Dachte Jesus in 'Klassen' oder 'Kasten' ?

Hallo „Bibelprofis“!

Ich hörte mal wieder irgendwo das Zitat:
„Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.“

Bedeutet das, dass Jesus zwischen „geringwertigen“ Brüdern (Penner, Schlampen?) und „Normalos“ (Fischer, Soldaten?) unterschieden hat?
Passt irgendwie nicht ganz in das mir anerzogene Jesusbild.

Wie ist das gemeint?
Eure Interpretation?

Dankeschön!

Timsy

Hallo,

Ich hörte mal wieder irgendwo das Zitat:
„Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.“
Bedeutet das, dass Jesus zwischen „geringwertigen“ Brüdern
(Penner, Schlampen?) und „Normalos“ (Fischer, Soldaten?)
unterschieden hat?
Passt irgendwie nicht ganz in das mir anerzogene Jesusbild.

passt in das von Dir selbst ohne Not gemachte Bild.
Daß hier mit „Geringsten“ nicht geringwertig gemeint ist ist doch
wohl klar, eher doch als gering angesehen(von der Menschen), oder
Menschen in Not - wie auch immer.
Daß Dein Jesusbild noch anerzogen ist und Du Dir noch keine eigene
Meinung bilden konntest, ist auch seltsam.
Du bist ja doch schon reichlich erwachsen - oder ?
Gruß VIKTOR

Erstmal danke, VIKTOR für die schnelle Antwort.
Dass Jesus aber die von den Menschen gering angesehenen selbst als „Geringste“ bezeichnet fände ich unpassend.
Ein Amerikaner mit Migrationsintergrund und dunkler Hautfarbe nennt seinesgleichen ja auch nicht „Nigger“.
Da erwarte ich von beiden mehr Vorbildfunktion und Taktgefühl.

Daß Dein Jesusbild noch anerzogen ist und Du Dir noch keine
eigene
Meinung bilden konntest, ist auch seltsam.

Nö, das ist nicht seltsam, sondern nur ne Annahme und nicht korrekt. Woraus schließt du das denn?
Ich denke allerdings, dass sich die Erziehung gerade im Bereich Religion nur zäh ändert - wenn überhaupt.

Meine einleitende „Klassen“ - Befürchtung sehe ich nicht entkräftet.
Höchstens umgelagert auf einen „rhetorischen Formfehler“.
Danke aber nochmals!

Grüße!
Timsy

Hallo Timsy,

Jesus dachte nicht in Klassen, im Gegenteil, mit diesem Zitat soll gesagt sein, dass für ihn alle gleich sind. Mit ‚Gering‘ ist nur gemeint: wenig Geld, wenig politische Macht. Das ist keine Abwertung.

Jesus sagt damit, dass Würde, Menschenrechte, usw. für jemanden ohne Geld genauso gelten müssen.

Gruß Fralang

Hallo Timsy,

es ist leider oft nicht leicht hier, zynische/Scherz-Fragen von ernst gemeinten Fragen zu unterscheiden. So auch jetzt hier. Entschuldige bitte, aber es fällt nicht leicht, Deine Frage ernst zu nehmen, wo doch niemand sich bis zum qualvollen Tod mehr für die Gleichheit ALLER eingesetzt hat, als Jesus. So überlegt man natürlich, ob sich der Aufwand, hier ausführlich zu Antworten, wirklich lohnt. Aber zwischen den Zeilen Deiner Frage war ja eine Verteidigung der „Geringsten“ zu lesen - nehmen wir die Frage also ernst…

Die „Menschlichkeit“/Gleichheit ist sogar die bedeutendste Botschaft des Neuen Testaments (NT). Das NT ist voll von Geschichten Jesu, die dies aussagen. In einer Zeit, in der Macht und die Zugehörigkeit zu einer Sippe, Familie, Religion, Klasse oder zu einem Volk entscheident war, Armut, Hungertod auch barbarischem Mord zu entgehen, war Jesus jemand, der genau das Gegenteil predigte und selbst vorlebte.

