Darf der Lehrer uns länger behalten?

Hi,

Vielleicht kannst du mal deutlich machen, wie das geht: Ein
konzentriertes Unterrichtsgespräch führen und gleichzeitig
über 20 Schüler im Blick behalten, die den Unterricht stören
und dann genau zuordnen, wer im kritischen Moment geredet hat.

Das ist ihr Job dies zu tun!
Es gibt sehr viele Berufe, die mit Multitasking zu tun haben. Meist sind es sehr verantwortungsvolle Berufe zu denen man ein gewisses Maaß an Talent mitbringen muss.
Was denkst Du wo das endet wenn diese ewig nögergelnden Worte aus dem Mund eines Fluglotsen kommen würde oder vom technischen Leiter der Rolling Stones?
Ich habe großen Respekt vor guten Lehrern, aber mir platzt auch die Hutschnur bei diesem ewigen gejammere von einigen Lehrern, die aus welchen Gründen auch immer nicht ihren Job machen können. Da meine ich die Langzeitkandidaten, die auch nicht in der Lage sind etwas an der für alle beteiligten unerträglichen Situation etwas zu ändern (= Berufswechsel). Jepp, man kann auch als Lehrer den Beruf wechseln - so wie ein Arzt plötzlich entscheidet Musik zu machen oder die Verkaufshilfe ein Studium aufnimmt.

Wenn ich mich für den Job als Lehrer nicht berufen fühle und ständig an meine Grenzen gehe ist das ungesund - für mich selbst und auch für mein Umfeld.

Wie geläufig ist dir ein Schulalltag aus Sicht eines Lehrers?

Ich bin ein Mensch, der reflektieren kann. Ich bin keine Lehrerin, sondern habe lediglich mit Künstlern zu tun (so ähnlich also wie pubertierende Kids) und ich leiste Integrationsarbeit an Berliner Schulen.

Ich habe bspw. kleinere Klassen, ca. 25 Schüler, ca. 17 - 23
Jahre alt. Die sind nicht mehr so hibbelig wie Achtklässler,
haben aber trotzdem oft Verhaltensauffälligkeiten oder soziale
Probleme, die sie mitbringen.

Mir passiert das immer wieder, dass ich ein einer ganz lauten
Klasse tatsächlich nicht mitkriege, wer das
Unterrichtsgespräch durch Seitengespräche gestört hat. Ich hab
genau gehört, dass jemand dazwischengeredet hat, seh aber
niemanden die Lippen bewegen.

Dass einer dazwischen redet ist ja im Unterricht kein Supergau.
Ich erlebe es aber immer wieder dass der ganze Raum unruhig ist. Wenn man nicht hinschaut (was ein Lehrer ja auch nicht immer kann, weil er zur Tafel schaut oder einen einzelnen Schüler), dann wirkt das alles sehr diffus, aber ein Blick in die Runde sollte reichen um zu erkennen wer mich aufmerksam anschaut, schreibt oder liest und wer „woanders“ ist.

Es ist genau das Problem, was einen Lehrer jeden Tag wieder
aufreibt: Mit den willigen Schülern einen guten,
konzentrierten Unterricht machten und gleichzeitig über 20
Schüler im Auge behalten und genau beobachten, wer gerade wie
den Unterricht stört.

Ja, sicherlich eine große Herausforderung und anstrengend - aber ich kann mich nur wiederholen: das bringt der Job mit sich.
Es gibt für alle Konstellationen auch Lösungen. Meistens sicherlich in Form von Sanktionen - nur sollten sie sich im gesetzlichen Rahmen bewegen.

Es passiert übrigens in einigen Klassen, dass gleichzeitig
mehrere Schüler an verschiedenen Stellen stören.

Mit Sicherheit - in der Regel ist der Lehrer ja auch bemüht die regelmäßigen Übeltäter auseinander zu setzen.

Ich hab schon Klassen gehabt, wo 2 von 31 Schüler jedesmal
soviel Theater gemacht haben, dass auch nach einem halben Jahr
kein vernünftiger Unterricht stattfinden konnte (ich war
übrigens nicht die einzige Lehrerin, falls du mir Versagen
unterstellen möchtest, denn auch kein anderer Lehrer bekam in
der Klasse ein Bein an die Erde).

Eine solche Situation halte ich für absolut untragbar. Da schaut man ein halbes Jahr zu, wie der Unterricht wegen zwei Schülern nicht stattfinden kann?

