die Verbindung von Nachfolge und Vergebung, an die Verheißung der Liebe (und Aufrichtigkeit). Dies scheint mir allerdings in krassem Widerspruch zur Idee zu stehen, die aus der vielgestaltigen Bibel als die christliche herausragt. Die Weltsichten, die vertreten werden, sind entweder kirchlich-dogmatisch oder lasch. Sie entsprechen nicht meiner Auffassung von Christentum.

Soweit
Bumi

Hi.

Sie mischen dann einfach Erdbeeren mit Sardinen
und nennen das ein schmackhaftes Gericht. Die Logik bleibt
dabei auf der Strecke.

Wem wundert das?
Hat Logik neulich was mit Glauben zu tun?

Gruß.

Balázs

Hallo,

diskutiert, was das Christentum eigentlich ausmacht.

alles schöne Punkte, welche Du da aufführst.
Und wenn ich Dir nun sage daß keiner dieser Aufzählungen „trifft“ !
Christ sein, ist (spirituell) zu Jesus (zum Herrn) gehören.
(Kirche - das heißt zum Herrn gehörig und wurde auch so verstanden)
Nach der Botschaft gehört der zu Jesus, wer den Willen seines Vaters,
also Gottes tut.
(ich verzichte hier mal auf „Text-Belege“, kann jeder nachlesen)
Was sein Wille ist, ist in der Botschaft verkündet.
Die Erfüllung des Willens Gottes ist nicht abhängig vom Glauben
an Jesus oder der Kenntnis von ihm und oder seiner Botschaft.
Es kann also auch zu ihm gehören, wer allen Deinen „Aufzählungen“
nicht entspricht.
Damit ist alles gesagt, was Christentum (im Kern) ausmacht, ja
eigentlich (zwingend !, wie Du sagst)bedingt.
Natürlich ist das Christentum auch in der sichtbaren Gemeinschaft
angelegt, mit Bekenntnissen,rituellen Handlungen usw.
Doch ohne obiges ist es hohl, nix - jedenfalls nach der Botschaft.

  1. Wenn ich mich mit Christen unterhalte, so glaubt keiner
    von ihnen (jedenfalls keiner den ich kenne) an einen
    persönlichen Gott.

So kann es sein.Auch die welche „glauben“, vergessen oft (wie auch Du)
die von mir oben angeführte primäre „Bedingung“ des Christ-Seins.
Gruß VIKTOR

Chan,
Pantheisten sind ja nicht Pantheisten, weil sie einer pantheistischen Doktrin folgen, sondern weil offensichtlich Bedarf besteht, über Glaubensdinge zu reden und demenstprechend auch Termini entstehen. Die können nicht alle Feinheiten erfassen. Die Christen dürfen ja sagen, Gott sei allgegenwärtig, ohne pan(en)theistisch genannt zu werden.
Selbst wenn sie nach den christlichen Lehren leben oder für christliche Ideale glühen und diese gelegentlich philosophischer Gespräche mit pantheistischen Gedanken verbinden, kann es noch Sinn machen, werden sie ihre Heimat im Hause des Herrn behalten.
Bumi
(der zur Stunde noch da ist)

Hallo,

zunächst ein kurzes Vorwort. Als Christentum kann man einen Glauben bezeichnen, der sich auf die Lehren von Jesus von Nazareth bezieht.
Seitdem sind aber 2000 Jahre vergangen und viele Philosophen, Theologen und Machthaber haben diese Lehren weiterentwickelt und ihren Vorstellungen gemäß umgeformt und differenziert.

Die nachfolgenden Antworten entsprechen meiner Erkenntnis und sind nicht allgemeingültig.

  1. Christ zu sein erfordert zwingend an Existenz der Person
    des Jesus Christus zu glauben

Ja, ansonsten wird das Ganze recht sinnlos.

  1. Jesus Christus ist der Sohn Gottes und die Menschen können
    nur durch ihn Erlösung erfahren (So verstehe ich die Bibel).

So ist es.

  1. An Erlösung zu glauben, bedeutet an ein Leben nach dem
    Tode zu glauben. Daher müsste dies auch den Glauben an ein
    Paradis und folgerichtig an die Hölle einschliessen.