Es gibt zahlreiche Beispiele, wo er gezielt auf die „Geringsten“ der Gesellschaft zuging: Bei den „Schlampen“ wie Du sie nennst würde ich -„Schlampe hier aus aus damaliger Sicht“ - zum Beispiel mal die Geschichte der Ehebrecherin lesen („der werfe den ersten Stein“). Oder auch der Zöllner Zachäus oder auch Aussätzige/Leprakranke, die alle wesentlich mehr geächtet waren in der Gesellschaft zur damaliger Zeit, als die von Dir aufgeführten „Penner“. Jesus hat diese Gruppen ganz bewusst gesucht, ging auf sie zu und hat sie auch berührt (all das waren in vielerlei Hinsicht enorme Risiken und Tabus). Auch bei Verteilung von wenigen Fischen und Broten (mit oder ohne Wunder) musste keiner der Empfänger beim Verteilen seinen „Mitgliederausweis“ oder seinen Stammbaum oder seine Klassenzugehörigkeit bezeugen. Diese Beispiele sind alle im NT zu finden!

All das spricht genau für das Gegenteil dessen, was Du schreibst. Jesus nimmt ein hohes Risiko auf sich und sucht die Diskriminierten, die Randgruppen und bricht Klassendenken ganz bewusst auf. Er riskiert damit sein Leben, wie sich auch im Nachhinein ja eindrucksvoll zeigen sollte. Seine Botschaft der klassenlosen Nächstenliebe war so revolutionär und beliebt, dass er für die Mächtigen „verschwinden“ musste.

Noch eins dazu: ich empfehle Dir auch mal die HINTERGRÜNDE zum „barmherzigen Samaritaner“ zu lesen (im link hier enthalten). Hier geht es genau um dieses Klassendenken. Jesus nimmt hier das Risiko, sich mit den Schriftgelehrten anzulegen. Er provoziert bewusst mit diesem Gleichnis. Wer gehört zu meinem Nächsten? Er zerstört das Klassendenken. Der Nächste ist der, der meine Hilfe braucht, UNABHÄNGIG von Religion, Rasse, Klasse, Volk. Das ist wahrhaft revolutionär - zumal für die damalige Zeit!

http://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A4chstenliebe

Ob nun Jesus das Wort „Geringsten“ nun so oder ähnlich in seiner Sprache wirklich benutzte werden wir eh nie wissen und ist - wie so oft bei der Bibeldeutung - nicht entscheident. Natürlich liegt der Verdacht nahe, wie auch beim „Samaritaner“, dass er bewusst die Wortwahl der Adressaten (an die diese Nachricht gerichtet war) benutzte. Er wollte ihnen ja erklären, dass sie diese Menschen eben NICHT MEHR als Geringste einschätzen sollten. Wie sollte er ihnen klarmachen, welche Gruppe von menschen er meint? Er konnte diesen Begriff nutzen und beschreiben, wer diese Geringsten waren. Es ergibt sich doch schon aus der Wortwahl des gesamten Textes, dass Jesus SICH SELBST als einer dieser Geringsten ansah:

„denn ICH war hungrig und ihr gabt mir nicht zu essen; ICH war durstig und ihr habt mich nicht getränkt; ICH war ein Fremder und ihr habt mich nicht aufgenommen; ICH war nackt und ihr habt mich nicht bekleidet; ICH war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Wann sahen wir DICH hungrig und durstig oder fremd oder krank oder im Gefängnis und haben DIR nicht gedient? Dann wird er antworten und sagen: Wahrlich ich sage euch, was ihr dem Geringsten meiner Brüder nicht getan habt, das habt ihr auch MIR nicht getan.“

Mehr Identifizierung geht wohl nicht!

Und dass das alles keine leeren Worte waren, ist aus den zahlreichen vorgenannten Beispielen riskanter Annäherung und dem Preis dafür durch Tod am Kreuz deutlich genug geworden.

Die Bedeutung der Gleichheit und Menschlichkeit ist DIE revolutionäre Botschaft des NT - ja selbst wenn es diesen Jesus nie in Wahrheit gegeben haben sollte, sind diese Botschaften das Wichtigste, was wir haben!

Für jemanden, der das alles etwas kennt, klingt dann Deine Frage doch etwas zynisch - sorry.

Liegt Deine Erziehung denn wirklich so lange zurück, dass Du das alles vergessen hast, Timsy? Dann empfehle ich Dir, das alles doch wieder einmal zu lesen im NT.

Wenn Du wirklich so besorgt um die Geringsten unserer Gesellschaft bist, wie Deine Frage es anklingen lässt, wirst Du vielleicht danach erkennen, dass es keine bessere Aufforderung zur klassenlosen Gleichheit und damit zur wahren Menschlichkeit gibt, als die Botschaft Jesu

und - wer weiß - vielleicht wirst Du eines Tages nach der erneuten Lektüre (s)ein Botschafter ersten Ranges in diesem Sinne und mit flammendem Herzen…(siehe Paulus).