Es liegt nicht allein an der Fähigkeit des Lehrers
interessanten Unterricht zu gestalten, ob ein geordneter
Unterricht stattfinden kann!!

Also: Woher stammt deine Überzeugung und wieviel Schulalltag
kennst du?

s.o.
Das sind meist gemischte Klassen mit einen Anteil an Schülern ausländischer Herkunft und Integrationskinder (Kinder mit Behinderungen und Lernschwächen, aber auch Hochbegabte).

Meiner Beobachtung und Erfahrung nach sind viele Lehrer heillos überfordert - und das liegt am System und nicht an den Schülern.

Hier wurden die Schulen gezwungen die ersten beiden Klassen zusammen zu unterrichten, was absolut nicht möglich ist, wenn die Unterrichsmaterialien nicht entsprechend gestaltet sind, keine zusätzlichen Räume zur Verfügung stehen und sie nicht alleine, sondern zu zweit unterrichten.

Das Abitur wird jetzt in 12 anstelle von 13 Jahren abgerissen - ohne den Lehplan entsprechend anzupassen.

Es sitzen Schüler im Unterricht, die gar nicht in der Lage sind den Unterricht zu folgen (körperlich, geistig oder weil sie die Sprache nicht beherrschen) - die Lehrer sind nicht geschult damit umgehen zu können (was ist eigentlich ADHS und wie kann ich dem Kind helfen? Ist Hochbegabung gleich Schlau und schüttelt alles mit links aus dem Ärmel? Warum weigert sich Ahmed Weihnachslieder zu singen und Engel zu basteln? Ist es wirklich sinnvoll einer geistig behinderten Schülerin, die nicht einmal bis 5 zählen kann im Matheunterricht zu behalten?

Ich habe schon erlebt, dass ein Schüler mit Cochleaimplantat, der den Unterricht gestört hat, von der Lehrerin angepflaumt wurde, warum er denn nicht hört.

Es stellen sich Eltern bereit mit einigen Schülern im Park spazieren zu gehen, ein bisschen Bewegung, Bäume zählen etc. damit sie am Ende der Schulausbildung wenigstens ihr Wechselgeld kontrollieren können wenn sie einkaufen gehen - nö, sie haben im Unterricht zu bleiben, weil sonst ist das ja nicht Integration.

Sanktionen gehören zum Führungsstil dazu, aber sie müssen im fairen und gesetzlichen Rahmen bleiben.

Deinen Beitrag weiter unten habe ich gelesen und ich finde ihn an Überheblichkeit kaum zu übertreffen.

Um auf den UP zurück zu kommen: wenn einer nichts verschuldet hat, dann darf er auch nicht bestraft werden. Punkt. Ausnahmen können immer passieren, aber hier ist es als Regelmässigkeit beschrieben - was soll das ganze Gequake über die armen Lehrer - wenn Du keinen Bock darauf habt dann lass Dich als Sachbearbeiter im Finanzamt umschulen - das ist auch ein prima abgesicherter Job, die Kunden kommen einzeln rein und keiner erwartet dass man da gleichzeitig den Bleistift anspitzt und ans Telefon geht - ups, das war jetzt aber gehässig, sorry. Aber so ist das nun mal mit Wald und Schall…

Viele Grüße

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Hallo,

wir hatten so eine ähnliche Situation auch mal in meiner Schulzeit: ein paar Clowns haben den Unterricht immer wieder gestört, sodass der Lehrer hin und wieder ein paar Minuten angehängt hat (oder gar anhängen musste, weil sonst im Aufbruchs-Trubel niemand mitbekommen hätte, was die Hausaufgaben waren). Ich musste auch dringend zum Bus, genau wie andere Mitschüler. Also haben wir den Lehrer einfach darauf hingewiesen, dass wir pünktlich gehen müssen, weil wir sonst den Bus verpassen und erst fast eine Stunde später fahren könnten. Darauf hin hat der Lehrer keine Stunde mehr überzogen, sondern beispielsweise die Fünfminutenpause zwischen zwei Stunden für den Unterricht genutzt oder ein wenig mehr Hausaufgaben aufgegeben, wenn es nötig war. Und eine andere Lehrerin ließ uns sogar in einer anderen Stunde regelmäßig 5 Minuten VOR Schluss gehen, weil die Hälfte der Klasse sonst eine Stunde auf den Bus hätte warten müssen (tolle Planung seitens des Busunternehmens… Aber naja, nach einem halben Jahr hatten die Beschwerden an das Busunternehmen gefruchtet und der Bus fuhr 10 Minuten später).

