Hi,
es interessiert mich schon. Aber Du meinst ja anscheinen, dass man das von außen alles viel besser beurteilen kann - und das stimmt nicht.
Und es stimmt auch nicht, dass die Ausbildung an der Praxis vorbeigeht - sie kann die Praxis nciht ersetzen (aber Professoren glauben das gerne). Mit „Praxis“ meine ich hier und überall sonst ausschließlich eigenverantwortlichen Unterricht ohhne Beobachter.
Ich kann in einer Vorlesung hören und auswendiglernen, wie viele Schülertypen es gibt und wie man mit ihnen jeweils umgeht. In einer Hospitationsstunde kann ich das Gelernte ausprobieren. Und dann bespricht man die Stunde und erfährt vom Lehrer „Ja, der Hans ist aber eigentlich ganz anders, täusch dich da nicht.“ Und ob Hans nun wegen akutem Liebeskummer grummelig guckt oder weil er so ist, findet man erst nach ein paar Stunden heraus - man muss mit Hans aber schon in der ersten Minute richtig umgehen.
Und das ist nur ein Nebenkriegsschauplatz. Ich hab an anderer Stelle Medieneinsatz kurz angesprochen. Wenn man in der Vorlesung oder im REferendariat jemanden fragt, was man denn tut, wenn der Overhead mitten in der Stunde kaputtgeht, dann heißt es „Überlegen sie sich eine Alternative!“. Läuft im Endeffekt darauf hinaus, dass ich jede Stunde in 2-3 Versionen vorbereiten muss, denn Bild an die Wand werfen + gemeinsam diskutieren geht schneller (vorausgesetzt die Technik spielt mit), weil alle auf einen gemeinsamen Punkt fixiert sind. Die Papiervariante dauert länger, weil das Austeilen Zeit in Anspruch nimmt (schnellste Variante: Lehrer rennt rum), und weil dann jeder statt Richtung Lehrer Richtung Blatt guckt - ein Dutzend Schler schaltet alleine dadurch ab (lernt man auch in der Vorlesunüg. Lösung von Prof uznd Seminarlehrer: Dann lassen sie sic hwas einfallen. Haha - es ist ein einfaches psychologisches Prinzip - wenn ich was in die Hand gedrückt bekomme, guck ich da drauf und nciht woanders hin. Ich muss die Aufmerksamkeit als Lehrer mir zurückholen… nur als Randnotiz zum Thema Fachwissen. Eigentlich müsste ich an der Stelle beleidigt sein, aber ich bin ja Pädagogin. Daher schreibe ich hier auch noch, wider besseren Wissens)
Interessant ist übrigens auch, was passiert, wenn man an die Schüler zwei Blatt Papier gleichzeitig verteilt. Die einzige Variante, um halbwegs sicherzustellen, dass nach Abschluss des Vorgangs jeder Schüler die korrekten Blätter vollständig vor sich hat, ist, die Blätter zusammenzutackern. Und selbst dann geschehen noch Unfälle: einer kommt garantiert auf die Idee, die Dinger auseinanderzureißen, oder es ist ein Stapel dabei, wo die Nadel nicht gegriffen hat. Grund? Aufmerksamkeitsspanne. Jeder von uns hat eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne. Wenn die abgelaufen ist, schaltet man kurz ab, dagegen kann man nichts machen - man kann nur trainieren, die Spanne etwas zu verlängern und öfter hintereinander „zu können“.
Meine Generation, die in einer Zeit (und einer Welt) aufgewachsen ist, in der Videos noch neu bzw selten waren, Computerspiele gar nicht existierten und sich auch die Fernsehwerbung vergleichsweise in Grenzen hielt, haben eine Aufmerksamkeitsspanne von ca. 10min, Akademiker vielleicht bis zu 15 an guten Tagen. Die Generation heutiger Kiddies hat durch Videos, Computerspiele und WErbespots eine Aufmerksamkeitsspanne von 3-5min. Dafür können sie sich aber intensiver konzentrieren. Problem ist, dass es mit dieser kurzen Aufmerksamkeitsspanne schwierig ist, Textarbeit zu machen oder Matheaufgaben jenseits des kleinen Einmaleins… man kann Aufmerksamkeit trainieen, aber dafür muss man üben, üben, üben, und das wird gesellschaftlich zunehmend als uncool betrachtet. Ich soll dann halt als Lehrer kurzschrittigen Unterricht machen - das dabei Kernkompetenzen auf der Strecke bleiben, interessiert keinen. Ershwerend kommt noch hinzu, dass wir keine Maschinen sind: bei einem einzelnen Menschen sind Aufmerksamkeitsphase 1 und 2 und 3 und … unterschiedlich lang. Person 1 und Person 2 haben unterschiedliche Durchschnittswerte für die Dauer der Aufmerksamkeit. Ergebnis: Jeder von den 30 Schülern schaltet zu einem anderen Zeitpunkt an- und ab. Und wie geagt: ich kann nicht verhindern, dass sie irgendwann abschalten. Ich muss nur dafür sorgen, dass sie zurückkommen.
Das muss doch mit coolem Unterricht schnell gehen? Nun ja… was cool oder interesaant ist, definiert ich über den Kontrast zum sontigen Unterricht. Bei mir führt in der Regel der Einsatz einer PP-Präsentation oder die Arbeit im Computerraum zu großer Freude (echt). Aber nur einmal. Beim zweiten mal ist es vorbei. Der effekt geht auch verloren, wenn man in Stunde 1 PP hat Stunde 2 Gruppenarbeit, 3 Computerraum etc… Auch Arbeitsblätter mit selbsterstellten Aufgaben zu eigenen Texten nutzt sich schnll ab. Folgestunde, Vokablabfrage: „Hab ich nciht mehr… brauchten wir den Zettel noch?“ alternativ dazu, bei der Vorbereitung der Schulaufgabe „Ach das hab ich nciht mehr, ich dachte, das war nciht so wichtig.“ „Können wir bitte mehr Lehrbuch machen? Wir wissen sonst nicht, was wir können müssen.“ Die Arbeitsblätter haben, genau wie das Lehrbuch, eine Vokabelliste dabei…
Vorbereiten geht nicht immer: Gestern hab ich das in ner Freistunde gemacht, und da hat der Tacker ist mir unter der Arbeit kaputtgegangen. Reparaturversuch hat den Rest der Zeit aufgebraucht.
Usw. usf., ad nauseatum. Leben ist das, was passiert, während man andere Pläne macht
die Franzi