Beste Wünsche von

ikarusfly

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Hallo

Ich hörte mal wieder irgendwo das Zitat:
„Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.“
Bedeutet das, dass Jesus zwischen „geringwertigen“ Brüdern (Penner, Schlampen?) und „Normalos“ (Fischer, Soldaten?) unterschieden hat?

Eine berechtigte Frage- aber auch diese muss man beachten:

Matth. 24,45 Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, damit er ihnen die Speise gibt zur rechten Zeit? Matth.22,14…

Einige müssen dann „gezielt lehrfähig“gemacht geworden sein und andere, die deren Lehrtätigkeit-freiwilligerweise- unterstützen, geht aus der Bibel hervor, können demnach in Gottes Gunst kommen.

Matth.25, 40…Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan! … -

Es ist so erkennbar dass jemand sein muss der über die „Dinge Gottes“ mehr Bescheid weiß, um andere darüber informieren zu können lt. Joh.14, 26…

Jakobus 3,1 …Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wißt, daß wir ein strengeres Urteil empfangen werden!

Da „wenige“ Lehrer alles nicht alleine bewältigen können sind sie auf die Hilfe anderer angewiesen. Mark.13,10 …
der Hinweis in 1Thess. 5,20 dient dazu, alle religiösen Äußerungen erst prüfen, was immer von Vorteil ist- lt.

Matth.24, 5…denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen…

Die Aussage z.B. in

Eph.4, 11 …Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer,

oder

1.Korinther 6,20 Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören!

muss demnach u.a. an vorrangig "erwählte - belehrte“ Menschen gerichtet sein- Gott lehrt Menschen

Joh.6, 45 …Es steht geschrieben in den Propheten: »Und sie werden alle von Gott gelehrt sein. Jes.54,13…

Schlachter 2000 speedytwo

Hallo Timsy,

Bedeutet das, dass Jesus zwischen „geringwertigen“ Brüdern
(Penner, Schlampen?) und „Normalos“ (Fischer, Soldaten?)
unterschieden hat?

„geringwertig“ geht hier in der Interpretation einen Schritt zu weit. ‚Gering‘ bedeutet, dass Jesus durchaus zwischen Menschen mit unterschiedlichem (höherem oder geringerem) sozialem Status unterschied - nicht, dass er diesen Status wertete. Soziale Unterschiede - insbesondere derart krasse wie in der antiken Welt - zu verleugnen ist kein Anzeichen hochentwickelter Spiritualität, sondern intellektueller Blindheit. Als die „Geringsten“ sind da wohl - den sozialen Bedingungen seiner Zeit entsprechend - Sklaven anzusehen, nicht „Penner“ und „Schlampen“. Wobei diese Klasse in sich nochmals vielfältig differenziert war, vom hochgebildeten Hauslehrer bis hinunter zum elenden Bergwerks- oder Geleerensklaven.

Jesus empfahl, allen Menschen gleich welcher Klasse / sozialen Schicht gleich zu begegnen - sie gleich zu achten und zu werten. Bemerkenswert ist allerdings, dass Jesus (und noch eindeutiger sein Propagandist Paulus) keinerlei Anlass sah, an der unübersehbaren extremen sozialen, wirtschaflichen und politischen Ungleichheit der Menschen irgendetwas zu ändern. Ihnen ging es nicht um soziale Gerechtigkeit. Gerade bei Paulus gilt exakt das Gegenteil - die soziale und politische Ordnung sowie der Platz des Einzelnen in ihr (auch des geschundenen und rücksichtslos ausgebeuteten "Geringsten) ist gottgewollt und soll angenommen und akzeptiert werden. Das gesellschaftliche Anliegen dieser Lehre war nicht eine gerechtere Welt durch Änderung der Verhältnisse, sondern bestenfalls ihre Humanisierung durch private, fromme Mildtätigkeit. Mehr sollte und durfte man erst im Jenseits erhoffen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

Es gibt zahlreiche Beispiele, wo er gezielt auf die
„Geringsten“ der Gesellschaft zuging […] Oder auch der Zöllner
Zachäus

Die „Zöllner“ (richtiger: Steuerpächter) gehörten wahrlich nicht zu den „Geringsten“, ganz im Gegenteil. In den Kreisen, in denen sich Jesus vorwiegend bewegte - religiöse Fundamentalisten und die gerade durch Steuern extrem belasteten „kleinen Leute“ - waren sie allerdings verachtet als Kollaborateure mit den heidnischen Römern und Nutznießer/Teilhaber der Ausbeutung durch sie. Sie nahmen in etwa die Stellung ein wie heute Banker, sowohl in Hinsicht auf ihre soziale Stellung wie auch in Hinsicht auf ihr Ansehen bei weniger privilegierten Bevölkerungsschichten.