Daher mein Tip: Sprich einfach mit deinem Lehrer und erkläre, dass du dringend zum Bus musst, weil du sonst 2 Stunden warten musst. Lehrer sind ja keine Unmenschen. :smile:

Viele Grüße!

Hi,

danke Dir, das stimmt. Ich hätte wissen müssen, dass ich als Lehrer immer alles wissen muss. Aber schon die Tatsache, dass ich nicht wusste, dass ich das wissen muss, zewigt doch eigentich schon alles.

die Franzi

Hi,

nein, auch jemand anderes darf beaufsichtigen, ein anderer Lehrer etc. ABER: Der Schüler hat laut Art. 56 BayEUG das Recht, sich am Unterricht zu beteiligen. Wenn ich ihn rauswerfe, nehme ich ihm dieses Recht.
Darüber hinaus sieht Art. 86 BayEUG unter den Ordnungs- und Erziehungsmaßnahmen (vulgo: Strafen) den Ausschluss vom Unterricht in einem Fach von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen vor. Das ist eine der höchsten Strafen, die das bayerische Schulrecht kennt - darüber gibt es Schulausschluss (dann ist man von allen Fächern ausgeschlossen) oder den Schulverweis (man darf nie wieder an diese Schule kommen). Darunter gibt es,(von hart nach mild geordnet) die Versetzung in die Parallelklasse, den verschärften Verweis durch den Direktor und den schriftlichen Verweis durch den Lehrer.
Eine Reihenfolge der Ordnungsmaßnahmen ist nicht zwingend vorgeschrieben, die Verhältnismäßigkeit sollte aber doch gewährleistet sein.

die Franzi

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Hi

Danke für die ausführliche Erläuterung :smile:

lg
Kate

Hallo,

auch wenn viele (mal wieder) es von sich weisen wollen - aber die Aufgaben des Lehrers gehen heute, gerade in der Grundschule, weit über das hinaus was früher mal war.

„Früher“, sagen wir mal so vor 20 Jahren, sind die Kinder (in Berlin) mit 6-7 Jahren eingeschult worden und ihnen stand einen Schultag bis 13:30h bevor. Danach war schluss - sie gingen nach Hause, wo sie entweder alleine oder mit Freunden und Geschwister waren („Schlüsselkinder“) oder einige gingen in den Hort (das war damals aber eher die Ausnahme). Die Lehrer haben unterrichtet - nicht mehr und nicht weniger.

Heute gibt es die Ganztagsschulen, wo die Kinder bis teilweise 16h Unterricht haben und anschließend bis 18h von den Lehrern (!) bis zur Abholung betreut werden. Wenn sie dann von den Eltern abgeholt werden (die gerade von der Arbeit kommen), müssen sie noch einkaufen, Abendessen machen und das war’s dann - die Minuten der gemeinsamen Zeit ist extrem begrenzt und so bleibt viel an Erziehungsabeit an den Lehrern haften (die wiederum dafür nicht ausgebildet wurden).

Es wird von den Lehrern heute erwartet, dass sie das auffangen, was das Elternhaus nicht schafft und dass sie daran scheitern ist klar. Das würde nur funktionieren, wenn die Erziehungswissenschaften und Pädagogik mehr ins Lehramtstudium einfliessen würde und sie regelmässige Fortbildungen in Konfliktmanagement, Motivationstrainings, Umgang mit „schwierigen“ Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten bekommen würden.

Hinzu kommt noch, dass viele Lehrer für den Beruf einfach ungeeignet sind und den Berufsalltag unterschätzen (siehe z.B. die Studie der Uni Potsdam: http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/frust-i…).

Viele Grüße

Hallo Franzi,

ich widerspreche Dir nicht - ich sehe das ganz genauso.
Ich bekomme nur leider, gerade hier bei dem Lehrerforum, oft den Eindruck, dass nur Lehrer wissen wie es wirklich geht und ich kann das Gejammere einfach nicht ertragen.

Ich bin keine Lehrerin. Ich gehöre aber auch nicht zu denjenigen, die sich durch die Schule geschädigt fühlen. Nach all den Jahren habe ich immernoch zu einigen Lehrern einen sehr guten und regelmässigen Kontakt und ich beobachte durch ehrenamtliche Tätigkeiten und durch mein eigenes Schulkind, dass es sehr viele engagierte und auch lustige Lehrer gibt. Sie gehen weit über das hinaus, was sie eigentlich tun müssten und trauen sich dabei auch Stellung zu beziehen. Dazu gehört auch, dass man den Menschen vor sich sieht und nicht nur auf Teufel komm raus den Stoff durchziehen will.

