Ich bitte um bessere Argumente
Hi Ralf.
wie pendragon schon schrieb, hast Du keine Ahnung von dem Thema, über das Du da schreibst.
Solche rhetorischen Tricks ziehen bei mir nicht.
Wenn Du Dich schon bemüßigt fühlst, den buddhistischen Karmabegriff zu kritisieren, solltest du dich erst einmal bemühen, ihn überhaupt kennenzulernen.
Erstens wird der Karmabegriff, auch der buddhistische, von vielen Leuten kritisiert. Das ist also keine Marotte von mir. Zweitens gibt es genug Anlass, ihn zu kritisieren. Die diversen Äußerungen vom Dalai Lama z.B. gehören dazu. Es geht in diesem Thread um die Frage, ob es in Vorleben verursachte karmische Wirkungen gibt, die konkrete äußere Situationen eines Menschen determinieren, wie z.B. Armut oder die Milchquote von Kühen oder das Geschlagenwerden mit Fäusten, Steinen und Stöcken.
Um d i e s e Frage geht es. Nur darum, denn nur diese Frage stellt sich im Kontext des UP von Laika.
Und ich habe klar dazu gesagt: N e i n, solche Wirkungen sind blanker Aberglaube.
Der Dalai Lama aber sieht das anders, und Buddha in besagter Rede auch. Da gibt es nichts zu beschönigen.
Zweitens kenne ich den buddhistischen Karmabegriff auch in den Feinheiten, die du erläuterst. Ich habe z.B. Govindas „Die Dynamik des Geistes“ komplett durchgelesen, und da steht all das drin, was du in deinem Post aufführst. Soweit also alles gebongt, du erzählst mir gar nichts Neues.
Sonst kritisierst Du nämlich - wie hier exemplarisch vorgeführt - nur die ziemlich abstrusen und unbegründeten Vorstellungen, die Du selbst davon hast.
Wenn hier etwas abstrus ist, dann der Gebrauch des Karmabegriffs durch den Dalai Lama sowie die Auge-um-Auge-und-Zahn-um-Zahn-Rhetorik des Buddha in der Textstelle, die ich aus dem Majjhima Nikaya zitierte.
Sie ist Fundament der buddhistischen Ethik, die sich im Buddhismus nicht aus einer transzendenten Quelle speist, sondern aus der empirischen Beobachtung,
Ich schrieb im vorigen Post, dass es mir in der Frage der Empirie vor allem um das in Vorleben entstandene Karma geht. Interpretationen von Handlungsfolgen in gegenwärtigen Leben können gewiss auf Empirie gründen. Allerdings hat der Buddhismus nicht das Patent auf diese Erkenntnis. Wenn du sagst,
dass Handlungen entweder leidvermindernde oder leiderzeugende Folgen haben,
dann ist das, mit Verlaub, keine sehr tiefschürfende Feststellung. Das weiß eigentlich, mit Verlaub, jedes Kind. Brauchen wir dafür eine buddhistische Karmalehre?
Die Karmalehre besagt zunächst einmal nicht mehr, als dass heilsames Handeln ausschließlich dazu geeignet ist, Leiden zu überwinden und dass unheilsames Handeln ausschließlich dazu geeignet ist, Leiden zu erzeugen.
Das sind alles schöne, aber oberflächliche Worte mit null Inhalt. Was heißt „heilsames Handeln“? In einer bestimmten Situation mit mehreren Entscheidungsmöglichkeiten ist nicht immer klar, welche Entscheidung die „richtige“ oder, in deinem Sinne, die „heilsam(st)e“ ist. Kategorien wie „heilsam“ und „unheilsam“ sind viel zu grobe Kriterien und können auch nicht zuverlässig verifiziert werden. Wie will man bewerten, ob eine Handlung „heilsam“ ist oder nicht? An den Folgen? Eine Handlungskonsequenz kann sich z.B. zunächst als „gut“ herausstellen, dann entdeckt man später, dass negative Folgen eintreten. Oder umgekehrt.