Jesus hat diese Gruppen
ganz bewusst gesucht, ging auf sie zu und hat sie auch berührt

Ja, auch diese Gruppe - und genau das hat ihm bei manchen frommen Leuten den Ruf eines Fressers und Weinsäufers eingebracht, der sich von moralisch anrüchigen Geschäftemachern bewirten ließ und ihnen dafür religiöses Entertainment bot - ähnlich, wie es Griechen und Römer mit Philosophen hielten.

Das von Jesus empfohlene Ignorieren des sozialen Status hatte selbstredend zwei Seiten - genauso gut hätte er predigen können: „Was ihr dem höchsten meiner Brüder getan habt …“. Inhaltlich wäre das dieselbe Botschaft gewesen, nur wäre dies Botschaft so weniger deutlich und verständlich gewesen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Wenn Jesus das jemals wirklich gesagt hat, was ich bezweifle, weil keiner es wirklich „genau“ weiß, denn Milliarden Menschen haben in dieses „Produkt“ (Dash wäscht so weiß, weißer geht’s nicht!) alle ihre EIGENEN Fantasien hineingedichtet.

Wenn er also, der „Sohn Gottes“ das wirklich gesagt haben will, schließe ich daraus eine psychologische Verfassung, die überhaupt keine UNTERSCHEIDUNG zwischen den Menschen (im Gegensatz zu Platon beispielsweise) gemacht hat, er litt sozusagen mit den „Geringsten“ mit, so ähnlich, wie wenn er selber eigene Schmerzen erleiden musste.

Dass er dann nach seiner Verurteilung durch die Römer selber ein noch sehr viel schrecklicheres Leiden durchleben musste als die „Geringsten“ der Gesellschaft, ist dann für mich eher eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Deshalb ist die Mitleids-Philosophie des Christentums so unglaublich erfolgreich, weil sich alle „Geringen“ in ihrem Leiden am Leben (das berühmte „Jammertal“) mit diesem Jesus als die Projektionsfläche identifizieren können. Nur hat es dieselbe Geschichte auch schon in anderen orientalischen Kulturen gegeben, sie wurde nur nicht so gut vermarktet über die Jahrtausende wie dieser „Jesus“. Im Übrigen gab es nur einen einzigen „Christen“ der gekreuzigt wurde und nicht über zwei Milliarden, die sich heutzutage „Christen“ nennen. In Wirklichkeit können diese Massen immer nur sich selber sein. Aber das erfordert ein größeres Bewusstsein als nur etwas brav zu GLAUBEN.

Hallo

Im Übrigen gab es nur einen einzigen „Christen“ der gekreuzigt wurde und nicht über zwei Milliarden, die sich heutzutage „Christen“ nennen.

Ein Unterschied ist aber zu beachten – der „eine Christ“us- war vollkommen - das ist der Punkt. Auch sucht er nur nach freiwilligen- seinen „Brüdern“ das zeigt die Bibel in…

Matth.12,50 Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter!
In Wirklichkeit können diese Massen immer nur sich selber sein. Aber das erfordert ein größeres Bewusstsein als nur etwas brav zu
GLAUBEN.
gut vermarktet über die Jahrtausende

Dazu kam er bestimmt nicht … und
Glaube ist Privatsache, keiner wird dazu gezwungen- nur lt.

Hebr.11, 6 Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer zu Gott kommt, muß glauben, daß er ist, und daß er die belohnen wird, welche ihn suchen-Joh.17,3… muss man auch nicht wollen…

die Frage aber ist wieder: wer sind dann diese:

Matthäus 25,40 Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!..

