Da isch oz was los!

Hallo Sprechende!

So vor 15 Jahren war bei uns in der Schule das Modewörchen „oz“ (oder „erz“) sehr gebräuchlich (Gebiet Ulm/Aalen/Ellwangen). In Stuttgart wurde es meist schon nicht mehr „verstanden“.

Ist dieses kurze Wörtchen immer noch im täglichen Gebrauch? In welchen Gegenden ist es verbreitet?

Kann wohl am besten mit „voll“ ersetzt werden, z.B.:
Ich les zur Zeit oz viel.
Ich hab gestern ein oz altes Auto gesehen.
Du siehst oz gut aus!

Oz nette Grüße
Uli

Sowas ähnliches gab es mal bei den Jugendlichen der ehemaligen DDR in der Gegend um Ostberlin, das nannte sich „urst“. Zum Beispiel:

Urst was los
Urst viel zu tun
… sah urst gei… aus

etc. MfG, Alex

Hallo Uli,
ja… daran kann ich mich auch erinnern! Bin allerdings vor 12 Jahren aus Aalen weggezogen und weiss deswegen nicht, ob es das Wort noch „gibt“. „Übersetzen“ würd ich es mit den ebenfalls schwäbischen Wörtern „mords-“, oder besser „jenseitsmäßig“ :smile:
Ich erinner mich aber auch an ein viel wilderes Wort, von dem ich nicht mal weiss, wie man’s schreibt! Jeder wusste irgendwie so halbwegs, was es bedeutet, aber keiner so ganz genau… und trotzdem hat’s jeder ständig benutzt! Das Wort ist:
„Kähl“
Das war ein kähles Wort, oder?
Amüsierte Grüße
vom
Jens

Hallo Diskutanten,

Beide Ausdrücke sind, deucht mich, keine Modewörter, sondern Begriffe, die der generellen Entwicklung in den süddeutschen Dialekten folgen, dass dem Dialekt eigenes Vokabular durch solches aus der Standardsprache ersetzt und bloß noch mit der Klangfärbung des Dialektes ausgesprochen wird: Also heute selten geworden und bloß noch in Modewellen ab und zu aufgewärmt, aber eigentlich autochthones Vokabular.

Kähl müsste, meine ich, eigentlich ghäl oder g’häl geschrieben werden. Ein ghäler Siach ist jemand, der sei Sach in unsinnigem, absonderlichem Ausmaß zusammenhält (vgl. den kürzlich hier diskutierten Glufenmichel). Davon ausgeweitet auf alles absonderliche und schließlich auch positiv wertend.

„Oz-“ oder, etwas weiter südlich, auch „Huats-“ (a Huatssimpl), hat schon verschiedene Modewellen mitgemacht, in den siebzigern wars auch schon mal en vogue. Ich habe auch dazu keine gescheite Etymologie gefunden, aber ich täte es in die Richtung des deutschen „Un-“, mit einer Art Genitivendung, vielleicht auch Bindungs-s dran.

Pfiagott mitenand

MM

Kähl
Hallo Jens, hallo Martin,

auf der Alb wird „kähl“ in weiterer Bedeutung, als von Martin angeführt,
verwendet. Ein kähler Siach ist ein widerwärtiger (nicht geiziger) Mensch,
bittere Medizin schmeckt kähl und das Wetter kann es auch sein. Ich würde es mit
„wüst“ übersetzen, was die Nähe zu „kahl“ in den Sinn kommen lässt.
Zu „wüst“ noch ein schöner Witz: „Sag amal, warom hascht du denn so a wüaschte (=
hässliche) Frau?“ - „Jaaa - Schönheit vrgoht, aber wüascht bleibt wüascht …“
Grüße vom
Bolo2L

Hallo zusammen,

also vor einem halben Jahr war „oz“ noch genauso gängig, wie „kähl“. Ich als waschechte Ulmerin hab’ es bis zum bitteren Ende verwendet und wurde auch verstanden.

Abr isch scho kähl, dass man sich dees in Hamburg so oz schnell abg’wööhnt, gell…

Grüßle
Esther :open_mouth:)