Nein. In der Bibel geht es erstmal um die Wiederauferstehung.
Es gibt gemäß der Bibel keine unsterbliche Seele und demgemäß kann sie auch nicht ewig in einer Feuerhölle gequält werden.
Wer tot ist tot.
Das Paradies war ein Ort auf der Erde und wird es auch wieder sein.
Das ist ein langes und spannendes Thema

  1. Zusammengefasst müsste, nach meiner Auffassung, das
    ‚Christ-sein‘ also den Glauben an Himmel und Hölle zwingend
    erfordern.

Hölle nein, Himmel ja. Der Himmel ist der Aufenthaltsort Gottes ubnd Engel. Dorthin kommen auch bestimmte Menschen, um mit Christus gemeinsam als Könige und Prister zu fungieren.

  1. Zu Gott zu beten erfordert, dass man daran glaubt, das
    Gott die Gebete auch wahrnehmen kann.

Ja.

  1. Ein Gebet erfordert also zwingend den glauben an Gott als
    denkende, wahrnehmende und handelnde Entität?

Ja.

  1. Ein Christ, der betet muss an einen persönlichen Gott
    glauben.

Genauso ist es. Gott wird in der Bibel als handelnde Person mit Namen und Persönlichkeitsmerkmalen beschrieben

  1. Wenn ich mich mit Christen unterhalte, so glaubt keiner
    von ihnen (jedenfalls keiner den ich kenne) an einen
    persönlichen Gott. Dies scheint mir allerdings in krassem
    Widerspruch zur Bibel zu stehen. Die Weltsicht, die vertreten
    wird ist eher pantheistisch. Können sich solche Menschen
    überhaupt noch als Christen bezeichnen?

Klar können sie das. Der Begriff Christ ist keine geschützte Marke.
Seit fast 2000 Jahren werfen sich Christen gegenseitig an den Kopf, keine richtigen Christen zu sein.
Ich mache das ganz gerne und umgekehrt werden die Meisten hier im Forum das Gleiche von mir behaupten.

Gruß
Carlos

Systeminterne Logik
Hi.

Sie mischen dann einfach Erdbeeren mit Sardinen und nennen das ein schmackhaftes Gericht. Die Logik bleibt dabei auf der Strecke.

Hat Logik neulich was mit Glauben zu tun?

Innerhalb eines Glaubenssystems sollte die Logik stimmig sein. Die Theologie bemüht sich immer um systeminterne Logik. Man spricht hier auch von der „Kohärenz“ eines Systems.

Lediglich die Glaubensprämissen sind von Logik unabhängig.

Chan

1 Like

Unvereinbare Widersprüche
Hi.

Pantheisten sind ja nicht Pantheisten, weil sie einer
pantheistischen Doktrin folgen, sondern weil offensichtlich
Bedarf besteht, über Glaubensdinge zu reden und
demenstprechend auch Termini entstehen.

Nicht jeder, der über Glaubensdinge reden möchte, wird deswegen Pantheist. Dazu bedarf es schon mehr.

Die Christen dürfen ja sagen, Gott sei allgegenwärtig, ohne pan(en theistisch genannt zu werden.

Eben weil das nicht „panentheistisch“ ist. Und umgekehrt sind Pan(en)theisten keine Christen. Im Pan(en)theismus geht es darum, dass

  1. Gott unpersönlich ist

  2. a) Gott mit der Welt identisch ist (pantheistisch), b) die Welt ein Teil von Gott ist (panentheistisch)

Daraus folgt z.B., dass auch das Böse ein Teil von „Gott“ ist.

Alle diese Punkte widersprechen den Grundsätzen des Christentums.

Chan

1 Like

Hallo

Ich habe in den letzten Wochen im Freundeskreis (mit Leuten, die sich selbst als Christen betrachten) einige Male darüber diskutiert, was das Christentum eigentlich ausmacht.

zu den Punkten 3, 4 sagt die Bibel aus dass es kein (weiter-) Leben nach dem Tod gibt, Gott befördert auch niemand in eine Hölle, er wäre lieblos, die Hölle ist kein Ort zum Quälen Böser, die anderen Punkt 1,2,5,6,7 passen mit der Bibel überein.
Die ersten Christen bekamen einen Auftrag, der angenommen wurde Matth.28, 18,19 und irgendwann auf der Weltbühne als Christentum erkennbar sein muss wenn es nach biblischem Muster durchführt wird lt.Mark.13, 10, …wenn man nachprüft, die Frage 8 kann man selbst herausfinden. speedytwo

Christlich auch ohne Jesus?
Hi Viktor.

Die Erfüllung des Willens Gottes ist nicht abhängig vom Glauben an Jesus oder der Kenntnis von ihm und oder seiner Botschaft.