Es muß sich wohl um Gleichgesinnte handeln… Schlachter 2000
speedytwo

Hi,

du deutest die „Geringsten“, sofern ich dich richtig verstehe, nur als „Gleichgesinnte“. Das kann man tun! Ich glaube aber, dass es bei diesem vom UP gebrachten Zitat um eine generelle Meinung handelt, die Jesus hier gesagt haben soll. Immerhin waren die Ur-Christen ja auch Veränderer der sozialen Gegebenheiten. Und wenn es nach dem Anspruch vieler heutiger Christen geht, wollen sie das ja auch wohl noch immer sein.

Hier haben wir die Idee des ursprünglichen Sozialismus, den Marx dann radikalisierte, als verkappter Christ und Sozial-Revolutionär. Im Unterschied zu deiner Sichtweise sehe ich im obigen Zitat, das Jesus zugeschrieben wird, also nicht nur eine WERBESTRATEGIE für religiöse Gleichgesinnte!

Ich denke, der angebliche Jesus-Spruch hat eine viel größere Bedeutung als nur die Missionierung für eine bestimmte Glaubensgruppe. Deshalb sind für mich die Bibelzitate auch völlig unverständlich und auch sehr unpassend.

Gruß
C.

hi

Jesus ist erst mal ein Mensch seiner Gesellschaft, in der es eine ausgeprägte - oft ererbte - Hierarchie innerhalb der Bevölkerung gab. Ob er ganz frei von Klassenendenken war, kann ich nicht sagen - vermutlich ist das so oder so niemand - aber er lebte in einer Umgebung, in der alle alles über den gesellschaftlichen Stand definierten und das hat er ganz offensichtlich nicht.

Es ist so, das das Wort „gering“ ein altes Wort für eine gesellschaftliche Klasse ist, die man in der Gegenwart lange mit Unterschicht oder asozial, heute aber auch politisch korrekt mit „randständig“ bezeichnen könnte.
Und es ist natürlich auch so, das dieses Wort aus einer Übersetzung hervorgegangen ist, und das original bereits „vom hörensagen“ aufgezeichnet wurde. Was Jesus ganz genau gesagt hat, ist im Dunkel der Zeit verschwunden.

Im Text direkt vor der erwähnte Stelle beklagt sich Jesus, das sich seine Zuhörer nicht um die hungernden, frierenden, kranken oder im Knast sitzenden gekümmert haben - politisch Korrekt übersetzt wäre das „was ihr einem Randständigen angetan habt, habt ihr auch mir angetan…“ und ist somit ein klarer Aufruf, diejenigen, auf die von der Gesellschaft herabgesehen wird, zu untertützen und ihnen zu helfen.

Man muss kein Klassendenken haben um Misstände bei einem Teil der Bevölkerung zu erkennen und zu benennen.

Ich würde Jesus nicht ein Klassendenken nachsagen,aber wie auch diejenigen, die heute alle gesellschaftlichen Klassen abschaffen wollen, trotzdem von Arbeiterklasse, Bürgertum und Klassenkampf reden muss auch Jesus die Dinge beim Namen nennen, um überhaupt verstanden zu werden.

Gruss, Sama

Hallo,

Deshalb sind für mich die Bibelzitate auch
völlig unverständlich und auch sehr unpassend.

ich schätze mal, das liegt einfach daran, dass Deine (nicht wirklich) originellen Auffassungen („Ur-Christen [als] Veränderer der sozialen Gegebenheiten“, „Idee des ursprünglichen Sozialismus“) nicht das Geringste mit dem zu tun haben, was im biblischen Neuen Testament steht. Nicht nur, was das nachgefragte Zitat angeht.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Über 2000 Jahre fast nur Männer
Hi,

ich schätze mal, das liegt einfach daran, dass Deine (nicht
wirklich) originellen Auffassungen („Ur-Christen [als]
Veränderer der sozialen Gegebenheiten“, „Idee des
ursprünglichen Sozialismus“)

Dass dies eine „orginelle“ Idee sein soll, habe ich auch nicht behauptet, es ist eine in den Sozialwissenschaften weithin anerkannte Analyse. Man kann das glauben oder auch nicht.

nicht das Geringste mit dem zu
tun haben,

Wenn ich diesen Schmarren höre „nicht das Gerinmgste“, da kommt einem doch der Lehrer Pimpel daher, der seine Schüler in eine ganz bestimmte Denkrichtung steuern möchte. Ich bin aber nicht in der Schule, um von einem Lehrer Pimpel gemaßregelt zu werden, was ich als meine freie Meinung vertreten darf und was nicht und ob es nach Ansicht eines Besserwissers „richtig“ oder „falsch“ ist. Das freie Assoziieren ist die Grundlage zu neuen Erkenntnissen im Gegensatz zum Nachschwätzertum.

was im biblischen Neuen Testament steht. Nicht nur,
was das nachgefragte Zitat angeht.