Ich hatte aber auch Lehrer, die eindeutig ihren Beruf verfehlt haben - sie haben geschrien, gesoffen, die Augen vor Mobbing verschlossen und hielten sich selber nicht an die Regeln (Gymnasium).

Wie bereits geschrieben: ich bin keine Lehrerin, aber ich bin Arbeitgeberin, Mutter und organisiere Konzertveranstaltungen im größeren Bereich und habe mit Ende 30 noch ein Studium durchgezogen - wenn einer sich nicht an die Abmachungen hält, sich mit dem Job überfordert fühlt und dabei unfair wird und anfängt zu jammern, weil alle anderen Schuld sind, dann habe ich dafür kein Verständnis.

Eine Freundin von mir ist Grundschullehrerin und erlitt bereits nach 5 Jahren Berufstätigkeit einen Burn-out. Sie arbeitete, ließ sich krank schreiben, ging in Kur und wieder arbeiten - das wiederholt sich bis heute ohne dass sie es in Erwägung zieht Konsequenzen zu ziehen, denn sie möchte den Beamtenstatus nicht aufgeben - leider ist sie kein Einzelfall.

Viele Grüße

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Hallo,

dass Lehrer Pädagogen sind ist mir ganz neu. Somit wäre ja jedes Problem gelöst. Sie qualifizieren sich dann natürlich auch gleich als Erzieher und Kinderpsychologen und wundern sich warum sie dabei scheitern.

Viele Grüße

Phantasie
Hallo,
ich vermute ganz stark, dass ihr euch vor allem deswegen „streitet“ weil jeder aus dem Beitrag des anderen eine ganz bestimmte Phantasie der konkreten Situation entwickelt, die sich aber nicht mit dem deckt was der Absender sich dabei dachte.

Wenn man sich die Situation so vorstellt, dass einzelne Schüler auf Kosten aller anderen ihren Unfug treiben (es könnte aber auch anders gelagert sein), dann ist es eine ganz normale Reaktion, wenn die Betroffenen dieses Verhalten sanktionieren, auf gut deutsch: sich das von ihren Mitschülern nicht gefallen lassen.
Das ist ihr gutes Recht.

Wenn das aber in der Art und Weise einer Verschwörung und in den Sanktionen ohne Bezug zum „Vergehen“ geschieht, dann ist das nicht zielführend.

Dass es allein Aufgabe des Lehrers ist, auf Schüler pädagogisch und erzieherisch einzuwirken ist natürlich Unsinn. Nicht zuletzt weil das unmöglich ist.
Es werden auch bestimmte Methoden oder Sozialformen eingesetzt, gerade damit sich die Schüler z. B. gegenseitig unterstützen und natürlich auch in ihrem Sozialverhalten gegenseitig formen.

Wenn Lehrer aber Probleme vor allem über Kollektivstrafen beheben wollen, dann ist das falsch. Das das hier so ist kann ich aber nicht erkennen. Es ist ja noch nicht mal klar, ob das überhaupt eine erzieherische Maßnahme ist oder nicht nur das bloße „den Stoff noch zu ende machen“.

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Hallo,

Das ist ihr Job dies zu tun!

Dazu fällt mir nun nur noch „Geblubber“ ein.
Du hast offensichtlich keine Ahnung welche Bandbreite an ungünstigen Bedingungen in einer Klasse zusammenkommen können.

Und nur am Rande bemerkt ist multitasking eine arbeitgebergefällige Fiktion.

Gruß
Werner

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Hallo,

Dazu fällt mir nun nur noch „Geblubber“ ein.

Nunja, so geht mir eben das Geblubber der armen Lehrer auf den Geist.

Du hast offensichtlich keine Ahnung welche Bandbreite an
ungünstigen Bedingungen in einer Klasse zusammenkommen können.

Doch, doch, das habe ich - das ist für mich aber kein Argument kollektiv zu jammern und unfaire Methoden zu begrüssen.

Und nur am Rande bemerkt ist multitasking eine
arbeitgebergefällige Fiktion.