Damit widersprichst du Paulus, der Christus ins absolute Zentrum rückt, an welchem kein Weg zu „Gott“ vorbeiführt. Paulus greift in den Kolosserbriefen die Gnostiker an, weil diese behaupten, Christus sei nicht der einzige Mittler zu „Gott“.

Chan

Damit widersprichst du Paulus

… und natürlich widerspricht er auch Papst Johannes Paul II.:

„Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen. […] Die Menschen können demnach mit Gott nicht in Verbindung kommen, wenn es nicht durch Jesus Christus unter Mitwirkung des Geistes geschieht. […] Andere Mittlertätigkeiten verschiedener Art und Ordnung, die an seiner Mittlerschaft teilhaben, werden nicht ausgeschlossen, aber sie haben doch nur Bedeutung und Wert allein in Verbindung mit der Mittlerschaft Christi und können nicht als gleichrangig und notwendiger Zusatz betrachtet werden.“
(Enzyklika Redemptoris Missio vom 7. Dezember 1990)

Freundliche Grüße
Ralf

Zufall? Was verbinet denn Paulus und den Papst?
Beide sind für den Aufbau einer etablierten Kirche verantwortlich.

Glaubensdiskussion
Hi Chan,
„Nicht jeder, der über Glaubensdinge reden möchte, wird deswegen Pantheist. Dazu bedarf es schon mehr.“
Keine Frage.
Im Übrigen redest du von den „Grundsätzen des Christentums“. Das Christentum ist kein Monolith, sondern eine ganze Landschaft. Für mich ist der Grunsatz des Christentums die Verbindung zwischen Nachfolge und Vergebung, auf der Basis des Dekalogs und mit dem Ideal der Seligsprechungen. Für manche Kirchenleute sieht das anders aus, aber die Kirche hat die Rechte am christlichen Glauben nicht gepachtet. Es gibt auch Diskussionen innerhalb der Nennchristen darüber, ob der Teufel ein kleiner Gott für sich ist oder gottgeschaffen. Für mich ist letzeres sonnenklar.
Kurz, während Christus unterwegs war, um das Zinsverbot durchzusetzen, haben ihm eher Pantheisten dabei geholfen als Theologen.
Bumi

Hallo Chan,

Die Erfüllung des Willens Gottes ist nicht abhängig vom Glauben an Jesus oder der Kenntnis von ihm und oder seiner Botschaft.

Damit widersprichst du Paulus,

ich widerspreche aber nicht Jesus - und der ist maßgebend.
Und Paulus hat Jesus auch (genau wie ich)richtig verstanden und so
verkündet:Röm.2.13-16
13 Nicht die sind vor Gott gerecht, die das Gesetz hören, sondern er wird die für gerecht erklären, die das Gesetz tun. 14 Wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. 15 Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist; ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab, ihre Gedanken klagen sich gegenseitig an und verteidigen sich - 16 an jenem Tag, an dem Gott, wie ich es in meinem Evangelium verkündige, das, was im Menschen verborgen ist, durch Jesus Christus richten wird.
Daß mit „Gesetz“ hier nicht das mosaische Gesetz gemeint ist ist wohl
klar sondern der Wille Gottes entsprechend der Botschaft Jesu.
Und außerdem habe ich Jesus nicht daneben gestellt, sondern so, wie er
sich selbst zu dieser Frage eingebracht hat.Nochmals mein Zitat:
Nach der Botschaft gehört der zu Jesus, wer den Willen seines Vaters,
also Gottes tut.

Auch dies ist im NT mehrfach nachzulesen.

Nur immer alles richtig lesen, nichts verschweigen und die
Botschaft nicht verfälschen - fällt natürlich dem der nicht drin ist
schwer wie auch manchen welche sich hier als Christen outen,
und sich an selektierten Bibel text en austoben.
Auch sonst solltest Du meine Einlassung von 26.1. dazu ganz aufnehmen.

Gruß VIKTOR

Markenschutz für ‚Christ‘
Hi.

Der Begriff Christ ist keine geschützte Marke.

Könnte man aber auch ganz anders sehen. Im „Codex Iuris Canonici“ (aktualisiert 1983) werden Kriterien für das richtige Christsein festgelegt. .

Im Can. 1364 § 1 z.B. geht es um Häresie, also abweichende theologische Auffassungen.

Bei Verstoß droht die Exkommunikation.

Chan