Sag bloß! Das Zitat des UP: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ ist in meiner Sichtweise der Kern aller GLEICHHEITBEDÜRFNISSE, die vor allem die Masse der Menschen seit jeher leiten, ohne dass ihnen diese GLEICHHEITSBEDÜRFNISSE überhaupt je in ihrem Leben zum eigenen Bewusstsein werden. Und auf diesen GLEICHHEITSBEDÜRGNISSEN der Massen begründet sich jeder Art der gesellschaftlichen Macht, ob religiös oder politisch. Das funktioniert seit ewigen Zeiten, genauso, wie wenn die Menschen Hunger als ein Bedürfnis real fühlen und zu essen wünschen.

Damit man begreift, dass das Zitat auch genau andersherum gedacht werden kann, zum Beispiel für die Mächtigen dieser Welt, die sich in Geheimgesellschaften organisieren (vgl. George W. Bush und viele andere), so ist die VERACHTUNG der „Geringsten“ das Gegenteil zu einer oberflächlich verbreteteten Massenideologie, wie zum Beispiel das Christentum oder der atheistische Sozialismus, die beide dasselbe GLEICHHEITSBEDÜRFNIS der Massen zu befriedigen beabsichtigen. Beide Massenideologien beanspruchen eine Philosophie der Gleichheit. Und genau das drückt auf einer tieferen psychologischen Ebene das Zitat meines Erachtens auch besser aus, als alle sonstigen Bibelsprüche: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Zudem sollten nachdenklichen Menschen in diesem Zitat auch erkennen, wie das Christentum als eine ursprünglich jüdische Sekte nur die „Brüder“ einschließt und die „Schwestern“ überhaupt nicht berücksichtigt. Der Sektengründer und „Sohn Gottes“ hatte ja bekanntlich nur Männer als seine Jünger auserkoren und keine einzige Frau. Dieses liegt auch meines Erachtens am jüdischen „Vater im Himmel“, dass auf das Männliche als die gestalterische vordrängende Kraft in der Welt mehr Wert gelegt wurde als auf das weibliche mehr Empfangende. Über 2000 Jahre haben fast nur Männer die christliche Weltpolitik mit ihrer GLEICHHEITSIDEOLOGIE für die gläubigen Massen bestimmt.

Gruß
C.

Du hast natürlich recht - es steht jedem frei, sich hier nach Kräften zu blamieren. Und sei es durch „freies Assoziieren“. EOD

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Danke
Danke, ich „blamiere“ mich gerne gegenüber einer ideologisch gleichen Masse.

Hallo J. Walz

Ich denke, der angebliche Jesus-Spruch hat eine viel größere Bedeutung als nur die Missionierung für eine bestimmte Glaubensgruppe. Deshalb sind für mich die Bibelzitate auch völlig unverständlich und auch sehr unpassend.

Unpassend? Man darf doch schlussfolgern… will man es etwas „heller“ haben Spr.4, 18…
Ja, der

angebliche Jesus-Spruch…

er hat sicher größere Bedeutung, das Evangelium muss lt.Mark.13, 10 der ganzen Welt verkündet werden, wie aber, wenn es dazu keine geeigneten Personen gibt? Ist ja kein Kinderspiel. Z.B.wurde u.a.Moses für Israel auserwählt …Jesu Tod beendete dann das „Gesetz“Röm.10, 4 und dann

Apg.9, 15… der Herr sprach zu ihm: Geh hin, denn dieser ist mir ein :auserwähltes Werkzeug, um meinen Namen vor Heiden und Könige und vor :die Kinder Israels zu tragen!

So muss es sich bei der Aussage in - Matth.25, 40- um eine bestimmte Gruppe- um „Erwählte“ handeln, die auch Verantwortung tragen. Jesus brachte bestimmt kein soziales „Evangelium“ –das zeigt die Bibel deutlich. Er bietet „nur“ was an. Joh.17,3…indem er sein vollkommenes Leben gab…daher sagte er

Matthäus 26,11 Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.
Petrus 2,9 Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein :königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, :damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis :berufen hat zu seinem wunderbaren Licht…

Wer diese unterstützt tut es für Jesus - er bezeichnet sie als „seine Brüder“ – lt.
Matth.25, 40 Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!.. Schlachter 2000
Jesus gab den Auftrag dazu und irgendwer muss dem nachkommen…eine berechtigte Frage ist auch: darf jeder sich angesprochen fühlen? …

wie das Christentum als eine ursprünglich jüdische Sekte nur die „Brüder" einschließt und die „Schwestern“ überhaupt nicht berücksichtigt.
Der Sektengründer und „Sohn Gottes“ hatte ja bekanntlich nur Männer :als seine Jünger auserkoren und keine einzige Frau.