Ha! Dann frage mal eine berufstätige alleinstehende Mutter was sie zum Thema Multitasking zu sagen hat und wenn sie dir zu unqualifiziert erscheint, dann eben einen Fluglotsen, Broker oder Leiter eines Veranstaltung (vom Rettungsdienst bis hin zu einer Premierenfeier). Multitasking ist nichts was künstlich erstrebenswert ist, denn es bedeutet erheblich Einbußen in der Qualität der Arbeit - es gibt aber nun mal Berufe und Situationen, die sie unumgänglich machen - alles andere ist Fiktion.

Viele Grüße

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Hallo,

du hast insofern recht, als dass beide Systeme bei dem Wunsch eines jeden Schülers ansetzen, als Mitglied der Klasse akzeptiert zu sein.

Der Unterschied besteht jedoch darin, dass bei ersterem, also dem Schneiden der Störer, dieser wieder in die Klasse integriert wird, sobald er sich gruppenkonform verhält.
Stört er den Unterricht, gibt es negative Konsequenzen von Seiten der Klasse. Stört er nicht, wird er akzeptiert.
Daran ist zunächst erstmal nichts auszusetzen. Jede Form der Strafe funktioniert nach diesem Prinzip. Auch der Lehrer bezweckt mit seinen Strafen ja nichts anderes. Und ältere Schüler können das durchaus innerhalb ihrer Klasse so regeln. (Oft genug tun sie das auch, allerdings besteht das negative Verhalten vielleicht nicht gerade im Stören des Unterrichts.) :smile:

Mobbing funktioniert anders. Dabei ist es nämlich vollkommen egal, ob das Opfer negativ auffällt oder nicht. Die Klassenzugehörigkeit wird „aus Prinzip“ verweigert. In der Regel versuchen die Opfer alles, um sich gruppenkonform zu verhalten, jedenfalls aber wenigstens, nicht negativ aufzufallen, und trotzdem werden sie geschnitten oder eben nieder gemacht. Auch Wohlverhalten führt nicht zum Erfolg. (Das glauben viele Opfer anfangs noch, weswegen sie das Mobbing nicht melden. Später dann melden sie es häufig nicht aus Angst vor noch schlimmeren Konsequenzen.)

Da liegt - wie gesagt - der Unterschied. Deshalb ist das Schneiden von Störern (oder früher von mir aus auch die Klassenkeile) gerade kein Mobbing. Es trifft nur die, die negativ auffallen, und hört auf, sobald die Betreffenden das unerwünschte Verhalten einstellen.

Es ist vielleicht kein schönes System, aber in Gruppen absolut üblich.
Wenn du im Berufsleben im Team arbeiten musst, und einer sabotiert permanent die Arbeit, dann wird das Team - ggf. nach einem erfolglosen klärenden Gespräch und nach erfolglosem „Petzen“ beim Chef - es auch nicht einfach hinnehmen, dass Tag für Tag länger gearbeitet werden muss, weil einer keinen Bock hat. Der wird genauso geschnitten, wenn sich alle anderen einig sind. Oder es gibt Streit. Oder man sabotiert wiederum dessen Arbeit.
Das ist aber gerade kein Mobbing, weil das sofort aufhört, sobald der andere mit der Gruppe mitzieht. Es ist ein beschissenes Arbeitsklima, aber kein Mobbing.

In diesem geschilderten Fall des UP kann es durchaus auch hilfreich sein, jedenfalls dann, wenn die Mehrheit der Klasse lieber während der Unterrichtszeit ruhig sein möchte als Nachzusitzen, und wenn die Störer nicht gerade DIE Rädelsführer der Klasse sind.

Viele Grüße,

larymin

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Wer mobbt hier wen? Der Tipp, dass die Klasse gemeinsam die Störer ausgrenzt, wäre auch mein Tipp gewesen.
Aromyxo

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Kein Supermann
Hallo,

Nunja, so geht mir eben das Geblubber der armen Lehrer auf den
Geist.

Was dir auf den Geist geht, ist aber in einem „Wissensforum“ irrelevant.

Du hast offensichtlich keine Ahnung welche Bandbreite an
ungünstigen Bedingungen in einer Klasse zusammenkommen können.

Doch, doch, das habe ich - das ist für mich aber kein Argument
kollektiv zu jammern und unfaire Methoden zu begrüssen.

Darum ging es an dieser Stelle aber nicht, sondern darum, dass du die Feststellung, dass es unter den realen Unterrichtsbedingungen nicht immer möglich ist neben allen anderen Aufgaben, die es im Unterricht als Lehrer zu erledigen gilt, auch jeden Störer zu identifizieren und individuell zu disziplinieren, mit einer - ich sag es mal freundlich - wenig reflektierten Parole abgebügelt hast.