Anders gesagt: aus ethisch verwerflichem Handeln kann nichts Gutes entstehen, aus ethisch begründetem Handeln nichts Schlechtes.
Auch das ist nur eine schöne Phrase. Erstens mal lässt sich nicht immer genau bestimmen, ob eine Handlung ethisch verwerflich ist oder nicht. Darüber scheiden sich die Geister oft. Ist Tiere essen verwerflich oder nicht? Buddha sagt in mehreren Reden „ja“, aber die meisten Buddhisten essen trotzdem Tiere. Was nun? Ja oder nein?
In der Politik gibt es sowieso zahllose Beispielfälle für das Auseinanderdriften ethischer Positionen. Wer will in jedem Fall bestimmen, was ethisch ist und was nicht?
Und zweitens können theoretisch und praktisch auch negative Handlungen (relativ) positive Folgen haben. Beispiel: Ein Terrorist ist auf dem Weg zu einem Attentat. Unterwegs wird er überfallen und getötet (Raubmord). Das rettet Hundert Menschen das Leben. Eine unethische Handlung kann somit positive Folgen haben.
Deine obige Aussage ist also inhaltsleer.
Dass unheilsames Handeln einer Person auch über deren Tod hinaus leidhafte Wirkungen erzeugen kann, ist ebenfalls empirisch nachvollziehbar.
In der Vorstellung nachvollziehbar, aber doch nicht empirisch. Hier verwendest du den Empiriebegriff ganz unpassend. Und genau aus dieser rein imaginären „Nachvollziehbarkeit“ wird dann der grobe Karmabegriff gestrickt, der zu Äußerungen wie jenen des Dalai Lama führen.
DAS und nicht mehr besagt nach buddhistischem Verständnis das karmische Gesetz. Mit ‚Aberglauben‘ hat das nicht das Geringste zu tun.
Ich sehe meinen Vorwurf des Aberglaubens durch deine Argumente nicht im Geringsten angekratzt, da du auf den springenden Punkt (Können Handlungen im Vorleben konkrete, d.h. äußerliche Folgen im jetzigen Leben haben?) überhaupt nicht eingehst.
Ich bezog den Vorwurf auch auf die Nichtverifizierbarkeit des Verhältnisses von Vorleben-Ursachen zu Jetztleben-Wirkungen. Auch dazu hast du nichts Entkräftendes beigetragen.
Ich will meine Auffassung auf den Punkt bringen:
- Handlungen und Absichten haben psychologische Folgen. Die Einschätzung und Bewertung dieser Folgen aber muss bei jedem Menschen individuell erfolgen. Ob z.B. Aggressivität heilsam oder unheilsam ist, hängt von der Situation und der Person ab.
Man kann das unmöglich in grobe Kategorien in der Art von „Aggressivität ist unheilsam“ und „Friedfertigkeit ist heilsam“ hineinzwängen. Das Leben und die Menschen sind nicht so simpel. Es gibt Situationen, da ist Aggressivität heilsam und Friedfertigkeit unheilsam.
Auch wenn das vielleicht einem buddhistischen Dogmatismus widerspricht.
- Ich sehe keinen Grund für die Annahme, Handlungen in Vorleben könnten konkrete, d.h. äußerliche Wirkungen im Jetztleben haben. Diese Annahme kommt aber in Äußerungen wie denen des Dalai Lama und des Buddha klar zum Ausdruck.
Als reine Hypothese halte ich die Annahme, dass Vorleben-Handlungen im Jetztleben einen psychologischen Einfluss haben, für vertretbar und sogar logisch. Aber konkrete Folgen wie Armut, Milchquoten und körperliche Züchtigungen usw. als „karmische Folgen“ halte ich für abergläubische Phantasien.
Ich halte es auch für Unsinn, dass jemand, der im Vorleben negativ handelte (wie gesagt ein relativer Begriff), im Jetztleben Negatives „anzieht“. Auch das ist ja eine typische Konstruktion von Karmagläubigen.
Wenn du also Klärendes zu diesem Punkt beisteuern würdest, wäre der Debatte sehr gedient.
Chan