Matth.12, 50…Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter! - freiwillig- und kommt so in Gottes Gunst- eine Frau bekommt zwar kein „Lehramt“ aber was soll daran verkehrt sein? der Grund war: 1.Tim.2,14
Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und :geriet in Übertretung;…

1.Mose 2,17…der Tod war die Folge…
es ist eben der Wille Gottes, eine Frau ist deswegen nicht verloren … speedytwo

Selbst lesen statt ‚irgendwo hören‘
Hi,

Ich hörte mal wieder irgendwo das Zitat:
„Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

wie bei jedem anderen Text auch, so auch besonders in Texten der Antike, kommt man mit einem einzelnen Satzzitat natürlich nicht weiter. Man muß schon mindestens die gesamte Passage im Blick haben, aus der das Sprengsel entnommen ist. Und jede Interpretation hat mindestens auch (leider) die Voraussetzung einiger Sachkenntnisse der Sprache, in der der Text ursprünglich verfaßt ist. Davon ausgehend zeigt sich, daß die Textvariante, die dir zu Ohren gekommen ist, und die man allerdings sehr oft in schludrigen Übersetzungen findet, schlicht falsch ist. Der Text sagt unter anderem sehr eindeutig, wer und was mit den „Geringsten“ gemeint ist.

Wie Ralf/Tychiades bereits zusammengefaßt hat, geht es in der Christus-Darstellung der Evangelien nämlich überhaupt nicht um eine soziale/politische Umwälzung. Es geht in der „message“ ausschließlich um die Unmittelbarkeit jeder einzelnen zwischenmenschlichen Begegnung „hier und jetzt“.

Zunächst die Passage: Matthäus 25.31-46. Hier geht es um die metaphorische Darstellung eines (für die drei synoptischen Evangelien, aber nicht für das Joh.-Ev., typischen) endzeitlichen Gerichtes, in dem der „Menschensohn“ einem König gleich auf einem Thron sitzt, „alle Völker“ zusammenruft, und sie in Analogie zu einem Hirten in „Schafe“ (die „Gerechten“) und Ziegenböcke" (die „Verfluchten“) aufteilt.

Dann spricht dieser König zu ihnen …
„Ich bin hungrig gewesen …“
„Ich bin durstig gewesen …“
„Ich bin ein Fremder gewesen …“
„Ich bin nackt gewesen …“
„Ich bin krank gewesen …“
„Ich bin im Gefängnis gewesen …“

Diese Aufzählung macht der König zweimal in gleichem Wortlaut. Einmal zu den „Gerechten“ und einmal zu den „Verfluchten“. Nur daß die einen ihm der jeweiligen aktuellen Not entsprechend geholfen haben, die anderen aber nicht. Und diese Aufzählung wird beide Male von den Angesprochenen komplett wiederholt.

Beide Gruppen fragen nun zurück nach dem Wieso, denn sie seien ihm, dem König, ja niemals in solchen Notlagen begegnet.

Und nun heißt es bei beiden, der König werde darauf antworten:
„(Genau) so, wie ihr Einem[Zahlwort] dieser(!) meiner xxx Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“
Und entsprechend bei den anderen:
„(Genau) so, wie ihr Einem dieser(!) xxx nicht getan habt, habt ihr mir nicht getan.“

Das hier nun mit „xxx“ angedeutete Wort heißt in dem damls im Mittelmeerraum verbreiteten Griechisch („Koine“): „eláchistos“. Dies ist zunächst, rein grammatisch, der Superlativ von „mikros“ = klein, geringfügig, unbedeutend.

Aber ein (grammatischer) Superlativ hat im Griechischen nicht nur die Bedeutung des Superlativs, sondern auch die des Elativs. Was das ist, lese man hier nach: Elativ.

