Hallo Ch’an,
Auf Laikas Frage im UP kamen von dir und Tychiades doch nur
Null-Aussagen.
Wie jeder hier nachlesen kann, ist das objektiv unrichtig. Um nur einmal für mich zu sprechen: Laika hatte drei Fragen gestellt. Die ersten beiden wurden von mir beantwortet (zu denen kamen von Dir’Nullantworten’, nämlich überhaupt keine) und ich habe dazu Links auf weiterführende Informationen gegeben.
Was die dritte Frage angeht,so habe ich geschrieben, dass ich nicht weiss, ob das Zitat stimmt, aber dass ich es bezweifle. Nur mal nebenbei: von einem ‚Experten‘ auf diesem Gebiet kann nicht erwartet werden, dass er sich in der unübersehbaren Flut populärer Literatur zum Thema Buddhismus auskennt, die seit Jahren den Markt überschwemmt oder auch nur alle Bücher des Chefs der tibetischen Gelugpa-Sekte gelesen hat. Dann käme er nämlich nicht mehr dazu, die Literatur zu lesen, die ihn zum ‚Experten‘ macht. Man wird nicht zum Buddhismus-Experten durch Lektüre von Büchern des Dalai Lama (zu diesem Zweck sind sie auch nicht verfasst), so wenig wie man durch die Lektüre von Büchern des Herrn Ratzinger zum Experten für christliche Theologie wird.
Was nun Deine Antwort auf Laikas dritte Frage angeht, so hast Du auf irgendeiner Webseite (wahrscheinlich von den Verschwörungstheoretikern Röttgen alias Trimondi) zwei aus dem Zusammenhang gerissene Zitate aufgetrieben, von denen das erste sinngemäß eine Nähe zu der von Laika genannten Aussage aufzuweist:
angeblich hat der Dalai Lama (sinngemäß) gesagt, dass "die Armut
und Not der tibetischen Bauern von ihrem schlechten Karma
herrührt.“Ein armer Tibeter hatte wenig Veranlassung, seinen reichen
Gutsherrn zu beneiden oder anzufeinden, denn er wusste, daß jeder
die Saat aus seinem früheren Leben erntet.”
Nun ist das nicht wirklich die selbe Aussage, wenn man das mal genau liest. Das echte Zitat beschreibt, was Tibeter „wussten“ (besser: glaubten). Es beschreibt die geistige Einstellung und den naiven Reinkarnationsglauben der Tibeter (jedenfalls der meisten von ihnen) - und zwar zutreffend. Aus dem Kontext, aus dem das Zitat gerissen wurde, wird übrigens deutlich, dass es hier keineswegs um eine Rechtfertigung der sozialen Zustände in Tibet vor 1950 geht - nicht einmal um eine Erklärung dafür. Erklärt wird da vielmehr die Friedfertigkeit, mit der die Tibeter angeblich diese Zustände akzeptierten. Ein schönes Beispiel, wie man mit aus dem Kontext gerissenen Zitaten Desinformation betreiben kann. Lies es mal nach - die Quelle hast Du ja selbst angegeben.
Nur nebenbei bemerkt - mit dieser Friedfertigkeit war es in Wirklichkeit gar nicht so weit her. Allein im 20. Jahrhundert gab es 1908, 1918, 1931 und 1940 Aufstände von Leibeigenen. Besonders bekannt ist der Aufstand von 1918 im Thridug-Distikt, dessen Führer eine Frau war, Hor Lhamo. All diese Aufstände richteten sich gegen das Ulag-System, die Fronarbeit.
Was das zweite von Dir vorgebrachte Zitat angeht, so ist es der Interviewer, der da behauptet „daß “wir die Früchte unserer eigenen Taten ernten”“ - während in der deutlich differenzierenderen Antwort des Dalai Lamai nichts davon zu lesen ist, dass das Karma, das den betroffenen Menschen „gehört“, dessen „Teil“ sie sind, von ihnen selbst in früheren Leben geschaffen wurde. Dieses (obendrein verkürzte) Zitat ist nicht einmal geschickt aus dem Zusammenhang gerissen.
Insofern ist auch das
ich war der erste und einzige, der nachweisen konnte, dass man
dem Dalai Lama wirklich eine solche Aussage zuschreiben kann.
objektiv unrichtig. Wenn es auf Laikas Fragen eine „Nullantwort“ gab, dann war es Deine - sie beantwortete die ersten beiden Fragen überhaupt nicht und missbrauchte die dritte, um mit manipulierten Zitaten billige Polemik gegen einen Pappkameraden zu betreiben.
Auch mit Deinem letzten Zitat verfährst du in gleicher Art und Weise.
Tychiades betont, dass Karma nichts mit Schuld und
Strafe zu tun hat.Vielleicht hat er recht. Vielleicht auch nicht.
Der bekannteste Buddhist unserer Zeit sieht das nämlich ganz
anders. Er schreibt:„Auf die gleiche Weise, in der jemand, der eine kriminelle Tat
begeht und dabei von der Polizei beobachtet wird, gefangen
genommen und bestraft wird, so müssen wir die Konsequenzen für
die negativen Handlungen aus der Vergangenheit tragen. Diese
Handlungen sind unumkehrbar; wir müssen uns ganz einfach ihren
Konsequenzen unterziehen.“
Da wird eine Metapher verwendet, die Du (und nicht der Dalai Lama) überstrapazierst. Da steht nichts von Schuld, sondern von „Konsequenzen“. Da steht auch nicht (und zwar vermutlich ganz bewusst nicht):
„müssen wir die Konsequenzen für unsere die negativen Handlungen aus unseren vergangenen Leben der Vergangenheit tragen …“
Wie gehabt - Du projizierst Deine eigenen krausen Vorstellungen vom buddhistischen Karmabegriff auf solche Zitate und liest da etwas heraus, was gar nicht drin steht, um es dann mit großer Geste zu kritisieren.
Pendragon und ich haben wieder einmal viel Mühe und Zeit darauf verschwendet, Dir den religionswissenschaftlichen Hintergrund verständlich zu machen, auf dem solche Zitate interpretiert und verstanden werden müssen. Wieder einmal zwecklos - offensichtlich geht es Dir nicht um Verstehen, sondern um billige Polemik. Und wieder einmal reicht es mir. Was Dich angeht, ist hier für mich EOD.
Freundliche Grüße,
Ralf