Und nur am Rande bemerkt ist multitasking eine
arbeitgebergefällige Fiktion.

Ha! Dann frage mal eine berufstätige alleinstehende Mutter was
sie zum Thema Multitasking zu sagen hat …

Gelten auch die Erfahrungen eines alleinerziehenden Vaters?

… und wenn sie dir zu
unqualifiziert erscheint, dann eben einen Fluglotsen, Broker
oder Leiter eines Veranstaltung (vom Rettungsdienst bis hin zu
einer Premierenfeier). Multitasking ist nichts was künstlich
erstrebenswert ist, denn es bedeutet erheblich Einbußen in der
Qualität der Arbeit - es gibt aber nun mal Berufe und
Situationen, die sie unumgänglich machen - alles andere ist
Fiktion.

Ja, da hast du eine schöne Beschreibung geliefert und auch gleich dazu, warum das was in der Wirtschaft gerne an Multitasking verlangt wird, eben doch eine Fiktion ist. Denn wie du selbst feststellst sinkt bei Multitasking die Qualität! Und genau das wird nicht toleriert. Offensichtlich auch nicht bei Lehrern, die feststellen, dass sie nicht alle Anforderungen gleichzeitig voll erfüllen können.
Da heißt es dann einfach:
„Das ist ihr Job!“

Gruß
Werner

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wer ist hier der Experte
Hallo,

Ich bekomme nur leider, gerade hier bei dem Lehrerforum, oft
den Eindruck, dass nur Lehrer wissen wie es wirklich geht und
ich kann das Gejammere einfach nicht ertragen.

Ich frage mich dann allerdings, wer in Sachen Schule und Unterricht die bessere Expertise liefern könnte als Lehrer?

Hört man bei Problemen mit der Gesundheit nicht am Besten auf einen Arzt, bei seinem Auto auf einen Mechatroniker, wenn die Heizung kaputt ist auf den Heizungsinstallateur (oder wie die Berufsbezeichnung gerade lautet) usf.
Warum glaubt eigentlich jeder, er wüsste in Bezug auf Schule und Unterricht besser was dort abgeht und wie man es machen müsste als Lehrer?
Weil jeder mal Schüler war?
Nach der Logik darf dann auch jeder sich für einen Experten für Zahnheilkunde halten der regelmäßig zum Zahnarzt geht?

Ich hatte aber auch Lehrer, die eindeutig ihren Beruf verfehlt
haben - sie haben geschrien, gesoffen, die Augen vor Mobbing
verschlossen und hielten sich selber nicht an die Regeln
(Gymnasium).

Ja, ganz wie im wirklichen Leben.

Eine Freundin von mir ist Grundschullehrerin und erlitt
bereits nach 5 Jahren Berufstätigkeit einen Burn-out. Sie
arbeitete, ließ sich krank schreiben, ging in Kur und wieder
arbeiten - das wiederholt sich bis heute ohne dass sie es in
Erwägung zieht Konsequenzen zu ziehen, denn sie möchte den
Beamtenstatus nicht aufgeben - leider ist sie kein Einzelfall.

Das ist ein erhebliches Problem und in fast jedem Kollegium wirst du Leute finden, die dem Beruf eigentlich nicht mehr gerecht werden, aber was soll die Frau in deinem Beispiel denn deiner Meinung nach machen?

Sie hat wahrscheinlich etwa 6-7 Jahre darauf verwendet sich auf ihren Beruf vorzubereiten. Nun ist sie nach deiner Schilderung mitte-ende 30 und hat eine Ausbildung mit der sie außerhalb der Schule fast nichts anfangen kann. Dazu hat sie einen Status und Lebensstandard erreicht, den wohl die Wenigsten mal eben so aufgeben wollen. Sie müsste, um eine adäquate Tätigkeit zu finden, also wiederum eine mehrjährige Ausbildung durchlaufen.

In jeder verantwortungsvollen Position (mit entsprechendem Verdienst) verlangt man von jemandem in diesem Alter auch einige Berufserfahrung (die sie nun nicht hat) und mit der Krankengeschichte wird auch kaum ein Arbeitgeber sie überhaupt haben wollen.

Wenn sie den Beamtenstatus aufgibt, was anderes versucht und dann aufgrund ihrer anscheinend angeschlagenen Psyche scheitert, dann füllt sie am Ende Regale im Supermarkt auf oder ist sogar auf „Harz IV“.

Das würdest du an ihrer Stelle so machen?

Gruß
Werner

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