Den kann man im Deutschen nur durch zusätzliche Adjektive oder Präpositionen ausdrücken. Im Griechischen erkennt man das an der Satzstellung: attributiv oder substantivisch. Im NT ist nach meiner Kenntnis dieses „eláchistos“ in nur einem einzigen Fall substantivisch verwendet: 1. Kor. 15.9 „der Geringste/Kleinste der Apostel“. Alle anderen Beispiele sind adjektivisch und bedeuten dann „winzig klein“, „völlig unbedeutend“, „ganz geringfügig“. Und eben nicht"kleinste", „geringste“, „unbedeutendste“, d.h. im Verhältnis zu anderem.

Und an dieser Textstelle hier (bei „xxx“) steht „eláchistos“ ebenfalls als Attribut, und zwar zu „Brüder“. Bleiben wir vorläufig mal bei der Übersetzung „gering“, dann heißt der Satz eben nicht (!):

„So wie … dem Geringsten meiner Brüder …“
sondern:
„So wie … Einem dieser meiner äußerst geringen Brüder …“

Es gibt nur ganz wenige Übersetzungen, bei denen das eindeutige „dieser“ nicht unter den Tisch fallen gelassen wird. Es steht aber an beiden(!) Textstellen. Und worauf sich dieses „diese“ bezieht, ist allein rein grammatisch bereits eindeutig: Nämlich auf eben diese Menschen, die in der - im Text 4-fach (!) aufgezählten Form einer exremen Notlage befinden. Mit einer sozialen Rangordnung hat diese metaphorische (bzw. eschatologische) Rede nicht das geringste zu tun!

Und wenn man mit dem Bedeutungsspektrum des Wortes „mikros“ in der Koine vertraut ist, und eine möglichst adäquate deutsche Übersetzung gesucht wird, dann bietet sich diese an:

„Genau so, wie ihr Einem dieser meiner in elender Not befindlichen Brüder (nicht) getan habt, habt ihr mir (nicht) getan.“

So, und nun kannst du anfangen, diese Rede zu interpretieren …

Gruß
Metapher

Zudem sollten nachdenklichen Menschen in diesem Zitat auch
erkennen, wie das Christentum als eine ursprünglich jüdische
Sekte nur die „Brüder“ einschließt und die „Schwestern“
überhaupt nicht berücksichtigt. Der Sektengründer und „Sohn
Gottes“ hatte ja bekanntlich nur Männer als seine Jünger
auserkoren und keine einzige Frau. Dieses liegt auch meines
Erachtens am jüdischen „Vater im Himmel“, dass auf das
Männliche als die gestalterische vordrängende Kraft in der
Welt mehr Wert gelegt wurde als auf das weibliche mehr
Empfangende. Über 2000 Jahre haben fast nur Männer die
christliche Weltpolitik mit ihrer GLEICHHEITSIDEOLOGIE für die
gläubigen Massen bestimmt.

Da solltest du mal die Auferstehung und die Apostelgeschichte lesen-
Wer War es?

  • Eine Frau hat als Erste von der Auferstehung berichtet
  • Frauen spielen schon immer wichtige Rollen in APG.
  • Denk auch an die Rolle der Mutter Jesu…

Hallo,

„Genau so, wie ihr Einem dieser meiner in elender Not
befindlichen Brüder (nicht) getan habt, habt ihr mir (nicht)
getan.“

nicht daß ich Deine gute Abhandlung abwerten will.
Nur - man kann mit guten Willen,wenn man eben alles im Zusammenhang
liest, dies auch ohne „wissenschaftliche“ Sprachanalyse erkennen.
Die Schrift - besser die Botschaft - ist für einfache Menschen
mit „einfachem Verständnis“(Aufnahme der Botschaft wie Kinder !)
konzipiert.
„Schriftgelehrte“ können da mit ihrer Analyse oft Verwirrung
stiften. (Hast Du hier nicht)
„Worte“ sind ja fast nie original.Sie sind von denen gewählt,
welche die Botschaft hörten und weitergaben oder aufschrieben.
Dann noch Übersetzungsverschiebungen - Du kennst Dich da aus.
Meine Antwort (vom 20.6.)auf die Frage
Daß hier mit „Geringsten“ nicht geringwertig gemeint ist ist doch
wohl klar, eher doch als gering angesehen(von den Menschen), oder
Menschen in Not - wie auch immer.

ohne Sprachanalyse.

So, und nun kannst du anfangen, diese Rede zu interpretieren

Gruß VIKTOR

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